Camtasia

Video-Trainings waren seit jeher ein zentraler Bestandteil der betrieblichen Bildung und mit zunehmendem Reifegrad hat die Verbreitung und der Einsatz der Methodik kontinuierlich zugenommen. Ganz im Sinn von „Show, don’t tell“ sind Videos hervorragend dazu geeignet, um Prozesse, Abläufe, Handgriffe und ähnliches nachvollziehbar darzustellen. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die vergleichsweise Leichtigkeit, mit denen simple Video-Trainings heutzutage selbst hergestellt werden können.

Mittlerweile gibt es daher zahlreiche Tools am Markt, mit denen selbst Laien ihren Bildschirm und/oder ihre Webcam aufnehmen können, um diese anschließend bearbeiten und zu einem vollwertigen Lerninhalt machen zu können. Ein ebensolches Tool ist „Camtasia“ von TechSmith, welches wir im Rahmen unserer Testreihe ausprobieren und auf den Prüfstand stellen konnten.

Videoproduktion von A bis Z

Bei Camtasia handelt es sich um eine Komplettlösung, mit welcher der vollständige Prozess von der Videoaufnahme über die Bearbeitung bis zur Veröffentlichung abgedeckt werden kann. Der Start ist dabei denkbar einfach: Nachdem man ein neues Projekt angelegt hat, kann man anschließend eine neue Aufnahme starten, um das „Rohmaterial“ aufzunehmen. Im Aufnahme-Werkzeug kann man differenziert festlegen, welche Inputs verwendet werden sollen. Möchte man einen Bildschirm bzw. einen Bildschirmbereich aufnehmen? Soll die Webcam verwendet werden? Wenn ja, zusätzlich zum Bildschirm oder für sich allein? Soll das Video das Mikrofon und/oder das Systemaudio aufnehmen? Je nach Bedarf kann also kleinteilig festgelegt werden, welchen Input man für das Projekt benötigt.

Ist das Rohmaterial fertig, kann dies anschließend bearbeitet werden. Die Videobearbeitung wirkt vertraut und setzt sich aus bekannten Elementen, wie z.B. einer Timeline oder einer Vorschau, zusammen, die man so oder so ähnlich möglicherweise bereits aus anderen Video-Tools kennt. In der Timeline findet man die Video- und Audiospur(en), über die ein Großteil der Anpassungen vorgenommen werden kann. Eine der Grundfunktionen ist beispielsweise das Schneiden des Videos, was sich bei Camtasia intuitiv und einfach gestaltet. Möchte man einen bestimmten Bereich ausschneiden, kann man in der Timeline die entsprechende Stelle anklicken oder die Positionsanzeige verschieben. Anschließend kann man den Bereich mit den Ziehpunkten, die durch eine grüne und rote Markierung gekennzeichnet sind, abstecken und anschließend entfernen. Im Handumdrehen lassen sich so größere und kleinere Schnitzer entfernen, um eine erste Fassung des Videos zu erstellen.

Große Auswahl an Standard-Elementen und Assets

Neben den Grundfunktionen der Videobearbeitung, die heutzutage eigentlich jeder Videoeditor bieten sollte, verfügt Camtasia über eine integrierte Bibliothek sowie zahlreiche Effekte und Animationen, mit denen ein Video angereichert werden kann. Die Bibliothek ist eine umfassende Sammlung von Stockfotos, Musik und anderen Assets, die bei Bedarf in ein Video eingebunden werden können. Komplementär dazu können Unternehmen auch eigene Bibliotheken mit firmeninternen Assets zusammenstellen. Um das Corporate Design zu gewährleisten, können Unternehmen in Camtasia außerdem ein eigenes Farbschema anlegen, welches anschließend beim Einbauen von Assets, Effekten und ähnlichem ausgewählt werden kann. Im Handumdrehen bekommen Standard-Elemente so den passenden „Look&Feel“.

Das Einbauen von Assets gestaltet sich weitgehend unkompliziert. Möchte man etwa ein vorgefertigtes Intro einfügen, kann man das Element per Drag&Drop einfach an die entsprechende Stelle in der Timeline ziehen. Der Prozess wird zusätzlich dadurch vereinfacht, dass in der Benutzeroberfläche farblich hervorgehoben wird, wo und wie das Element eingebaut werden kann. Ist das Element an der richtigen Stelle verortet, kann es anschließend über das Eigenschaften-Fenster weiterbearbeitet werden, z.B. indem das Farbschema des Unternehmens ausgewählt oder die Blindtexte ausgetauscht werden. Dadurch können selbst Laien nach einer kurzen Einarbeitungszeit erste Lernvideos produzieren, die mit Animationen, Pfeilen, Sprechblasen und ähnlichen didaktischen Werkzeugen angereichert sind. Und sollte man dennoch an einer Stelle nicht weiterkommen, verfügt Camtasia über eine umfangreiche Sammlung von Tutorials, in denen sowohl Grundlagen als auch Hinweise für Fortgeschrittene als kurze Lernvideos anschaulich vermittelt werden.

Camtasia bietet für die Produktion eigener Lernvideos eine Komplettlösung, mit welcher der gesamte Prozess von der Aufnahme über die Bearbeitung sowie Anreichung bis zur Ausgabe im gewünschten Medienformat abgedeckt wird.

Gestaltungsmöglichkeiten für Fortgeschrittene

Die geringen Einstiegshürden bedeuten im Umkehrschluss allerdings nicht, dass Camtasia für fortgeschrittene Autoren und anspruchsvollere Lernvideos ungeeignet wäre. Insbesondere für die betriebliche Bildung bietet Camtasia maßgeschneiderte Optionen, wie z.B. die Möglichkeit, Fragen bzw. Quizze in ein Lernvideo einbauen zu können. Ähnlich wie bei anderen Elementen kann der Autor an einer bestimmten Stelle in der Timeline eine Frage integrieren, an der das Video zum Stopp kommt und es erst weitergeht, wenn diese beantwortet wurde. Ein weiteres Beispiel sind Markierungen bzw. Zeitmarken, mit denen in einem Video zu bestimmten Stellen „gesprungen“ werden kann. In Verbindung mit einem Quiz kann für eine falsche Antwort beispielsweise eine Sprungmarke zur korrespondieren Stelle im Video eingebaut werden, so dass der Nutzer sich diesen Teil nochmal anschauen kann. Genauso lassen sich mit Sprungmarken verästelte Videos erstellen, in denen der Lerner den weiteren Verlauf des Videos durch seine Antworten und Entscheidungen beeinflussen kann.

Transkripte, Untertitel & Co.

Grundsätzlich kann neben dem Bild über Camtasia auch der Ton bearbeitet werden. Komplementär dazu bietet Techsmith mit „Audiate“ außerdem ein kostenpflichtiges, aber auch deutlich umfangreicheres Werkzeug zur Audiobearbeitung an. Besonders relevant für die Erstellung von Lernvideos können die KI-unterstützte Text-to-Speech- und Transkriptionsfunktionen sein, um z.B. gesprochenen Kommentar und Untertitel in verschiedene Sprachen zu ermöglichen. Über eine Schnittstelle können die Untertitel und Audiospur anschließend in Camtasia eingebaut werden, wobei etwaige Änderungen an der Tonspur automatisch mit dem Video synchronisiert werden, um sicherzustellen, dass Bild und Ton weiterhin zusammenpassen.

Fazit

Lernvideos sind aus der modernen Aus- und Weiterbildung nicht mehr wegzudenken. Als Methodik sind Lernvideos vielseitig einsetzbar und zeichnen sich in den meisten Fällen durch eine hohe Akzeptanz bei den Lernenden aus. Darüber hinaus können Lernvideos sehr gut selbst produziert werden, was die Attraktivität für Unternehmen weiter steigert. Damit die eigene Videoproduktion gelingt, braucht es allerdings das richtige Werkzeug. Hier kommt Camtasia ins Spiel, welches als Komplettlösung den gesamten Prozess von der Aufnahme über die Bearbeitung bis zur Ausgabe des fertigen Videos abbildet. Insbesondere zeichnet sich Camtasia durch die große Auswahl von Standard-Elementen sowie die überschaubaren Einstiegshürden aus, weshalb selbst Laien innerhalb kurzer Zeit ihr eigenes Lernvideo erstellen können. Vor diesem Hintergrund vergibt die Redaktion des eLearning Journals mit einem Score von 90 Punkten die Note „Exzellent“.