Erfolgsfaktoren von Digitalisierungsprojekten

In diesen Beitrag lesen Sie, welche positiven und negativen Faktoren den Erfolg von Digitalisierungsprojekten beeinflussen können, welche Faktoren bei der Umsetzung dieser Projekte besonders zu beachten sind sowie in welchen Ausmaßen der Digitalen Transformation die jeweiligen Faktoren einzuordnen sind.

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Eine Interviewstudie, die auf einer Literaturstudie aufbaut, zeigt, dass eine Fülle von Einflüssen die Entwicklung und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten und -prozessen nachhaltig beeinflussen. Dabei gibt dieser Beitrag einen ersten Einblick in das Themengebiet der kritischen Erfolgsfaktoren für Projekte im Rahmen der Digitalen Transformation und stellt damit einen ersten Schritt in das Wissen und Wollen von Stakeholdern. Die Studie identifizierten mehrere Einflüsse und das daraus abgeleitete Modell bieten einen ersten Ansatz, durch deren Berücksichtigung die erfolgreiche Umsetzung von Digitalisierungsprojekten in Unternehmen verbessert werden kann. Gleichzeitig den Zufriedenheitsgrad zwischen den verschiedenen Stakeholdern innerhalb und außerhalb von Unternehmen zu sichern.

Die Globalisierung der Märkte, die wachsende Geschwindigkeit des technologischen und digitalen Wandels und die sich schnell verändernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontieren Unternehmen und besonders deren Mitarbeiter und Entwickler heutzutage mit einer Fülle an immer wieder neuen Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen stellt die Digitale Transformation innerhalb und außerhalb des Unternehmens dar. Dabei eröffnet gerade diese Digitale Transformation völlig neue Chancen von Prozessen und Vernetzung aller Partner, Mitarbeiter, Stakeholder, Kunden und Lieferanten. Gerade weil die Digitale Transformation sämtliche Bereiche der Wirtschaft in unterschiedlicher Geschwindigkeit und in unterschiedlichem Umfang erfasst, wird sich kein Unternehmen dieser Entwicklung entziehen können. Um als Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben zu können, müssen sie die eigene Digitale Transformation aktiv gestalten und aufkommende Möglichkeiten sofort nutzen. Dabei betrifft die Gestaltung der Digitalen Transformation nicht nur die IT-Verantwortlichen, sondern ist Aufgabe des gesamten Unternehmens. Besonders in der IT wird die Entwicklung von digitalen Prozessen und Neuentwicklungen zum Spießrutenlauf mit allen Stakeholdern. Die IT muss liefern und gibt es ein Problem, dann ist immer die IT daran schuld. Wie können also Stakeholder vom Finanzier bis zum Verkäufer und Kunden zufrieden gestellt werden?

In der wissenschaftlichen als auch in der praxisorientierten Literatur werden zahlreiche Fragestellungen im Zusammenhang mit der Digitalen Transformation diskutiert. Eine zentrale Frage fokussiert dabei die Erfolgsfaktoren, auf welche Unternehmen bei der Umsetzung von Digitalisierungsprozessen^ besonders achten sollten, dies auch vor dem Hintergrund des Unterschieds zwischen Digitalisierungsprojekten und ‚klassischen IT-Projekten” im weitesten Sinne.

Diese Frage aufgreifend fokussiert sich ein Forschungsvorhaben des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität Dresden auf die spezifischen Erfolgsfaktoren, die Prozesse im Rahmen der Digitalen Transformation von Unternehmen beeinflussen. Für einen ersten Einblick in dieses Themengebiet wurde dazu eine methodische Literaturanalyse durchgeführt, die das Ziel hatte, Erfolgsfaktoren von Digitalisierungsprojekten zu erfassen. Auf Basis dieser Erfolgsfaktoren wurden im nächsten Schritt Interviews mit ausgewählten Unternehmen geführt, um die in der Literatur gefundenen Erfolgsfaktoren zu bestätigen und um weitere Faktoren mit aufzunehmen.

Ergebnisse der Literaturstudie

Die Studien haben gezeigt, dass die Beachtung der sogenannten kritischen Erfolgsfaktoren einen positiven Einfluss auf die Umsetzung entsprechender Unternehmensprozesse haben und so die Projektrisiken gezielt verkleinert werden. Die Erfolgsfaktoren sind dabei immer im Rahmen des konkreten inhaltlichen Fokus des jeweiligen Projekts zu betrachten. Kritische Erfolgsfaktoren wurden bereits bezogen auf konkrete Arten von Projekten in zahlreichen Publikationen betrachtet.

Beim Ergebnis in der Literaturstudie ist festzustellen, dass die Faktoren Unternehmenskultur, Customer Centric Management Model, Sammlung/Analyse von Big Data, die ersten drei Plätze des Erfolgsfaktoren-Rankings einnehmen. Bei der Entwicklung von neuer Software oder Apps sollte in erster Linie auf diese drei Faktoren Wert gelegt werden, um die Stakeholder zufrieden zu stellen. Der Kunde als Stakeholder legt einen starken Fokus auf eine Software und App, die für ihn leicht verständlich, sich deshalb an handelsüblichen Faktoren orientiert, wie der 3er Buttons, und gleichzeitig die Unternehmenskultur wiederspiegelt. Der Vorstand als Stakeholder legt dagegen großen Wert auf die Big Data Sammlung und deren Analyse, um noch mehr kaufwillige Kunden daraus zu gewinnen. Der Finanzier als Stakeholder bevorzugt wiederum das Customer Centric Management Modell, welches den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg sichtbar macht.

Ergebnisse der Interviewstudie

Aufbauend auf den Resultaten der Literaturstudie wurden aus der Studie heraus mehrere Interviews mit Unternehmen geführt, die Digitalisierungsprozesse bereits umgesetzt haben bzw. aktuell umsetzen, sowie mit Beratungsunternehmen die Anwenderunternehmen bei der Umsetzung derartiger Prozesse behilflich sind.

Der Fokus dieser Interviews lag auf der Durchführung und der darin enthaltenen Vorgehensweise der Digitalisierungsprozesse, fokussiert auf die erfolgsbeeinflussenden Faktoren. Auf Basis der inhaltlichen Analyse wurden die Aussagen der Interviewpartner aus den Unternehmen den verschiedenen Erfolgsfaktoren zugeordnet. Es zeigte sich Erstaunliches, nämlich, dass durch die Interviews keine weiteren Faktoren, abgesehen von den in der Literatur bereits erkannten Erfolgsfaktoren, ermittelt werden konnten. Die Faktoren wurden im Rahmen der Auswertung der Daten entsprechend der Fünf-Punkte Likert-Skala

0 — nicht relevanter Faktor/
Faktor wurde nicht genannt,
1 — weniger wichtiger Faktor,
2 — neutraler Faktor,
3 — wichtiger Faktor,
4 — sehr wichtiger Faktor

gewichtet, wodurch eine neue Rangfolge der Erfolgsfaktoren gebildet werden konnte.

Es zeigte sich eine gravierende Differenz zur Rangfolge der Literaturstudie auf den ersten drei Plätzen:

  1. Einheitliche digitale Unternehmensstrategie/Vision
  2. Top Management Unterstützung
  3. Omni-Channel-Management

Zu erkennen ist, dass die Erfolgsfaktoren Hardware und Software in beiden Studien auf Rang drei und vier stehen. Sie werden sowohl in der Literatur als auch bei den Unternehmen als entscheidende Faktoren angesehen. Ein glasklarer Unterschied wird jedoch auf den ersten drei Plätzen deutlich. In der Literaturstudie werden die Erfolgsfaktoren Unternehmenskultur, Customer Centric Management Model und die Sammlung/Analyse von Big Data noch vor Hardware und Software als besonders erfolgskritisch für Digitalisierungsprojekte betrachtet. Die Unternehmen priorisieren hingegen die Erfolgsfaktoren Einheitliche digitale Unternehmensstrategie/Vision, Top Management Unterstützung und Omni-Channel-Management. Vor allem die letzten beiden Faktoren befinden sich dabei lediglich im Mittelfeld der Rangliste der Literaturstudie (Top Management Unterstützung — Rang 7 / Omni-Channel-Management Rang 13). Daraus lässt sich folgern, dass die Artikel, welche von vielen IT-Spezialisten veröffentlicht werden, ihre Berechtigung haben, jedoch die eigentlichen Erfolgsfaktoren der Digitalen Transformation im Unternehmen nicht widerspiegeln. Entwickler von Digitalen Möglichkeiten sollten sich aus diesem Grunde mehr innerhalb des Unternehmens umhören, was dort gewünscht und erwartet wird, als sich auf die Literatur als alleinige Wissensplattform für die Entwicklung zurückziehen. Erst wenn die Digitalen Wünsche innerhalb des Unternehmens bekannt sind, kann die nötige Literatur dafür durchgegangen werden.

Werden die Erfolgsfaktoren am Ender der Ranglisten gegenübergestellt, ist zu erkennen, dass nur der Faktor Skalierbarkeit eine ähnlich geringe Bedeutung in beiden Studien hat. In der Literaturstudie werden die Faktoren Ressourcen, Einheitliche Datenbasis in einem Gesamtsystem, schnelles Prototyping und Datensicherheit als weniger erfolgskritisch betrachtet. Die Unternehmen hingegen bewerten die Faktoren Sammlung/ Analyse von Big Data, Einführung einer digitalen Denkweise, Digitale Talente in Führungspositionen und Einführung neuer KPls mit einer geringen Bedeutung. Der Faktor Sammlung/Analyse von Big Data befindet sich lediglich auf dem vorletzten Platz der Rangliste, welche aus der Unternehmensstudie abgeleitet wurde. Dieser Faktor ist jedoch gleichzeitig einer der wichtigsten Faktoren in der Literaturstudie. Als ebenfalls weniger erfolgskritisch wird der Faktor Einführung einer digitalen Denkweise betrachtet. Es wurde zwar in den Interviews bestätigt, dass eine digitale Denkweise förderlich für Digitalisierungsprojekte wäre, jedoch haben die Interviewpartner diesem Faktor dennoch keine allzu hohe Bedeutung beigemessen.

Fazit und Diskussion

Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie Mitarbeiter, Organisationen und ganze Branchen handeln und funktionieren. Herausforderungen im Rahmen der Digitalen Transformation stellen unabhängig von der Größe des Unternehmens komplexe und umfangreiche Projekte dar. Diese führen zu starken Eingriffen in die Unternehmensabläufe und den Unternehmensalltag. Es ist deshalb eine strukturierte Vorgehensweise für die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten zwingend erforderlich. Dabei sollten bei der konkreten Ausgestaltung der Vorgehensweise zur Projektumsetzung auch die kritischen Erfolgsfaktoren mit einbezogen werden, insbesondere die, die die Stakeholder entsprechen. Da jedoch Digitalisierungsprojekte immer unterschiedliche Fokusse haben werden, sind nicht für jedes Unternehmen und für jedes Projekt alle Faktoren von gleicher Relevanz. In der Ausarbeitung für die Stakeholder sollte ebenfalls darauf geachtet werden, welchen man als erstes zufrieden stellen sollte.

Die Grundlage der Digitalen Transformation bildet die Dimension Digitale Technologie. Erst der Einsatz von Informationstechnologien sowie die Implementierung einer ganzheitlichen IT-Infrastruktur ermöglichen weitere Transformationsmaßnahmen. Diese werden jedoch immer von den Stakeholdern, oft ohne jede Kenntnis der Digitalen Transformation, beeinflusst. Durch die Digitalisierung der Wertschöpfung und des Wertversprechens die sich Unternehmen selbst gegeben haben, steht letztendlich ein Digitales Geschäftsmodell, welches umgesetzt werden soll. Der Transformationsprozess von der Dimension Digitale Technologie hin zu einem Digitalen Geschäftsmodell erfordert eine detaillierte Planung sowie Koordination. Die Entwicklung von Software und Apps nimmt hier eine entscheidende Rolle ein. Die Dimension Projektmanagement umfasst diese Tätigkeiten und lenkt den gesamten Transformationsprozess sowie die dazugehörigen Teilprojekte in die Wertschöpfung der IT-Entwicklung. Das Digitale Geschäftsmodell eines Unternehmens und die dazugehörigen Dimensionen sind eingebettet in eine Digitale Unternehmensorganisation. Die Dimension Digitale Unternehmensorganisation durchdringt dabei alle bereits benannten Dimensionen und beeinflusst alle Transformationsaufgaben. Des Weiteren beinhaltet sie einige der wichtigsten Erfolgsfaktoren wie Unternehmenskultur, Einführung einer Digitalen Denkweise und Einheitliche Unternehmensstrategie/ Vision. Außerdem verdeutlicht, dass der Kunde und das Unternehmen keine eigenständigen Einheiten bilden, sondern der Kunde „ein Teil‘ des Unternehmens ist. Erfolgreiche digitale Unternehmen interagieren mit dem Kunden und entwickeln ihre Software und Apps, um den Kunden seine Bedürfnisse herum und nutzen diese Interaktion, um einen zusätzlichen Nutzwert zu erzeugen. Des Weiteren werden digitale Unternehmen und ihre Kunden von der Umwelt beeinflusst. Stakeholder, die ein Unternehmen finanzieren und daraus finanzielle Mittel erhalten, wollen ihre Finanzen gut angelegt wissen. Das Unternehmen muss, in ihren Augen, immer weiter wachsen. Diese Darstellung der Stakeholder besteht aus zwei zusätzlichen Erfolgsfaktoren, die neben den Ergebnissen der Literatur- und Interviewstudie mit aufgenommen wurden, strukturelle Gegebenheiten und politische Rahmenbedingungen. Unternehmen und Kunden sind abhängig von diesen Faktoren, können sie allerdings nur geringfügig direkt beeinflussen. Jedoch wirken sich diese stark auf die Entwicklung von Software und Apps aus. Die vergangenen Wochen haben uns dies nur allzu gut verdeutlicht.

Zusammenfassend bleibt damit festzuhalten, dass Mitarbeiter vor und während der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten sich bewusst sein sollten, welche Auswirkungen dieses Projekt auf welche Dimension der Digitalen Transformation hat und welche Erfolgsfaktoren in den jeweiligen Dimensionen bei der Projektdurchführung berücksichtigt werden sollte.


Der Autor:

Bernd Braun

Seine Mission ist es, Menschen zu helfen, in der digitalen Welt mit den richtigen Umgangsformen erfolgreich zu sein. Er bevorzugt MacBook, iPhone, iPad, Bistros, Biergärten und Cafés und weitere inspirierende Locations, um seine digitalen Ideen weiter zu entwickeln, sein Unternehmen zu steuern und mit Ihnen zu kommunizieren. Er ist der einzige Digitale Etiquette Experte im deutschsprachigen Raum und wird besonders von Unternehmen im digitalen Changeprozess gebucht.

 


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