Von der neuen Oberen Führungskraft zum Bergsteigen
Wie die Deutsche Bahn ihre neuen OFKs zu begeisterten Lernenden macht

Zubuchbare Zwischenstationen & individuelle Coachings – Während das Basecamp und das Gipfelcamp verpflichtend sind, werden viele individuell angepasste Kurse und Coachings angeboten, damit die neue OFK sich optimal auf ihre Rolle und das Verständnis ihrer Rolle innerhalb der Organisation einstellen kann.

Wer schon einmal Höhenmeter hinter sich gebracht hat, weiß, dass diese um einiges anstrengender sind, denselben Abstand horizontal zu bewältigen. Das braucht Kraft und Ausdauer. Gleichzeitig ist es wichtig, dass man sich die Distanz gut einteilt. Da kann es besonders hilfreich sein, dass man Anleitung bekommt, um zur Bergspitze zu gelangen. Diese Analogie gilt nicht nur beim Wandern und Bergsteigen, sondern auch für den beruflichen Aufstieg als Obere Führungskraft.

Die Führungskraft ist ein Bergsteiger. Diese überaus passende Analogie hat die Deutsche Bahn gewählt, um das Rollenverständnis einer Oberen Führungskraft (OFK) zu bezeichnen. Neue Aufgaben, Verantwortungen und ggf. eine ziemlich steile Lernkurve machen diesen Aufstieg zu einer Anstrengung, welche nicht alle schaffen – manch eine neue OFK bleibt auf dem Weg zurück und muss aufgeben.

Gemeinsam mit der create-mediadesign GmbH hat die Deutsche Bahn AG ein Projekt erarbeitet, welches es der OFK leichter macht, sich in ihrem neuen Aufgabenumfeld zu orientieren. Dabei wurden klassische Lernmethoden mit innovativen Technologien kombiniert, um die neuen OFKs dabei zu unterstützen den „Gipfel des Bergs“ zu erreichen.

Lernbedarfe

Als neue Obere Führungskraft ist es wichtig, dass diese ihr Rollenverständnis mit dem richtigen Mindset begehen und somit ein Verständnis für Lernen und Führen zu entwickeln. Auf diese Weise sollen diese zu Träger:innen der DB-Lernkultur werden. Um dies zu bewerkstelligen, sollte ein Angebot unter einer Analogie erstellt werden, welches digitale Angebote und Präsenzprogramme miteinander verknüpft und somit ein Mehrwert für die Lernenden/neuen Führungskräfte entsteht. Bei „Neu als Obere Führungskraft“ handelt es sich um ein obligatorisches Programm, wodurch es der Deutschen Bahn jedoch noch wichtiger war, dass die Teilnehmenden besonders positiv mit den Inhalten in Verbindung gelangen.

Angedacht waren also Präsenzveranstaltungen mit der gesamten Anzahl der Teilnehmenden – im wesentlichen Termine zum Einstieg und zum Abschluss der Maßnahme – aber auch die Arbeit in kleineren Gruppen. Ergänzt wurde dies durch ein vielfältiges und freies Angebot an digitalen Kursen und individuellen Coaching- und Beratungsgesprächen. Daher hat sich die Metapher des Bergs, bzw. des Bergsteigers durch das gesamte Programm hindurchgezogen. Präsenztermine, unter anderem auch dazu gedacht, dass sich die neuen OFK gegenseitig kennenlernen, wurden so zu „Basecamps“ oder „Gipfelcamps“. Zu den obligatorischen Teilen der Maßnahme sollten freie on-demand Angebote von den Teilnehmenden hinzugebucht werden können.

Projektverlauf

Bis zur Durchführung des Projekts in der Pilotierung ging eine sportliche Projektplanungsphase voraus. In dieser wurde eine intensive Beschäftigung mit der Zielgruppe, den neuen Oberen Führungskräften, zur Grundlage genommen. Gerade hierbei war die Beteiligung von CREATE als professioneller Partner besonders wertvoll, wodurch ein Prozess des Design Thinking gegangen werden konnte.

Letzten Endes ging es darum, ein altes Format neu aufzulegen und komplett neu zu denken. Daher standen iterative Runden der Planung und Überarbeitung des Projekts an erster Stelle. Als Grundlage und für die Erstellung der digitalen Inhalte bildete die Begleitplattform cBook 360 die Basis.

Die Projektziele wurden in einem Kickoff-Workshop festgelegt. Dabei wurden auch die Anforderungen diskutiert, welche die Neuauflage des Projekts beinhalten würde. Einer der zentralen Punkte war, dass das Programm begeistern soll, gerade in Hinblick auf den obligatorischen Charakter der Maßnahme.

Mit zur Erarbeitungsphase gehörte auch ein Hackathon, in welchem sich die Projektbeteiligten für 2 Tage in Potsdam „eingeschlossen“ hatten und mit den verschiedenen Trainingsanbietern die Grundidee entwickelt wurde. Auch hier stand die Zielgruppe und deren Erreichen massiv im Mittelpunkt. In dieser Phase war auch die starke Kollaboration innerhalb der Runde ein besonderer Punkt, in der Kompetenzstreitigkeiten nach Aussage der Beteiligten kein Thema waren. Im Rahmen der Design Thinking-Methoden wurden Ziele in den Blick genommen und Systeme erarbeitet, um ein noch besseres Gefühl für die Zielgruppe zu bekommen und somit das Gesamtkonzept zu entwickeln.

Hierbei entstand ein Programmablauf, der die einzelnen Teile gut miteinander verzahnen ließ. Bevor allerdings an der Plattform als begleitende Basis des Projektes gearbeitet werden konnte, wurde die Geschichte der Maßnahme im Sinne des Storytellings erstellt. Dabei wurde auch die Bergsteigermetapher, welche alle Zielgruppenbeteiligte gleichermaßen betraf, herausgestellt und erarbeitet. Daraufhin wurde die Umsetzung und parallele Weiterplanung der Plattform gestartet. Simultan zu der Planung, zum Design und der Umsetzung der Plattform-Erstellung lief die Erstellung der jeweiligen Kurse mit schwerpunktspezifischen Themen, die in den verschiedenen Routen des „Bergstiegs“ zugebucht werden sollten. Diese wurden fortlaufend mit zur Verfügung stehenden Coaches abgeglichen, also auch, wie diese hinzugebucht werden konnten. Außerdem wurden diese mit bereits bestehenden Kursangeboten der DB-Lernwelt ergänzt. Außerdem fand ein Abgleich mit der Analyse des DB-Wegweisers statt sowie den dazugehörigen Gesprächscoaches. Ebenfalls parallel lief die Vorbereitung zum ersten Basecamp (dem Auftaktevent) und weiteren aus dem Termin entstehenden Aspekten. Außerdem wurde die Kommunikation an die Teilnehmenden vorbereitet.

Projektergebnis

Entstanden ist ein dramaturgisch sehr durchdachtes Fortbildungsprogramm für neue OFK. Mit einer Mischung aus klassischen Formaten und modernen Technologien begeistert dieses verpflichtende Programm die angehenden neuen OFKs nachhaltig. Die größte Herausforderung ist hierbei wohl die Nachweisbarkeit des Lernerfolges. Diese sind schließlich höchst individuell, wie auch die Lernkurven deutlich unterschiedlich ausfallen können. Daher war es auch das erklärte Ziel der Deutschen Bahn, eine lustvolle Teilnahme bei den Teilnehmenden zu erzielen; gerade weil dieses Programm für diese unausweichlich war. Daher wurde eine Weiterempfehlungsquote angewendet, um zu eruieren, ob Teilnehmende anderen neuen OFKs dieses Programm empfehlen würden. Hierbei wurde ein Quotient von 95% erreicht. Dies übertraf die Erwartungen der Projektbeteiligten, insbesondere wenn man den Quotienten des vorherigen Jahres von 60% zugrunde legt. Damit wurde auch das mittelbare Anliegen, dass die OFK ein positives Bild von der DB-Akademie mitnehmen und ihren Bereichen auch als Lernvorbild voran gehen kann, erreicht. Denn nur, wenn die OFKs gerne zur DB-Akademie gehen und Zeit für die eigene Qualifizierung investieren, ist auch das Bildungsangebot und die fortwährende Bildungsentwicklung im Unternehmen gesichert.

Fazit

Nur weil eine Maßnahme verpflichtend ist, heißt das noch lange nicht, dass man diese „irgendwie“ gestalten kann oder sollte. Die DB-Akademie hat mit dem Fortbildungsprogramm für neue OFKs sich selbst als Maßstab genommen. Es ging der DB-Akademie nicht rein darum, Wissen zu vermitteln. Lernerfolge sind subjektiv und höchst individuell. Wichtig ist – insbesondere für OFKs – dass diese imstande sind, zu führen, die Organisationskultur und insbesondere die Lernkultur beispielhaft voranzutreiben. Dies funktioniert nur, wenn diese auch davon überzeugt ist – man kann Personen ansehen, ob diese von einem Produkt oder auch von einem Lernkonzept nicht überzeugt sind. Daher wurde mittels einer scheinbar simplen Analogie eine Story entwickelt, welche die Lernenden – die neuen OFKs – mitreißt. Die Begeisterung, die dabei gegenüber dem „Gipfelstieg“ entfacht wurde, ist beispiellos. Kurzum ist ein Programm entstanden, welches dabei hilft, dass die „Bergsteiger“ das Ziel auch erreichen können, indem sie mitgenommen werden und vom „Basecamp“ über weitere hinzubuchbare Zwischenstationen individuell bis zum Gipfel kommen. Der eLearning AWARD 2024 in der Kategorie „Didaktik“ geht in diesem Jahr an Deutsche Bahn AG sowie die create-mediadesign GmbH für ein Projekt, in dem neue Führungskräfte nicht sich selbst überlassen werden, sondern auf begeisternde Weise intrinsisch ihrem eigenen, persönlichen Ziel entgegensteigen können und somit ein ganz integrer Part des Lernens bei der Deutschen Bahn werden.


Vorgaben und Besonderheiten:

Vorgaben:
Es sollte ein umfassendes Angebot für neue OFKs erstellt werden, welches diese an die Hand nimmt, damit diese ihr Rollenverständnis innerhalb des Konzerns nicht nur verstehen, sondern mit Begeisterung leben.

Besonderheiten:
Nicht die Vermittlung von Wissen sollte im Zentrum stehen, sondern die Zielgruppe selbst. Was benötigt die Zielgruppe, und was kann man ihr geben, um diese fürs Lernen zu begeistern. Daraus sollte ein Dominoeffekt entstehen, welche die neuen OFKs mit Überzeugung weitergeben.


Projektverantwortliche:

Deutsche Bahn AG

Bettina Rufnak
Product Owner Karriere DB Akademie

Deutsche Bahn AG
Am Neuen Palais 1
D-14469 Potsdam

Bettina.Rufnak@deutschebahn.com
dbakademie.deutschebahn.com/dba-home

Jennifer-Marie Winkler
Product Owner Digitales Lernen DB Akademie

Deutsche Bahn AG
Am Neuen Palais 1
D-14469 Potsdam

Jennifer-Marie.Winkler@deutschebahn.com
dbakademie.deutschebahn.com/dba-home

create-mediadesign GmbH

Christoph Schmidt-Martensson
Gründer & Geschäftsführer

create-mediadesign GmbH
Taubstummengasse 7/3
A-1040 Wien

cs@create.at
www.create.at