Erfolgreiches Change Management mit interaktiver Lernreise
Wie Bosch mit der Transition World Mitarbeitende auf Veränderungen vorbereitet
Großen Veränderungen stehen Menschen oftmals kritisch gegenüber – sowohl im Privaten als auch auf der Arbeit. Dementsprechend häufig sehen sich tiefgreifende Transformations- oder Change-Prozesse in Unternehmen mit Widerständen in der Belegschaft konfrontiert, vor allem wenn sie komplex und abstrakt wirken. Mit der „Bosch Digital Transition World“ wurde genau diesem Problem begegnet: Eine interaktive Lernwelt, die komplexe Transformationsthemen zugänglich und praxisnah gestaltet. Gemeinsam mit der VerVieVas entwickelte Bosch ein innovatives Konzept, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern durch Storytelling und gamifizierte Elemente auch aktiv die Motivation und Beteiligung der Mitarbeitenden fördert – und damit weit über klassische eLearning-Angebote hinausgeht.
Die Robert Bosch GmbH ist ein deutscher Technologiekonzern und einer der weltweit größten Automobilzulieferer. Darüber hinaus ist Bosch in zahlreichen weiteren Bereichen tätig, darunter Industrietechnik, Gebrauchsgüter sowie Energie- und Gebäudetechnik. Mit der Zusammenlegung von Bosch IT und Bosch Digital Services zu Bosch Digital sollte eine starke Einheit geschaffen werden, die die digitale Transformation des Unternehmens entscheidend voranbringt. Doch der Zusammenschluss brachte erhebliche Herausforderungen mit sich: Unterschiedliche Arbeitsweisen, Kulturen und technische Hintergründe prägten die beiden Organisationen.
Während Bosch IT auf prozessorientierte Strukturen und ein Ticketing-System setzte, zeichnete sich Bosch Digital Services durch eine agile und dynamische Arbeitsweise aus. Diese Unterschiede waren nicht nur organisatorisch, sondern auch kulturell tief verankert. Gleichzeitig war die Belegschaft durch frühere Transformationen bereits stark belastet, und klassische Schulungsansätze hatten nur begrenzten Erfolg.
Hinzu kam die schiere Größe der Zielgruppe: Über 10.000 Mitarbeitende in mehreren Ländern mussten auf die neuen Arbeitsweisen vorbereitet werden. Die global verteilte Belegschaft sowie die Komplexität der Lerninhalte machten deutlich, dass herkömmliche Schulungsmethoden wie Präsenztrainings nicht ausreichen würden. Es galt, eine nachhaltige, flexible und motivierende Lösung zu entwickeln, die alle Mitarbeitenden abholt und die Grundlage für den langfristigen Erfolg der Transformation schafft.
Vor diesem Hintergrund entwickelte Bosch in Kooperation mit der VerVieVas GmbH im Rahmen des Projekts „Bosch Digital – Transition World“ eine innovative Lernwelt, die den Mitarbeitenden von Bosch Digital als zentrale Anlaufstelle für alle wichtigen Informationen und Lerninhalte rund um den Transformationsprozess dienen sollte.
Lernbedarfe
Das Ziel des Projekts „Bosch Digital Transition World“ war es, die über 10.000 Mitarbeitenden von Bosch Digital auf die neuen Anforderungen des Target Operating Models vorzubereiten. Im Fokus stand dabei die Vermittlung agiler Arbeitsweisen, neuer Unternehmensstrukturen sowie zentraler Begriffe und Ziele. Alle Lerninhalte sollten praxisnah und nachhaltig gestaltet sein, um nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch die Mitarbeitenden aktiv in den Veränderungsprozess einzubinden. Die Zielgruppe setzte sich aus einer international verteilten Belegschaft mit unterschiedlichsten Vorkenntnissen und Rollen zusammen. Aufgrund dieser Vielfalt war es essenziell, eine Lernlösung zu entwickeln, die den Bedürfnissen und Lernstilen aller Gruppen gerecht wird.
Die „Bosch Digital Transition World“ wurde daher als innovative, digitale Lernumgebung konzipiert, die durch gamifizierte Elemente und Storytelling die Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft der Mitarbeitenden steigern sollte. Dabei wurde auf eine Diversifizierung der Medienformate gesetzt, um ein breites Spektrum an Lernpräferenzen abzudecken – von interaktiven Web Based Trainings und Erklärvideos bis hin zu weiterführenden Wiki-Links im „Bosch Digital Playbook“. Das Ziel war eine flexible, skalierbare Lösung, die Wissen effektiv vermittelt und gleichzeitig durch eine kreative und motivierende Gestaltung den Lernprozess bereichert.
Zusammengefasst verfolgte das Projekt verfolgte zwei zentrale Ziele: Erstens sollte die Belegschaft inhaltlich auf die neuen Arbeitsmethoden und Strukturen vorbereitet werden. Zweitens galt es, die Motivation und Akzeptanz für die Transformation zu fördern – ein wichtiger Aspekt, da frühere Enablement-Initiativen weniger erfolgreich waren. Der Lernbedarf umfasste daher sowohl fachliche als auch emotionale Aspekte: die Verankerung neuer Prozesse und die Stärkung des „Buy-In“ für die anstehenden Veränderungen.
Projektverlauf
Zu Beginn wurde ein Projekt-Setup entwickelt, bei dem das Enablement-Projekt-Team von Bosch unter der Leitung von Julia Stangl (Product Owner Transformation Enabling) zusammengestellt wurde. Dieses Kernteam wurde in späteren Phasen durch inhaltliche Expert:innen erweitert, um spezifische Themenbereiche zu entwickeln und umzusetzen. Auf Seiten von VerVieVas übernahm Michael Merzlikar (Leitung Produktion) die Verantwortung für das Projektmanagement, unterstützt durch feste Teammitglieder wie Omar Baig (Lead Storyteller für Videoproduktionen) und Tana Sehorst (Lead Storyteller für WBT-Produktionen).
Der Projektverlauf war in mehrere Phasen unterteilt, die jeweils auf den Bereichen der digitalen Lernwelt basierten. Jeder Bereich umfasste 3–5 Themen, die parallel konzipiert, produziert und umgesetzt wurden. Nachdem ein Bereich erfolgreich abgeschlossen und ausgerollt wurde, begann die Entwicklung des nächsten Bereichs.
Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes war die regelmäßige Einbindung der Zielgruppe und Stakeholder. In kurzen Stand-up-Meetings, die zweimal wöchentlich stattfanden, stimmten sich die Projektteams von Bosch und VerVieVas zu aktuellen Fortschritten und Herausforderungen ab. Detaillierte Briefings und Feedbackrunden mit Expert:innen wurden in separaten Sitzungen durchgeführt. Zudem wurden Rückmeldungen der Zielgruppe in Form von „Sounding and Contribution“-Boards strukturiert gesammelt, bewertet und in die laufende Entwicklung integriert.
Der Rollout der Lerninhalte erfolgte über mehrere interne Kanäle. Die „Bosch Digital Transition World“ wurde im zentralen Wiki für die Transformation verankert, Videos und Lerninhalte wurden über das Bosch-interne „YouTube“ bereitgestellt, und Newsletter informierten regelmäßig über Updates. Web Based Trainings (WBTs) wurden im HR-System als Pflichtseminare zugewiesen, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden die Inhalte durchliefen.
Projektergebnis
Die „Bosch Digital Transition World“ stellt eine innovative digitale Lernumgebung dar, die speziell für die Vermittlung komplexer Transformationsthemen entwickelt wurde. Im Zentrum steht eine interaktive Weltkarte, die verschiedene Bereiche und Themeninseln abbildet. Diese Struktur ermöglicht den Mitarbeitenden eine intuitive Navigation durch die Lerninhalte und fördert eine modulare, bedarfsorientierte Auseinandersetzung mit den Themen. Zu jedem Bereich werden mehrere Lernmedien bereitgestellt, darunter animierte Erklärvideos, interaktive Web Based Trainings (WBTs) und ergänzende Wiki-Links im „Bosch Digital Playbook“. Gamifizierte Elemente wie Belohnungen in Form von Screensavern oder Teams-Hintergründen sorgen für zusätzliche Motivation.
Der Einsatz von Storytelling als verbindendes Element war ein zentraler Bestandteil des Konzepts. Die gesamte Lernwelt ist in eine übergeordnete narrative Struktur eingebettet, wobei einzelne Sub-Stories in den jeweiligen Lernmaterialien aufgegriffen werden. Diese Herangehensweise ermöglichte es, selbst abstrakte und komplexe Themen verständlich und emotional ansprechend zu vermitteln.
Die Ergebnisse zeigen, dass die „Bosch Digital Transition World“ die gesetzten Projektziele erfolgreich erreicht hat. Bislang haben 85 % der über 10.000 Mitarbeitenden die Lerninhalte absolviert, wobei das Feedback durchweg positiv ausfiel. Besonders hervorgehoben wurden die visuelle Gestaltung, die klare Struktur der Inhalte und die interaktive Aufbereitung. Auch die gamifizierten Elemente und die kreative Integration der Inhalte in die narrative Lernwelt stießen auf breite Zustimmung.
Die Lernwelt hat nicht nur inhaltliche Ziele erreicht, sondern auch eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitenden geschaffen. Einige Geschichten und Themenbereiche, wie der „Agile Forest“, wurden besonders positiv wahrgenommen. Sie vermitteln wichtige Prinzipien wie agiles Denken und Handeln in einer erfahrbaren, spielerischen Weise und gehören zu den am häufigsten abgerufenen Inhalten.
Darüber hinaus ermöglicht der modulare Aufbau der Lernwelt eine langfristige Nutzung und Erweiterung. Erste Rückmeldungen aus der Belegschaft zeigen bereits Interesse an zusätzlichen, ursprünglich nicht geplanten Themenbereichen. Dadurch kann die Transition World über die Transformation hinaus als zentrale Plattform für das Lernen und die Weiterentwicklung bei Bosch Digital dienen.
Fazit
Das eLearning-Projekt „Bosch Digital Transition World“ verdeutlicht, wie durchdachte didaktische Konzepte und innovative Technologien genutzt werden können, um komplexe Transformationsprozesse erfolgreich zu begleiten. Mit der Verbindung von Storytelling, interaktiven Lernformaten und einem modularen Aufbau hat die Robert Bosch GmbH nicht nur eine effektive Lösung zur Wissensvermittlung geschaffen, sondern auch die Motivation und Akzeptanz ihrer über 10.000 Mitarbeitenden nachhaltig gesteigert.
Besonders hervorzuheben ist die durchgängige Integration narrativer und gamifizierter Elemente, die dazu beigetragen hat, abstrakte Themen greifbar und praxisnah zu gestalten. Die Kombination aus animierten Erklärvideos, interaktiven Web Based Trainings und weiterführenden Ressourcen im „Bosch Digital Playbook“ bietet ein vielseitiges Lernangebot, das den unterschiedlichen Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht wird. Vor diesem Hintergrund zeichnet die Jury des eLearning Journals Robert Bosch GmbH und VerVieVas GmbH mit dem eLearning AWARD 2025 in der Kategorie „Storytelling“ mit dem Schwerpunkt „Gamification“ aus. Herzlichen Glückwunsch!
Keytakeaways
Ausgangssituation:
- Unterschiedliche Arbeitsweisen und Kulturen bei Bosch IT und Bosch Digital Services erschwerten die Transformation zu „Bosch Digital“.
- Frühere Maßnahmen waren wenig erfolgreich; es bestand eine „Müdigkeit“ gegenüber weiteren Veränderungsprojekten.
Projektziel:
- Einheitliche Vermittlung agiler Arbeitsweisen und neuer Unternehmensstrukturen an über 10.000 Mitarbeitende.
- Förderung von Motivation und Akzeptanz für die Transformation durch innovative Lernansätze.
Umsetzung:
- Entwicklung der „Bosch Digital Transition World“ mit virtuellen Themeninseln, Storytelling und interaktiven Medien.
- Iterative Phasenplanung mit regelmäßigem Feedback aus der Zielgruppe und Gamification-Elementen zur Motivation.
Messung:
- 85 % der Mitarbeitenden absolvierten die Inhalte erfolgreich, Feedback war überdurchschnittlich positiv.
- Nachhaltige Wirkung durch modularen Aufbau, der Erweiterungen und langfristige Nutzung ermöglicht.
Projektverantwortliche
Robert Bosch GmbH
Julia Stangl
Product Owner Bosch Digital Transition Enablement
julia.stangl@de.bosch.com
Robert-Bosch-Platz 1
70839 Gerlingen-Schillerhöhe
www.bosch.de
VerVieVas GmbH
Tana Sehorst
Head of E-Learning
tana.sehorst@vervievas.net
Heiligenstädterstr. 31/1/701
A-1190 Wien
www.vervievas.com