Fit für die Fleischtheke
BILLA setzt auf Blended Learning für echte Thekenprofis
Die Schulung neuer Mitarbeitender an der Fleischtheke war bei BILLA bislang ein intensiver, aber auch oft herausfordernder Prozess: Zwei Tage Präsenztraining, vollgepackt mit theoretischem Wissen und praktischen Übungen. Doch nun hat das Unternehmen einen neuen Weg eingeschlagen. Mit einem Blended Learning-Ansatz soll die Schulung flexibler und praxisorientierter gestaltet werden. In einer E-Learning Kursreihe können die Mitarbeitenden die theoretischen Grundlagen bereits vor der praktischen Schulung erarbeiten, was nicht nur die Präsenzzeit effizienter macht, sondern auch den nachhaltigen Lernerfolg deutlich verbessert.
Die Anforderungen an Mitarbeitende in Bedienungsmärkten wie BILLA, einem führenden Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen der REWE Group in Österreich, sind hoch und vielfältig. Dies gilt besonders für den Fleischverkauf, in welchem umfangreiches Wissen über verschiedene Fleischarten, deren Herkunft und Qualität notwendig ist. Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden Hygienevorschriften einhalten und den Umgang mit Fleischprodukten sowie die Kundenkommunikation sicher beherrschen.
Vor der Einführung des Blended Learning-Projekts wurden neue Mitarbeitende an der Fleischtheke bei BILLA ausschließlich über zweitägige Präsenzschulungen ausgebildet. Dabei wurden sowohl theoretische als auch praktische Inhalte vermittelt. Die Herausforderung bestand darin, die Mitarbeitenden, die einen unterschiedlichen Wissensstand aufweisen, gleichermaßen abzuholen. Gleichzeitig konnte aufgrund der dichten Zeitplanung nicht immer auf alle Fragen eingegangen, sowie die praktischen Übungen in der dafür nötigen Tiefe durchgeführt werden.
Das neue Blended Learning-Schulungskonzept soll diese Probleme lösen: Durch die Kombination von E-Learning und Präsenztraining wurde eine flexible, nachhaltige und praxisorientierte Schulung geschaffen, die die Theorie effizienter vermitteln als auch die Zeit am Präsenztag für praxisnahe Übungen und offene Fragen maximieren sollte.
Lernbedarfe
Das ursprüngliche Schulungsmodell bei BILLA stieß vor allem auf das Problem der unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen der Teilnehmenden und der durch die Theorievermittlung fehlenden Zeit für offene Fragen sowie praktischen Übungen. Die Teilnehmenden erhielten in kürzester Zeit eine Vielzahl von theoretischen und praktischen Inhalten. Dies führte oft dazu, dass das Gelernte nicht nachhaltig verankert werden konnte. Die praktischen Übungen, die eigentlich den größten Nutzen bringen sollten, konnten aufgrund der zu vermittelnden Theorie nicht in dem Ausmaß durchgeführt werden, wie es für den Lernerfolg wünschenswert wäre.
Der zentrale Lernbedarf lag daher in der Schaffung eines flexibleren und nachhaltigeren Lernkonzepts. Ziel war es, den theoretischen Teil der Schulung aus dem Präsenztraining auszulagern und in einem digitalen Format anzubieten. Durch ein E-Learning sollte den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben werden, die theoretischen Grundlagen eigenständig und im eigenen Tempo zu erarbeiten. Dies sollte dazu führen, dass sie besser vorbereitet in die Präsenzveranstaltung gehen und dort verstärkt auf praxisnahe Übungen und individuelle Fragestellungen eingegangen werden kann.
Ein weiterer wichtiger Bedarf lag in der Anpassung der Lerninhalte an die realen Anforderungen des Arbeitsalltags. Theoretische Erklärungen allein reichen nicht aus, um die Herausforderungen an der Fleischtheke zu meistern. Die Mitarbeitenden benötigen praxisnahe Beispiele und realistische Szenarien, die sie auf ihre tägliche Arbeit vorbereiteten. Diese Anforderungen sollten in der Entwicklung der E-Learning-Module berücksichtigt werden.
Die Zielgruppe für die neue Schulung waren neue Thekenmitarbeitende in BILLA Märkten mit Fleisch in Bedienungstheke – dazu zählen sowohl Thekenverkäufer:innen als auch Lehrlinge, die sich auf ihre Tätigkeit im Fleischverkauf vorbereiten müssen. Darüber hinaus umfasste die Zielgruppe auch Marktführungskräfte und selbstständige Kaufleute, die in den Prozessen und Abläufen an der Fleischtheke geschult werden sollen.
Projektverlauf
Der Startschuss des Projektes fiel mit einer umfassenden Analyse der bestehenden Schulungsformate bei BILLA. Es wurde schnell deutlich, dass das bisherige Schulungssystem, das ausschließlich auf Präsenzkursen basierte, nicht mehr zeitgemäß war und den gestiegenen Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung nicht gerecht wurde. Vor diesem Hintergrund entschieden die Projektverantwortlichen, bestehend aus der Fachtrainerin für Fleisch in Bedienung, und einer Expertin für Digitale Lernmethoden, das Schulungssystem grundlegend zu überarbeiten. In einem Kick-off-Meeting wurden die Projektziele definiert: Die Schulung sollte flexibler, nachhaltiger und praxisorientierter werden und auf einem Blended Learning-Ansatz basieren.
Für die Entwicklung des neuen E-Learnings wurde die Agentur LearnChamp beauftragt. Das E-Learning mit einer Gesamtlänge von 45 Minuten wurde in vier Einzelmodule gegliedert. Diese haben die Themenschwerpunkte: „Wie kommt das Fleisch zu uns in den Markt?“, „Tierwohl im Fokus“, „Rind ist nicht gleich Rind“ und „Darauf achtest du bei Geflügel und Faschiertem“. Diese Inhalte decken die wesentlichen theoretischen Grundlagen ab und wurden in interaktive Lerneinheiten verpackt, die den Mitarbeitenden eine flexible und praxisnahe Vorbereitung ermöglichten.
Ein zentraler Bestandteil des Projekts war ein Usertest, bei dem eine kleine Gruppe von Thekenmitarbeitenden das E-Learning durcharbeitete und detailliertes Feedback gab. Auf Basis dieser Rückmeldungen wurden insbesondere Anpassungen an der Navigation und Verständlichkeit der Inhalte vorgenommen, die in der Erstversion noch nicht optimal waren.
Nach erfolgreichem Abschluss der Testphase wurde das neue Blended Learning-Konzept in den regulären Schulungsprozess bei BILLA integriert. Über interne Kommunikationskanäle wie die WochenInfo und die Mitarbeiter:innenzeitung wurden die Mitarbeitenden über den neuen Schulungsablauf informiert. Darüber hinaus wurden regelmäßige Jour-fixe-Termine genutzt, um alle betroffenen Schnittstellen im Unternehmen auf dem Laufenden zu halten.
Projektergebnis
Die Einführung des Blended Learning-Ansatzes bei BILLA führte zu signifikanten Verbesserungen in der Schulung neuer Thekenmitarbeitender. Durch die Möglichkeit, die theoretischen Inhalte bereits im Vorfeld über das E-Learning zu erarbeiten, kamen die Teilnehmenden besser vorbereitet und mit einem soliden Wissensfundament in die Präsenzveranstaltungen. Dies führte zu einer deutlich effizienteren Nutzung der Präsenzzeit, die nun verstärkt für praktische Übungen und den individuellen Austausch genutzt werden konnte.
Ein wesentlicher Vorteil des Blended Learning-Ansatzes ist die neugewonnene Flexibilität. Die Lernenden können die E-Learning-Module in ihrem eigenen Tempo durchlaufen und bei Bedarf bestimmte Inhalte wiederholen. Dies führt zu einer nachhaltigeren Verankerung des Wissens und zu einer verbesserten Vorbereitung auf die Praxis.
Besonders positiv wurde die Einbindung realer Fotos und praxisbezogener Szenarien bewertet, die das E- anschaulicher und praxisnaher gestalteten. Dies erleichtert den Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag und ermöglicht den Teilnehmenden, das erworbene Wissen direkt an der Fleischtheke anzuwenden.
Auch die Trainer:innen profitieren von den Änderungen. Durch die Vorabvermittlung der theoretischen Inhalte können sie sich während der Präsenzveranstaltungen stärker auf praxisnahe Übungen und die individuellen Fragen der Teilnehmenden konzentrieren. Dies führt zu einer dynamischeren Lernatmosphäre, die den Lernerfolg maßgeblich steigert.
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv. Viele schätzten die Möglichkeit, sich bereits vor der Präsenzveranstaltung mit den Lerninhalten vertraut zu machen und fühlten sich dadurch besser vorbereitet. Das abschließende Wissensquiz nach der Schulung half den Teilnehmenden, das Gelernte zu festigen und eventuelle Unsicherheiten zu klären.
Neben dem positiven Feedback der Teilnehmenden bestätigen unter anderem die spürbare Effizienzsteigerung im Schulungsprozess sowie die signifikante Verbesserung der Lernqualität den Erfolg des neuen Schulungsaufbaus.
Fazit
Das Projekt „Blended Learning – Fleisch in Bedienung Schulung“ bei BILLA hat eindrucksvoll bewiesen, wie moderne Lernmethoden die Effizienz und Qualität betrieblicher Schulungen steigern können. Die Kombination aus E-Learning und Präsenztraining ermöglicht eine deutliche Entlastung der Präsenzschulungen, die sich nun vollständig auf praxisorientierte Übungen und den persönlichen Austausch konzentrieren können. Die Mitarbeitenden profitieren von der Möglichkeit, die theoretischen Grundlagen flexibel und im eigenen Tempo zu erarbeiten und Inhalte bei Bedarf zu wiederholen. Durch diese Vorabvermittlung können die Teilnehmenden sich besser auf die praktischen Aspekte der Schulung konzentrieren, was nicht nur den Lernerfolg steigert, sondern auch die Schulungseffizienz deutlich erhöht. Die Einbindung realer Fotos und praxisnaher Szenarien trägt zusätzlich dazu bei, den Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Auch die positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden sowie die verbesserte Schulungseffizienz bestätigen, dass der Blended Learning-Ansatz die richtige Antwort auf die wachsenden Anforderungen in der Mitarbeiterschulung bei BILLA ist.
Das Projekt dient als Best-Practice-Beispiel für andere Unternehmen, die ihre Schulungsprozesse modernisieren und flexibler gestalten möchten. Die Verbindung von digitalem und praktischem Lernen bietet nicht nur mehr Flexibilität, sondern fördert zudem eine nachhaltigere Wissensvermittlung und eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden, was zudem zu einer gesteigerten Unternehmensleistung beiträgt. Für diese Leistung freut sich die Jury, das Projekt mit dem eLearning AWARD 2025 in der Kategorie „Blended Learning“ mit dem Schwerpunkt „Verkaufsstrategie“ auszuzeichnen. Herzlichen Glückwunsch!
Keytakeaways
Ausgangssituation:
- Zu wenig Zeit für praktische Übungen; Theoretische Inhalte blockieren die Praxis
Projektziel:
- Effizienzsteigerung und mehr Zeit für praktische Übungen
- Flexibilität durch selbstbestimmtes Lernen im E-Learning
Umsetzung:
- Einführung einer 45-minütigen E-Learning Kursreihe zur Vorbereitung auf die Praxis.
- Präsenzzeit für praxisnahe Übungen und individuellen Austausch optimiert.
Messung:
- Positives Feedback der Teilnehmenden und Trainer:innen
- Höherer Lernerfolg durch abschließendes Wissensquiz und gesteigerte Interaktion.
Projektverantwortliche
BILLA AG
Iris Diem, MSc. (WU)
Specialist Learning & Development
i.diem@billa.at
Industriezentrum NÖ-Süd, Straße 3, Objekt 16
2355 Wiener Neudorf
www.billa.at
LearnChamp Consulting GmbH & Co KG
hellovienna@learnchamp.com
Währinger Straße 3
1090 Wien
www.learnchamp.com