Design Sprint für eine Inhaltebereitstellung – Macht das wirklich Sinn?!?

Das notwendige Wissen von Steuerberatern unterliegt einer stetigen Weiterentwicklung durch Gesetzgebung und Rechtsprechung, welches in der Arbeit mit und für die Mandanten immer aktuell sein muss. Die TeleTax GmbH (www.teletax.de) ist ein führender Anbieter von E-Learning und Distance Learning für diese Zielgruppe, der seit mehr als 18 Jahren am deutschen Markt agiert. Nach einem Gesellschafterwechsel Anfang 2020 möchten die Landessteuerberaterverbände und der Deutsche Steuerberaterverband mit Sitz in Berlin das Lernen für die Kolleginnen und Kollegen in den Kanzleien modernisieren und attraktivieren.

Autor: Matthias Brockerhoff

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Dabei kommt es, so unsere Überzeugung, auf zwei Erfolgsfaktoren an:

  1. Inhaltequalität
  2. Verfügbarkeit

In der inhaltlichen Qualität sind wir heute bereits sehr gut aufgestellt. In der Verfügbarkeit gibt es, schaut man sich nur unsere aktuelle Webseite an, einen Nachholbedarf. Und damit sind wir bei einer Plattform, die unseren Kunden den Zugang zu unseren Inhalten vereinfachen und die Inhalte bedarfsgerechter bereitstellen soll, dem TeleTax-Portal. Als „Lernmensch“ denkt man sofort in der Dimension Learning Management System (LMS), welches auf den ersten Blick alle benötigten Funktionen mitbringt: User-Verwaltung, Katalog, Contentbereitstellung, Blended Learning, Lernhistorie, Abrechnung, …

Auf den zweiten Blick müssen wir aber über klassische LMS hinausdenken, was vor allem die Informationsbereitstellung und die Einbindung der Anwender im Arbeitsalltag angeht. Wir wollen am Arbeitsplatz präsent sein, nicht in der typischen separierten Lernsituation! Darüber hinaus betreibt die TeleTax Extended Learning, d.h. wir versorgen ausschließlich Zielgruppen außerhalb des eigenen Unternehmens, die besondere Herausforderungen mit der Erreichbarkeit mit sich bringen.

Fassen wir diese Erkenntnisse zusammen, haben wir uns entschieden, mittels Design Sprint eine typische zukünftige User-Journey unserer Zielgruppen zu entwickeln und zu testen, die sich am Tagesablauf und nicht an der Nutzung eines LMS orientiert.


Aber zunächst: Was ist ein Design Sprint?

Ein Design Sprint ist eine Variation des Design Thinking, der nach einem sehr stringenten Zeitplan und unter Anwendung verschiedener Kreativtechniken innerhalb einer Woche zu einem erlebbaren Prototyp als Lösung führt:

Am ersten Tag wird das zu bearbeitende Problem durch verschiedene Teammitglieder des Sprints konsequent offengelegt und dann eine gemeinsame Zielsetzung erarbeitet (Unpack). Am Dienstag (Sketch) stehen Lösungsansätze verschiedener anderer Unternehmen im Fokus, die die einzelnen Teammitglieder erarbeitet haben und vorstellen, um im nächsten Schritt eigene Ideen zu entwickeln und zu visualisieren. „Decide“ heißt es am Mittwoch: Wie können die erarbeiteten Ideen weiterverarbeitet und in eine „User-Journey“, also einen konkreten praxisnahen Anwendungsfall überführt werden.

Am Donnerstag wird der „Prototyp“ erstellt und am Freitag 5 (Test) Interviewpartnern bzw. Anwendern vorgestellt, die sich ohne Anleitung (!) selbst dem Prototyp annähern. Die resultierenden Erkenntnisse sind Grundlage für die weitere Arbeit an der Problemstellung.

Typische Anwendungsgebiete für den Design Sprint sind Start-up-Unternehmen, in denen zügig erste konkrete Erfahrungen von Anwendern die weitere Produktidee beeinflussen sollen, ohne dass man sich in langen „Innovationszyklen“ aufhält und zeitlich verliert. Die Methode wurden von Google Ventures entwickelt und in vielen Einsätzen optimiert.


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Abb. 1: Eindruck des Prototyps.

Unseren Design Sprint haben wir Anfang Juni 2020 durchgeführt und durch die Anwender testen lassen. Dabei wurden wir von extern geführt und begleitet. Die Erkenntnisse waren durchweg positiv und für uns enorm hilfreich:

  • Unsere inhaltlichen Überlegungen wurden in den fünf Tagen auf eine sehr intensive interne Probe und Auseinandersetzung gestellt, was die Reife erhöhte.
  • Wir waren gezwungen, kurzfristige Rahmenbedingungen und Ziele zu setzen, die dennoch belastbar sind.
  • Wir haben teamweit ein tiefes Verständnis über Inhalte und Technologie entwickelt. Auch für die Kolleginnen und Kollegen, die eher inhaltlich denken!
  • Wir haben einen Prototyp entwickelt, der uns in der Diskussion mit den Stakeholdern hilft, für die Bedarfe der Anwender und unsere Ideen zu werben.
  • Am Ende haben wir einerseits eine Bestätigung für unsere Überlegungen und anderseits sehr wichtige Impulse für die Umsetzung erhalten, die in die Entwicklungsarbeit einfließen

Ein solcher Prozess ist nicht preiswert, weshalb ich kurz gezögert habe, diese Investition zu tätigen. Auch, weil ich im ersten Blick „klassisch“ vom LMS gedacht und den zusätzlichen Nutzen in Frage gestellt habe. Erst die weitergehenden Überlegungen brachten mich zu der Überzeugung, LMS zunächst LMS sein zu lassen und wieder einmal konsequent vom Anwender zu denken. Wir lassen uns, so die zwischenzeitliche Erkenntnis, viel zu sehr technisch leiten und in den Lösungsoptionen einengen.

Im Ergebnis wird es bei uns wohl eine Plattform mit LMS-Funktionen, aber kein ausschließliches LMS geben. Ich werde sicherlich zu gegebener Zeit an dieser Stelle berichten!


Der Autor:

Matthias Brockerhoff, Weiterbildungsexperte

Matthias Brockerhoff

hat in über 350 Lernprojekten in gut 15 Jahren als Auftraggeber, Auftragnehmer, Projektleiter und Berater Impulse gesetzt und umfangreiche Erfahrungen in unterschiedlichen Branchen und Zielgruppen gesammelt. In der Zeit von 2010 bis 2020 begleitet er als unabhängiger Berater kleinere und größere Unternehmen, erfolgreich E-, Distance und Blended Learning zu machen. Seit Frühjahr 2020 führt er den Modernisierungsprozess der TeleTax, einem E-Learning-Content-Anbieter für Steuerberater.

 

 


Kontakt:

Matthias Brockerhoff

TeleTax GmbH

Littenstr. 10
D-10179 Berlin

Tel: +49 (0) 30 / 213 00 75 – 11

matthias.brockerhoff@teletax.de
www.teletax.de