Content Curation – Aus Informationen Wissen machen

Die Menge an verfügbaren Informationen nimmt ständig zu. Wie findet man das Wissen, das man tatsächlich braucht? Mit dieser Herausforderung kämpfen auch Verantwortliche für die betriebliche Weiterbildung: Auf dem Papier überzeugen rasant wachsende Lernplattformen noch. Aber spätestens, wenn die schiere Angebotsfülle lernhungrige Mitarbeiter überfordert, wird sie kontraproduktiv. Die kundenzentrierte Kuration macht künftig den entscheidenden Unterschied, erklärt Michael Wiederstein von getAbstract.

Get Abstract

eLearning Journal: Sehr geehrter Herr Wiederstein, können Sie bitte zunächst sich und insbesondere die getAbstract AG vorstellen?

Michael Wiederstein: getAbstract ist der weltweit größte Anbieter von komprimiertem Wissen und fasst seit 1999 relevante Medien in eingängigen Summaries zusammen. Ich persönlich komme aus dem Journalismus, bin seit einem Jahr bei getAbstract und entwickle hier mit einem kleinen Team unser neues, journalistisches Vermittlungsprodukt, das Journal by getAbstract. Das Journal hat zum Ziel, unsere 22.000 Zusammenfassungen täglich aufs Neue fruchtbar zu machen – auf Englisch und auf Deutsch.

eLearning Journal: Bei der Fülle an verfügbaren Informationen wird es heutzutage immer wichtiger, nur die Informationen zu erhalten, die man auch wirklich gebrauchen kann. Dies trifft insbesondere auch auf die betriebliche Weiterbildung zu, weshalb das Kuratieren von Lerninhalten immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das Aufbereiten von Informationen und Wissen gehört zu den Kernkompetenzen von getAbstract. Was zeichnet Ihrer Erfahrung nach eine erfolgreiche Kuratierung aus? Gibt es bestimmte Dos and Don’ts?

Michael Wiederstein: Hier stellt sich eine Grundsatzfrage: Wie erkennt man relevantes Wissen? In unserer Bibliothek befinden sich 22.000 Zusammenfassungen, und die sind auf 500 Themenkanäle verteilt. Das ist für sich genommen phantastisch! Trotzdem weiß man als Kunde manchmal nicht genau, was im Kontext der aktuellen Geschehnisse auf der ganzen Welt gerade jetzt wichtig ist und wo man notwendiges Hintergrundwissen findet. Wir versuchen auf drei Wegen, die Inhalte für unsere Leser zu kuratieren: Über unsere Fachredaktionen, über konkrete Kundenanfragen und die zugehörigen Daten und natürlich über die für unsere Zielgruppe relevanten Medien.

Auf der einen Seite wissen wir, was unsere Redaktionen als wichtige Themen und Trends definieren – und welche Titel sie deshalb auswählen. Sie sichten alle Neuerscheinungen, auch Videos und Podcasts im Netz, und wählen kompetent die für unsere Zielgruppe spannendsten Titel aus. Da diese Bücher einen ähnlichen Selektionsprozess schon einmal in den Verlagen selbst durchlaufen haben, weil sie auf Trends und aktuelle Fragestellung reagieren und am Markt Absatz finden sollen, ist die Auswahl bei getAbstract eine Art zweistufiger Prozess, bei dem unsere Redaktion dann vor allem die Zielgruppe in der Wirtschaftswelt und ihre Präferenzen im Blick hat. Im Journal generieren wir weitere Inhalte zu den interessantesten Büchern: In Autoreninterviews stellen wir aktuelle Fragen, die im Buch selbst noch nicht beantwortet wurden. Die Coronakrise zum Beispiel ist so ein aktuelles Thema, das auch viele Bücher, die vor 2020 geschrieben wurden, wieder besonders interessant macht – weil das Wissen darin wertvolle Tipps zum Umgang mit der Pandemie gibt, was aber so natürlich noch nicht im Abstract stehen konnte. Unsere Journalinhalte gehen also über die reinen Zusammenfassungen weit hinaus und setzen sie in einen aktuellen Anwendungskontext.

Auf der anderen Seite starte ich jeden Tag mit der Frage: Was wollen unsere Kunden wissen? Wir zählen ein Drittel der Fortune 100-Unternehmen zu unseren Kunden, die natürlich ganz spezifische und wegweisende Fragen zu Herausforderungen stellen, denen sie täglich gegenüberstehen – und diese Fragen stellen sie natürlich unseren Customer Success Managers (CSMs). Die geben mir wöchentlich die wichtigsten „Pain Points“ der Firmen durch. Sobald sich eine Anfrage häuft – egal, wo auf der Welt – setzen wir das Thema auf die Liste, suchen die Inhalte in der Bibliothek zusammen und bitten unser Autorennetzwerk um möglichst praxisnahe Beiträge. Ein aktuelles Beispiel sind die Herausforderungen für Mitarbeiter und Manager, die mit Remote Working konfrontiert sind. In einem Ausmaß wie 2020 gab es das vorher noch nicht: Plötzlich wollen aber alle wissen, wie sie mit diesem Thema pragmatisch und effektiv umgehen können. Und so ein Artikel zu den Zusammenfassungen, die die CSMs oft empfehlen, versammelt dann hinter einem Link den Großteil des relevanten Wissens aus unserer Bibliothek, meist aus ganz verschiedenen Themenkanälen – „pfannenfertig“, wie wir so schön sagen. Die Zusammenfassungen helfen den Kunden, im Berufsalltag bessere Entscheidungen treffen zu können – und wenn sie diese geschickt aufbereitet in einem kurzen, vermittelnden Artikel finden, haben sie sogar meist einen Leitfaden, der Strukturen empfiehlt.

Zuletzt und immer: Wir lesen täglich einschlägige Qualitätsmedien, Zeitschriften, Onlinemedien und Zeitungen, von Harvard Business Review über den New Yorker bis zur Frankfurter Allgemeinen. Die großen Themen der Welt sind immer auch die großen Themen der Wirtschaftswelt – und andersherum. Wir verknüpfen dann Titel aus der Bibliothek – topaktuelle Erscheinungen, aber auch ältere relevante Titel – mit diesen Themen. Es ist zum Beispiel interessant, selbst zu sehen, was wir aus den Klassikern zu aktuellen Herausforderungen erfahren können. Nicht alles, was „neu“ ist, ist wirklich neu. Und: Sind die aktuellen Fragen überhaupt die relevanten Fragen? Wie sieht der wissenschaftliche Hintergrund aus? Wir sitzen auf einem enormen Wissensschatz und suchen darin täglich die Antworten.

In diesem „Bermudadreieck“ navigiert das Journal mit Interviews, Beiträgen und multimedialen Ressourcen. So verkürzen wir den Weg zwischen Frage und Antwort. Als Nebeneffekt generiert dieses Kuratieren von Inhalten eine Art Feedbackschleife, die uns auch auf Leerstellen in der Bibliothek aufmerksam macht. Haben wir sie mit unseren Kunden identifiziert, schließt die Redaktion sie schnellstmöglich – und alle gehen gemeinsam wieder einen Schritt weiter.

eLearning Journal: In der DACH-Region dominieren beim digitalen Lernen vor allem WBTs und videobasierte Formate wie Lernvideos oder Webinare. Was macht in diesem Kontext gerade eure Abstracts für die betriebliche Bildung interessant? Welche Mehrwerte bieten eure Abstracts konkret Unternehmen?

Michael Wiederstein: Wir decken Führungs-, Management-, Technikthemen und viele weitere business-relevante Aspekte ab. Die Relevanz wird durch unseren Erfolg über die letzten 20 Jahre bestätigt. Und: Menschen lesen nachweislich mehr als je zuvor, allerdings kürzere Texte. Und wenn man im Fluss des Arbeitsalltags nach relevantem Wissen sucht, ist der beste Weg dorthin oft immer noch ein kurzer, informativer und zugänglicher Artikel. Video und Audio sind selbstverständlich interessant, aber für selbständiges Lernen in der Wissensökonomie ist ein Podcast häufig schon zu viel. Die Zusammenfassungen derselben, vielleicht nebst kontextualisierendem Material, das noch einen vertieften Einblick erlaubt, passt immer.

eLearning Journal: Bedingt durch die anhaltende Corona-Krise haben in diesem Jahr bestimmte Themen enorm an Relevanz gewonnen. Welche Themen sind Ihrer Erfahrung nach in diesem Jahr bei euren Kunden besonders gefragt? Gibt es große Unterschiede zum Vorjahr? Zeichnen sich bereits neue Themenbedarfe für die Zukunft ab?

Michael Wiederstein: Sogenannte Soft Skills nehmen an Wichtigkeit zu. Sie müssen besser trainiert werden, wenn man auf Distanz arbeitet oder ein Remote Team führt. In der Vergangenheit wurden Soft Skills oft nebensächlich behandelt; heute sind sie unumgänglich, wenn man Erfolg haben will. Viele Themen, die mit Personalmanagement und Home Office verwandt sind, sind momentan sehr gefragt. Ein „Back to Normal“ ist noch nicht möglich, wie also gehen wir mit Remote Working auf unbestimmte Zeit um? Wie managt man den schmalen Grat zwischen Freiheit und Überwachung? Wie rekrutiert man, ohne die Kandidaten persönlich anzutreffen? Welche Fähigkeiten müssen für eine digitale Arbeitswelt trainiert werden? Lustigerweise ist momentan sogar das Thema Bürogestaltung aus denselben Gründen angesagt. Im DACH-Raum sehen viele Räumlichkeiten noch schwer nach 1980er-Jahre-“Schimanski“-Tatort aus. Das verstärkte Arbeiten von Zuhause ermöglicht und zwingt Firmen, in diesem Bereich etwas zu unternehmen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen gesponsorten Beitrag der getAbstract AG.


Profil:

Michael Wiederstein

ist seit September 2019 Executive Editor bei getAbstract und dort verantwortlich für das neue Journal, das zwischen dem aktuellen wirtschaftlichen Tagesgeschehen und der hauseigenen Wissensbibliothek mit über 20.000 Buchzusammenfassungen vermittelt. Er studierte Germanistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Siegen (D). Seit 2017 gehört er außerdem zum Jurorenteam des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs (Bachmannpreis) in Klagenfurt.

 


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