Neue Standards für die Sport- und Fitnessausbildung
Bei der Deutschen Sportakademie wird duale Ausbildung digital gedacht

Mit der digitalen Transformation sieht sich die duale Ausbildung mit einem Wandel konfrontiert: Moderne Berufseinsteiger:innen und Ausbildungsbetriebe erwarten flexible, digitale Lernformate, die Theorie und Praxis optimal verbinden. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Sportakademie gemeinsam mit der IHK Köln und weiteren Ausbildungsbetrieben ein duales Ausbildungsprogramm entwickelt, das traditionelle kaufmännische Inhalte mit innovativen digitalen Lernmethoden und praxisnahen Fachabschlüssen kombiniert. Dabei wird auf ein Blended-Learning-Konzept gesetzt, das nicht nur die Anforderungen der Branche erfüllt, sondern auch neue Maßstäbe in der Berufsausbildung setzt.

Mit steigenden Ansprüchen der Kundschaft, wachsender Konkurrenz und technologischen Fortschritten wächst auch in der Sport- und Fitnessbranche der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften, die sich flexibel in dynamische Arbeitsumgebungen integrieren lassen. Unternehmen benötigen Nachwuchkräfte, die nicht nur über solide kaufmännische Kenntnisse verfügen, sondern auch praktische Fertigkeiten und spezialisierte Lizenzen mitbringen, um den Anforderungen eines vielseitigen Berufsbildes gerecht zu werden. Gleichzeitig erschweren starre Ausbildungsformate und fehlende Flexibilität die Integration in moderne Betriebsabläufe. Ausbildungsbetriebe wünschen sich Lösungen, die einerseits qualitativ hochwertige Lerninhalte liefern und andererseits Azubis aktiv in die betrieblichen Prozesse einbinden.
Vor diesem Hintergrund sah sich die Deutsche Sportakademie mit der Aufgabe konfrontiert, ein Ausbildungsformat zu entwickeln, das Theorie und Praxis so verzahnt, dass sowohl Auszubildende als auch Unternehmen von einer flexiblen und praxisnahen Ausbildung profitieren.

Die digitale Lernwelt: Alles auf einen Blick. Die digitale Lernplattform dient den Azubis als zentrale Anlaufstelle für alle Lerninhalte, Termine und persönliche Betreuung.

Lernbedarfe
Ein zentrales Problem des bisherigen Ausbildungssystems war die fehlende Verzahnung von Theorie und Praxis. Traditionelle Ausbildungswege boten zwar eine solide Basis, doch die fachpraktischen Abschlüsse, die im Arbeitsalltag dringend benötigt werden, mussten von den Azubis häufig zusätzlich und eigenständig erworben werden. Diese Trennung führte zu erhöhtem organisatorischem Aufwand und zusätzlichen Kosten für die Betriebe sowie zu einer fragmentierten Lernerfahrung für die Auszubildenden.

Darüber hinaus zeigte sich in Marktanalysen und Gesprächen mit Ausbildungsbetrieben, dass insbesondere die jungen Zielgruppen heute moderne, flexible Lernangebote bevorzugen, die sich nahtlos in ihren Alltag integrieren lassen. Digitale Lernmethoden, die orts- und zeitunabhängiges Lernen ermöglichen, waren dabei besonders gefragt. Gleichzeitig wünschten sich die Betriebe ein Modell, das Blockunterricht und feste Abwesenheiten minimiert und die betriebliche Integration der Azubis fördert. Die Kombination aus kaufmännischen und fachpraktischen Inhalten, ein hoher Grad an Digitalisierung und die Möglichkeit zur individuellen Betreuung standen daher im Mittelpunkt des neuen Ausbildungsprogramms.

Die Hauptzielgruppe sind junge Menschen, die eine zukunftsorientierte Ausbildung in der Sport- und Fitnessbranche anstreben. Das Programm richtet sich jedoch auch an Ausbildungsbetriebe, die ihre Auszubildenden effizient und praxisnah integrieren möchten. Ziel des Projekts war es, ein hybrides Format zu schaffen, das klassische IHK-Inhalte mit branchenspezifischen Zusatzqualifikationen wie dem Diplom „Professional Fitnesscoach“ kombiniert.

Projektverlauf
Die Entwicklung des dualen Ausbildungsprogramms begann mit einer detaillierten Planung, die auf umfassenden Marktanalysen und enger Zusammenarbeit mit der IHK Köln sowie Ausbildungsbetrieben der Sport- und Fitnessbranche basierte. Das Projektteam, bestehend aus Bildungsexpert:innen, Branchenvertreter:innen und eLearning-Spezialist:innen, entwickelte darauf basierend ein innovatives Blended-Learning-Konzept. Dieses kombiniert interaktive Studienbriefe, Online-Trainings, monatliche Praxisworkshops und eine speziell entwickelte App namens „Azubi-Connect“. Ein zentraler Meilenstein war die staatliche Zulassung des Programms durch die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU), der eine Begutachtung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zu Grunde liegt, und die den Weg für die IHK-Zulassung nach § 43.2 BBIG ebnete.

Vor der breiten Implementierung wurde das Programm in einer Pilotphase erprobt. Azubis und Ausbildungsbetriebe waren aktiv in diesen Prozess eingebunden, wodurch wertvolles Feedback gesammelt wurde. Basierend auf den Rückmeldungen wurden die Struktur des Programms und die Flexibilität der Lernphasen weiter optimiert.

Eine zentrale Herausforderung bestand in der rechtlichen Anerkennung des Fernunterrichtsmodells. Durch enge Abstimmungen mit der IHK Köln konnte hier eine erfolgreiche Anerkennung gemeistert werden. Auch die technische Implementierung der digitalen Plattform und die Integration der Betriebe in das Konzept stellten Stolpersteine dar. Diese wurden durch intensive Schulungen und eine kontinuierliche Betreuung der Betriebe überwunden.

Im Rahmen des Qualitätsmanagements wird das Programm regelmäßig evaluiert. Dabei stehen der Lernerfolg, die Zufriedenheit der Teilnehmenden und Betriebe sowie die Akzeptanz des Trainerteams im Fokus. Die positive Resonanz zeigt, dass das Programm nicht nur die Ausbildungsanforderungen erfüllt, sondern auch eine hohe Akzeptanz in der Branche genießt.

Nach der erfolgreichen Pilotphase wurde das Programm bundesweit an sechs Standorten ausgerollt. Zielgruppenspezifische Werbemaßnahmen wie SEA-Kampagnen, Social-Media-Initiativen und Vorträge auf Branchenveranstaltungen sorgten für eine breite Bekanntmachung. Parallel dazu wurde ein Netzwerk aus Ausbildungsstätten aufgebaut, das die praktische Umsetzung in verschiedenen Regionen ermöglicht.

Projektergebnis
Das duale Ausbildungsprogramm der Deutschen Sportakademie hat einen Meilenstein in der Sport- und Fitnessbranche gesetzt. Mit der staatlichen Zulassung und der positiven Begutachtung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wurde die Gleichwertigkeit des Fernunterrichtsmodells mit traditionellen Ausbildungswegen bestätigt. Dies ermöglichte es, ein innovatives Format zu etablieren, das die Ausbildung „Sport- und Fitnesskaufmann/-frau (IHK)“ mit dem branchenspezifischen Diplom „Professional Fitnesscoach“ verbindet. Letzteres beinhaltet eine Vielzahl praxisorientierter Fachlizenzen, die zuvor eigenständig erworben werden mussten.

Anschauliches Lernen: Anatomie interaktiv erleben. Interaktive Lerneinheiten wie beispielsweise WBTs machen das medizinische Fachwissen für Auszubildende greifbar und praxisnah.

Das Programm überzeugt durch sein hybrides Konzept, das Theorie und Praxis flexibel verbindet. Blended-Learning-Elemente wie Studienbriefe, Online-Trainings und monatliche Praxisworkshops gewährleisten eine umfassende Ausbildung, während die Azubi-App „Azubi-Connect“ die Organisation und Kommunikation zwischen Azubis, Ausbildungsbetrieben und Trainer:innen optimiert. Die digitale Plattform und moderne Lernmethoden wie Gamification und szenariobasiertes Lernen sorgen für eine abwechslungsreiche und praxisnahe Vermittlung der Inhalte. Zudem ermöglichen Technologien wie Learning Analytics eine gezielte Förderung der individuellen Lernfortschritte, was sich in hohen Erfolgsquoten bei den Prüfungen widerspiegelt.

Die Einführung des Programms stieß auf breite Zustimmung und wurde an sechs Standorten bundesweit implementiert. Ausbildungsbetriebe und Teilnehmende schätzen die praxisorientierte Vermittlung von Inhalten, die mit traditionellen Ausbildungswegen oft schwer zu realisieren war. Die regelmäßige Evaluation zeigte eine hohe Zufriedenheit sowohl bei den Azubis als auch bei den Ausbildungsbetrieben, die die flexible Integration in den Betriebsalltag als besonderen Vorteil hervorhoben.

Das Projekt hat nicht nur die duale Ausbildung in der Sport- und Fitnessbranche modernisiert, sondern dient als Modell für die Digitalisierung weiterer Berufsfelder. Die Deutsche Gesellschaft für berufliche Bildung plant bereits die Übertragung des Konzepts auf andere Branchen und optimiert kontinuierlich bestehende Prozesse.

Fazit
Die duale Ausbildung in der Sport- und Fitnessbranche hat mit dem Ausbildungsprogramm der Deutschen Sportakademie einen bedeutenden Schritt in die Zukunft gemacht. Durch die Kombination von Blended-Learning-Formaten, praxisnahen Abschlüssen und moderner Technologie ist ein Ausbildungsmodell entstanden, das nicht nur flexibel und praxisorientiert ist, sondern auch Maßstäbe für die gesamte Branche setzt.
Besonders bemerkenswert ist die rechtliche Gleichstellung des Fernunterrichts mit traditionellen Ausbildungswegen, die erstmals in diesem Kontext erreicht wurde. Dies öffnet Türen für die Weiterentwicklung der beruflichen Bildung und verdeutlicht, wie wichtig innovative Ansätze für die Zukunft der Aus- und Weiterbildung sind. Das Programm hat nicht nur Azubis und Ausbildungsbetrieben klare Vorteile geboten, sondern auch die Möglichkeit geschaffen, Ausbildungsstrukturen insgesamt zu modernisieren. Von der praxisnahen Ausbildung über den Einsatz moderner Lernmethoden bis hin zur kontinuierlichen Optimierung zeigt das Projekt, dass digitale Transformation und berufliche Bildung einander ideal ergänzen können.

Die Übertragung dieses Modells auf andere Branchen und Berufsfelder birgt großes Potenzial, die berufliche Ausbildung in Deutschland langfristig zu verändern und erheblich zur Sicherung qualifizierter Fachkräfte in einer sich wandelnden Arbeitswelt beizutragen. Für diese Leistung vergibt die Jury den eLearning AWARD 2025 in der Kategorie „Blended Learning“ mit dem Schwerpunkt „Duale Ausbildung“. Herzlichen Glückwunsch!


Keytakeaways

Ausgangssituation:

  • Klassische Ausbildungsmodelle boten keine praxisnahen, branchenspezifischen Abschlüsse und waren zu unflexibel für betriebliche Anforderungen.
  • Junge Menschen verlangten nach digitalen, orts- und zeitunabhängigen Lernformaten.

Projektziel:

  • Schaffung eines praxisorientierten, hybriden Ausbildungsmodells mit branchenspezifischen Abschlüssen wie dem Diplom „Professional Fitnesscoach“.

Umsetzung:

  • Entwicklung eines Blended-Learning-Ansatzes mit interaktiven WBTs, virtuellen Klassenzimmern und einer App zur Organisation.
  • Erfolgreicher Test in einer Pilotphase und bundesweiter Rollout an sechs Standorten.

Messung:

  • Hohe Akzeptanz und aktive Nutzung der digitalen Tools

Projektverantwortliche

Deutsche Sportakademie

Miriam Müller
mueller@deutschesportakademie.de

 

 

 

 

Merle Losem
losem@deutschesportakademie.de

Poller Kirchweg 99
51105 Köln
www.deutschesportakademie.de