Künstliche Intelligenz verändert das Corporate Learning – doch erfolgreiche Weiterbildung braucht mehr als smarte Tools. Die Redaktion des eLearning Journals hat mit Beate Bruns, Geschäftsführerin von time4you, über den sinnvollen Einsatz von KI in Lernprozessen, die wachsende Bedeutung integrierter Lernplattformen und den Stellenwert einer technologieaffinen Lernkultur gesprochen. Sie erläutert, welche Soft Skills in einer digital geprägten Arbeitswelt entscheidend sind – und warum Mut, Experimentierfreude und Haltung künftig über den Lernerfolg von Unternehmen entscheiden.

1. Welche konkreten Beispiele sehen Sie derzeit, wo KI den Lernprozess tatsächlich verbessert?
Da gibt es schon eine ganze Reihe von Beispielen, die sich in der Praxis auch schon bewährt haben und die das Lernen leichter machen und die Lernorganisation effizienter. Um nur ein paar hervorzuheben:
– Die Personalisierung von Lernpfaden abhängig vom aktuellen Lernstand und -verhalten
– Ganz klar die Chatbots, die Fragen ad hoc beantworten, individuelles Feedback geben und immer verfügbar sind. Ein schöner Anwendungsfall ist das Erlernen einer Fremdsprache, wobei auch die Aussprache etc. trainiert werden kann.
– Große Wirkung erzielen wir mit KI-Systemen beim Erstellen von Content z.B. für Pflichtschulungen, Fachinhalte und Produktschulungen. Videogenerierung ist zwar noch relativ teuer, um es in der Breite zu nutzen, punktuell ist auch das mit KI-Tools schon sehr gut verwendbar. Texte, Bilder, Audio dagegen gehören schon zum Standard des KI-gestützten Authoring.
2. Viele Unternehmen wünschen sich heute Lernlösungen, die weit über ein klassisches LMS hinausgehen. Wie gelingt es, Lernmanagement, Kompetenzentwicklung und Seminarorganisation zu einem ganzheitlichen System zu verbinden?
Das ist ein sehr guter Punkt, und es ist schön, dass das Potenzial einer LMS-Lösung als integrierende Plattform für alles, was mit dem Lernen und Lernprozessen zu tun hat, gesehen wird. Wir erleben das bei unseren Kunden ganz deutlich: Die Kombination aus LMS bzw. Lernplattform, Seminarverwaltung und Kompetenzentwicklung ist gefragt. Ein gutes Beispiel sind die Jahres- bzw. Personalgespräche, die Führungskräfte mit ihren Mitarbeitenden führen. Das ist ein klassischer Use Case im Skills Management, der mit digitaler Unterstützung wesentlich einfacher und effektiver für alle Beteiligten abläuft. Das betrifft sowohl die Vorbereitung, Durchführung und Dokumentation als auch die digitale Unterschrift bis hin zum Update der digitalen Personalakte. Im nächsten Schritt erfolgt der Match von Entwicklungszielen mit Lernangeboten (formell, informell, …). Bei Pflichtschulungen wird das mit dem erfolgreichen Absolvieren, mit Zertifikaten bzw. Credit Points, dem Reporting und dem Reminder ein besonders anschauliches Funktionspaket einer solchen integrierten Plattform. Und die digitale Seminarorganisation kommt mit Planung, Vorbereitung und Evaluation der Lernangebote in allen verfügbaren Formaten unverzichtbar ins Spiel.
3. Bei aller Technik spielt die Lernkultur eine entscheidende Rolle. Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht ausschlaggebend, damit digitale Lernprojekte langfristig erfolgreich bleiben?
Generell ist es für eine Organisation, die möglichst großen Nutzen aus den Lernaktivitäten ihrer Mitarbeitenden ziehen möchte, m.E. entscheidend, dass Lernen im Arbeitsalltag verankert und von Führungskräften aktiv gefördert wird. Die Bereitschaft, immer weiter und Neues zu lernen, sollte die gesamte Organisation durchziehen. Eine gute Fehlerkultur, das Vertrauen in die Lernfähigkeit aller und die Relevanz der Inhalte für die Praxis gehören auch dazu. Essenziell für den Erfolg des technologiegestützten Lernens ist eine positive Einstellung gegenüber der Technologie: Wer vor allem Risiken sieht, den Nutzen der Technologie bezweifelt und die Chancen gering schätzt, wird kaum offen und erfolgreich mit digitalen Tools lernen. Es braucht also eine technologieaffine Kultur.
4. Soft Skills wie Kommunikation, Empathie oder Führung gelten als Schlüsselkompetenzen in einer digitalen Arbeitswelt. Welche dieser Fähigkeiten sind aus Ihrer Sicht heute besonders entscheidend – und wie können digitale Lernformate helfen, sie gezielt zu fördern?
In einer Arbeitswelt, die stark durch digitale Prozesse auch in Bezug auf Kommunikation, Kooperation und Entscheidungen geprägt ist, braucht es „on top“ der von Ihnen genannten Basis-Skills erweiterte Wahrnehmungs-, Analyse- und Meta-Kompetenzen. Dabei denke ich z.B. an die Fähigkeit, als Führungskraft oder im Vertrieb eine Stimmungslage auch dann zu erfassen, wenn ich mich nicht mit den anderen Personen in einem Raum aufhalte oder wenn ich mit einem Avatar im virtuellen Raum interagiere. Täuschungen kommen in neuen Formen daher, die zu erkennen und zu deuten neue Fähigkeiten voraussetzt. Wie bei diesem Lernen digitale Formate helfen können? Durch Übungsformate, in Simulationen, gerne auch KI-gestützt, in der digitalen Lernpraxis selbst, denn digitales (Zusammen-)Arbeiten und digitales Lernen sind m.E. sehr ähnlich.
5. Der Wandel zur digitalen Lernkultur ist auch ein kultureller Prozess. Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, Lernen als kontinuierlichen Bestandteil der Arbeit zu verstehen?
Geht es nicht eher darum, darauf zu achten, dass den Mitarbeitenden dieses (bereits vorhandene) Verständnis nicht ausgetrieben wird …? Unabhängig davon: Lernen fordern, Lernmöglichkeiten schaffen, Lernerfolge belohnen.
6. Wenn Sie auf die kommenden Jahre blicken: Welche Trends werden aus Ihrer Sicht das Corporate Learning am stärksten prägen?
Künstliche Intelligenz.
7. Und ganz persönlich gefragt: Was wünschen Sie sich für die Lernlandschaft der Zukunft – mehr Technologie, mehr Mensch, oder beides?
Mehr Experimentierfreude, mehr Mut, viele Optionen.
Über die time4you GmbH
Die time4you GmbH communication & learning gehört im deutschsprachigen Raum (D/A/CH) zu den führenden Anbietern von Software und Dienstleistungen für digitale Lernlösungen, Personalentwicklung und Weiterbildung. Das innovative Karlsruher Unternehmen bietet seinen nationalen und internationalen Mittelstands- und Konzernkunden sowie Öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Bildungsanbietern maßgeschneiderte schlüsselfertige High-End- und Ready-to-Go-Lösungen auf Basis der IBT® SERVER-Software. Jix ergänzt als KI-Lösung für Conversational Learning das Produktportfolio. Intelligente digitale Assistenten, dialoggestützte Lernspiele, Interactive-Fiction und Lernbots sind Anwendungen, die mit Hilfe von Jix erstellt werden. Unternehmen und Organisationen wie zum Beispiel Deutsche Telekom AG, Raiffeisenlandesbanken Oberösterreich, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Landeshauptstadt Düsseldorf, Dr. Pfleger Arzneimittel, KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V., FEV Group, R+V-Versicherung, Sparkassenstiftung, Globetrotter AG, Gothaer Versicherung und viele mehr nutzen seit Jahren die Softwarelösungen und Expertise der time4you GmbH. Realisiert werden Lern- und Informationsportale im Intranet und Internet, Social-Learning-Plattformen, Produkttrainings, digitale Lernangebote, Chatbots für Support und Marketing, Lernbots, Zertifizierung und Assessment, Lösungen für Talentmanagement, Seminarverwaltung und Lernmanagement. time4you zählt zu den forschenden Unternehmen in Deutschland und ist Mitglied im BITKOM e.V., im didacta-Verband sowie bei der European Association for Training Organisations e.V. (EATO).
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