Wie fördern Unternehmen die Ressource „Mitarbeiterkompetenzen“?

Ohne gut ausgebildete Führungskräfte und Mitarbeiter kann kein Unternehmen langfristig erfolgreich am Markt agieren. Doch Wissen und Qualifikationen allein reichen nicht aus. Vielmehr müssen insbesondere neue Unternehmensherausforderungen von der Belegschaft möglichst selbstständig und zügig angegangen werden, um in der permanenten Wettbewerbssituation bestehen zu können. Genau hier kommt strategisches Kompetenzmanagement ins Spiel, da so unternehmensintern eine generelle Reflektion Einkehr erhält und Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen werden können. Doch welche Rolle spielt das Kompetenzmanagement in der DACH-Region?

In Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitern ist Kompetenzmanagement am stärksten verbreitet.

Große Unternehmen sind Vorreiter

Dieser zentralen Frage ging die eLearning BENCHMARKING Studie 2018 erstmals mit einer eigenen Teilstudie nach. Demzufolge wird mit 42,5 % in weniger als der Hälfte der befragten Unternehmen bereits Kompetenzmanagement praktiziert. Weitere 26,5 % der Studienteilnehmer gaben an, dass der Einsatz von Kompetenzmanagement aktuell geplant ist. Mit 31 % spielt das Thema dagegen für rund ein Drittel der Befragten weder aktuell noch in den nächsten Jahren eine Rolle.

Bei Betrachtung der Unternehmensgröße wird allerdings deutlich, dass Kompetenzmanagement für bestimmte Zielgruppen eine höhere Bedeutung hat, als sich von den übergeordneten Zahlen des generellen Einsatzes ablesen lässt. So setzt mit 62,4 % eine deutliche Mehrheit der Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitern Kompetenzmanagement in der betrieblichen Bildung ein. In Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern ist es mit 30,5 % dagegen nur knapp die Hälfte. Je größer ein Unternehmen ist, desto wichtiger scheint also ein struktureller Umgang mit den Kompetenzen der Mitarbeiter zu sein. Das heißt andererseits aber auch, dass die Bedarfsermittlung für die Kompetenzentwicklung gerade in kleineren Unternehmen oft noch unstrukturiert und informell abläuft.

Nicht nur die Unternehmensgröße hat Auswirkungen auf den Einsatz von Kompetenzmanagement, sondern auch die Branche. Überdurchschnittlich oft bauen mit 52,6 % die Ressourcen- sowie mit 51,7 % die Informations- und Kommunikationsbranche auf Kompetenzmanagement. Auf den niedrigsten Wert kommt mit 38,1 % die öffentliche Verwaltung, womit sich ähnlich wie beim eLearning generell ein eher zögerlicher Einsatz zeigt.

Gründe für den Einsatz von Kompetenzmanagement

Insbesondere mit einem Blick auf das Wachstumspotential für die kommenden Jahre scheint Kompetenzmanagement im deutschsprachgien Raum auf dem Vormarsch zu sein. Doch welche Argumente sprechen aus Sicht der befragten Unternehmen eigentlich für das Thema Kompetenzmanagement?

Den höchsten Anteil an Schulungsinhalten im Kompetenzmanagement haben unternehmensspezifische Kompetenzen. Management, Vertrieb und Digitale Kompetenzen sind ebenfalls wichtig.

An oberster Stelle der Gründe, die für den Einsatz von Kompetenzmanagement sprechen, steht mit stolzen 82,5 % Nennungen demnach eine zielgerichtetere Aus- und Weiterbildung. Weitere gewichtige Argumente sind mit 66,1 % eine effektivere Nutzung der vorhandenen Kompetenzen im eigenen Haus sowie mit 62,8 % eine frühzeitige Aufdeckung von Kompetenzlücken. Für knapp unter der Hälfte der Studienteilnehmer ist mit 48,5 % eine zielgerichtetere Personalbeschaffung/Rekrutierung ein weiteres gängiges Argument für Kompetenzmanagement.

Eine weitgehend untergeordnete Rolle spielen dagegen Kostenersparnisse, die lediglich in 18,2 % der Fälle als Grund genannt wurden. Dieses Ergebnis ist insofern interessant, weil Kosten bzw. Kostenersparnisse über die letzten Jahre der eLearning BENCHMARKING Studie hinweg normalerweise zu den wichtigsten Argumenten zählten, die für oder gegen den Einsatz bestimmter Technologien oder Ansätze sprechen.

Unzureichende Relevanz und Ressourcen sprechen gegen Kompetenzmanagement

Auch wenn zukünftig die Mehrheit der befragten Unternehmen Kompetenzmanagement einzusetzen gedenkt, bleibt dennoch rund ein Drittel der Unternehmen übrig, in denen das Thema weder aktuell noch zukünftig eine Rolle spielen wird. Auch die Beweggründe dieser Unternehmen wurden in der eLearning BENCHMARKING Studie 2018 thematisiert.

Eine verbreitete Hürde für den Einsatz von Kompetenzmanagement stellt aus Sicht der befragten Unternehmen die Relevanz des Themas dar. Immerhin 39,5 % der Studienteilnehmer gaben an, dass keine ausreichende Relevanz erkennbar sei, die den Einsatz von Kompetenzmanagement in ihrem Haus rechtfertigen würde. Darüber hinaus spielen Bedenken bei der Geschäftsführung (19,5 % Nennungen) sowie beim Betriebsrat (15,5 % Nennungen) eine Rolle, wenngleich die Bedenken dieser beiden Stakeholder nur in einer Minderheit der befragten Unternehmen ausschlaggebend zu sein scheint.

Ein von den Studienteilnehmern selbst oft genannter Grund waren darüber hinaus die fehlenden Ressourcen, um das Kompetenzmanagement im Unternehmen sowohl einzuführen als auch zu pflegen. Dabei scheint vor allem die Tatsache, dass für wichtige Stakeholder keine Relevanz für den Einsatz von Kompetenzmanagement erkennbar ist, dazu zu führen, dass für das Thema keine ausreichenden Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, was wiederum der Personalabteilung die Hände bindet, selbst wenn diese gerne zumindest ein rudimentäres Kompetenzmanagement nutzen möchte.

Prognose

Das Kompetenzmanagement bringt eine große Wachstumsdynamik mit sich. Der eLearning BENCHMARKING Studie 2018 zufolge gehen gar 38,9 % aller Befragten davon aus, dass über 50 % ihrer Mitarbeiter neue Kompetenzen entwickeln müssten, um auch zukünftig mit den Berufsanforderungen Schritt halten zu können. Aufgrund der derzeitigen Planung von Kompetenzmanagement in 26,5 % der befragten Unternehmen, scheint eine quantitative Ausweitung der Bedeutung des Kompetenzmanagements gewiss. Freilich darf man gespannt sein, welche Ausgestaltungsformen in Zukunft dazu beitragen werden, dass sich Mitarbeiter im Sinne der Unternehmen weiterentwickeln und entfalten werden.