Innovative Qualifizierung von medizinischen Fachkräften bei Ottobock
Globales Schulungsprogramm für High-Tech-Prothesen
Um den steigenden Anforderungen an eine effiziente und flexible Weiterbildung gerecht zu werden, digitalisierte Ottobock gemeinsam mit der HI Factory den Schulungs- und Zertifizierungsprozess für das mikroprozessorgesteuerte Kniegelenk Genium X4. In einem international abgestimmten Projekt wurde ein eLearning-Angebot geschaffen, das den Fachkräften weltweit eine zeit- und ortsunabhängige Weiterbildung ermöglicht. Die Lösung? Mehrsprachige, praxisnahe digitale Lerninhalte und ein vollständig digitalisierter Lernprozess für Update-Schulungen. Dieser bietet den Lernenden eine nachhaltige und anwenderfreundliche Weiterbildung im Umgang mit modernster Medizintechnik.
Ottobock zählt zu den international führenden Anbietenden im Bereich Medizintechnik und ist bekannt für die Entwicklung, Produktion und Vermarktung innovativer orthopädietechnischer Lösungen. Mit über 9000 Mitarbeitenden weltweit und Standorten auf der ganzen Welt fokussiert sich das Unternehmen auf die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Die Einführung eines hochmodernen, mikroprozessorgesteuerten Kniegelenks stellte das Unternehmen vor eine neue Aufgabe: Wie kann sichergestellt werden, dass Fachkräfte weltweit diese komplexe Technologie schnell und effektiv beherrschen?
Vor diesem Hintergrund rief Ottobock in Kooperation mit der HI Factory ein eLearning-Projekt ins Leben, welches die Schulung und Zertifizierung von Fachkräften im Umgang mit dem neuen mikroprozessorgesteuerten Kniegelenk zum Ziel hatte. Im Rahmen des Projekts wurde eine digitale Lernlösung entwickelt, die als Update- und Basisschulung dient. Diese ermöglicht es Orthopädietechniker:innen ihr Wissen zu vertiefen und ein personalisiertes Zertifikat zu erlangen, um Menschen mit dem Produkt versorgen zu können.
Lernbedarfe
Im Rahmen dieses Projektes sollte eine digitale Lerneinheit entwickelt werden, um Orthopädietechniker:innen für den Umgang mit einem neuen, mikroprozessorgesteuerten Kniegelenk von Ottobock zu qualifizieren. Die Herausforderung im Projekt war hier die Erwartungshaltung und Bedürfnisse der verschiedenen Märkte zusammenzubringen. Insbesondere bei der Konzeption der Inhalte und der Ansprache der Zielgruppe musste hier zunächst ein Konsens gefunden werden. Der Fokus lag somit auf der Qualitätssicherung des Inhalts und der Bereitstellung eines standardisierten, aber flexibel zugänglichen Zertifizierungsprozesses. Dieser stellt sicher, dass Fachkräfte weltweit auf den gleichen hohen Wissensstand gebracht werden. Dementsprechend zentral war für den Erfolg des Projekts außerdem die Internationalisierung des eLearning-Programms. Die Schulungsinhalte sollten in 18 Sprachen übersetzt werden, um den Anforderungen eines globalen Marktes gerecht zu werden. Die strenge Qualitätssicherung der Fachterminologie war dabei essenziell, um einheitliche Lernstandards zu gewährleisten und eine reibungslose Implementierung in unterschiedlichen Märkten zu ermöglichen.
Als sekundäre Projektziele wurden Anforderungen zur Nachhaltigkeit, Effizienz und Flexibilität des Schulungsprozesses definiert. Die Digitalisierung des Zertifizierungsprozesses sollte es den Teilnehmenden erlauben, den Update Kurs orts- und zeitunabhängig zu absolvieren, wodurch der Aufwand für Reisen und Verwaltung erheblich reduziert wird. Diese Struktur bietet den Fachkräften eine flexible Weiterbildung im eigenen Tempo und ermöglicht durch die kontinuierliche Verfügbarkeit des Inhalts eine spätere Nachschlagefunktion. Die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks durch den Verzicht auf physische Materialien und Reiseaufwand trägt darüber hinaus zur Nachhaltigkeitsstrategie von Ottobock bei und fördert eine ressourcenschonende Lernkultur.
Projektverlauf
Für die erfolgreiche Umsetzung des eLearning-Projekts wurde ein interdisziplinäres Team zusammengestellt, das Expert:innen aus verschiedenen Fachbereichen und Learning Professionals aus Deutschland, Österreich und den USA vereinte. Von Anfang an legte das Projektteam dabei einen großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit Fachexpert:innen und Marktverantwortlichen, um die Lerninhalte praxisnah und bedarfsgerecht zu gestalten. Durch agile Projektmethoden konnte ein flexibler und iterativer Entwicklungsprozess etabliert werden. Dieser ermöglichte die kontinuierliche Verbesserung der Inhalte und die Anpassung an regionale Marktanforderungen.
Ein wesentlicher Schritt im Projektverlauf war die regelmäßige Abstimmung des Projektteams. Mithilfe wöchentlicher Meetings wurden Fortschritte und potenzielle Anpassungen zeitnah diskutiert, was eine zügige Implementierung sicherstellte. Die agile Arbeitsweise ermöglichte es dem Team zudem, erste Inhalte frühzeitig zu visualisieren und in Feedback-Schleifen durch die Zielgruppen zu testen. Dafür kamen spezielle Reviewtools zum Einsatz, mit denen punktgenaue Rückmeldungen direkt in die Content-Entwicklung einfließen konnten.
Ein zentraler Meilenstein des Projekts war die Pilotphase, in der der eLearning-Content von einer ausgewählten Gruppe an Fachkräften getestet wurde. Das gesammelte Feedback aus dieser Phase war überwiegend positiv und führte nur zu geringen Anpassungen. Dank dieser validierten Inhalte konnte das Schulungsprogramm in die nächste Phase übergehen. Parallel zur Inhaltserstellung arbeitete das Team an der Entwicklung eines digitalen Zertifizierungsprozesses, der den Teilnehmenden nach erfolgreichem Abschluss ein personalisiertes, digitales Zertifikat ausstellt. Zeitgleich wird automatisch der Zugang zu einer mobilen App ermöglicht, um das Kniegelenk konfigurieren zu können.
Eine weitere Herausforderung stellte die Internationalisierung der Inhalte dar. Um den Anforderungen der verschiedenen internationalen Märkte gerecht zu werden, wurden die Lernmaterialien in insgesamt 18 Sprachen übersetzt. Die Zusammenarbeit mit Fachexpert:innen und Übersetzer:innen war hierbei entscheidend, um die Fachterminologie korrekt und konsistent zu verwenden und so die hohe Qualität der Schulungsmaterialien sicherzustellen.
Abschließend wurde der eLearning-Content über ein Learning Management System (LMS) ausgerollt. Mit gezielten internen Kommunikationsmaßnahmen und durch Teilnahme an relevanten Branchenveranstaltungen, wie zum Beispiel der OT World, sicherte Ottobock die Akzeptanz des Programms bei den Zielgruppen und erreichte eine hohe Sichtbarkeit für das innovative Lernangebot.
Projektergebnis
Das eLearning-Projekt von Ottobock resultierte in einer umfassenden digitalen Schulungs- und Zertifizierungslösung, die speziell auf die Anforderungen der internationalen Märkte zugeschnitten ist und eine nachhaltige Qualifizierung von Fachkräften ermöglicht. Der eLearning-Inhalt wurde so gestaltet, dass er sowohl als Update für erfahrene als auch als Basisschulung für neue Anwender: innen des mikroprozessorgesteuerten Kniegelenks dient. Die Lernmodule decken dabei nicht nur die technischen Spezifikationen des Produkts, sondern auch dessen praktische Anwendung und Konfiguration ab. Interaktive Elemente und praxisorientierte Szenarien ermöglichen es den Teilnehmenden, theoretisches Wissen mit konkreten Handlungsschritten zu verbinden. Nach Abschluss der Schulung erhalten die Teilnehmer:innen ein personalisiertes digitales Zertifikat, das als offizieller Kompetenznachweis dient und den Zugang zu einer speziellen App zur Kniegelenkskonfiguration freischaltet.
Ein weiterer wesentlicher Erfolg war die hohe Akzeptanz und das positive Feedback der Zielgruppen. Die Berücksichtigung der Erfahrungen aus den verschiedenen Märkten war hierfür ausschlaggebend, um alle Bedürfnisse entsprechend zu berücksichtigen. Die erste Evaluation bei einer Pilotgruppe fiel durchweg positiv aus und machte nur geringe Anpassungen erforderlich, was die praxisnahe Gestaltung und den hohen Qualitätsstandard der Inhalte unterstrich.
Zusätzlich zur inhaltlichen Qualität des Programms unterstützt das digitalisierte Format eine ressourcenschonende Umsetzung. Durch die Digitalisierung des Schulungsprozesses können Fachkräfte flexibel sowie zeit- und ortsunabhängig zertifiziert werden. Das eLearning kann sowohl am Computer als auch über mobile Endgeräte absolviert werden.
Fazit
Das eLearning-Projekt zur Einführung des mikroprozessorgesteuerten Kniegelenks zeigt eindrucksvoll, wie digitale Lerntechnologien genutzt werden können, um anspruchsvolle medizinische Inhalte effizient und nachhaltig zu vermitteln. Durch die Kombination praxisnaher Szenarien mit interaktiven Modulen und einer ortsunabhängigen Zertifizierung hat Ottobock ein Schulungsprogramm geschaffen, das auf die spezifischen Anforderungen seiner internationalen Zielgruppe eingeht. Die agile Zusammenarbeit zwischen Fachexpert:innen und Entwickler:innen sowie die Anpassung an regionale Marktbedürfnisse trugen maßgeblich dazu bei, ein qualitativ hochwertiges eLearning-Programm zu entwickeln, das den Lernerfolg fördert und gleichzeitig die Akzeptanz der Zielgruppe sicherstellt. Aus diesen Gründen verleiht die Jury des eLearning Journals den beiden Projektpartnern Ottobock Healthcare Products GmbH sowie der Hi Factory eGbR. den eLearning AWARD 2025 in der Kategorie „Kompetenzentwicklung“ mit dem Schwerpunkt „Zertifizierung“. Herzlichen Glückwunsch!
„For me it was my first time doing an e-learning on myLearning and it was so user-friendly and varied with the digital format, videos, and interactive parts, thank you for all your work in developing it.”
– Rebecca Edgar, Local Ottobock Academy Manager
Certified Prosthetist Orthotist, BSc, ISPO I
Otto Bock Ibérica S.A.
Keytakeaways:
Ausgangssituation:
- Komplexes, neues mikroprozessorgesteuertes Kniegelenk erfordert umfassende Schulung und Zertifizierung der Fachkräfte.
- Bedarf an einer global einsetzbaren, praxisnahen Schulungslösung für internationale Märkte.
Projektziele:
- Entwicklung eines digitalen, standardisierten eLearning-Programms zur Schulung und Zertifizierung im Umgang mit einer neuen High-Tech-Prothese.
- Internationalisierung und Nachhaltigkeit durch Übersetzungen in 18 Sprachen und Digitalisierung.
Umsetzung:
- Agile Zusammenarbeit mit Fachexperten, kontinuierliche Feedbackintegration und praxisorientierte Gestaltung.
- Digitaler Zertifizierungsprozess mit personalisierten Zertifikaten und App-Zugang für die Anwendung.
Messung:
- KPIs: ca. 92 erfolgreiche Teilnahmen mit einer Zufriedenheitsbewertung von 1,3 (Skala 1–5).
- Erfolgsmessung durch Abschlussprüfungen, regelmäßiges Feedback und Evaluation zur Bedarfsorientierung.
Projektverantwortliche
Ottobock Healthcare Products GmbH
Katrin Riemann MSc. MAS
Team coordination online learning
katrin.riemann@ottobock.com
Brehmstraße 16
A-1110 Wien
www.ottobock.com
Hi Factory eGbR
Patrick Walther
Managing Director
patrick@hi-factory.de
Halbergstr. 4
66121 Saarbrücken
www.hi-factory.de
Team-Mitglieder
Hi Factory eGbR
Maria Walther
Managing Director
maria@hi-factory.de
Ottobock Healthcare, LP
Chris Doerger PT, CP
Sr. Manager, Education Strategy and Development
chris.doerger@ottobock.com
Ottobock Healthcare Products GmbH
Tim Kegel
Coach Prosthetics Lower Limb
tim.kegel@ottobock.com
Michael Krendl
Learning Experience Manager
michael.krendl@ottobock.com
Martin Maier
Trainer Prosthetics Lower Limb
martin.maier@ottobock.com