Nachgefragt: Erfolgsrezept Gamification – Wie der eanCampus zum interaktiven Lernerlebnis wird

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Das Thema Gamification erlebt insbesondere in der betrieblichen Bildung bereits seit einigen Jahren einen kontinuierlichen Aufschwung. Durch den gezielten Einsatz von spielerischen Elementen innerhalb digitaler Lernumgebungen werden herkömmliche Lernmethoden sowie der Lernprozess selbst deutlich interaktiver, unterhaltsamer und somit effektiver gestaltet. Auch die European Academy of Neurology möchte mit der Einführung des eanCampus auf den Einsatz spielerischer Elemente setzen, um die theoretischen und medizinisch komplexen Lerninhalte interaktiver und nachhaltiger zu vermitteln. In unserem Interview teilt Andreas Jost von der Arrabiata Solutions GmbH Einblicke in den Konzeptionsprozess des eanCampus und berichtet von den Herausforderungen und Besonderheiten, die mit diesem Projekt einhergingen.

eLearning Journal: Die Arrabiata Solutions GmbH hat gemeinsam mit der European Academy of Neurology den eLearning AWARD in der Kategorie „Gamification“ gewonnen. Im Rahmen des Projektes wurde mit dem eanCampus eine digitale Lernplattform konzipiert, die nahtlos in die bestehende Websitelandschaft der EAN einfügt wurde. Welche Herausforderungen gingen mit diesem Vorhaben einher?

Andreas Jost: Bezogen auf die nahtlose Integration war die wichtigste Lösung die Einrichtung der maßgeschneiderten Schnittstelle zum CRM-System mit den Benutzerdaten. Zum einen, weil die Nutzer dadurch mit ihrem bestehenden Mitglieds-Account die Lerninhalte direkt aufrufen können, ohne sich neu einloggen zu müssen. Sie können also ohne jegliche Hürde von einem digitalen EAN-Service zum anderen wechseln, obwohl ganz unterschiedliche Systeme dahinterstecken.

Zum anderen sind die CRM-Daten auch die Basis dafür, was die Nutzenden im eanCampus auf ihrer Startseite sehen. Die Lernenden bekommen passend zu den in ihrem Mitgliederprofil hinterlegten Interessensgebieten ein Dashboard mit vielen Empfehlungen und auf die Gruppe zugeschnittenen Infoblöcken.

Für die Verantwortlichen bei EAN hat diese Anbindung den großen Vorteil, dass sie eine variable Ausspielung von Inhalten erreichen ohne sich im Lernsystem um die Nutzerverwaltung kümmern zu müssen. Sie können alles automatisiert ausspielen lassen oder optional mit wenigen Klicks besondere Highlights setzen.

Und schließlich sollte die Meta-Navigation des eanCampus auch noch automatisch Änderungen von der Gruppen-Website übernehmen. Dafür hat Arrabiata Solutions die Navigation im Totara-LMS so modifiziert, dass diese sich automatisch an den aktuellen Stand aus TYPO3-CMS anpasst.

eLearning Journal: Welche Rolle spielen die integrierten Gamification-Elemente innerhalb des eanCampus? Wie sehen diese konkret aus und welchen Einfluss haben diese auf den Lernprozess?

Andreas Jost: Für die berufliche Fortbildung der Neurolog:innen sind dokumentierte Lernzeiten extrem wichtig, die sich die Lernenden als sogenannte CME-Credits offiziell anrechnen lassen können. Dass das Punktesystem die Lernzeiten innerhalb der Plattform belegbar macht, hat somit einen hohen beruflichen Wert, der weit über die Plattform hinausgeht. Wie viele Lernzeit-Punkte ein Kurs für einen Themenbereich bringt, sehen die Lernenden bei jedem Kurs schon auf ihrer Startseite, im Katalog etc. So können sie bei der thematischen Auswahl zusätzlichen Motivatoren folgen oder auch gezielt kurze Kurseinheiten auswählen, wenn sie nur kleine Zeitfenster frei haben.

Im Kurs selbst sehen die Lernenden dann als ansprechende Grafik auch das jeweils zu erreichende Themen-Badge, verbunden mit der Information, wie viele Punkte ihnen noch fehlen, um zum Abschlusstest des Themengebietes zugelassen zu werden. Die schnell erreichbare Belohnung in Form von Punkten ist so verknüpft mit der Motivation, an einem Thema dranzubleiben und sowohl Wissen als auch Punkte für einen erfolgreichen Abschluss „einzusammeln“.

Spielerischer sind zusätzliche Auszeichnungen wie das Badge für „User of the Month“. Diese Art von Badge und der plattform-interne Wettbewerb im User-Ranking fördern eine anregende Gruppendynamik und dadurch auch wieder die Lernmotivation. Das ist unter anderem deswegen so wertvoll, weil im medizinisch-fachlichen Kontext der Neurologie sehr freies Lernen angestrebt ist, das die Lernenden häufig in engen Zeitfenstern unterbringen müssen.

eLearning Journal: Eine Besonderheit des eanCampus besteht darin, dass die Lernenden mit der freien Kurswahl ihre individuellen Lernpfade verfolgen können. Warum wurde dieser Ansatz gewählt? Wie konnte dennoch ein nachhaltiger Lernerfolg sichergestellt werden?

Andreas Jost: Das Angebot des eanCampus ist auf Nutzer:innen mit extrem unterschiedlichen Wissensständen und Interessensgebieten innerhalb der Neurologie ausgerichtet. Das beginnt mit Student:innen in ihren Anfängen und geht bis zu renommierten Professor:innen, die sich zu den neuesten Ergebnissen der Spitzenforschung weiterbilden wollen.

Der neueste Wissenstand in den rund 30 Themengebieten der Neurologie ist ständig im Fluss, gleichzeitig hat wahrscheinlich jedes der EAN-Mitglieder einen anderen Hintergrund, was das aktuelle Vorwissen, Erfahrungen im medizinischen Alltag und den Zugang zu weiteren Fortbildungsmöglichkeiten betrifft. Der größte gemeinsame Nenner für alle Nutzer:innen des eanCampus dürfte sein, dass sie in sehr knapp bemessener Zeit genau die Lerninhalte aufrufen wollen, die hundertprozentig zu ihrer Situation passen. Insofern wäre jeder Lernpfad, der die Auswahl von Inhalten vorzugeben zu versucht, schlichtweg fehl am Platz.

Im Prinzip dokumentieren die Mitglieder den Lernerfolg mit jedem Aufruf des eanCampus, denn die Nutzung ist ja freiwillig und konkurriert mit anderen Fortbildungsmöglichkeiten. Die Lernenden nutzen den eanCampus aktiv, weil sie merken, wie viel sie dadurch auf höchstem Niveau lernen.

Kurzfristig zeigt sich die Nachhaltigkeit des Lernerfolgs in den Abschlusstests, die für jedes Themengebiet zu absolvieren sind. Dennoch sei an dieser Stelle das große Ziel der European Academy of Neurology (EAN) genannt: die Patientenversorgung zu verbessern und Europa an der Spitze des neurologischen Wissens und der Forschung zu halten. Nachhaltigkeit zeigt sich somit im mit jedem Patienten, dem von EAN-Mitgliedern geholfen werden kann und jedem Fortschritt in der neurologischen Forschung, den sie erzielen.

eLearning Journal: Die Arrabiata Solutions GmbH war als redaktionelle Unterstützung ebenfalls an der Überarbeitung und Erstellung von Lerninhalten beteiligt. In diesem Zuge wurden standardisierte Templates entwickelt. Welchen Vorteil haben diese für die zukünftige Content-Produktion?

Andreas Jost: EAN konnte mit Hilfe der Templates innerhalb kurzer Zeit mehr als 2.000 komplexe Lerneinheiten bereitstellen, obwohl die Einpflege der Inhalte nur durch wenige Mitarbeitende als Nebenaufgabe erfolgt. Nutzfreundliche, maßgeschneiderte und ansprechend gestaltete Templates steigern aber nicht nur die Effizienz der Content-Bereitstellung, sondern tragen auch wesentlich zur Akzeptanz und zum Lernerfolg bei den Nutzer:innen bei.

eLearning Journal: Eine Herausforderung bestand beim eanCampus darin, die Aufmerksamkeit der vielbeschäftigten Neurolog:innen-Zielgruppe dauerhaft zu gewinnen und zu halten. Wie konnte dieses gelingen?

Andreas Jost: Ein wichtiger Faktor für den dauerhaften Erfolg des eanCampus ist die stetig wachsende Zahl an Inhalten auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung. Diese Vielfalt hätte aber sogar einen negativen Effekt, wenn die Inhalte für die Zielgruppe nicht frei wählbar und über nutzerfreundliche Info- und Navigationselemente gut zu finden wären. Deswegen sind die klare, orientierungsgebende Struktur, die übersichtliche Gestaltung und die interessensgesteuerten Inhalts-Empfehlungen so wichtig.

Beim eanCampus kommt als besonderer Faktor noch die hohe Sichtbarkeit der renommierten Fachautor:innen dazu, von der Startseite über den Lernkatalog bis hin zu den speziell entwickelten Übersichtsseiten. Lerninhalte, die von anerkannten Professor:innen oder Forscher:innen kommen, entfalten einfach einen besonderen Reiz. Dass die Nutzenden solche Lerninhalte gezielt nach Autor:in aufrufen können, statt sie sich aus dem Lernkatalog zusammensuchen zu müssen, ist einer der großen Vorteile des eanCampus.

eLearning Journal: Auf welche Akzeptanz stößt der eanCampus bei den Mitgliedern?

Andreas Jost: EAN nutzt die Feedbackfunktionen von Totara und weitere Befragungsmöglichkeiten sehr aktiv, um sicherzustellen, dass der eanCampus die Wünsche der Mitglieder erfüllt. Eine Auswertung von über 500 Rückmeldungen ergab zum Beispiel, dass für 96 % der Antwortenden die technische Qualität der Inhalte deren Erwartungen erfüllt oder sie sogar übertrifft.

Wöchentlich erfolgt eine dreistellige Anzahl an Logins, für die aktivsten Nutzer:innen sind weit über 100 Lernstunden dokumentiert, die Anzahl der aufgerufenen Lerninhalte liegt im sechsstelligen Bereich. Und was man bei dieser regen Nutzung als indirektes Lob auch sehr hoch bewerten darf: Es gab seit dem Start der Plattform nicht einmal eine Handvoll an Fällen, bei denen die Nutzenden technischen Support von uns als Agentur benötigt haben. Der eanCampus funktioniert also zur Zufriedenheit der Nutzer, was EAN und uns die Freiheit verschafft, schon heute an neuen innovativen Funktionen zu arbeiten.


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