Online gemeinsam studieren
Asynchron und trotzdem kooperativ

v.l. Frank Siepmann (eLearning Journal) und Prof. Dr. Elske Ammenwerth (UMIT- Priv. Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik)

Lernen als konstruktiver Prozess funktioniert am besten in Interaktion mit anderen Personen. In online-basierten asynchronen Lernsettings ist eine Interaktion und Kooperation der Lernenden jedoch nur schwierig zu erreichen.

Insbesondere berufsbegleitende Studierende sind oftmals zeitlich eng gebunden. Der Austausch mit den Kommilitoninnen kommt daher meist zu kurz. Doch auch dieses Bedürfnis sollte den Studierenden im Studium erfüllt werden. Sie möchten eigene Erfahrungen in den Lernprozess einbringen, Probleme lösen, das im Studium Erlernte im Beruf unmittelbar zur Lösung von Problemen einsetzen können und sich mit anderen Lernenden austauschen – und das zeit- und ortsunabhängig.

Für das Modul „Clinical Data Warehousing & Analytics“, welches Teil des online-basierten Universitätslehrganges Health Information Management (www.umit.at/him) ist, hat die UMIT daher ein Konzept für einen interdisziplinären, kooperativen, rein online-basierten Kurs entwickelt, der über ein ausgeprägtes kooperativ-didaktisches Design verfügt und so das gemeinsame Lernen auch außerhalb der Präsenzzeiten ermöglicht.

Lernbedarfe

Mit Hilfe eines Kurses, der kompetenzorientiert ausgelegt ist, und rein online-gestützt abgehalten wird, soll berufstätigen Studierenden ein kooperatives und soziales Lernen ermöglicht werden. Zeitgleich sollen die Teilnehmer darin fortlaufend begleitet und in ihrem individuellen Lernfortschritt unterstützt werden. Dazu bedarf es der Entwicklung eines entsprechenden didaktischen Konzeptes. Um in der Zukunft auch in anderen Studiengängen entsprechende online-gestützte Kurse anbieten zu können, sollte der Kurs zeitgleich als Pilotprojekt dienen. In einem nächsten Schritt sollte daraus auch ein neues Fortbildungskonzept für Lehrende abgeleitet werden.

Projektverlauf

Das didaktische Konzept wurde in einer hochschuldidaktischen Arbeitsgruppe gemeinsam mit den Lehrkräften ausgearbeitet. Durch den regelmäßigen Austausch mit der Universitätsleitung über Ziele, Entwicklungsschritte und Erfahrungen wurde das strategische Commitment für ein neuartiges Online-Lernkonzept sichergestellt.

In der Planung wurde besondere Rücksicht darauf genommen, dass die Studierenden die Möglichkeit haben, auch ihr eigenes Vorwissen gezielt einzusetzen und so neu erworbenes Wissen mit bereits bestehendem Wissen verknüpfen zu können. Unter Heranziehen von verschiedenen theoretischen und Best Practice-Ansätzen konnte ein Social Learning-Design entwickelt werden, was insbesondere den Bedürfnissen berufsbegleitender Studierenden entspricht.

Der Kurs wurde 2016 von Ass.-Prof. Dr. Werner Hackl designt und von ihm als Pilotkurs an der UMIT durchgeführt und umfassend evaluiert.

Projektergebnis

Innerhalb des Kurses werden durchgängig interaktive Lernaktivitäten als sogenannte E-tivities eingesetzt, welche mit ihrer klaren Struktur das gemeinsame Lernen unterstützen. Der Kurs beginnt mit Lernaktivitäten, die explizit auf ein Kennenlernen der Gruppe und die Aktivierung von Vorwissen ausgerichtet sind. Dies ermöglicht eine lernförderliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zur Förderung der Selbstregulationsfähigkeit der Studierenden müssen diese zu Kursbeginn zudem ihre individuellen Lernziele definieren und regelmäßig ihren Lernfortschritt reflektieren. Von ihren Mitstudierenden erhalten sie dabei Peer-Feedback, was den Wissenserwerb und die Auflösung von Fehlkonzeptionen zusätzlich fördert.

In Form von Einzel- als auch Teamaufgaben können die Studierenden den Kurs entsprechend ihres fachlichen Hintergrundes absolvieren. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben variiert bei insgesamt steigender Tendenz. Die Studierenden können durch die sukzessive Lösung der einzelnen Aufgaben ihr eigenes Voranschreiten und ihren Kompetenzgewinn spürbar erleben. Jede Aufgabe enthält Diskussionselemente, um den Austausch zwischen den Studierenden anzuregen.

Der Dozent nimmt dabei die Rolle des begleitenden Moderators und Lern-Coaches ein und gibt den Lernenden zugleich Rückmeldungen bezüglich ihrer eigenen Reflexionen zum Lernfortschritt, was ihnen zusätzlich hilft, ihren Lernprozess strategisch auszurichten.

Neben dem kollaborativen Lernen fördert das Projekt der UMIT auch überfachliche Kompetenzen. Im Bereich der Selbstkompetenz werden durch das asynchrone Lernen sowie durch die aktivierenden Lernaufgaben Selbstorganisation, Zeitmanagement und Durchhaltevermögen gestärkt. Im Bereich der Sozialkompetenz werden durch das kooperative Lernsetting die Kommunikationsfähigkeit, das Zusammenarbeiten in interdisziplinären Teams, das Übernehmen von Verantwortung und auch Konfliktmanagement geübt.

Das entwickelte kollaborative und soziale Kursdesign wird nun auch im online-basierten Unversitätslehrgang Health Information Management in allen Modulen umgesetzt (www.umit.at/him).

Fazit

Das Projekt hat gezeigt, dass auch in asynchronen online-gestützten Lernsettings ein gemeinsames Lernen möglich ist und das dieses erfolgreich, motivierend und nachhaltig sein kann. Durch eine anwendungsorientierte und praxisnahe Ausrichtung der Lernaufgaben, durch die durchgehende Begleitung durch Lehrende, den regelmäßigen Austausch in Diskussionsforen sowie die Förderung der Selbstregulationsfähigkeit der Studierenden kann dies geleistet werden. Studienintegrierte eLearning-Angebote sozial und kollaborativ zu gestalten, ist zugleich förderlich, um den Anforderungen der Arbeitswelt an ein kooperatives Arbeiten und ein selbstgesteuertes Lernen gerecht zu werden. Aus diesem Grund zeichnet die Jury des eLearning Journals die UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik mit dem eLearning AWARD 2018 in der Kategorie „Social Learning“ aus.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Insbesondere für berufsbegleitende Studierende sollte eine Möglichkeit gefunden werden, trotz geringer Präsenzzeiten mit anderen Studierenden in den Austausch zu treten und gemeinsam online zu lernen. Geleistet wurde dies über einen Online-Kurs, der sowohl kooperatives aber auch ein den individuellen Zielen und Vorkenntnissen entsprechendes Lernen ermöglicht.

Besonderheiten:
Der Online-Kurs der UMIT zeigt, dass auch in einem asynchronen online-gestützten Setting ein erfolgreiches gemeinsames Lernen möglich ist – auch wenn sich die Lernenden vorab noch nicht kennen. Geleistet wird dies über die e-tivities. Dahinter verbergen sich Lernaktivitäten, die das gemeinsame Lernen unterstützen und dazu anregen, einander zu helfen.


Projektpartner

UMIT

Univ.-Prof. Dr. Elske Ammenwerth
Institutsleiterin, Leiterin der AG Hochschuldidaktik

UMIT – Priv. Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik
Eduard Wallnöfer Zentrum 1
A-6060 Hall in Tirol

elske.ammenwerth@umit.at
www.umit.at