Lerninnovation trifft auf globale Mission
Wissen vermitteln, Engagement stärken: Die digitale Projektreise der Kindernothilfe

Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung werden Organisationen bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden vor immer neue Herausforderungen gestellt: Klassische Schulungsformate, die auf Präsenz und feste Lernpläne setzen, reichen oft nicht mehr aus, um den Anforderungen einer flexiblen und global vernetzten Arbeitswelt gerecht zu werden. Vor dieser Hürde stand auch die Kindernothilfe, die das Ziel verfolgte, neuen Mitarbeitende die komplexen internationalen Projekte und globalen Zusammenhänge in der Arbeit der Kindernothilfe verständlich zu vermitteln. Die Lösung: eine digitale Projektreise, die weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht, sondern auch das Engagement und die emotionale Bindung an die Unternehmensmission stärkt.

Die Kindernothilfe ist seit Jahrzehnten eine der führenden Organisationen im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Mit über 200 Mitarbeitenden am Hauptsitz in Duisburg und einem weitreichenden Netzwerk von Partnerorganisationen in mehr als 30 Ländern stellt die Organisation täglich den Schutz und die Förderung von Kinderrechten in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Damit auch Mitarbeitende eine Einsicht in die Arbeit in den Ländern haben, ohne dorthin zu reisen, wurde eine „digitale Projektreise“ entwickelt.

Herausforderungen in Krisengebieten – Einblicke in die Projektarbeit: Innerhalb der digitalen Projektreise vermitteln Wimmelbilder als interaktives Lernwerkzeug die komplexen Herausforderungen in Krisengebieten wie Sri Lanka. Durch diese Visualisierung erhalten die Teilnehmenden einen praxisnahen Einblick in die realen Bedingungen vor Ort.

Lernbedarfe
Besonders im Onboarding neuer Mitarbeitender zeigte sich, dass bestehende Schulungsformate, die stark von Präsenzterminen geprägt waren, zwar wertvolle Einblicke in die Arbeit der Organisation bieten, jedoch zeitlich und organisatorisch an ihre Grenzen stoßen. Insbesondere Mitarbeitende ohne direkten Bezug zu den Projektländern berichteten, dass es ihnen schwerfiel, die Komplexität und den Umfang der Programmarbeit vollständig zu erfassen. Darüber hinaus wollte die Kindernothilfe aus Gründen der Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz zunehmend auf aufwendige Dienstreisen verzichten, die bisher gelegentlich genutzt wurden, um Mitarbeitenden einen direkten Einblick in die Projekte vor Ort zu ermöglichen.

Zudem sollte die neue Lösung deutlich flexibler angelegt sein als bisherige Schulungsformate, da viele Mitarbeitende aufgrund flexibler Arbeitszeiten Schwierigkeiten hatten, die vielen Termine wahrzunehmen. Stattdessen sollte die Lösung erlauben, sich die Lerninhalte in eigenem Tempo und zu selbstbestimmten Zeiten aneignen zu können. Gleichzeitig wuchs der Wunsch, trotz digitaler Schulungsformate eine persönliche Bindung zu den Führungskräften und Projektpartnern herzustellen.

Der Lernbedarf lag daher in einer flexiblen, interaktiven und dennoch emotionalen Schulung, die die Arbeit der Kindernothilfe und Partnerorganisationen auf anschauliche Weise vermittelt und es den Mitarbeitenden ermöglicht, sich mit der Organisation und ihrer Mission zu identifizieren. In diesem Kontext entstand die Idee, ein eLearning-Programm in Form einer Projektreise zu entwickeln. So können Mitarbeitende die Projekte weltweit auf eine völlig neue Art zu erleben – digital und interaktiv.

Projektverlauf
Die Entwicklung der Projektreise begann mit einer detaillierten Bedarfsanalyse, und dem Befragen von neuen Mitarbeitenden, um Herausforderungen im bestehenden Onboarding-Prozess zu identifizieren. Basierend auf diesen Erkenntnissen sowie Rückmeldungen einzelner Führungskräfte, entwickelte das Personalentwicklungsteam eine didaktische Konzeption, die den Schwerpunkt auf interaktives und selbstbestimmtes Lernen legte.

Parallel dazu startete die Zusammenarbeit mit dem eLearning-Spezialisten Manfred Osthof, der für das Design und die technische Umsetzung verantwortlich war. Das Projekt folgte einem agilen Projektmanagementansatz, der es ermöglichte, flexibel auf Feedback einzugehen und mehrere Entwicklungsstränge parallel zu bearbeiten. Zunächst wurde ein Grobkonzept erstellt, das die zentralen Lernziele und Inhalte festlegte. Danach begann die detaillierte Entwicklung von Drehbüchern für die verschiedenen Regionen und Länder, in denen die Kindernothilfe tätig ist. Diese Drehbücher durchliefen mehrere Feedbackschleifen, in denen die Fachabteilungen sicherstellten, dass die Inhalte korrekt und praxisnah waren.

Ein zentraler Bestandteil des Projekts war die Gestaltung interaktiver und emotionaler Lerninhalte. Jedes Kapitel der digitalen Projektreise wurde individuell aufbereitet, um den Lernenden eine abwechslungsreiche Erfahrung zu bieten. Animierte Figuren, echte Fotos und Videos aus den Projektgebieten sowie interaktive Elemente z.B. eine drehbare Weltkarte und ein Wimmelbild bildeten die Grundlage für eine lebendige und praxisnahe Wissensvermittlung. Eine besondere Rolle spielte dabei die animierte Figur „Isla“, die als emotionale Begleiterin die Lernenden auf ihrer Reise durch die verschiedenen Kontinente führte.

Während der gesamten Projektphase fand eine enge Abstimmung mit den internen und internationalen Fachexpert*innen der Kindernothilfe statt, um sicherzustellen, dass das eLearning nicht nur didaktisch ansprechend, sondern auch inhaltlich fundiert war. Es wurden regelmäßige Abstimmungen organisiert und Feedback eingeholt, um die Qualität und den Fortschritt des Projektes sicherzustellen.

Eine der größten Herausforderungen war es, die Vielzahl der Projekte, die die Kindernothilfe in über 30 Ländern betreut, auf eine überschaubare und dennoch repräsentative Auswahl zu reduzieren. Um das Problem der Länge des eLearnings zu bewältigen, wurde das Programm in einzelne, abgeschlossene Lerneinheiten unterteilt, die nach Kontinenten gegliedert waren. Diese modularen Einheiten erlauben den Lernenden, die Inhalte in mehreren Sitzungen zu bearbeiten, ohne dass der Zusammenhang verloren geht.

Die Einführung eines neuen Learning Management Systems ermöglichte es der Kindernothilfe, das eLearning-Programm nahtlos in den bestehenden Onboarding-Prozess zu integrieren. Das LMS bietet den Mitarbeitenden eine klare Übersicht über die Lerninhalte und ihren Lernfortschritt. Dies ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Programms, da es den Mitarbeitenden die nötige Flexibilität bietet, das eLearning an ihre individuellen Zeitpläne anzupassen.

Mit Isla auf Entdeckungsreise: In der digitalen Lernreise nimmt Isla die Lernenden mit auf eine Tour durch die Projektländer der Kindernothilfe, um die Arbeit vor Ort auf anschauliche Weise zu vermitteln.

Projektergebnis
Die Projektreise der Kindernothilfe hat seine Ziele in mehrfacher Hinsicht erfolgreich erreicht: Durch die Kombination aus interaktiven Elementen, emotionalem Storytelling und praxisnahen Inhalten konnte ein innovatives Lernformat geschaffen werden, das neue Maßstäbe in dem Onboarding-Prozess der Organisation setzt. Insbesondere die Integration der animierten Figur „Isla“ als emotionale Leitfigur sorgt für eine Repräsentation der Kinder für die Lernenden zu den vermittelten Inhalten. Dies führt dazu, dass die Mitarbeitenden nicht nur die sachlichen Informationen über die Arbeit der Kindernothilfe aufnehmen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Erfolge in den Projektländern entwickeln.

Das eLearning erweist sich als besonders effektiv darin, das Lernen auf eine virtuelle Reise mitzunehmen und dabei reale Einblicke in die Arbeit der Organisation zu gewähren. Die Kombination aus echten Bildern, Videos und interaktiven Weltkarten ermöglicht es den Teilnehmenden über 100 interaktive Seiten und rund 110 Minuten Bearbeitungszeit, sich intensiv mit den globalen Projekten auseinanderzusetzen. Diese visuelle und emotionale Tiefe trägt dazu bei, dass das Programm nicht nur informativ, sondern auch nachhaltig wirkt.

Besonders hervorzuheben ist darüber hinaus die Flexibilität des Programms. Durch die Modularität können die Teilnehmenden die Inhalte in ihrem eigenen Tempo bearbeiten.

Eine der wichtigsten Errungenschaften des Projekts war es, dass die Projektreise nicht nur als digitales Lernformat funktioniert, sondern auch den ersten Meilensteil für eine neue, nachhaltige Lernkultur in der Kindernothilfe etabliert hat. Die Mitarbeitenden sind nun besser informiert und stärker in die globalen Tätigkeiten der Organisation eingebunden, was langfristig zu einer höheren Identifikation und einer stärkeren Bindung an die Kindernothilfe führt.

Fazit
Mit dem eLearning „Unterwegs mit Isla“ hat die Kindernothilfe nicht nur ein innovatives eLearning-Format geschaffen, sondern auch ein Vorbild für zukünftige L&D-Initiativen. Durch die gelungene Kombination aus interaktiven Lernmethoden, emotionalem Storytelling und realen Projekteinblicken gelingt es, die Mitarbeitenden auf eine virtuelle Reise mitzunehmen, die weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. Die emotionale Ansprache durch die Figur „Isla“ und die multimedialen Inhalte, die echte Kinderrechtsarbeit in den Projektländern darstellen, schaffen eine tiefere Identifikation der Mitarbeitenden mit der Mission der Organisation.
Die modulare Struktur des Programms, die es ermöglicht, die Inhalte flexibel und in mehreren Sitzungen zu bearbeiten, passt sich den modernen Anforderungen an eine vernetzte, flexible Arbeitswelt an. Dies fördert nicht nur die Effizienz des Lernens, sondern auch die Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden. Zudem bildet das Programm einen wichtigen Grundstein für die weitere Digitalisierung der Lernkultur der Kindernothilfe und bietet ein skalierbares Modell für künftige eLearning-Initiativen. Für diese Leistung vergibt die Jury den eLearning AWARD 2025 in der Kategorie „Learning Journey“ mit dem Schwerpunkt „Onboarding“. Herzlichen Glückwunsch!


Keytakeaways:

Ausgangssituation

  • Zoomschulungen und Projektreisen waren zeitaufwändig, teuer und boten nicht genug Flexibilität.
  • Mitarbeitende ohne direkten Kontakt zu den Projektländern hatten Schwierigkeiten, die globale Arbeit der Kindernothilfe zu verstehen.

Projektziele

  • Flexibles und emotional ansprechendes eLearning zur Vermittlung der globalen Strukturen und Arbeit der Kindernothilfe.
  • Reduzierung von Reisekosten und CO2-Fußabdruck durch digitale Alternativen.

Umsetzung

  • Virtuelle Projektreise mit der animierten Figur „Isla“, multimedialen Inhalten und einer modularen Struktur für flexibles Lernen.
  • Einführung eines neuen LMS zur Verwaltung und Strukturierung der Inhalte.

Messung

  • Hohe Zufriedenheit der Mitarbeitenden durch positive Rückmeldungen und Flexibilität des Programms.
  • Einsparung von Reisekosten und Messung der Bearbeitungszeiten (ca. 110 Minuten pro Mitarbeitenden).

Projektverantwortliche

Kindernothilfe e.V.
Daria Hansen
Personalentwicklerin
daria.hansen@knh.de
Düsseldorfer Landstr. 180
47249 Duisburg
www.kindernothilfe.de

 

 

 

Manfred Osthof
E-Learning Experte
manfred@osthof.de
Yorkring 1
49090 Osnabrück