Kompetenzentwicklung und Wissenstransfer im Arbeitsalltag – DATEV setzt auf Corporate Learning Coaches

Angesichts der raschen Veränderungen in Technologie, Märkten und Arbeitsmethoden ist es entscheidend, dass Mitarbeitende fortlaufend neue Fähigkeiten erwerben und ihr Wissen aktualisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor diesem Hintergrund verfolgt auch die DATEV eG das Ziel, die Kompetenzentwicklung auf individueller und zugleich auf Teamebene zu unterstützen, Lernprozesse in den Arbeitsalltag zu integrieren und den Wissenstransfer zu fördern. Teil dieses Vorhabens beinhaltete im Rahmen eines Pilotprojektes ebenfalls die Einführung der neuen Rolle des „Corporate Learning            Coaches“, dessen Aufgabe es ist, kontinuierliches Lernen sowie die Anpassung an neue Arbeitsweisen und Technologien zu unterstützen. In unserem Interview bieten Angelika Raab und Jürgen Latteyer einen fundierten Einblick in die neue Rolle, die damit zusammenhängende Bedeutung im kollaborativen Lernen bei DATEV sowie erste Fails und Good Practices.

eLearning Journal: Guten Tag Frau Raab und Herr Latteyer.  Können Sie zunächst sich und Ihre Tätigkeiten bei DATEV eG kurz vorstellen?

Angelika Raab: Als Diplom-Pädagogin mit langjähriger Erfahrung in der Erwachsenenbildung habe ich meine Leidenschaft für das Thema Lernen zum zentralen Ankerpunkt meiner beruflichen Laufbahn gemacht. Für mich ist Lernen kein Selbstzweck, sondern eine essenzielle Anpassungsstrategie, die es uns ermöglicht, den stetig wachsenden Anforderungen und Herausforderungen in unserer Arbeitswelt gerecht zu werden. In meiner Rolle als Corporate Learning Coach (CLC) bei DATEV eG ist es mir eine Freude und ein Privileg, Menschen auf diesem Weg zu unterstützen und sie dabei zu begleiten, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Jürgen Latteyer: Ich war lange Zeit Softwareentwickler am Mainframe bei DATEV eG. 2016 verfiel ich der Software-Craft-Bewegung. Seitdem war ich auf vielen Barcamps und Meetups unterwegs und habe mir dort sehr viel Wissen zum Thema Lernen angeeignet. 2019 war es Zeit einen anderen Weg einzuschlagen und ich wurde zum Corporate Learning Coach (CLC). Hier bin ich für vernetztes Lernen und Skill-Entwicklung der Teams und Menschen in meiner Einheit zuständig.

eLearning Journal: In Ihrem Vortrag „Corporate Learning Coaches – Pflicht oder Kür?“ stellen Sie die im Rahmen eines Pilotprojektes entstandenen Rolle des CLCs vor. Können Sie uns einen Einblick geben, wie das Pilotprojekt zur Einführung von CLCs bei DATEV eG entstanden ist und welche Ziele damit verfolgt wurden?

Angelika Raab & Jürgen Latteyer: Projekte bei DATEV waren eher traditionell strukturiert, so dass dadurch Kompetenzen langfristig gebunden waren und Ressourcen nicht flexibel genutzt werden konnten. Als Maßnahme wurde  innerhalb der DATEV eG eine Abteilung pilotiert, die als interner Dienstleister strategisch wichtige Projekte sowie Innovationsthemen unterstützt. Da sich die Mitarbeitenden in diesem Piloten alle drei Monate neuen fachlichen Themen zuwenden, wurde die Rolle Corporate Learning Coach implementiert.
Ziel war die Skill-Entwicklung auf individueller und Teamebene zu unterstützen, Lernprozesse in den Arbeitsalltag zu integrieren und einen Wissenstransfer der Abteilung ins Haus und umgekehrt zu ermöglichen. Sprich, wir wollten Lernräume schaffen und Lernkultur fördern.           Als CLC fungieren wir aber auch als Ansprechpartner und Unterstützer für Mitarbeitende in ihrer persönlichen Lern- und Entwicklungsreise. Zusammen mit Mitarbeitenden fokussieren wir uns darauf, ihre individuellen Lernziele zu definieren und bei ihrem individuellen Lernprozess zu unterstützen.
Dies kann persönliche Beratung, Coaching-Sitzungen oder regelmäßige Feedback-Gespräche beinhalten.
Basierend auf den ermittelten Bedürfnissen entwickeln wir anschließend maßgeschneiderte Lernstrategien und -programme. Dabei können verschiedene Lernformate wie Workshops, Schulungen, Online-Kurse oder Mentoring zum Einsatz kommen.
Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist dabei die Integration von Lernprozessen und Lerngelegenheiten in den Arbeitsalltag. Wir sagen gerne: Lernen ist ein Teil unserer DNA und das sollte sich auch so anfühlen. Außerdem vernetzen wir Mitarbeitende, denn Vernetzung bedeutet den schnellen Zugriff auf das Wissen von Anderen.

eLearning Journal: Welche konkreten Erfahrungen haben Sie während der 2-jährigen Laufzeit des Pilotprojekts gemacht, sowohl in Bezug auf erfolgreiche Umsetzungen als auch auf mögliche Herausforderungen oder “fails”?

Angelika Raab & Jürgen Latteyer: In unserer Rolle haben wir schnell erkannt, dass es besonders wichtig ist, erstmal Altgewohntes beiseitezuschieben und bedarfsorientiert zu prüfen, was die Menschen benötigen. Dabei wurde schnell klar, dass der One-size-fits-all-Ansatz nicht funktioniert. So haben wir unterschiedliche Lernformate, -räume und -gelegenheiten ausprobiert, verwarfen was nicht funktionierte und behielten bei, was Mehrwert brachte. Ein positives Beispiel ist unser Lerntag, der zweimal im Jahr stattfindet.
Ein ganzer Tag, an dem ALLE die möchten, hierarchie- und rollenübergreifend von- und miteinander lernen. Was gelernt wird, hängt jeweils von dem Input der Kolleginnen und Kollegen ab. Dabei hat jeder Interessierte die Möglichkeit Sessions anzubieten, Wunschthemen zu äußern oder einfach nur zuzuhören.
Was nicht funktionierte und daher auch wieder eingestellt wurde, war das Technologieplauscherl. Dieses Format sollte dazu dienen, die Learnings innerhalb der Entwicklungsteams in einem strukturierten Austauschformat teamübergreifend zu teilen. Unsere Erkenntnis daraus war, dass Scheitern zwar ein Teil unseres Jobs ist, doch wenn wir daraus lernen, wieder gutes Neues entstehen kann. Somit haben wir eine abgewandelte Form dieses Austausches bis heute erfolgreich etabliert.

eLearning Journal: Welche Rolle spielen die CLCs im Arbeitsalltag bei DATEV eG und wie haben sie zur Förderung des Lernens beigetragen?

Angelika Raab & Jürgen Latteyer: Wir probieren erstmal im Kleinen aus und was gut funktioniert, wird zum Teil im Großen übernommen. Unser abteilungsinterner Lerntag gab den Anstoß für das Coding Festival, eine dreitägige Lernveranstaltung für alle Mitarbeitenden aus den Bereichen Softwareentwicklung, Infrastruktur, Security und Operations.                                                                                                Ebenfalls entwickelte unser L&D auf Basis unserer etablierten Rolle ein Qualifizierungsangebot für Mitarbeitende. In dieser “Lernamig@s”-Qualifizierung werden Mitarbeitende befähigt Lernmultiplikatoren zu werden. Mitarbeitende mit Lernfähigkeiten bereichern Unternehmen durch ihre erhöhte Anpassungsfähigkeit an neue Situationen. Gleichzeitig werden Kreativität und Innovation gefördert, die Produktivität gesteigert, die Mitarbeiterbindung verbessert und letztlich die Wettbewerbsposition in einem sich ständig verändernden Marktumfeld gestärkt

eLearning Journal: Wie sieht die Zukunft der Rolle der CLCs bei DATEV eG aus? Sind weitere Entwicklungen oder Veränderungen geplant?
Wir erkennen, dass sich die Arbeitswelt und die damit verbundenen Anforderungen an uns und die Mitarbeitenden ständig verändern. Momentan unterstützen wir knapp 320 Kolleginnen und Kollegen  in unserer Abteilung dabei, sich diesen Herausforderungen anzupassen.
Zusammen mit allen Lernamig@s von DATEV wollen wir kontinuierliches Lernen und die notwendige Anpassung an neue Arbeitsweisen und Technologien unterstützen. Ein gutes Beispiel ist hier das Thema KI, das sicherlich eine wichtige Rolle in unserem Job und denen der Mitarbeitenden spielen wird. Entsprechend versuchen wir uns als CLCs frühzeitig selbst weiterzubilden und das Wissen an unsere Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben.


Kontakt:

Jürgen Latteyer
DATEV eG
juergen.latteyer@datev.de
www.datev.de

Angelika Raab
DATEV eG
angelika.raab@datev.de
www.datev.de