Inklusion neu gedacht
Wie die BIH-Akademie innovative eLearning-Standards für eine barrierefreie Arbeitswelt setzt
Barrierefreiheit neu gedacht: Mit der „BIH-Akademie“ schafft die Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen e. V. (BIH) ein zukunftsweisendes eLearning-Angebot, das Maßstäbe in der Inklusion und beruflichen Weiterbildung setzt. Dank innovativer Technologien und realitätsnaher Inhalte können Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen von einem barrierearmen, flexiblen und hochqualitativen Lernumfeld profitieren. Dieses Projekt zeigt, wie digitale Schulungen den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt begegnen – und dabei Inklusion und Vielfalt fördern.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) ist eine zentrale Institution, die sich für die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzt. Dabei unterstützt sie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Schwerbehindertenvertretungen sowie weitere Akteure in Unternehmen und Organisationen bei der Gestaltung inklusiver Arbeitsbedingungen. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Bedeutung flexibler Weiterbildungsformate stellte die BIH fest, dass viele bestehende eLearning-Angebote für Menschen mit Behinderung nicht ausreichend zugänglich waren.
Insbesondere die unzureichende Barrierefreiheit digitaler Lernplattformen und Inhalte stellte eine erhebliche Hürde dar, die den Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen erschwerte und so die berufliche Entwicklung betroffener Personen einschränkte. Auch die mobile Nutzung vieler Plattformen war problematisch, da sie selten den Anforderungen an responsives und barrierearmes Design gerecht wurde. Hinzu kam, dass die bestehenden Lernangebote oft weder auf die vielfältigen Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt noch flexibel genug waren, um individuelles Lernen zu ermöglichen.
Die BIH erkannte, dass es an einer zeitgemäßen Lösung mangelt, die den technischen und didaktischen Anforderungen einer inklusiven Arbeitswelt gerecht wird. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt „BIH-Akademie“ in Zusammenarbeit mit den Medien- und eLearning Agenturen CW Haarfeld und CREATE ins Leben gerufen, um ein zukunftsfähiges und barrierearmes eLearning-Angebot zu entwickeln, das den vielfältigen Bedürfnissen ihrer Zielgruppe entspricht.
Lernbedarfe
Das Projekt hatte das übergeordnete Ziel, ein modernes und barrierearmes eLearning-Angebot zu schaffen, das die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung unterstützt und gleichzeitig die Bedürfnisse einer vielfältigen Zielgruppe berücksichtigt. Im Zentrum des Projekts stand die Entwicklung eines einfach zugänglichen Selbstlernangebots, das flexibel genutzt werden kann und verschiedene Zielgruppen anspricht. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der barrierearmen Gestaltung der Inhalte und der technischen Umsetzung, um sicherzustellen, dass die Angebote den höchsten Standards entsprechen und über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen.
Die Zielgruppen des Projekts umfassten eine Vielzahl von Akteuren, die eine zentrale Rolle bei der beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung spielen. Dazu gehörten Schwerbehindertenvertretungen, Inklusionsbeauftragte, Betriebs- oder Personalräte beziehungsweise Mitarbeitervertretungen und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Auch Mitarbeitende im Personalbereich wurden adressiert, da sie maßgeblich an der Umsetzung von Maßnahmen zur Inklusion beteiligt sind. Die Lerninhalte sollten demnach so gestaltet sein, dass sie gezielt die Bedürfnisse dieser Gruppen erfüllen und ihnen praktische Unterstützung bei der Förderung von Inklusion und der Gestaltung einer barrierefreien Arbeitsumgebung bieten.
Projektverlauf
Die Entwicklung der „BIH-Akademie“ erfolgte in mehreren klar definierten Phasen, die durch enge Zusammenarbeit zwischen Fachexperten, technischen Entwicklern und kreativen Teams geprägt waren.
In der Konzeptionsphase wurden zunächst die Anforderungen der Zielgruppen präzise analysiert. Hierzu organisierte das Projektteam unter der Leitung von CW Haarfeld und CREATE Design-Thinking-Workshops, in denen sogenannte Personas entwickelt wurden. Diese halfen dabei, typische Lernbedarfe und Lebensrealitäten der Zielgruppen zu definieren. Basierend auf diesen Personas wurden realitätsnahe Szenarien und Einstiegs-Geschichten entwickelt, die als Grundlage für das didaktische Konzept dienten. Diese Szenarien legten den Grundstein für ein Storytelling, das sich durch alle Kurse zieht.
Die anschließende Umsetzungsphase fokussierte sich auf die Erstellung der medialen Inhalte und deren Integration in die cBooks. Besondere Highlights waren die Integration von interaktiven FISH-Simulationen, Videos, 3D-Räumen und Gamification-Elementen, die sowohl einen hohen didaktischen Mehrwert bieten, als auch höchste Barrierefreiheitsstandards erfüllen. Um sicherzustellen, dass die Inhalte und Elemente den Anforderungen der Zielgruppen entsprechen, wurde die Umsetzung eng mit den Fachkräften der BIH abgestimmt.
In der Testphase wurden die entwickelten Inhalte durch Pilotgruppen intensiv geprüft. Dabei lag der Fokus nicht nur auf der technischen Barrierefreiheit, sondern auch auf der inhaltlichen Verständlichkeit und Benutzerfreundlichkeit. Besondere Aufmerksamkeit galt der Kompatibilität mit assistiven Technologien wie Screenreadern und der Bedienbarkeit über die Tastatur. Das Feedback der Pilotgruppen wurde genutzt, um die Inhalte weiter zu optimieren.
Nach erfolgreicher Überprüfung erfolgte die Veröffentlichung der cBooks als SCORM-Pakete auf der Lernplattform akademie.bih.de. Parallel dazu wurden Maßnahmen zur Bekanntmachung des Angebots umgesetzt, darunter der Versand über Newsletter und die Bewerbung des Angebots auf der BIH-Website.
Projektergebnis
Die „BIH-Akademie“ bietet ein flexibles Selbstlernangebot, das aus mehreren barrierearmen digitalen Kursen besteht. Die Inhalte der Kurse sind speziell auf die Zielgruppen zugeschnitten und behandeln praxisnahe Themen wie die rechtliche Grundlagen des SGB IX, die Erarbeitung und Einführung einer Inklusionsvereinbarung sowie Maßnahmen zur beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Ergänzend zu den Kerninhalten stehen weiterführende Informationen und zusätzliche Materialien zum Download bereit, die den Lernenden eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Themen ermöglichen.
Die Struktur der Kurse wurde bewusst flexibel gestaltet. Lernende können die Kurse in ihrem eigenen Tempo absolvieren, unterbrechen und jederzeit wieder aufnehmen. Interaktive Elemente wie 3D-Räume, Simulationen und realitätsnahe Szenarien wurden integriert, um ein praxisnahes und verständliches Lernerlebnis zu schaffen. Dabei wird auch auf die Diversität der Lernenden eingegangen, um sicherzustellen, dass die Inhalte für verschiedene Zielgruppen relevant und verständlich sind.
Technisch zeichnete sich das Lernangebot durch umfassende Einstellungen zur Barrierearmut/-freiheit aus. Die Kurse sind vollständig mit Screenreadern kompatibel und ermöglichen eine Bedienung über die Tastatur. Darüber hinaus bietet die Plattform Optionen zur Anpassung von Kontrasten und Schriftgrößen sowie die Möglichkeit, Bilder und Animationen auszublenden. Diese Features ermöglichen, dass Menschen mit unterschiedlichen Bedarfen gleichberechtigt am Lernprozess teilnehmen können.
Die Resonanz auf das Angebot war von Beginn an sehr gut. Bereits in der Pilotphase wurden die Kurse intensiv getestet und kontinuierlich optimiert. Die Barrierearmut der Lerninhalte erreichte in den ersten Tests, die von einem externen Unternehmen durchgeführt wurden, 85 % und wurde durch weitere Anpassungen auf 98 % gesteigert – ein Wert, der deutlich über den Anforderungen für barrierefreie Inhalte liegt. Besonders die einfache Zugänglichkeit und die Möglichkeit, die Kurse flexibel in den Alltag zu integrieren, fanden positive Resonanz bei den Nutzenden.
Zusätzlich zeigt das Projekt eine hohe Nachhaltigkeit: Die digitale Aufbereitung der Inhalte stellt eine sinnvolle barrierearme Ergänzung dar, die flexibel und orts- sowie zeitunabhängig neben den bestehen Präsenzschulungen absolviert werden kann. Damit spart das Angebot nicht nur zeitliche und finanzielle Ressourcen, sondern leistet auch einen Beitrag zur Förderung einer inklusiven Arbeitswelt.
Fazit
Das eLearning-Projekt „BIH-Akademie“ verdeutlicht eindrucksvoll, wie moderne Technologien und didaktisch durchdachte Konzepte genutzt werden können, um die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu fördern und gleichzeitig praxisrelevante Inhalte für eine breite Zielgruppe bereitzustellen. Mit der Kombination aus barrierefreien digitalen Lernformaten, interaktiven Elementen wie 3D-Räumen und Simulationen sowie einer konsequenten Ausrichtung auf die Bedarfe der Lernenden setzt das Projekt neue Maßstäbe in der Gestaltung inklusiver Weiterbildung.
Die enge Zusammenarbeit zwischen den Fachkräften der BIH, den technischen Teams von CREATE und den Expertinnen und Experten bei CW Haarfeld ermöglichte es, ein flexibles und nachhaltiges Lernangebot zu entwickeln, das sowohl den rechtlichen Anforderungen als auch den individuellen Ansprüchen der Zielgruppen gerecht wird. Besonders hervorzuheben sind die erzielten Ergebnisse in der Barrierefreiheit, die mit einer Optimierungsrate von bis zu 98 % weit über den Standard hinausgehen, sowie die hohe Akzeptanz des Angebots bei den Nutzenden. Insgesamt zeigt das Projekt, dass barrierearme eLearning-Lösungen nicht nur technologisch möglich, sondern auch wirtschaftlich und didaktisch sinnvoll sind.
Aus diesen Gründen zeichnet die Jury des eLearning Journals die Projektpartner Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrations- und Inklusionsämter und Hauptfürsorgestellen e. V. (BIH), CREATE und CW Haarfeld mit dem eLearning AWARD 2025 in der Kategorie „Lernplattform“ mit dem Schwerpunkt „Barrierefreiheit“ aus. Herzlichen Glückwunsch!
Keytakeaways
Ausgangssituation:
- Digitale Lernangebote sind häufig nicht barrierefrei und erschwert Menschen mit Behinderung den Zugang zu Weiterbildung.
- Fehlende Kompatibilität mit assistiven Technologien und eingeschränkte Flexibilität waren zentrale Schmerzpunkte.
Projektziel:
- Entwicklung eines Selbstlernangebots mit umfassender Barrierefreiheit.
- Bereitstellung praxisnaher Inhalte, die unterschiedliche Zielgruppen adressieren und berufliche Teilhabe fördern.
Umsetzung:
- Erstellung realitätsnaher Lerninhalte auf Basis von Personas und interaktiven Formaten wie 3D-Räumen und Simulationen.
- Iterative Optimierung durch Tests mit Pilotgruppen und Integration der Kurse in ein barrierefreies LMS.
Messung:
- Barrierefreiheit der Kurse wurde von 85 % auf 98 % optimiert und übertraf die Zertifizierungsanforderungen deutlich.
- Hohe Akzeptanz bei den Zielgruppen dank flexibler Nutzung und individueller Anpassungsmöglichkeiten.
Projektverantwortliche
Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrations- und Inklusionsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH)
Christoph Beyer
Vorstandvorsitzender der BIH
Deutzer Freiheit 77 – 79
50679 Köln
www.bih.de
CREATE – Wir leben Lernen.
Christoph Schmidt-Martensson
Gründer & Geschäftsführer
cs@create.at
Taubstummengasse 7/3, 1040 Wien
www.create.at
CW Haarfeld GmbH
Simone Königs
Teamleiterin
simone.koenigs@cwh.de
Neumarkt 1a
50667 Köln