eLearningSUMMIT CoP

Digitale Transformation der betrieblichen Bildung

Frank Siepmann Portrait
Frank Siepmann, eLearning Journal

Seit 15 Jahren begleitet das eLearning Journal den Einsatz von eLearning in die betriebliche Bildung. Der Newsletter-Verteiler hat mittlerweile eine Reichweite von über 150.000 Akteuren der betrieblichen Bildung erreicht. Mit der Durchführung der SUMMIT Tour seit 2012, an der jährlich über 3.200 eLearning Professionals teilnehmen, wurde der Fachverlag zunehmend zum Community-Manager, der die digitalen Transformation der betrieblichen Bildung praxisorientiert begleitet.

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Vor 1 ½ Jahren haben wir mit 50 programmbeteiligten Akteuren der SUMMIT Tour gemeinsam die Initiative „F&E Unternehmensnetzwerk“ gestartet mit dem Ziel, Strukturen für einen dauerhaften überbetrieblichen Erfahrungsaustausch und Erkenntnisgewinn zur Digitalisierung der betrieblichen Bildung zu entwickeln. Entstanden ist unter fachlich-wissenschaftlicher Begleitung des Bildungswissenschaftlers Prof. Dr. Peter Dehnbostel ein 5-Schalen-Model einer „Community of Practice: Betriebliche Bildung“, dass wir nun mit dem Start des eLearning SUMMIT 2020 der Fachöffentlichkeit vorstellen. Alle SUMMIT Card Inhaber des eLearning SUMMIT 2020 sind nunmehr eingeladen, die entstandenen Strukturen zu nutzen und sich künftig an den überbetrieblichen Austausch in Arbeitsgruppen, Projektgruppen, Netzwerktreffen und F&E-Webkonferenzen zu beteiligen.

Eine Community of Practice (Abkürzung: CoP) ist nach der Wikipedia-Definition eine praxisbezogene Gemeinschaft, die ähnlichen Aufgaben gegenüberstehen und voneinander lernen wollen. Die digitale Transformation der betrieblichen Bildung ist eine dauerhafte Herausforderung für die im Betrieb zuständigen Kollegen der Personalentwicklung, Weiterbildungsabteilung und weiteren Stakeholdern für informelle und formale betriebliche Lernszenarien.

Dabei können die Kollegen in der Regel neben der Beauftragung von Dienstleistern und den Einkauf von Bildungstechnologie nur sehr bedingt auf überbetriebliche Erkenntnisse und Hilfestellungen zurückgreifen. Die Entwicklung von Inhouse-Expertise und Weiterbildungsstrategien geschieht häufig in einen aufwendigen, betrieblichen Try-and-Error Prozess, der an den vorhandenen Kompetenzen der Beteiligten gebunden ist. Viele Kollegen wünschen sich bei der Projektkonzeption, im Projektverlauf oder bei der Projektevaluation eine direkte Einbeziehung von überbetrieblicher Expertise, zum Beispiel für die Deutung von Projektverläufen, für Wirkungsprognosen neuer Lernszenarien oder bei der Organisation von Kompetenzerwerb im Arbeitsprozess. Zahlreiche Wissenschaftsdisziplinen beschäftigen sich mit diesem gewünschten Erkenntnisgewinn zum Einsatz von eLearning und Bildungstechnologie im Weiterbildungsprozess, wie zum Beispiel Berufspädagogik, Arbeitswissenschaft, Neurobiologie, Psychologie des Lehrens und des Lehrens, Wirtschaftsinformatik, Bildungswissenschaft, Didaktik sowie weitere Disziplinen der Wirtschaftswissenschaften. Das BMBF hat in einer F&E-Statuskonferenz zur Reihe eQualifikation im Frühjahr 2020 mitgeteilt, dass allein in diese Forschungslinie über 500 Millionen Euro in 300 Vorhaben investiert wurden. Doch hilfreiche, praxisrelevante, wissenschaftliche Erkenntnisse stehen für die betrieblichen Akteure selten zur Verfügung, da der Dschungel an durchgeführten F&E-Projekten für den einzelnen Betrieb eher undurchsichtig erscheint und ein organisierter Transfer in die betriebliche Praxis wenig transparent in Mikro-Erprobungen erfolgt. Die Organisationen der Ordnungsarbeit zur beruflichen Bildung befinden sich dagegen nicht selten ebenfalls mitten in einer digitalen Transformation und ringen um Konzepte der künftigen Begleitung der betrieblichen Bildung. Vor diesen Hintergrund bieten Strukturen einer CoP – Betriebliche Bildung künftig eine kommunikative Validierung der Akteure, einen formativen Transfer sowie den unmittelbaren Zugriff auf praxisrelevante Erkenntnisse und bieten darüber hinaus einen dauerhaften überbetrieblichen Erfahrungsaustausch zu den vielfältigen Herausforderungen für eine zukunftweisende Verzahnung von überbetrieblichen Kompetenzen an.

5-Schalen-Modell: Community of Practice – Betriebliche Bildung

Prof. Dr. Peter Dehnbostel
Prof. Dr. Peter Dehnbostel, Technische Universität Dortmund

Die Community of Practice „Betriebliche Bildung“ ist im weitesten Sinne aus der seit 2012 stattfindenden SUMMIT Tour entstanden. Der Austausch über den Einsatz von eLearning im Rahmen der digitalen Transformation der betriebliche Bildung führte 2018 zu einer Netzwerkinitiative von Unternehmen, die unter den Gesichtspunkten von Forschung und Entwicklung die betriebliche Digitalisierung in den Blick nahm. Über den Erfahrungsaustausch hinaus geht es um systematische und nachhaltige Erkenntnisse, die es ermöglichen, die digitale Entwicklung der betrieblichen Bildung situativ und strategisch zu erfassen und mit dem eLearning und der digitalen Kompetenzentwicklung in der betrieblichen Praxis zu verschränken.

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In der Community of Practice (CoP) teilen Personen und Unternehmen gemeinsame Interessen, Arbeits- und Lernsituationen und unterstützen sich gegenseitig bei der Entwicklung ihrer Konzepte und der Lösung von Problemen. Die Community ist eine Praxisgemeinschaft, die auf der Basis der eigenen betrieblichen Entwicklung des eLearnings und der Digitalisierung mit anderen IT-Professionals, Personalentwicklern und Weiterbildnern einen Austausch und einen Erkenntnisgewinn anstrebt. Dabei werden wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Handlungs- und Verwendungsforschung gezielt aufgenommen und praxisverschränkt weiterentwickelt. Es werden gezielt Themenexperten und externe Wissensträger hinzugezogen. Der einzelbetriebliche Erfahrungs- und Erkenntnishorizont wird erweitert, die Abhängigkeit von Anbietern und externen IT-Beratern verringert und letztlich die eigene Professionalität gefördert und verbreitert.

Es geht also um die kollaborative Entwicklung der digitalen Transformation unter systematischer Reflexion betrieblicher Innovationen und um die Verwendung wissenschaftlichen Wissens in der Praxis und dessen diskursive Rückbindung in die Community. Zudem nimmt die Community of Practice „Betriebliche Bildung“ an öffentlich geförderten F&E-Projekten zur digitalen betrieblichen Entwicklung teil und partizipiert so unmittelbar an bundesweit gewonnenen innovativen Erkenntnisfortschritten in der betrieblichen Digitalisierung. Dabei folgt die Community den Grundsätzen der Verbindung von Wissenschaft und Praxis, der Zusammenführung von Handlungen und Theoriewissen und der Aufhebung der Trennung zwischen Forschern und Praxis-Professionals. Zugespitzt folgt die Praxis-Wissenschaft-Kommunikation der Community dem Ansatz des Design Based Research und nimmt das Design Thinking als methodische Grundlage auf.

Thematisch resultieren die Arbeits- und Diskursthemen aus den Bedarfen, den Anforderungen und praktisch-konzeptionellen digitalen Entwicklungen der Unternehmen. Diese werden um projektbezogene Innovationen erweitert und dem State of the Art in der eLearning-, Digital- und KI-Entwicklung gegenübergestellt. Dabei werden interdisziplinäre Erkenntnisse aus so unterschiedlichen Disziplinen wie der Betriebswirtschaft, der Berufs- und Weiterbildung, der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Arbeitswissenschaft und der Erwachsenenbildung aufgenommen und im überbetrieblichen Rahmen zusammengeführt.

Die Community entwickelt sich in hohem Maße selbstgesteuert, die Mitglieder sind gleichberechtigt, ihre Teilnahme ist freiwillig und persönlich. Der Arbeitsmodus erfolgt über Online-Foren und Präsenztreffen, entspricht also prinzipiell dem Blended Learning-Prinzip. Allerdings steht nicht – wie beim Blended Learning üblich – ein formales Lernen im Vordergrund, sondern ein informelles, in hohem Maße selbstgesteuertes Lernen. Die eigenen Erfahrungen werden mit denen der anderen Commnity-Mitglieder und neuerworbenem Wissen in Einklang gebracht, womit ein sinnstiftendes und authentisches Lernen erfolgt.

Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Lern- und Professionalisierungswege, der überbetriebliche Erfahrungsaustausch und der Erkenntnisgewinn, der über unterschiedliche Wege und Rahmungen erfolgt. Ausgangspunkt und gemeinsame Basis der Community-Mitglieder sind die SUMMIT Tour und das eLearning Journal. Dient die SUMMIT Tour vorrangig dem überbetrieblichen Erfahrungsaustausch, so übernimmt das eLearning Journal zentral die Funktion des Transfers. Im Aufbau der Community sind diese beiden Referenzebenen um ein F&E-Zentrum und die übergeordnete Verwendungsebene der betrieblichen Bildung erweitert worden. Das Ergebnis ist das 5-Schalen-Modell der Community of Practice „Betriebliche Bildung“.

Schalenmodell

Schale 5:
Betriebliche Bildung

Unternehmen
Sozialpartner
Bund
Länder

Schale 4:
eLearning Journal

Fachblatt
BENCHMARKING
Newsletter
Social Media Gruppen

Schale 3:
eLearning SUMMIT

SUMMIT Tour
SUMMIT Digital
SUMMIT Blog
SUMMIT Newsletter

Schale 2:
F&E-
Unternehmens-netzwerk

Arbeitsgruppen
Projektgruppen
F&E-Projekte
Netzwerkplenum

Schale 1:
Living Lab /
Think Tank

F&E-Projekte
Experimentierräume
Strategieentwicklung
wissenschaftlicher Diskurs

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