In Unternehmen hat die Erstellung und Nutzung von User-generated Content in den letzten Jahren stark zugenommen. Mit dieser Form des Wissenstransfers wird es Mitarbeitenden ermöglicht, aktiv an der Erstellung und Verbreitung von Wissen und Informationen teilzuhaben. Dabei gewinnt gleichzeitig auch das selbstbestimmte Lernen an Bedeutung, indem Lernprozesse eigenständig gestaltet werden können und gegenseitige Unterstützung gefördert wird. Auch Drei Österreich setzt auf User-generated Content. In seinem Vortrag auf der LEARNTEC wird Helmut Griessel vor diesem Hintergrund einen tiefen Einblick geben, inwiefern User-generated Content bei Drei dazu beiträgt, den steigenden Schulungsbedarf mit begrenzten Ressourcen zu bewältigen, den Wissenstransfer zu verbessern und das selbstbestimmte Lernen maßgeblich zu fördern. Er stand uns vorab für ein Interview zur Verfügung.
eLearning Journal: Guten Tag Herr Griessel. Können Sie zunächst sich und Ihre Tätigkeit bei der Hutchison Drei Austria GmbH kurz vorstellen?
Helmut Griessel: Seit 2004 arbeite ich für das Telekommunikationsunternehmen Drei Österreich. Angefangen habe ich als Quereinsteiger im Customer Service, war 12 Jahre als Trainer tätig und bin seitdem im Team Learning und Development. In meiner aktuellen Rolle als Digital Learning Specialist, die ich mitgestalten durfte, engagiere ich mich leidenschaftlich als Treiber unserer Lernkultur. Zu meinen Erfolgen zählen innovative Projekte wie die Einführung unserer Lernplattform “Drei Academy” und die Etablierung von User-generated Content bei Drei. Darüber hinaus entwickle ich digitale Lerninhalte und verantworte extern zugekauften E-Learning-Content. Die unternehmensweite Beratung zum Thema digitale Aus- und Weiterbildung rundet mein Profil ab.
eLearning Journal: In Ihrem Vortrag „User-generated Content – Innovative Ansätze für selbstgesteuertes Lernen“ berichten Sie, wie mit der Einführung von User-generated Content das Selbstbestimmte Lernen innerhalb Ihres Unternehmens maßgeblich gefördert wurde. Worin bestand der Auslöser für dieses Projekt und inwiefern hängt die Integration von User-generated Content mit dem Selbstbestimmten Lernen zusammen?
Helmut Griessel: Unsere Herausforderung lautete: Wie können wir den steigenden Schulungsbedarf mit den vorhandenen Ressourcen abdecken und den unternehmensweiten Know-how-Transfer verbessern? Mit Drei Generated Content, wie wir User-generated Content bei uns nennen, empowern wir alle Mitarbeiter:innen zu selbständigem Wissensaustausch und gegenseitigem Lernen. Getreu unserem Motto „Alle lernen von allen“ haben wir Rahmenbedingungen geschaffen, die es jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter ermöglichen, Lernangebote aktiv mitzugestalten und selbstbestimmt zu konsumieren. Damit optimieren wir nicht nur den Wissenstransfer, sondern fördern auch die Etablierung einer selbstbestimmten Lernkultur, die wir langfristig anstreben.
eLearning Journal: Wie konnte sichergestellt werden, dass die erstellten Inhalte sowohl qualitativ hochwertig sind als auch auf die strategischen Lernziele des Unternehmens einzahlen?
Helmut Griessel: Wir setzen auf Besonderheiten wie eine dezentrale Qualitätssicherung und verzichten auf komplizierte Freigabeprozesse für die Bereitstellung der Inhalte. In unserer Drei Generated Content-Community treffen Content-Ersteller:innen und Lernende auf der Lernplattform zusammen und geben einander zu den einzelnen Inhalten Feedback. Die Community selbst ist somit der Garant für die Sicherstellung der Qualität. Die Rolle von L&D ändert sich dabei in Richtung Enabler und Supporter.
eLearning Journal: Auf welche Akzeptanz stieß das Projekt bei den Mitarbeitenden?
Helmut Griessel: Wir positionieren Drei Generated Content klar als Angebot im Unternehmen, von dem alle profitieren können. Bereits in der Pilotierung des Projekts wurden Lerninhalte von Testusern professionell umgesetzt. Die Rückmeldungen seit dem GO-live sind überwiegend positiv und die Zugriffszahlen wachsen. Erwartungsgemäß polarisiert das Thema User-generated Content auch bei uns – insbesondere dadurch, dass der Freigabeprozess wegfällt. Dennoch wird das Projekt als richtiger und wichtiger Schritt für die Lernkultur bei Drei bewertet.
eLearning Journal: Basierend auf Ihren Erfahrungen: Welche Empfehlungen würden Sie anderen Unternehmen geben, die User-generated Content in ihren Lernprozessen implementieren möchten?
Helmut Griessel: Wir haben ein klares Ziel definiert, warum User-generated Content im Unternehmen etabliert werden soll und was wir damit erreichen bzw. verbessern wollen. Darüber hinaus kann ich die Entwicklung klar definierter und gut durchdachter Spielregeln empfehlen. Meiner Erfahrung nach ist auch ein gutes Stakeholder-Management ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Gezielte Kommunikationsmaßnahmen und das Aufzeigen von Best Practices bereits im Vorfeld von GO-live rücken die Vorteile von User-generated Content in den Vordergrund und zeigen den Mehrwert auf. Letztlich ist es auch eine Frage der Unternehmenskultur, wie viel Eigenverantwortung und Vertrauen in alle Mitarbeiter:innen gesetzt wird.
eLearning Journal: Zum Abschluss: Warum sollte man Ihren Vortrag auf der LEARNTEC 2024 auf keinen Fall verpassen?
Helmut Griessel: Nur so viel: Spannende Einblicke in unser mit dem eLearning Award 2024 ausgezeichnetes Projekt, präsentiert mit einer Prise österreichischem Schmäh😉 – das sollte sich niemand entgehen lassen. Ich freue mich auf alle Interessierte. Vielen Dank für das Interview.
Kontakt:
Helmut Griessel
Hutchison Drei Austria GmbH