Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis
Der Lerntransfer-Booster zur Förderung langfristiger Trainingserfolge

Das eigentliche Training des Lerntransfer-Booster besteht aus drei Teilen. Hierbei gibt es, wie auch am Ende des Trainings, bei jedem Boxenstopp ein eigenes Retro für die jeweiligen Bestandteile.

Eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis wird immer wieder gefordert. Was jedoch in der Theorie funktioniert, muss noch lange nicht in der Praxis gehen. Muss das stimmen? Nein! Der Lerntransfer-Booster gestaltet sich als evidenzbasiertes Train-the-Trainer-Programm, darauf ausgerichtet, die Weiterbildungsangebote von Trainer:innen zu optimieren und Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen.

Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt, demografischer Wandel und auch der Fachkräftemangel sind Themen, welche den Arbeitsmarkt beherrschen. Daraus resultiert, dass Weiterbildung zu einem unerlässlichen Bestandteil der betrieblichen Absicherung geworden ist – Neubeschäftigungen sind komplexer geworden, sodass ein absoluter Arbeitnehmermarkt entstanden ist. Dies muss durch die Förderung der vorhandenen Mitarbeitenden kompensiert werden, weswegen deutsche Unternehmen jährlich in entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Mitarbeitenden investieren. Leider zeigt sich im Nachgang einer Weiterbildungsmaßnahme häufig das Problem, dass das Gelernte im Anschluss nicht angewandt wird und der Transfer missglückt. Hierbei wird auf den „Research-Practice-Gap“ (Hutchins, H. M., Burke, L. A., & Berthelsen, A. M. (2010). A missing link in the transfer problem? Examining how trainers learn about training transfer. Human Resource Management, 49(4), 599–618. https://doi.org/10.1002/hrm.20371.) verwiesen: Trotz wichtiger Forschungserkenntnisse zum Trainingstransfer kommen diese bei den Trainer:innen häufig nicht an; Forschungsergebnisse zeigen, dass Trainer:innen seltener wissenschaftliche Evidenz für ihre Arbeit nutzen.

Aus diesem Grund riefen Dr. Sammet & Wolf gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen Alisha Koch (RPTU, Universität Konstanz) und JProf. Dr. Susanne Wißhak (RPTU) das Projekt „Der Lerntransfer-Booster für Trainer:innen – Eine Wissenschaft-Praxis-Kooperation“ ins Leben.

Lernbedarfe

Das Projektziel ist es, Trainer:innen evidenzbasiertes Wissen und somit einen „Lerntransfer-Boost“ mitzugeben. Dafür sollte in Kooperation zwischen Dr. Sammet & Wolf und den Wissenschaftlerinnen Alisha Koch (RPTU, Universität Konstanz) und JProf. Dr. Susanne Wißhak (RPTU) ein Train-the-Trainer-Programm erschaffen werden. Mit dem „Lerntransfer-Booster“ sollen Trainer:innen befähigt werden, ihre Lernangebote derart zu gestalten, dass diese lerntransferförderlich sind. Das Train-the-Trainer-Programm sollte skalierbar angelegt und in verschiedensten Kontexten verwendet werden können. Mit Blick auf die Professionalisierung von Trainer:innen soll die Lücke zwischen Forschung und Praxis (Research-Practice-Gap) geschlossen werden. Außerdem sollen theorie- und evidenzbasierte Konzepte zu Transfer validiert sowie empirische Belege für die Stärkung des Transferwissens durch ein Train-the-Trainer-Programm gewonnen werden.

Das Train-the-Trainer-Programm zielt darauf ab, dass Teilnehmende die Faktoren kennenlernen, welche den Lerntransfer nachweislich beeinflussen. Darauf basierend optimieren sie ein bestehendes Trainingskonzept oder entwickeln ein neues Konzept. Ziel ist auch, ihr Wissen als Transferberater:innen zu schärfen. Sie erhalten Feedback zu ihrer eigenen Entwicklung und entwickeln ihre Erkenntnisse für ihre eigene Praxis. Außerdem erleben sie mit dem Train-the-Trainer-Programm ein Trainingskonzept, welches selbst transferförderlich angelegt ist.

Projektverlauf

Es wurde ein evidenzbasiertes Train-the-Trainer-Programm mit einem Durchführungsrahmen von insgesamt 5 Wochen erarbeitet. Den drei Modulen des Trainings liegen die Lerntransferfaktoren nach Baldwin und Ford (Baldwin, T. T., & Ford, J. K. (1988). Transfer of training: a review and directions for future research.Personnel Psychology, 41(1), 63–105. https://doi.org/10.1111/j.1744-6570.1988.tb00632.x.) zugrunde.

Direkt vor und nach dem Programm wurde der Wissensstand der Teilnehmenden erfasst, um die Entwicklung des Transferwissens festzustellen. Das Programm startete schließlich mit der Planning-Session – eine Online-Veranstaltung – in der sich die Trainer:innen mit dem Ablauf des Programms und der Lerngruppe vertraut machten. Die Wissensvermittlung selbst erfolgte mithilfe von auditiven Learning Nuggets via einer Lernplattform. Diese Audiodateien enthalten Forschungsergebnisse zum Thema Lerntransfer sowie für die Praxis aufbereitete Handlungsempfehlungen. Damit die Inhalte praktisch angewendet werden konnten, war es Aufgabe der Teilnehmenden, ein eigenes Trainingsprojekt zu erstellen – im besten Fall ein solches, das sie selber umsetzen würden. Aus den Inputs entwickelten die Lernenden Checklisten, welche sie in der Zeit nach dem Programm nutzen und unterstützend für ihre Trainings einsetzen können.

Da es sich bei dem Train-the-Trainer-Programm um ein agiles Verfahren handelt, sind die einzelnen Schritte als Learning Loops angelegt, bei denen nach dem Planning der Lernimpuls startet, die Anwendung durchgeführt wird und schließlich das Feedback und die Reflexion folgen. Bevor es in die nächste Loop geht, findet eine gemeinsame Live Online Session statt, welche als „Boxenstopp“ Start und Abschluss zwischen zwei Lernprozessen markiert. Wichtig für die Aufrechterhaltung der Lernmotivation sind auch die flankierende Begleitung durch die Lernbegleiter:innen sowie der Learning Buddy, den die Lernenden schon beim Planning kennenlernen. Sechs Monate nach dem Training findet schließlich noch eine Follow-Up Session statt, in welcher die Teilnehmenden ihre Praxiserfahrungen teilen.

Wesentlich für das Programm ist die Evaluierung jedes Lerntransfer-Booster-Durchgangs, um somit die Verbesserung des Lern- und Wissenstandes erfassen zu können. Auf dieser Basis lassen sich kommende Durchgänge optimieren. Damit wird der Booster in der kommenden Zeit ein immer besseres Werkzeug, um das Wissen über Lerntransfer zu schärfen und somit – im Umkehrschluss – bessere und erfolgreichere Trainings der Trainer:innen zu ermöglichen.

Aufmerksam auf die bisherigen Durchgänge wurden die Trainer:innen über diverse Kanäle. Neben Postings über Social Media, inklusive User-generated Postings, wurde E-Mail-Marketing betrieben. Aber auch Empfehlungsmarketing im Sinne von „Mundpropaganda“ trug, neben Video-Testimonials, zu einem erhöhten und authentischen Bekanntheitsgrad des Angebots bei.

Projektergebnis

Fundierte, wissenschaftliche Ansätze können direkt in die betriebliche Weiterbildung integriert werden, dies hat das Projekt „Der Lerntransfer-Booster für Trainer:innen – Eine Wissenschaft-Praxis-Kooperation“ bewiesen. Darauf weist zum einen der freiwillige Evaluationsfragebogen hin, bei dem die Trainer:innen u.a. die wissenschaftliche Grundlage des Train the Trainer-Programms lobten. Zum anderen unterstreichen dies die Stimmen einiger Teilnehmer:innen, die in Video-Testimonials ihre positiven Eindrücke zum Lerntransfer-Booster mitteilen.

Damit ist also ein Produkt entstanden, das einen Teil dazu leisten kann, die benannte Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen. Trainer:innen bekommen Werkzeuge an die Hand, wodurch ihre Trainingsmaßnahmen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem Erfolg führen. Das Programm selbst wurde ebenfalls nach denselben lerntransferförderlichen Prinzipien konzipiert und umgesetzt und gilt somit für die Lernenden als erstes, greifbares Beispiel für ein auf Transfer ausgerichtetes Train-the-Trainer Angebot.

Fazit

„Der Lerntransfer-Booster für Trainer:innen – Eine Wissenschaft-Praxis-Kooperation“ zeigt, dass wissenschaftliche Ansätze und die Praxis nicht weit entfernt oder gar Gegensätze sein müssen. Sie sind zwei Teile einer Medaille und sollten sich daher nicht gegenseitig ausschließen – erst recht nicht „von Grund auf“. Am Ende kommt es auf die richtige Strategie an, um zwei Teile miteinander zu verbinden. Dr. Sammet & Wolf hat in Kooperation mit den Wissenschaftlerinnen Alisha Koch (RPTU, Universität Konstanz) und JProf. Dr. Susanne Wißhak (RPTU) gezeigt, wie dies funktionieren kann. Die Jury des eLearning AWARD 2024 ist der Auffassung, dass solche Projekte noch öfter und in höherer Frequenz durchgeführt werden müssten. Denn die aufgezeigten Herausforderungen aus Digitalisierung, demografischem Wandel und Fachkräftemangel werden in der näheren Zukunft eher größer werden und der Bedarf an nachhaltigen Trainings höher. Mit einem Fingerzeig auf das Projekt geht aus diesem Grund der AWARD in der Kategorie „Train the Trainer“ dieses Jahr an das Projekt „Der Lerntransfer-Booster für Trainer:innen – Eine Wissenschaft-Praxis-Kooperation“.


Vorgaben und Besonderheiten:

Vorgaben:

Erstellung eines Trainings für Trainierende, welches den sogenannten „Research-Practice-Gap“ ausfüllt. Die Wissensvermittlung erfolgt selbstgesteuert und findet innerhalb von fünf Wochen nach dem Prinzip agiler Methoden statt.

Besonderheiten:

Schließung der Differenz zwischen „Theorie und Praxis“ im Bezug zum Lerntransfer basierend auf evidenzbasierten Forschungsergebnissen. Grundlage ist eine Pilotstudie mit der Forschungsfrage „Inwieweit wissen berufliche und betriebliche Trainer:innen wie sie Transfer fördern können?“


Projektverantwortliche:

Dr. Sammet & Wolf

Jacqueline Sammet
Geschäftsführende Gesellschafterin

Dr. Sammet & Wolf
INNOPARK Kitzingen
Steigweg 24, Geb. 1
D-97318 Kitzingen

wolf@drsammet-wolf.de
www.drsammet-wolf.de

Prof. Dr. Jürgen Sammet
Geschäftsführender Gesellschafter

Dr. Sammet & Wolf
INNOPARK Kitzingen
Steigweg 24, Geb. 1
D-97318 Kitzingen

sammet@drsammet-wolf.de
www.drsammet-wolf.de

Universität Konstanz/Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau

Alisha Koch
Doktorandin

Universität Konstanz
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften – Lehrstuhl für Personalentwicklung
Fach 125
D-78457 Konstanz
alisha.koch@uni-konstanz.de
www.uni-konstanz.de
www.rptu.de

Jun.-Prof. Dr. Susanne Wißhak

Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau – Institut für Betriebspädagogik und Personalentwicklung
Bürgerstraße 23
76829 Landau
susanne.wisshak@rptu.de
www.rptu.de