Wie der DOSB Social Video für die Qualifizierung von Trainer:innen nutzt
Integrationsarbeit im Sport

Social Video im Fokus – Obwohl von Sieben Strategien gesprochen wird, steht Social Video im Zentrum. Social Video ermöglicht eine methodische Verzahnung und innoviert dadurch, das Lernen in Silos zu verhindern.

Die aktuelle Herausforderung, Geflüchtete aus Krisen- und Kriegsgebieten aufzunehmen und zu integrieren, stellt auch Sportvereine in Deutschland vor eine große Aufgabe. Ein besonderes Anliegen für den DOSB und seine Mitgliedsorganisationen ist es, Geflüchteten im Sinne einer Willkommenskultur die Teilhabe an Sport- und Bewegungsangeboten in Deutschland zu ermöglichen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die rund eine Millionen Trainer:innen und Übungsleiter:innen, die in den Vereinen vielfältige Sportangebote organisieren und durchführen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Trainer:innen und Übungsleiter:innen bei ihrer Arbeit gezielt unterstützt sowie fortlaufend und zeitgemäß qualifiziert werden. Wie aber können der DOSB und seine Mitgliedsorganisationen es schaffen, tausende von Trainings mit diesen neuen geforderten pädagogischen Qualitätsstandards nachhaltig auszustatten?

Damit eine wertvolle, flächendeckende Aus- und Fortbildung in den Sportorganisationen gewährleistet ist, setzt der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund e.V.) auf Kompetenzorientierung und digitale Bildung. Dieser Bildungsansatz wurde bereits in den Rahmenrichtlinien für Qualifizierung des DOSB festgeschrieben. Die Frage ist allerdings, wie es möglich gemacht wird, tausende von Trainings in den neuen pädagogischen Qualitätsstandards zu implementieren.

Lernbedarfe

Um die pädagogischen Qualitätsstandards umsetzen zu können, hat sich der DOSB mit der Ghostthinker GmbH und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zusammengetan, einen innovativen Methodenkurs für Ausbilder:innen und Bildungsverantwortliche zu entwickeln. Dieses Multiplikatorenkonzept wurde im Rahmen des Projekts „SMILE – digitales Lehren und Lernen für Integration“ erarbeitet, welches von der EU sowie von den Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert wird. Bei dem entstandenen Methodenkurs handelt es sich um ein kompaktes und effektives Blended Learning, mit dem eine aufwandshohe Einzelberatung ersetzt wird. Es wird hierbei in die Themen „Kompetenzorientierung“ und „Mediendidaktik“ eingeführt und zeitgleich deren praktische Umsetzung eingeleitet. Unabhängig vom Thema „Integration“ kann der Methodenkurs als Vorlage für den Sport in ganz Deutschland eingesetzt werden.

Online Aufgaben – Als Ausgangspunkt für die Gestaltung von Bildungsmaßnahmen sollte kein festgeschriebener Inhaltskanon dienen. Vielmehr sollten konkrete aktuelle und zukünftige Anforderungssituationen im Rahmen einer Tätigkeit als Orientierung dafür dienen, welche Lernzielen erreicht und welche Lern- und Prüfungsaufgaben bearbeitet werden sollen.

Im Zentrum dieser Methodeninnovation steht „Social Video“, welches die Vorteile von Videos mit dem direkten und persönlichen Austausch untereinander kombiniert. Damit werden im Social Video Player rein konsumierbare Videos zu einem dynamischen und interaktiven Mittel, um Wissen sowie Ideen zu teilen, zu reflektieren, zu diskutieren und auch weiterzuentwickeln. Dadurch wird eine enge Verzahnung zwischen synchronem als auch asynchronem Lernen ermöglicht. Ferner werden in dem Methodenkurs sieben Strategien integriert: 1. Social Video, 2. Kompetenzorientierung (Können statt Kennen), 3. Projektorientierung (Praxis hat Vorrang), 4. Multiplikatoren-Orientierung (Skalierung), 5. Doppeldeckerprinzip (Lerner:innenrolle – Ausbilder:innenrolle), 6. Blended Learning (synchron-asynchron kombinieren), 7. Assessment-Orientierung (Impact statt Test). Die Reihenfolge der Strategien ist nicht beliebig, die Social Videos sind viel mehr als Basismaßnahme gedacht, die mit den anderen Strategien im Austausch stehen. Dabei wird die klassische Präsenzlehre durch eine Online-Phase erweitert, womit die Videos von Peers oder Lehrenden in Bezug zu Problemen und Fragen kommentiert werden. Der Methodenkurs sieht dabei wie folgt aus: Über einen 14-wöchigen Zeitraum lernten und arbeiteten die Teilnehmenden wöchentlich zwischen 2 und 4 Stunden in Kleingruppen. Durch die zeitliche wie räumliche Erweiterung wird die Teilnahme von örtlichen verteilten Ausbilder:innen ermöglicht, wodurch die Verzahnung mit dem Lerntransfer gefördert ist. Außerdem sorgte das Format für ein kollaboratives Lernen, welches über die eigenen Sportverbandsgrenzen hinausging. Ziel des Methodenkurses ist es insofern, im Rahmen des Gesamtprojekts “SMILE“, eine kompakte mediendidaktische Begleitung zu schaffen, bei der Blended Learning mit im Fokus steht. Der Kurs ist zudem methodisch auf andere Inhaltsbereiche übertragbar und trägt zur Kompetenzorientierung mit Digitalisierung in der Bildungsarbeit des Sports bei. Damit sollten zum einen die Multiplikatoren, die Bildungs- und Integrationsverantwortlichen der 100 Mitgliedsorganisationen des DOSB angesprochen werden, welche wiederum für die Aus- und Fortbildung von Trainer:innen verantwortlich sind. Zum anderen richtete sich das Projekt auch direkt an Trainer:innen der Mitgliedsorganisationen, die in ihren Trainingseinheiten mit Geflüchteten arbeiten.

Das gesamte Projekt „SMILE“ basierte auf einem zyklischen Entwicklungsansatz nach dem Design-Based-Research-Ansatz. Im ersten Zyklus fand eine qualitative, pädagogische Einzelberatung statt. Aus den Erkenntnissen dieser Beratung entwickelte das interdisziplinäre, organisationsübergreifende Team im zweiten Zyklus den skalierbaren Methodenkurs. Dafür war die direkte Einbindung der Stakeholder von Anfang an ein integraler Part. Es nahmen zwar insgesamt nur sechs statt der geplanten acht Sportverbände teil, dennoch waren die Reichweite und die Implementierung sehr stark. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich um eine Multiplikatorenschulung handelte, die ermöglichte, dass die Inhalte der Schulungen im zweiten Schritt jeweils als Maßnahme an circa 15 Trainer:innen weitergegeben wurden.

Der Outcome, also die tatsächliche Anwendung des Gelernten, war Teil des “SMILE“-Projektes. Die von den Sportverbänden entwickelten Qualifizierungsmaßnahmen aus dem ersten Zyklus wurden im Herbst und Winter 2021 umgesetzt. Die Qualifizierungsmaßnahmen umfassen sechs bis fünfzehn Lerneinheiten, die in der Regel über einen Monat verteilt liegen. Charakteristisch für den Methodenkurs ist die starke kooperative Wissenspartnerschaft durch die jeweilige Expertise bei DOSB/seinen Mitgliedsorganisationen im Bereich „Integration durch Sport“, bei Ghostthinker durch das Know-how im Bereich der Mediendidaktik als auch im Bereich Digitalisierung sowie der akademischen Expertise in „Kompetenzorientierung“ durch die Friedrich-Alexander-Universität. Auf diese Weise konnte im Rahmen von synchronen sowie asynchronen Absprachen ein Kursangebote mit hohe pädagogischer Qualität erstellt werden. Durch den zyklischen Aufbau kann zudem auf eine hohe Adaptivität sowie Skalierbarkeit des Blended Learning gesetzt werden.

Projektergebnis

Mit dem Methodenkurs wird das digitale DOSB Wissensnetz, im Rahmen des bereits 2012 vom DOSB ausgemachten Ziels der Verbindung der Wissensträger in den über 100 Verbänden, weiter ausgebaut. Dadurch, dass die beteiligten Sportverbände bereits in den Pilotphasen eigenverantwortlich im Prozess eingebunden waren, konnte eine Identifikation mit dem Projekt und den Ergebnissen erzielt werden. Durch das Blended Learning-Format war es möglich, Teilnehmer:innen und Referent:innen durch ihre flexible Nutzbarkeit nachhaltig zum Lernen zu motivieren. Durch die Ausarbeitung war ein engmaschiges Begleiten möglich und somit auch eine direkte Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Lernenden. Durch die Skalierbarkeit ist darüber hinaus die Möglichkeit gegeben, verschiedene Schwerpunktthemen mit dem Blended Learning zu erstellen. Durch die wissenschaftliche Begleitung durch die Friedrich-Alexander-Universität sowie den methodisch-didaktischen Erfahrungen bei Ghostthinker konnte zudem ein noch sensiblerer Umgang mit den Thematiken erzielt werden. Ausgebildete Trainer:innen können somit ihre neue Kenntnisse und Fähigkeiten in ihrer Arbeit einbinden, Integration leben und somit als Multiplikatoren in ihren Vereinen fungieren. Außerdem wird mit der Einbindung der Verbände und Lehrverantwortlichen in den Entwicklungsprozessen eine Stärkung der verbandsübergreifenden Gemeinschaft erzielt. Dadurch kristallisieren sich drei Hauptpunkte der Innovation beim DOSB heraus: Die Social Videos selbst, Kompetenzorientierung unter dem Gedanken „können statt kennen“ und somit der Verbund hin zum praxisorientierten Lernen und die Skalierbarkeit des Methodenkurses.

Dies hatte im Methodenkurs zur Folge, dass die darin konzipierten Weiterbildungen zum Thema “Integration” sehr unterschiedlich waren, weil in den Sportverbänden unterschiedliche Herausforderungen im Vordergrund stehen.

Fazit

Damit der Weg für Geflüchtete in den organisierten Sport in Deutschland möglich ist, müssen sie bei ihrem Ankommens- und Teilhabeprozess besonders unterstützt werden. Der Kontakt zu Trainer:innen im Verein und deren Rolle sind daher von besonderer Bedeutung. Mit Hilfe des Methodenkurses wurden bedarfsgerechte kompetenzorientierte Qualifizierungsmaßnahmen für Trainer:innen und Übungsleiter:innen im Blended Learning-Format entwickelt, um diese für die Arbeit in ihren Sport- und Trainingsgruppen mit Blick auf Integration von Geflüchteten weiterzubilden. Der Methodenkurs und die erstellten Fortbildungskonzeptionen zeigen konkrete Beispiele für eine wirksame Verknüpfung von Kompetenzorientierung und Digitalisierung auf und setzen wichtige Impulse für eine zukunftsorientierte Bildungsarbeit im Sport.

Mit den Social Videos im Zentrum eines Blended Learning-Konzepts wird ein themenübergreifend skalierbares, kursbasiertes Lernen ermöglicht. Damit werden die Aktivierung und Reflexion alter wie neuer Wissensstände miteinander verbunden. Dadurch können neue Ideen ausprobiert und Fähigkeiten geübt werden. Außerdem werden verschiedene Lernorte miteinander verbunden und somit der Transfer in die individuellen Lebenswelten der Teilnehmer:innen gewährleistet. Der eLearning AWARD 2023 in der Kategorie „Social Video Plattform“ geht dieses Jahr an den Methodenkurs „SMILE – kompetent & digital“ und dem damit verbundenen Ziel der Integration von Geflüchteten in die deutsche Sportgesellschaft.

Weitere Infos zum Gesamtprojekt „SMILE – digitales Lehren und Lernen für Integration im Sport“ gibt es unter https://integration.dosb.de/inhalte/projekte/smile


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Entwicklung eines Blended Learning in einem zyklischen Verfahren. Damit sollte die Schulung der Trainerinnen der 100 Mitgliederverbände der DOSB zum Thema Integration durchgeführt werden.

Besonderheiten:
Schaffung eines skalierbaren Designs in dem Social Video in Zentrum steht und somit neben dem synchronen Lernen auch das asynchrone Lernen gefördert wird.


Projektverantwortliche

Deutscher Olympischer Sportbund

Alexandra Kreutel
EU-Projekt „SMILE – digitales Lehren
und Lernen für Integration im Sport“

Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12
D-60528 Frankfurt am Main

Kreutel@dosb.de
www.dosb.de

Ghostthinker GmbH

Dr. Frank Vohle
Geschäftsführer

Ghostthinker GmbH
Hunoldsberg 5
D-86150 Augsburg

frank.vohler@ghostthinker.de
www.ghostthinker.de


 

Nachgefragt: Blended Learning – Wie ein Methodenkurs zu mehr Integration im Sport beiträgt

Die digitale Transformation eröffnet zahlreiche Chancen in der Bildungsarbeit. Auch Sportorganisationen nutzen die Potenziale von Blended Learning, wie das Erfolgsprojekt “SMILE” des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Zusammenarbeit mit der Friedrich Alexander Universität und der Ghostthinker GmbH zeigt. Um die Integration von Geflüchteten im Sport zu fördern, entwickelten die Projektpartner einen Methodenkurs für Trainer:innen, der auf dem sogenannten Social Video Learning basiert. In diesem Interview verraten der DSOB und Ghostthinker, was sich hinter diesem Ansatz verbirgt und warum der Kurs als Vorlage für Blended Learning im gesamten Sport gilt.

Einbettung des Methodenkurses bei den unterschiedlichen Zielgruppen.

eLearning Journal: Die Ghostthinker GmbH hat zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund den eLearning AWARD 2023 in der Kategorie „Social Video Plattform“ gewonnen. Was unterscheidet Social Video Learning vom „typischen“ Video Learning?

Die Innovation “Social Video” kombiniert die Vorteile von Videos mit denen des persönlichen, direkten Austausches. Im Social Video Player werden rein konsumierbare Videos zu einem dynamischen, interaktiven Instrument, um Wissen und Ideen zu teilen, reflektieren, diskutieren und weiterzuentwickeln. Die Kernfunktion von „Social Video“ ist die Koordination von Gedanken zur Förderung von Verstehen und Verständigung. Diese neue Form des situierten Video Lernens ermöglicht eine enge Verzahnung von asynchronem und synchronem Lernen.

eLearning Journal: Der im Rahmen des Projekts entwickelte Methodenkurs setzt auf einen Blended Learning-Ansatz. Wieso wurde dieses Konzept gewählt?

Der Blended Learning Ansatz – eine Kombination aus Live-Sessions und asynchronem Lernen auf der edubreak® Lernplattform – bietet sowohl für Lehrende als auch Lernende viele Vorteile. Aus Lehrender-Perspektive entfallen zeitintensive Termine für Einzelberatungen der Trainer:innen. Denn der Methodenkurs übermittelt die Lerninhalte einer ganzen Gruppe von Trainer:innen simultan und eröffnet gleichzeitig den virtuellen Raum zum gegenseitigen Austausch der Teilnehmenden untereinander. Vor der Einführung von Blended Learning Angeboten im deutschen Verbandssport, gab es wesentlich weniger Austausch über Verbandsgrenzen hinweg.

Durch die verschiedenen Lernphasen in der Online-Lernumgebung haben die Teilnehmenden die Chance, ihre Lernspanne auf einen längeren Zeitraum auszudehnen. Außerdem entsteht durch den unmittelbaren Anwendungstransfer des Theoriewissens in die eigene Trainer:innen-Praxis eine enorme Praxisnähe, von der Teilnehmende als zunächst Lernende und später in der Trainer:innen-Rolle profitieren. Das entstandene Blended Learning Konzept ist auch außerhalb des Integrationskontextes anwendbar und kann damit als Vorlage für jegliche Blended Learning Formate im Sport fungieren.

eLearning Journal: Im Rahmen des Projekts sollte eine Lösung zur Schulung von ehrenamtlichen Trainer:innen und Übungsleiter:innen entstehen. Was waren die Gründe für das Projekt? Mit welchen Herausforderungen sieht sich diese Zielgruppe konfrontiert?

Das “SMILE”-Projekt nimmt ganz bewusst die Zielgruppe der Übungsleiter*innen und Trainer*innen im DOSB-Lizenzsystem in den Fokus und ist auf die Zielgruppe Geflüchtete ausgerichtet. Ein besonderes Anliegen für den DOSB und seine Mitgliedsorganisationen ist es, Geflüchteten im Sinne einer Willkommenskultur die Teilhabe an Sport- und Bewegungsangeboten in Deutschland zu ermöglichen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die rund eine Millionen Trainer*innen und Übungsleiter*innen, die in den Vereinen vielfältige Sportangebote organisieren und durchführen. Mit ihren Angeboten ermöglichen sie Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte einen Weg in den Sport, in die Vereine sowie in ehrenamtliches Engagement. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir Trainer*innen und Übungsleiter*innen bei ihrer Arbeit gezielt unterstützen und ihre Qualifizierung fortlaufend und zeitgemäß weiterentwickeln.

In der Qualifizierung von Trainer*innen und Übungsleiter*innen im Sport wird eine Weiterentwicklung der Bildungsmaßnahmen mit Blick auf Kompetenzorientierung und moderne Lehr-Lernformate wie Blended-Learning gefordert. Ausbilder*innen und Referent*innen (Zielgruppe) der DOSB-Mitgliedsorganisationen haben zukünftig die Aufgabe, kompetenzorientierte Qualifizierungsangebote zu konzipieren, die digitale Methoden und Werkzeuge nutzen.

eLearning Journal: Ein erklärtes Ziel des Projekts war nicht primär die Wissensvermittlung, sondern die Kompetenzentwicklung. Wie konnte der nachhaltige Transfer in die Praxis sichergestellt werden?

Die entwickelten Blended Learning Kurse für Trainer:innen und Übungsleiter:innen haben – je nach Sportart – einen Umfang von sechs bis 15 Lerneinheiten, die über einen Monat verteilt absolviert werden. Damit ein hoher Lerntransfer gewährleistet ist, basieren die Kurse stets auf einer konkreten Anforderungssituation der Zielgruppe. In den Lernzielen und Lernaufgaben stehen beispielsweise Methoden des Wissenserwerbs im Fokus, die digitale Werkzeuge nutzen. Auf der anderen Seite ermöglicht Social Video Learning, das Handeln der Teilnehmenden in ihrem Verein in die Fortbildung zu holen und dort wissensbasiert zu reflektieren.

Ein wesentliches Element des “SMILE”-Projektes ist das Multiplikatorenkonzept. Dieses ermöglicht eine sehr weite Reichweite sowohl auf vertikaler Ebene der Wissensvermittlung von Ausbilder:innen über Trainer:innen zu Sportler:innen als auch auf horizontaler Ebene über die Vermittlung von Themenschwerpunkten an die jeweilige Zielgruppe. Auf diese Weise können Kompetenzen erst von der jeweiligen Zielgruppe (Ausbilder:innen, Trainer:innen, Sportler:innen) erlernt und anschließend in der nächsten Stufe an eine weitere Zielgruppe weitergegeben werden.

eLearning Journal: Das Projekt ist Teil des EU-geförderten Gesamtprojekts „SMILE – digitales Lehren und Lernen für Integration im Sport“ und wurde mit einem zyklischen Entwicklungsansatz (Design-Based Research) umgesetzt. Können Sie diesen Entwicklungsansatz kurz vorstellen? Welche Auswirkungen hatte dieser Ansatz auf die Projektumsetzung?

Design-Based Research: Als universitärer Spin-Off orientiert sich Ghostthinker schon früh an Prinzipien aus dem Design-Based Research (vgl. Reinmann & Vohle, 2012): Problem- und Bedarfsorientierung, theoretische Fundierung beim Design sowie mehrfache Iteration aus Planung, Durchführung, Evaluation und Redesign gehören zusammen, wenn sowohl ein Nutzen für die Praxis als auch lokale Erkenntnisse entstehen sollen. Lokale Erkenntnisse in Form von Designprinzipien sind eben nicht nur eine Ressource für die Wissenschaft, sondern sie stellen ein wichtiges Element im Rahmen unserer langfristigen Produktstrategie dar (Lernendes Unternehmen).

Das Gesamtprojekt SMILE basierte auf diesem zyklischen Entwicklungsansatz in einem interdisziplinären und transorganisationalen Team und umfasste innerhalb von drei Jahren zwei große Entwicklungszyklen: Entwurf (Design), Erprobung, Analyse und Redesign.

eLearning Journal: Auf welche Akzeptanz stößt der Methodenkurs bei den Lernenden?

Die beteiligten Sportverbände waren mit ihren Bildungsverantwortlichen und Referent*innen von Anfang an aktiv in den Prozess eingebunden. Dadurch wurde eine hohe Identifikation mit dem Projekt und den Projektergebnissen erreicht.

Konkrete Akteptanzermittlung fand durch eingebundene Feedbackaufgaben in den durchgeführten Kursen (sowohl auf Ebene des Methodenkurses als auch auf Ebene der Qualifizierungsmaßnahmen der Trainer:innen) statt. Hier ein paar Stimmen aus den teilnehmenden Sportverbänden:

“Was wir in SMILE gelernt und erarbeitet haben, ist eine Grundstruktur, die es uns ermöglicht, digitale Qualifizierungsangebote für unsere Verbandsstruktur zu gestalten und anzubieten – sowie ein gewisses Handwerkszeug, um diese Angebote zu begleiten. Die Werkzeuge und Methoden digitaler kompetenzorientierter Bildung ermöglichen es uns, zukunftsorientierte, spannende und motivierende Lernerlebnisse in Bildungsmaßnahmen zu gestalten.” Tim Böhme, BDR Bundestrainer Bildung

Romy Möbius, CCVD Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied: „Wir arbeiten schon seit einigen Jahren mit Qualifizierungsmaßnahmen im Blended Learning-Format in der Lehr-Lernumgebung edubreak. Durch die wissenschaftliche Begleitung bei der Entwicklung der Fortbildung mit Blick auf das DOSB-Kompetenzmodell und Blended Learning waren wir aufgefordert unsere „Komfort-Zone“ zu verlassen – wir sind sensibler für unser didaktisch-methodisches Vorgehen geworden und können das Feedback der Teilnehmenden nun anders einschätzen, hinterfragen und für Weiterentwicklungen nutzen“.

Franziska Hoffmann, CCVD Vize-Jugendreferentin: “Mit dem Thema Geflüchtete aus der Ukraine haben wir in der Fortbildung eine reale und akute Anforderungssituation unserer Trainer:innen in den Vereinen aufgegriffen. Gleichzeitig war dies für uns ein erster Schritt, Integration von Geflüchteten zum Thema einer Fortbildung zu machen. Wir nehmen daraus eine große Motivation mit, das Thema weiter zu öffnen und auf unterschiedlichen Ebenen des Verbandes auszuweiten.”