XR Creator

 

Seit vielen Jahren sind VR, AR und MR feste Bestandteile unseres L&D-Werkzeugkoffers für immersives Lernen. Obwohl sie nicht so universell einsetzbar sind wie WBTs oder Lernvideos, können sie bei passender Anwendung Mehrwerte bieten, die andere Methoden nicht erreichen können. Mit VR-Szenarien können gefährliche oder kritische Situationen realitätsnah geübt werden, ohne Risiken für die Lernenden oder andere. Auf der anderen Seite sind AR-Anwendungen eine hervorragende Form des Performance Supports, indem sie Mitarbeitern hilfreiche Informationen und Tipps direkt ins Sichtfeld liefern.

Trotz der potenziellen Vorteile stehen XR-Lernszenarien vor der Herausforderung, dass die Erstellung entsprechender Inhalte deutlich ressourcenaufwändiger ist. Im Gegensatz dazu gibt es für WBTs, Videos & Co. eine Vielzahl von (Autoren-)Tools für alle Bedürfnisse, von einfachen bis hin zu professionellen Softwarelösungen mit dem vollen Funktionsumfang, mit denen Unternehmen selbstständig ihre Lerninhalte erstellen. Die Auswahl an XR-Autorentools ist hingegen deutlich überschaubarer und erschwert somit für Unternehmen die Produktion eigener Inhalte.

Vor diesem Hintergrund bietet die Firma CREATE mit dem „XR Creator“ ein Autorentool an, mit dessen Hilfe Unternehmen Virtual Reality-, Augmented Reality sowie Mixed Reality-Trainings gestalten können, ohne dass dafür von den Mitarbeitenden Programmierkenntnisse benötigt werden. Dabei sollen die Lerninhalte vom Desktop-PC über mobile Endgeräte bis hin zur Microsoft HoloLens 2 kompatibel sein. Im Rahmen unserer Testreihe hatten wir die Möglichkeit den XR Creator auszuprobieren und zu bewerten.

Lernen und Arbeiten mit der HoloLens

Der vermutlich spannendste Anwendungsbereich des XR Creators sind die Inhalte für die HoloLens, mit der in dem Blickfeld der Nutzenden interaktive 3D-Projektionen dargestellt werden können. Für den Testbericht wurde uns ein kleiner Baukasten sowie eine mit dem XR Creator erstellte Aufbauanleitung zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe in rund einem Dutzend Schritten das Modell zusammengesetzt werden kann. Mittels einer App wird die Anleitung mobil auf dem Smartphone oder eben mit der HoloLens genutzt.

Die Nutzung der Anleitung gestaltet sich auf der HoloLens denkbar einfach, wenn man generell mit der Benutzeroberfläche sowie der Haptik der Brille vertraut ist. Ist die Anleitung gestartet, muss zunächst ein sogenannter „Anker“ erstellt werden, was im Kern eine feste Position für die Darstellung der Inhalte im Blickfeld bzw. „Raum“ bedeutet. Anschließend klickt man sich mit Gesten- bzw. Blicksteuerung durch die Seiten der Anleitung. Die Texte, Bilder und Videos werden dabei im Blickfeld auf der Position des Ankers angezeigt, während man parallel die entsprechenden Handgriffe am Modell durchführt.

Einzigartig ist die Möglichkeit mit der HoloLens die Arbeitsschritte zusätzlich anhand eines „virtuellen Zwillings“ in Form eines dreidimensionalen Modells darzustellen. Während beispielsweise textlich erklärt wird, dass man zwei Arme zusammenstecken soll, wird der Vorgang mit der HoloLens als kleine Animation entsprechend dargestellt. Dadurch erhält die Anleitung bzw. die Lerneinheit eine zusätzliche Informationsebene, die man durch Lernszenarien am PC oder beim Smartphone nicht kennt.

XR-Lerneinheiten selbstgemacht

Mit dem XR-Creator können Unternehmen eigene VR- und AR-Inhalte erstellen, die mit dem Desktop-PC, mobilen Endgeräten und sogar der Microsoft HoloLens 2 kompatibel sind.

Soweit also das Ergebnis. Aber wie kann man sich die Erstellung der entsprechenden Inhalte vorstellen? Wenn man bereits andere Autorentools kennt, wirkt der XR Creator grundsätzlich sehr vertraut. Bei einem neuen Projekt muss man zunächst einen Titel und eine Beschreibung anlegen, bevor man eine leere Struktur zum Befüllen vorfindet. Am linken Bildschirmrand befindet sich der Strukturbaum, über den Kapitel sowie die darin enthaltenen Seiten angelegt bzw. angezeigt werden.

Für die Gestaltung der Seiten stehen mehrere Templates zur Auswahl. Der „Standard“ ist ein Text sowie eine Mediendatei, in der Regel ein korrespondierendes Bild oder ein Video. Darüber hinaus gibt es Templates für eine Checkliste, Fragen, Interaktionen sowie einen Sensor. Wählt man beispielsweise das Hauptelement, kann man anschließend einfach und unkompliziert einen Text einfügen und die Mediendatei auswählen, entweder aus einer übergeordneten Mediendatenbank oder vom eigenen PC bzw. Device.

Über dieses „Hauptelement“ hinaus, welches auf dem PC oder einem mobilen Endgerät wie eine bekannte WBT-Seite angezeigt wird, können AutorInnen zusätzlich 3D-Elemente, Hologramme und andere AR-Elemente in die Lerneinheit einbauen, um das Potential der HoloLens auszuschöpfen. Das Autorentool bietet hierfür eine ganze Palette von AR-Elementen, die von Hilfsmitteln in Form von Pfeilen oder Händen über Hologramme bis hin zu eigenen 3D-Objekten, Bildern oder Videos, die man hochladen kann, reichen. Ist ein AR-Element in einer Seite integriert, kann anschließend die Position, Drehung und Größe des Elements auf der x-, y- sowie z-Achse definiert werden, um das Element an der richtigen Stelle im Raum zu platzieren. Darüber hinaus lassen sich auf jeder Seite mehrere AR-Elemente miteinander verbinden sowie Animationen einbauen, wodurch kleine holografische Abläufe entstehen, in denen beispielsweise ein Arbeitsschritt dargestellt und mit schriftlichen Hinweisen oder Erklärungen ergänzt wird.

Zusammengefasst kann der XR Creator seine Stärken primär bei der Contenterstellung von XR-Inhalten für die HoloLens ausspielen. Dafür werden dem Autor eine Reihe von Möglichkeiten geboten, um einen Inhalt mittels Hologramme und 3D-Elementen anzureichern. Einen solchen waschechten XR-Inhalt zu erstellen, bedarf einer gewissen Einarbeitungszeit, aber wenn man die zugrundeliegenden Prinzipien einmal verstanden hat, steht der ersten AR-Lerneinheit nichts mehr im Wege.

Fazit

Nicht jeder Lernbedarf und jedes Thema eignet sich für den Einsatz von Virtual Reality oder Augmented Reality, aber in jenen Anwendungsfällen, in denen diese Technologie sinnvoll ist, fällt der Mehrwert für ein Unternehmen deutlich größer aus als bei jeder andere eLearning-Methode. Die Hürde für den Einsatz von VR, AR & Co. dürfte umso geringer sein, wenn man bei Bedarf die entsprechenden Inhalte selbst herstellt und genau für dieses Szenario bietet sich der XR Creator an. Dieses Autorentool ermöglicht Unternehmen selbstständig immersive Lerninhalte zu erstellen und anschließend am PC, auf mobilen Endgeräten oder der HoloLens 2 bereitzustellen. Aus diesem Grund vergibt die Redaktion des eLearning Journals mit einem Score von 85 Punkten die Note „Sehr gut“.