Jeder lernt von jedem
Mit User-Generated Content in eine neue Lernkultur bei Drei Österreich

Wie funktioniert User Generated Content bei Drei? – Jeder kann erstellen. Alle können konsumieren. Die DGC-Community selbst ist dabei der Garant für die Sicherstellung der Qualität der einzelnen Inhalte.

Drei Österreich setzt auf die eigenen Mitarbeitenden, wenn es darum geht, zu lernen. Alle bei Drei haben die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Hierbei werden Inhalte von den Kolleg:innen erstellt und ins LMS online gestellt. Das Besondere dabei: Empowerment! Denn auf ein Freigabeprozess wird bei Drei verzichtet!

Gibt‘s Unterlagen dazu? Wo finde ich das? Wer weiß das? Kann das jemand schulen? Wie kann ich mein Know-how einfach mit allen teilen, bzw. verfügbar machen? Drei Österreich, 100%iges Tochterunternehmen der CK Hutchison Holdings Limited in Hongkong, hat im Zuge ihres Projekts „DGC. Drei Generated Content – Das Wissen aller für alle.“ ihre Lernkultur umgestellt und neugedacht. Dabei sollen unter anderem die oben liegenden Fragen beantwortet werden. Lernbedarfe gibt es immer und überall und bei einem Unternehmen mit bis zu 1.600 Mitarbeitenden sind diese auch noch sehr vielfältig. Damit relevantes Wissen immer und sofort – just in time – vorhanden ist, setzt Drei Austria auf User-Generated Content. Das nennt sich bei dem Unternehmen dann „Drei Generated Content“, denn hier werden Inhalte von Mitarbeitenden für Mitarbeitende generiert – von allen für alle.

Lernbedarfe

Ganz häufig befindet sich Know-how bereits im Unternehmen. Je größer das Unternehmen ist, desto wahrscheinlicher ist sogar, dass das, was einer der Mitarbeitende benötigt, schon längst vorhanden ist. Gleichzeitig geht Wissen Organisationen häufig verloren, wenn Personen aus dem Unternehmen scheiden. Damit dieses Wissen auch bei all denjenigen ankommt und ein Wissenstransfer stattfindet, denkt Drei Austria ihre Lernkultur neu. Um das selbstgesteuerte Lernen zu fördern, wurde beschlossen, dass nunmehr User-Generated Content ermöglicht wird. Hierbei soll es allen Mitarbeitenden möglich sein, Inhalte zu generieren, ohne dass noch ein Freigabeprozess dazwischengesetzt wird. Stattdessen wird darauf vertraut, dass andere Kolleg:innen die Inhalte bewerten und Feedback geben, um den Erstellenden die Möglichkeit der Aktualisierung, Verbesserung oder – sollten Fehler auftreten – Anpassungen zu gestalten. Dadurch werden die Ausbildungskapazitäten erweitert, aber auch die Aktualität der Inhalte nachhaltig und fortlaufend verbessert. Gleichzeitig wird Wissen bewahrt und Transparenz gegenüber vorhandenem Wissen ermöglicht.

DGC (Drei Generated Content) bedeutet hierbei nicht, dass andere bereits vorhandene Lern- und Schulungsmöglichkeiten wegfallen. Vielmehr gilt dies als eine Erweiterung und Ergänzung des vorhandenen. Denn nicht alle Fachspezifischen Lerninhalte können von der Learning & Development-Abteilung erfasst und produziert werden. Genauso erfüllt zugekaufter Lerncontent nicht immer alle unternehmensspezifischen Anforderungen. Stattdessen werden Rahmenbedingungen für eine Lernkultur geschaffen, die alle Mitarbeitenden mitgestalten können und somit langfristig dafür sorgen soll, relevantes Wissen zu konservieren.

Projektverlauf

Agile Methoden und iterative Verfahren bildeten die Basis des Projekts, wodurch an vielen Stellen simultan gearbeitet werden konnte. Hierbei mussten verschiedenste Stakeholder zur Beteiligung an Bord geholt werden. Beim Erstellen der DGC ist das Imperativ, dass auf Empowerment gesetzt wird wie auch auf vollstes Vertrauen den Mitarbeitenden gegenüber. Anstatt langer und komplexer Freigabeprozesse passiert die Qualitätssicherung der Inhalte dezentral durch den Austausch von Lernenden und den Inhaltserstellern auf der Plattform. Als einzige Hürde wurde von Drei eingeführt, dass Content-Erstellende DGC-Richtlinien zustimmen müssen, um den Zutrittsschlüssel als Kurator zu erhalten. Hierbei gelten unter anderem auch Richtlinien zum Datenschutz. Inhalte für DGC dürfen nicht ohne Weiteres und ohne Zustimmung extern verbreitet werden. Auch die Verantwortung gegenüber den Inhalten unterliegt den Erstellenden.

Erlaubt für die Veröffentlichung von Content sind solche als Powerpoint, Word, PDF, Video und SCORM-Format. Auch für komplexere Prozesse wie Übergabeszenarien, wenn Mitarbeitende das Unternehmen verlassen, mussten Lösungen gefunden werde. Aber auch die Einbindung externer Partner war ein wichtiger Punkt, wenngleich diese einen eingeschränkteren und gesteuerten Zugang zu den Inhalten erhalten.

Im Projektteam hatte man sich darauf geeinigt, 6 verschiedene Formatempfehlungen zur Content-Erstellung einzuführen. Der Content sollte wiederum für einen eigenständigen DGC-Bereich in der Drei Academy erstellt werden. Diese sechs Formatempfehlungen umfassen zum einen „Inhalte unverändert anbieten“. Hierbei werden arbeitsrelevante Informationen ohne weitere Bearbeitung bereitgestellt. Diese sollten lediglich in gängigen Formaten bereitgestellt werden, wie z.B. PDF, Word oder Powerpoint. Die zweite Formatempfehlung ist „Präsentationsfolien vertonen“, wodurch Powerpoint-Slides kompakter und verständlicher werden sollen, aber auch einen persönlicheren Wert erhalten. Als drittes wird „Selfie-Video aufnehmen“ angeboten. Via Smartphone oder Webcam sollen so Erfahrungen von der Arbeit in einem kurzen Clip wiedergegeben werden. Im vierten Format „Screencast Video aufnehmen“ ist es gedacht, etwa Bedienungsabläufe von Software aufzuzeichnen und diese schließlich als Powerpoint erstelltes Screecast-Video bereitzustellen. In der fünften Formatempfehlung können Nutzer:innen eigene Termine für „Trainings & Workshops anbieten“ einstellen. Eigene Präsenztrainingsangebote können hierbei von allen Kolleg:innen gebucht werden. Als sechstes und letztes Format steht schließlich „Schulungsveranstaltung aufnehmen“. Hierbei kann das eigene Live-Online Training aufgenommen werden, welches über MS-Teams abgehalten wird, über dessen Aufnahmetool aufgenommen und schlussendlich nachträglich als Video in der Academy bereitgestellt wird. Damit sind schließlich auch Blended LearningAnsätze via DGC möglich.

Schließlich sind außerdem vier Teilabschnitte entwickelt worden, welche die Navigation durch DGC bieten. Bei „DGC – Was ist?“ werden allgemeine Infos und Erklärvideos geboten. „DGC-Community“ bietet die Navigation zum Austauschbereich. „DGC bereitstellen“ ermöglicht, die sechs oben dargestellten Formatvorschläge auszuwählen. Dabei werden sämtliche Vorlagen und Upload-Möglichkeiten der Inhalte bereitgestellt. Und schließlich gibt es noch den Bereich „Fragen und Antworten“.

DGC wurde zudem intern gebrandet. Das bedeutet, dass das Projekt samt Logo, Claim und Sujets erstellt wurde. Damit sollte eine noch klarere Verbindung zu dem Thema UserGenerated Content innerhalb des Unternehmens geschaffen werden. Zur eigentlichen Vermarktung wurden in der Prelaunch-Phase gezielt die Führungskräfte und das Management mit Präsentationen und Mailings informiert und um Testuser geworben. Intranetartikel wurden verfasst und Newsletter aufgesetzt. Der Launch des DGC fand im Juni 2023 statt. Bei dem sogenannten „Drei Treffpunkt“ – einer live übertragenen Informationsveranstaltung – wurde schließlich dann auch die Belegschaft dazu animiert, mitzumachen. In der internen Veranstaltungsreihe „info & more“ können sich Interessierte zudem zu Grundlagen, Prozessen und Erstellungen des DGC informieren.

Projektergebnis

Schon in der Pilotierung des Projekts wurde von den Testusern Lerninhalte überaus professionell und kreativ umgesetzt. Diese wurden dadurch zu Highlights während der Informationskampagne beim Go Live. Auch danach waren die ersten Rückmeldungen gegenüber des DGC überwiegend positiv und als richtiger und wichtiger Schritt für die Lernkultur bei Drei Austria bewertet. Die Zugriffszahlen wachsen stetig; Lernende geben den Erstellenden wie erdacht Feedback und bewerten die Lernobjekte, sodass diese dem Lern- und Optimierungsprozess helfen. Viele Mitarbeitende haben auf solch ein Angebot gewartet, um ihr eigenes Wissen zur Verfügung stellen zu können. Hervorzuheben ist dabei auch, dass DGC kein Pflichtprogramm ist. All dies bedeutet allerdings auch, dass solch ein Projekt seine Zweifler anzieht, die es gewiss auch gibt; Themen wie UserGenerated Content polarisiert erwartungsgemäß ungemein. Insbesondere auch dadurch, dass der Freigabeprozess wegfällt.

Langfristig kann also resümiert werden, dass es sich bei DGC um eine Iniative handelt, die nachhaltig ist und zu einem fixen Bestandteil der Drei-Lernkultur wird. Dadurch, dass die Marketingmaßnahmen auch nach dem Launch weitergehen, bleibt DGC zudem im Gespräch und wird daher nicht verloren gehen. Hinzu kommt zudem die immense Zeitersparnis durch die Verbreitung von Wissen, das den Kolleg:innen „just in time“ zur Verfügung steht – auch, da z.B. Schulungen und Trainings aufgezeichnet werden und somit auch nach dem eigentlichen Event noch zur Verfügung stehen.

Fazit

Macht es nicht Sinn, von denjenigen Personen zu lernen, die Wissen besitzen? Niemandem sollte Wissen verwehrt werden, insbesondere, wenn es dringend benötigt wird. Mit DGC – dem Drei-eigenen UserGenerated Content ist es Mitarbeitenden möglich, ihr eigenes Wissen teilhaben zu lassen. Auf diese Weise können Informationen von anderen, denen das Wissen noch fehlt, abgerufen werden. Der Clou bei DGC ist, dass es nicht die L&D-Abteilung ist, welche Lehrgänge oder Kurse entwickelt, um das Wissen erreichbar zu machen, sondern jeder einzelne Mitarbeiter selbst. Dadurch wird die L&D auch entlastet und kann sich um andere Themen kümmern. Kolleg:innen helfen Kolleg:innen, alle lehren alle. Mit diesem Prinzip baut Drei Austria auf Empowerment der eigenen Mitarbeitenden. Das ist gleichzeitig auch ein großer Beweis des Stellenwerts, denn den Mitarbeitenden wird voll darauf vertraut, die richtigen Informationen bereitzustellen. Dabei schützt – etwa bei falschem Wissen – das System sich selbst, indem Lernende und andere Kollegen Verbesserungen und Feedback anbringen können. Die Jury des eLearning AWARD 2024 ist angesichts von so viel Enablement fasziniert. Wie viel kann man von denen lernen, die es wissen, ist keine reine Lehrer-Lerner Frage. Jeder weiß etwas. Daraus entsteht Schwarmwissen, wodurch wiederum alle – auch die Erstellenden – profitieren. Daher geht der Preis der Kategorie „User-generated Content“ in diesem Jahr an Drei Austria. Congratulations!


Vorgaben und Besonderheiten:

Vorgaben:
Schaffung von UserGenerated Content bei Drei als „Drei Generated Content“. Hierbei sollen „alle von allen lernen“, ohne dass die dabei entstehenden Inhalte komplizierten Freigabeprozessen unterliegen.

Besonderheiten:
Drei setzt auf volles Empowerment und Vertrauen bei den Mitarbeitenden. Das bedeutet unter anderem auch, dass anstatt eines Freigabeprozesses die Mitarbeitenden selbst – die Lernenden und Inhalterstellenden – für die Qualität der Inhalte zuständig sind und diese ggf. im Nachhinein verbessern.


Projektverantwortlicher:

Hutchison Drei Austria GmbH

Helmut Griessel
Digital Learning Specialist

Hutchison Drei Austria GmbH
Brünner Strasse 52
A-1210 Wien

helmut.griessel@drei.com
www.drei.at