Schulungen für Hörakustik im Wandel
Wie Signia Fachpersonal bedarfsorientiert und effektiv schult

Mit Wissenskarten die Kompetenzen und Fortschritte der Lernenden im Blick behalten – Mithilfe der sogenannten „Wissenskarten“ können die Trainer:innen die Lernerfolge und Fortschritte individueller Lernenden, aber auch gefiltert nach Themenbereichen, Regionen, Kundengruppen etc. betrachten und darauf basierend anstehende Schulungen ziel- und bedarfsorientierter zuweisen.

Wie lässt sich eine hohe Teilnahmequote, starke Lernmotivation und maximale Effektivität in Schulungsmaßnahmen erreichen, ohne diese für die Belegschaft verpflichtend zu machen? Dieser Herausforderung stand Signia gegenüber. Gemeinsam mit der keeunit GmbH hat der Hörgeräte-Hersteller zur Lösung die bestehenden Präsenzschulungen erfolgreich mit digitalen Selbstlernphasen in einer Learning Experience Plattform kombiniert und trägt somit zu einem abwechslungsreichen und motivierenden Lernerlebnis bei.

Vor dem Hintergrund der sich ständig weiter entwickelnden Technologie ist es unter anderem in der Branche der Hörakustik unerlässlich, lernende und ausgebildete Hörakustiker und Hörakustikerinnen kontinuierlich weiterzubilden, um auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Nur auf diesem Weg kann sichergestellt werden, dass das Fachpersonal im Kundenkontakt über die erforderlichen Kompetenzen verfügt, um eine fachgerechte Beratung oder Hörgeräteanpassung erfolgreich durchführen zu können. Hierfür setzte Signia bislang zum einen auf eigenständige Präsenzschulungen für Kunden, die persönlich und vor Ort im Fachgeschäft durchgeführt wurden; zum anderen konnten die Mitarbeitenden von Partnern unabhängig davon an monatlich wechselnden Online-Schulungen von circa 45. Minuten teilnehmen. Da hier jedoch vorerst auf eine Dokumentation des Lernfortschritts verzichtet wurde, kam es nicht selten zu „Schulungsschleifen“, in denen die Mitarbeitenden mehrmals thematisch ähnliche Schulungen durchliefen, ohne dass ein signifikanter Transfer in die Praxis sichergestellt wurde. Da die Teilnahme an den Schulungen zusätzlich nicht verpflichtend war und die Motivation der Lernenden aufgrund mangelnder Lernerfolge litt, blieb bislang die Schulungsbereitschaft und Mitarbeit in Schulungen hinter den Erwartungen zurück.

Lernbedarfe

Die Ausgangssituation bei Signia war folglich geprägt von einer ineffizienten Lernkultur und einer geringen Motivation seitens der Kunden, die durch die vorhandenen Lernstrukturen auch nicht ausreichend angeregt werden konnte. Um sich diesem Problem zu stellen, wollte Signia im Rahmen dieses Projektes den Einsatz der personellen Schulungsressourcen im B2B-Bereich der Hörakustik optimieren. Im Fokus stand dafür der Schulungsablauf, welcher abwechslungsreich, ansprechend und nicht mit dem alleinigen Besuch enden sollte. Mit der Entwicklung eines neuen Trainingskonzeptes sollten dabei die Mitarbeitenden bedarfsorientiert und vor allem auch effizient geschult werden. Für diese Zwecke richtete sich das neue Lernangebot an sämtliche Mitarbeitende im Handwerk der Hörakustik, eingegrenzt auf die Partnerunternehmen von Signia Hörgeräte – unabhängig von Erfahrungslevel, Kompetenzen und Länge der Tätigkeit. Bei Lehrlingen oder Quereinsteiger:innen dienen die Schulungen vorrangig dem Erlernen der Grundlagen und dem Begreifen von Zusammenhängen, während langjährige Gesellen bzw. Meister diese eher zum Auffrischen ihres Knowhows nutzen sollen.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollte eine Learning Experience Platform (LXP) eingeführt werden, die sämtliche Schulungsmaßnahmen miteinander verknüpft und zu einem abwechslungsreichen Blended Learning-Erlebnis wandelt: Neben der weiterhin bestehenden Präsenzphase sollte daran anschließend eine digitale Lerneinheit über das LXP erfolgen und mit einem persönlichen Präsenztraining mit Trainer:innen abgerundet werden. Dieses abschließende Training diente dazu, den individuellen Lernfortschritt zu überprüfen und das Verständnis zu vertiefen, um einen reibungslosen Transfer in die Praxis sicherzustellen.

Weiter sollte im Rahmen des Projektes die Erfassung der individuellen Lernfortschritte innerhalb der LXP realisiert werden, um den Lernenden selbst mehr Orientierung und Motivation im Lernprozess zu schenken und den Trainer:innen wiederum handfeste Anhaltspunkte für die Zuweisung von Schulungen zu geben. Um die Motivation zum Absolvieren der freiwilligen Lernmaßnahmen zusätzlich zu erhöhen, sollten ebenfalls Zertifikate für den erfolgreichen Abschluss von Kursen ausgestellt werden, die von der Bundesinnung für Hörakustik als Qualifikationsnachweis anerkannt werden und somit zum beruflichen Erfolg maßgeblich beitragen.

Projektverlauf

Die Optimierung der personellen Trainingsressourcen im Rahmen einer LXP-Implementierung bei Signia erstreckte sich über einen längeren Zeitraum: So wurden bereits 2018 mittels Kundenumfragen Lernbedarfe bei den Mitarbeitenden analysiert sowie die internen Schulungsprozesse geprüft und hinterfragt. In dem Zusammenhang wurden ebenfalls bereits mögliche Anbieter für digitale Schulungsmaßnahmen evaluiert. 2019 erfolgte nach der Identifizierung der keeunit GmbH als geeigneter Projektpartner die Implementierung der Learning Experience Plattform „keelearning“, wodurch ein spielerischer Lernprozess gefördert wurde. Im Jahr 2021 wurde die Qualität der Lerneinheiten zusätzlich gesteigert, indem Signia ein eigenes Filmstudio aufbaute und dieses zur Produktion von Videocontent verwendete. Zusätzlich zu den Videos wurden ebenfalls Lernfragen und weiteres interaktives Lernmaterial erstellt, welches 2022 schließlich in keelearning eingepflegt wurde. Im gleichen Jahr begannen bereits die Arbeiten an einem ganzheitlichen Blended Learning-Konzept, das die Präsenzschulungen mit den digitalen Kursen in keelearning kombiniert und in einem abwechslungsreichen Lernprozess sechs Themenfelder behandelt.

2023 erfolgte dann schließlich die Verknüpfung von keelearning mit dem internen CRM (Customer Relationship Management), einschließlich eines Systems zur individuellen Erfassung des Lernfortschritts. Zudem stand noch die Arbeit an der Zertifizierungsmöglichkeit bei der Bundesinnung für Hörakustik an. Zum Ausrollen des neuen Blended Learning-Ansatzes kombiniert in der LXP wurden zunächst die zuständigen Trainer:innen von Signia in internen Trainings auf die neue Weiterbildungsmaßnahme vorbereitet und sämtliche Phasen der Lernreise im Rahmen von Workshops reflektiert. In dem Zuge wurde ebenfalls das Konzept „Verbindlichkeit in Schulungen“ ausgearbeitet, was zusätzlich die Motivation und Disziplin der Lernenden innerhalb der freiwilligen Lerneinheiten steigern soll. Dieses umfasst die Unterzeichnung eines Lehrvertrags, in dem sich sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden zur gemeinsamen Erarbeitung und zum notwendigen Wissenstransfer verpflichten. Als Belohnung wird den Lernenden ein entsprechendes Zertifikat in Aussicht gestellt, das ihnen nach erfolgreichem Abschluss der Kurse ausgehändigt wird. Parallel zu den Trainer:innen wurde ebenfalls der Geschäftsführung das neue Schulungskonzept vorgestellt.

Projektergebnis

Das neue Blended Learning-Konzept von Signia startet mit einer Präsenzphase, in der die relevanten Schulungsinhalte erstmals vermittelt und praxisnah erlernt werden. Für die Branche der Hörakustik hat sich das Format der Präsenzschulung als wirksamstes Element der Wissensvermittlung bewährt. In der da-rauffolgenden digitalen Selbstlernphase in keelearning wird das erlernte Wissen dann selbstgesteuert vertieft, bevor anschließend wieder das in Präsenz stattfindende persönliche Follow-up-Training mit einem/einer Trainer:in auf Basis des Lernfortschritts bestimmte Inhalte wiederholt und vertieft werden können. Die Möglichkeit, nach Abschluss ein Zertifikat zu erwerben, trägt dazu bei, die Motivation der Lernenden während der gesamten Lernreise bis über die Lernstandsüberprüfung hinaus aufrechtzuerhalten.

Um die drei verschiedenen Trainingsmaßnahmen optimal aufeinander abzustimmen und einen bestmöglichen Lernprozess zu ermöglichen, fließen sämtliche Lerndaten in einer CRM-Schnittstelle zusammen. Auf diesem Weg können die Lernenden ebenfalls individualisierte Lernangebote erhalten, die exakt auf ihre Bedarfe eingehen und ihre Kompetenzentwicklung noch zielgerichteter ablaufen lassen. Neben den Lernenden können auch die Lehrpersonen die Lernfortschritte auf „Wissenskarten“ einsehen – durch diese transparente Betrachtungsweise können Schulungsthemen bedarfsspezifischer zugeteilt und somit die Performance von Mitarbeitenden, Regionen, Fachbereichen und Kundengruppen besser geplant werden.

Der zunächst erwartete Geschwindigkeitsverlust in der Anfangsphase der Lernreise konnte schnell ausgeglichen werden: Durch die veränderten Abläufe im Schulungsprozess und die persönlichen Follow-up-Termine zusätzlich zu den Präsenzschulungen war absehbar, dass die Trainer:innern mit weniger Kunden / Fachgeschäfte Termine vereinbaren können. Dieses wurde jedoch mit dem gesteigerten Wissenstransfer und die höhere Effektivität durch gesteigerte Motivation bei den Lernenden kompensiert.

Um die Akzeptanz der Lernmaßnahme regelmäßig zu ermitteln, wurden in keelearning automatisierte Feedbackmechanismen integriert, die ein regelmäßiges Update der Nutzenden liefern. Besonders positiv sticht bei den Lernenden bislang die spielerische Lernumgebung heraus ebenso wie die Einsicht des persönlichen Fortschrittes, was die eigene Lernmotivation maßgeblich fördert. Ebenso zeigt der Erwerb der Zertifikate nach Abschluss der Lerneinheiten und dem Follow-up einen großen Effekt.

Fazit

Mit der Einführung der Learning Experience Plattform „keelearning“ ist es den Projektpartnern gelungen, die zuvor eigenständigen Präsenzschulungen mit digitalen Lerneinheiten zu verknüpfen und somit in Form eines Blended Learning-Ansatzes eine individuelle Lernreise für die Lernenden zu gestalten. Auf diesem Weg haben sie maßgeblich zu ihrem Ziel beigetragen, die Teilnahme an den Schulungen sowie die Lernmotivation zu steigern und die Lernenden vor allem bedarfsorientiert zu schulen. Durch das Lernerfolgserlebnis mit dem Erhalt des Zertifikats wird auch zugleich die Bereitschaft zur Teilnahme an weiteren Weiterbildungsmaßnahmen gefördert und auf diesem Weg nachhaltig für einheitlich geschultes Fachpersonal im Handwerk der Hörakustik gesorgt. Zusätzlich lassen sich über die neue Lernkarte, welche sich bundesweit durch die Mitarbeit der Kunden generiert, die kostenintensiven personellen Trainingsressourcen besser auf den Bedarf angleichen, was die Effektivität dieser Ressource stärkt. Aus diesen Gründen freut sich die Jury des eLearning AWARD 2024, das Gemeinschaftprojekt von Signia und der keeunit GmbH in der Kategorie „Learning Experience Platform” auszuzeichnen. Herzlichen Glückwunsch!


Vorgaben und Besonderheiten:

Vorgaben:
Grundlegendes Ziel bestand darin, eine kostenintensive personelle Trainingsressource effizienter und effektiver mit dem Lernbedarf von Kunden zu kombinieren. Dieses sollte sowohl mit einer gesteigerten Attraktivität des Lernangebotes als auch durch eine motivierende Lernumgebung in Form einer LXP realisiert werden. Eine CRM-Schnittstelle sollte zugleich eine bedarfsorientierte Kompetenzentwicklung je nach Lernfortschritt sicherstellen.

Besonderheiten:
Neben den Lernenden haben auch die Trainer:innen über LXP und CRM Einsicht auf die persönlichen Lernfortschritte: Auf diesem Weg können sie Schulungsinhalte gezielt auf die individuellen Lernbedarfe je nach Themenfeldern, Kundengruppen etc. ausrichten und so zu einem effektiveren und zielgerichteteren Wissenstransfer beitragen und den Schulungsmaßnahmen planen.


Projektverantwortliche:

Signia

Sascha Haag
Leiter Audiologie und Training

Signia
Henri-Dunant-Str. 100
D-91058 Erlangen

sascha.haag@signia-pro.com
www.signia-pro.de

keeunit GmbH

Simone Ehrenstamm
Customer Success Manager

keeunit GmbH
Mombacher Str. 52
D-55122 Mainz

ehrenstamm@keeunit.de
www.keelearning.de