Orientierung im E-Learning-Dschungel: DOs & DONTs für den Projektstart

Was braucht es wirklich für ein gutes E-Learning-Projekt – und woran scheitern viele Vorhaben schon in der Frühphase? In ihrer Session auf der LEARNTEC 2025 liefert Sünne Eichler das gesammelte Know-how aus 25 Jahren Beratungspraxis: kompakt, konkret und unabhängig. Ihr Fokus: sinnvolle Strategien statt Tool-Fixierung, klare Ziele statt Bauchgefühl, und Stakeholder-Dialog statt reiner Technikfokus. Wer ein digitales Lernprojekt plant – oder gerade mittendrin steckt – erhält hier wertvolle Orientierung und einen praxisbewährten Leitfaden für den eigenen Weg.

eLearning Journal: Guten Tag, Frau Eichler, bevor wir inhaltlich einsteigen: Könnten Sie sich unseren Leserinnen und Lesern bitte kurz vorstellen und uns einen Einblick in Ihre aktuelle Tätigkeit im Bereich eLearning geben?

Sünne Eichler: Im Jahr 2000 habe ich begonnen, mich mit dem Thema E-Learning intensiv zu beschäftigen und habe bei einem Weiterbildungsveranstalter E-Learning eingeführt. Seit 2010 bin ich selbständig und berate Organisationen bei der Einführung bzw. Weiterentwicklung von E-Learning-Projekten – von der Strategie bis zur Content-Entwicklung. Darüber hinaus leite ich das Steinbeis-Institute for Digital Learning & Leadership, das ich 2019 gegründet habe. Dort bieten wir transferorientierte Qualifizierungen rund um modernes Lernen an. Außerdem bin ich Mitglied im Kongress-Komitee und somit für das Kongress-Programm mitverantwortlich.

eLearning Journal: Ihr Vortrag auf der LEARNTEC trägt den Titel „DOs & DONTs in E-Learning-Projekten“ – ein Thema, das sicherlich viele Projektverantwortliche direkt anspricht. Was hat Sie dazu bewegt, genau dieses Thema in den Mittelpunkt Ihres Vortrags zu stellen?

Sünne Eichler: Aus meiner Sicht ist nichts wichtiger als miteinander und voneinander zu lernen. Ich wollte gerne meine Erfahrungen mit dem Publikum teilen und freue mich auf den Austausch. Denn das Publikum auf der LEARNTEC ist ja sehr qualifiziert und bringt selbst wertvolle Erfahrungen mit.

eLearning Journal: Sie blicken auf 25 Jahre Erfahrung in eLearning-Projekten zurück. Gibt es typische Fehler, die Ihnen immer wieder begegnen – unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße?

Sünne Eichler: Das fängt häufig schon bei der Bedarfsanalyse an. Sie wird wenig strategisch durchgeführt und manchmal nicht sorgfältig genug. Und dann nehmen sich Organisationen häufig nicht ausreichend Zeit für das Konzept. Da hier aber die Basis für das Projekt gelegt wird, ist Sorgfalt und auch Weitblick angesagt. Auch bei der Konzeptentwicklung zuerst mit der technischen Lösung zu beginnen, ist ein häufig gemachter Fehler. Ich empfehle, sich zunächst mit den methodisch-didaktischen Anforderungen zu beschäftigen, die organisatorischen Voraussetzungen zu betrachten und erst dann die Technik auszuwählen. Gerne werden auch die notwendigen Ressourcen unterschätzt. Mit der Einführung von E-Learning verändern wir das Lernen in Organisationen, was heutzutage erfolgsentscheidend ist. Das bekomme ich nicht zum Null-Tarif. Leider erkennt auch das Management manchmal nicht, wie wichtig die Top-Down-Unterstützung ist und modernes Lernen nicht nur eine Aufgabe der Personalentwicklung- oder Trainingsabteilung ist, sondern alle – vom Management bis zu den Lernenden – betrifft.

eLearning Journal: Neben den DONTs geben Sie auch konkrete DOs an die Hand. Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Erfolgsfaktoren für ein rundum gelungenes E-Learning-Projekt?

Sünne Eichler: Zunächst einmal sollte ganz klar der Zweck von E-Learning herausgearbeitet werden. Es ist kein Selbstzweck, sondern muss der Organisation einen klaren Nutzen stiften. Und es muss eine klare Strategie her. Dabei bin ich ein Freund davon, in pragmatischen Schritten vorzugehen, ohne das große ganze aus den Augen zu verlieren – eben einfach mal machen! In der Praxis hat sich ebenfalls gezeigt, dass auch das Management eine gewisse Kompetenz zum Thema digitale Bildung aufbaut. Denn E-Learning ist kein Projekt (mehr), sondern Teil einer Unternehmensstrategie im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung. Und dann sollte man auch versuchen, zügig erste „Quick Wins“ zu erzielen und das E-Learning-Projekt „anfassbar“ zu machen, in dem man z.B. Videos produziert und diese schon einmal Entscheidern, potenziellen Nutzern und Fachbereichen vorstellt. So macht man das Thema E-Learning besser verstehbar und bekommt gleichzeitig wertvolles Feedback.

eLearning Journal: Viele Projekte scheitern nicht an der Technik, sondern an Prozessen oder Menschen. Welche Rolle spielen Stakeholder-Management und eine kluge Projektstruktur aus Ihrer Sicht?

Sünne Eichler: Es ist enorm wichtig, sich frühzeitig mit den Stakeholdern, deren Haltung zum Projekt, deren Einfluss auf das Projekt und deren Wünsche zu beschäftigen. Auch hier zahlt sich zu Beginn Sorgfalt und ein sauberes Stakeholdermanagement aus. Wichtig ist, dass man frühzeitig ins Gespräch kommt und so transparent wie möglich ist. Darüber hinaus macht ein auf die jeweiligen Stakeholder ausgerichtetes Kommunikationskonzept Sinn. Deswegen halte ich es auch für wichtig, dass  Projektleiterinnen bzw. Projektleiter in der Organisation gut vernetzt sind. Was die Projektstruktur angeht, hat sich auch hier ein pragmatisches Vorgehen bewährt, dass sowohl dem Wasserfall-Prinzip als auch agilen Ansätzen folgen kann. Aufgaben sollten nicht zu kleinteilig erfasst werden und hinreichend flexibel sein. Dennoch ist hier eine klare Führung notwendig, denn E-Learning-Projekte sind interdisziplinär. Das ist es, was ich an E-Learning-Projekten immer wieder so reizvoll finde: Menschen in einem Projekt zusammenzubringen, die aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema E-Learning schauen – didaktisch, aus Design-Sicht, technisch und mit dem Management-Blickwinkel – und mit allen gemeinsam das Thema Lernen in Organisationen voranzubringen.

eLearning Journal: Warum sollte man sich Ihren Vortrag auf der LEARNTEC auf keinen Fall entgehen lassen – und für wen ist er besonders lohnenswert?

Sünne Eichler: Es lohnt sich vielleicht für jeden, aber aus meiner Sicht ganz besonders für Besucher, die sich recht neu mit dem Thema E-Learning beschäftigen. Ganz bewusst gibt es ja diese Session „E-Learning für Einsteiger“ seit vielen Jahren im Kongress, in der mein Vortrag zugeordnet ist. Und DOs und DONTs zu teilen ist für „Einsteiger“ aus meiner Sicht besonders sinnvoll. Wenn man die DOs und DONTs kennt, kann man viele Herausforderungen umschiffen.


Vortrag: DOs & DONTs in E-Learning-Projekten
Zeit: 06.05.2025, 10:45 – 11:30 Uhr
Ort: Konferenzsaal

Kontakt der Referentin:

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Sünne Eichler
Managing Director
Sünne Eichler Beratung für Bildungsmanagement

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