Welches Potenzial hat das Konzept eines „Corporate Learning Ecosystems“?

Einblicke von Branchenexpert:innen

In den vergangenen Jahren hat das Thema „Corporate Learning Ecosystems“ im deutschsprachigen Raum immer mehr Fahrt aufgenommen. Dies geschah nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Überlegungen, dass die betriebliche Bildung einen zunehmend ganzheitlichen und strategischen Blick benötigt, für den der Ansatz eines Learning Ecosystems eine mögliche Betrachtungsweise darstellt. Zwei zentrale Aspekte des Learning Ecosystems bestehen in den Lerninhalten und in der technischen Infrastruktur des Unternehmens. In dieser Hinsicht erscheint das Thema insbesondere auch für eLearning-Anbieter interessant, die unmittelbar mit diesen beiden Komponenten in Verbindung stehen. In unserem Expertenpanel teilen ausgewählte Experten:innen von Anbieterseite ihre Einschätzung, welches Potenzial sie in Learning Ecosystems sehen und entwerfen ein Koordinatensystem, warum sich Unternehmen mit dem Thema auseinandersetzen sollten.

1. Wie definieren Sie den Begriff „Corporate Learning Ecosystems“?

Da der Ansatz des „Corporate Learning Ecosystems“ den deutschsprachigen Raum noch nicht gänzlich durchdrungen hat, ist es wenig überraschend, dass der Begriff noch keineswegs einheitlich besetzt ist. Hier wird der Bedarf einer Orientierungshilfe deutlich, die die Zusammenhänge eines Learning Ecosystems im Kontext mit der betrieblichen Bildung greifbar macht. Das Stimmungsbild der Expert:innen lässt dennoch einige Muster erkennen, mit denen man sich einer allgemeinen Begriffsdefinition annähern kann.

Das wohl pragmatischste Vorgehen bei der Annäherung des Begriffs Learning Ecosystems besteht in der Herleitung des Begriffs „Ecosystem“ (z. Dt. Ökosystem) aus der Biologie, wie es Michael Huss von der M.I.T. e-solutions GmbH durchführt und auf diesem Weg maßgebliche Charakteristika von Learning Ecosystems herausstellt: „Der Begriff ,Ecosystem‘ deutet schon darauf hin, dass alle Komponenten der neuen Lernwelt wie in einem Ökosystem eng miteinander verflochten sind. […] Wenn man diese Analogie auf das Lernen in Unternehmen bezieht, fällt auf: Auch hier kommt es auf eine förderliche Umgebung und Interaktionen an. Wo es in der Natur auf die richtigen Nährstoffe, Nahrung, Wasser, Licht usw. zur richtigen Zeit ankommt, kommt es im Corporate Learning Ecosystem auf individuell passende (Lern-)Informationen zur richtigen Zeit an.“ Der Großteil der Expert:innen ist sich einig, dass sich Learning Ecosystems vor allem durch die Harmonie der einzelnen Bestandteile definieren und die verschiedenen Wechselbeziehungen und Spannungsfelder zu dem Bestehen des Ökosystems beitragen. „Ein ,Learning Ecosystem‘ ist ein dynamisches, komplexes, in permanenter Wechselwirkung stehendes Beziehungsgefüge von Lernenden untereinander, mit ihrer Lern- und Arbeitsumgebung und mit weiteren Artefakten im Unternehmen. Der Zusatz ,Corporate‘ beschreibt nicht Grenzen oder Bedeutung dieses Ecosystems, sondern die Perspektive, aus der wir es betrachten und die Anforderungen, die wir an es stellen“, so die Einschätzung von Johannes Starke von der tts Knowledge Products GmbH. Auch Jan-Hendrik Precht von der traperto GmbH sieht den großen Stellenwert der Wechselwirkungen in einem Learning Ecosystem: „Ein System besteht in der Regel aus mehreren Systemteilnehmern, die miteinander in Wechselwirkung stehen. Der Begriff ,Corporate Learning Ecosystem‘ beschreibt meiner Auffassung nach die in einem Unternehmen vorhandenen Tools, Prozesse und Kulturtechniken, die idealerweise symbiotisch zueinander angeordnet sind und die optimale Entwicklung aller Lernenden zum Ziel haben.“

Mit dem Aspekt der Wechselwirkungen geht für Dr. Nicolas Stephan von der SPARRKS Service GmbH zudem eine Abhängigkeit der einzelnen Elemente innerhalb des Ecosystems einher, der in dem Zusammenhang zu bedenken gibt: „Wesentlich für das Verständnis des Konzepts ist die Abhängigkeit der einzelnen Systemkomponenten untereinander. Veränderungen einzelner Komponenten haben immer Auswirkungen auf das ganze System. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, alle Elemente des Systems zu kennen, die wesentlich für das optimale Funktionieren sind, und diese zielführend einzusetzen. Gelingt dies, kann ein langfristig erfolgreiches Learning Ecosystem entstehen und Unternehmen sowie Mitarbeitende zu immer besseren Ergebnissen führen.“

Julian Wonner von der troodi GmbH betrachtet da-rüber hinaus auch den Austausch der Mitarbeitenden als einen zentralen Faktor eines Learning Ecosystems: „Ein ,Corporate Learning Ecosystem‘ integriert verschiedene digitale und analoge Lernangebote zu einem stimmigen und übersichtlichen Gesamtangebot, welches alle Lernbedarfe in einer Organisation abdeckt und den Lernenden Möglichkeiten zur Vernetzung und Austausch bietet.“ Aber neben den „aktiven“ Bestandteilen – den Wechselwirkungen und dem Austausch – ist darüber hinaus die „passive“ Seite der technischen Infrastruktur in einem Learning Ecosystem notwendig, so die Expert:innen. Diesen Gedanken verfolgt auch Ernst Erni von der easylearn schweiz ag, der die technische Infrastruktur des Learning Ecosystems in Analogie zum biologischen Begriff „Ökosystem“ wie folgt betrachtet: „Genauso besteht ein ‚Corporate Learning Ecosystem‘ aus lebendigen und unbelebten Teilen. Die unbelebten Teile sind Tools wie die Lernplattform, die Autorensysteme, Applikationen oder IT-Systeme. Sie bilden als technische Grundlage den Raum, in welchem die Unternehmung (=Corporate) Lernprozesse gestalten und abwickeln kann.“ Kevin Groh von der Valamis Deutschland GmbH schließt sich an und weist auf die Bildungstechnologie als festen Bestandteil eines Learning Ecosystems hin: „Die Kernidee ist es, eine zentrale Lernplattform zu haben, die Zugriff auf die Daten anderer wichtiger Systeme hat (z.B. CRM, ERP, HR usw.) und diese intelligent verknüpfen kann, um das Lernen zu personalisieren und seine Auswirkungen messbar zu machen.“

Durch den Aufschwung der digitalen Transformation und den kontinuierlichen Fortschritt der Technik werden die Möglichkeiten, Lernprozesse in Learning Ecosystems effektiv und nachhaltig zu gestalten, immer größer und diverser, sodass Unternehmen Lerneinheiten speziell auf die individuellen Bedarfe der Mitarbeitenden und der Organisation selbst abstimmen können. „Mittlerweile geht ein solches Ökosystem weit über die Grenzen von Papier und WBT hinaus. Moderne Technologie ermöglicht neue, unkonventionelle Lehrmethoden, die in Kombination zu besseren Ergebnissen führen. Gerade Innovationen wie zum Beispiel Virtual Reality und KI werden von jungen Lernenden heute erwartet und müssen als Teil des Ecosystems gedacht werden“, bestätigt auch Thomas Hoger von der 3spin Learning GmbH & Co. KG.

Dass ein Learning Ecosystem nicht nur aus den bereitgestellten Lernressourcen besteht, sondern darüber hinaus auch die Lernkultur und die strategischen Unternehmensziele darauf einzahlen, merkt Dr. Katja Bett von der Corporate Learning & Chance GmbH an: „Wir verstehen darunter einen gesamtheitlichen Ansatz, der über die bloße Bereitstellung von Lernressourcen – egal ob klassisch Face-to-Face, als Blend oder digital hinausgeht. Ein ‚Corporate Learning Ecosystem‘ ist breiter aufgestellt und bezieht auch die Unternehmenskultur, die Führung, Unternehmensstrategie, Prozesse und Technologie mit ein. Ein erfolgreiches Corporate Learning Ecosystem fördert eine Lernkultur im Unternehmen sorgt dafür, dass die Menschen sich permanent erfolgreich weiterentwickeln und lebenslang lernen.“ Den Aspekt der kontinuierlichen Kompetenzentwicklung greift ebenfalls Manuel Yasli von der Fellow Digitals GmbH auf: „Ein gut konzipiertes Lernökosystem fördert kontinuierliches Lernen, indem es den Beschäftigten ermöglicht, jederzeit und überall auf relevante Lerninhalte zuzugreifen. Außerdem bietet es den Personalabteilungen die Möglichkeit, Lernbedürfnisse und -ziele effizient zu verwalten und zu messen, um die Entwicklung und Leistung der Mitarbeitenden zu verbessern.“ Tobias Göcke von der SupraTix GmbH sieht folgendes Potenzial in einem betrieblichen Learning Ecosystem: „Ziel eines CLE ist es, eine kontinuierliche Lern- und Entwicklungsstrategie für Mitarbeiter und Führungskräfte zu schaffen, die die Mitarbeiterkompetenzen verbessert und die Organisation in einem dynamischen und sich schnell verändernden Arbeitsumfeld wettbewerbsfähiger macht.“

2. Ihrer Ansicht nach: Welche Bestandteile bzw. Komponenten hat ein Corporate Learning Ecosystem?

Wie bereits das Stimmungsbild in der ersten Frage herausgestellt hat, beinhaltet ein Corporate Learning Ecosystem zahlreiche Komponenten, die in ihrer jeweiligen Funktion wie Zahnräder ineinandergreifen. Christian Laber von der G DATA CyberDefense AG identifiziert in diesem Kontext zwei Grundpfeiler, die im Kontext eines Learning Ecosystems relevant sind: „Wenn man es klassisch betrachtet, haben wir zwei Hauptkomponenten: Die Plattformlösung(en) des Ecosystems als technische Basis (ein LMS oder ein LXP) und der darauf gespielte Content wie beispielsweise digitale Trainings. Betrachtet man moderne Learning Ecosystems, dann gehen beide Komponenten immer eine Art Symbiose ein.“

Wie relevant die Komponente „Bildungstechnologie“ im Kontext von Learning Ecosystems ist, stellt auch Volker Zimmermann von der NEOCOSMO GmbH heraus: „Es gibt bestimmte Schlüsselkomponenten eines betrieblichen Ökosystems für Bildung und Lernen: Das sind auf der einen Seite Learning Experience Portale (LXP) und andererseits Lernmanagement-Systeme (LMS). Sie bilden das Lernangebot ab (LXP) und steuern die Lernprozesse (LMS). Sie ermöglichen den rollenspezifischen Zugang zu den verschiedenen Bildungsanwendungen, bilden Lernpfade ab, steuern die Lernressourcen und integrieren die Lösungen und den Austausch von Lernergebnissen.“ Auch Christian D. Borchert von Blue Elephants Solutions Pte. Ltd. unterstützt die Relevanz von Bildungstechnologien im Einsatz von Learning Ecosystems: „Ein Corporate Learning Ecosystem sollte ein zentrales Learning Management System besitzen, in dem alle Informationen zusammenlaufen und verwaltet werden. Dort sind dann die einzelnen Bestandteile wie Präsenzschulungen, E-Learning, Wiederholungen und Vertiefungen durch geeignete Tools, Coaching, Mentoring, Peer-to-Peer-Lernen und Lernen am Arbeitsplatz sowie ein Wissensmanagement eingebunden.“

Dass neben der obligatorischen Bildungstechnologie und den Lerninhalten noch weitere Komponenten auf ein Learning Ecosystem einzahlen, gibt Johannes Starke zu bedenken: „Leider wird der Begriff ,Corporate Learning Ecosystem‘ oft auf technische Infrastrukturen eingeengt. Das ist zu kurz gedacht. Corporate Learning Ecosystems bestehen nicht nur aus Lernplattformen o. ä., sondern sind eher ein Denkmodell, das sichtbar und besprechbar macht, wie sich lernende Interaktion und Beziehung der verschiedenen Akteure gestaltet – auf Lernplattformen, aber auch unabhängig davon.“ So sehen viele Expert:innen neben der technischen Komponente auch in der sozialen Komponente eine bedeutende Rolle im Kontext eines Learning Ecosystems. „Es [das Corporate Learning Ecosystem] beinhaltet zum einen eine technische Komponente, welche es ermöglicht, auf alle Lernangebote einfach und unkompliziert zugreifen zu können und die Lernenden dabei unterstützt, das für sie passende Angebot auszuwählen. Zum anderen beinhaltetet es eine soziale Komponente, welche den Austausch und die Vernetzung der Mitarbeitenden fördert und somit zur Entwicklung einer positiven Lernkultur beiträgt“, so die Einschätzung von Julian Wonner. Einen ähnlichen Ansatz vertritt auch Renate Mitter von der CLICK&LEARN GmbH, die in dem Zuge eine weitere Komponente ergänzt: „Ein Learning Ecosystem lässt sich durch 3 Säulen charakterisieren. Die technische Säule sind Systeme wie LMS, LXP, Microlearning Apps oder Collaboration Tools. Die soziale Säule sind die Lernenden, deren Coaches/Trainer*innen und Communites. Ganz wesentlich für den Erfolg ist die dritte Säule, die offene Lernkultur im Unternehmen.“

Die Bedeutung einer offenen Lernkultur bestätigen ebenfalls die Ergebnisse der eLearning BENCHMARKING Studie 2022, in der auf die Frage nach den wichtigsten Voraussetzungen für ein effektives Learning Ecosystem eine offene Lernkultur mit 66,9% als der mit Abstand wichtigste Faktor für ein effektives Ökosystems genannt wurde. Auch Natalia Jaszczuk von Learnlight bestätigt die Relevanz dieser Komponente: „Eine Kultur des kontinuierlichen Lernens, in der berufliche Weiterentwicklung anerkannt und belohnt wird, ist entscheidend für das Funktionieren des Ökosystems. Jedes noch so gut konzipierte Lern-Ökosystem wird scheitern, wenn die Werte und Verhaltensweisen eines Unternehmens den Führungskräften keine Anreize bieten, Wachstum zu fördern.“ Dem schließt sich ebenfalls Friedl Wynants von der youknow GmbH an: „Insbesondere die Lernkultur ist Dreh- und Angelpunkt eines funktionierenden CLE. Lernkultur heißt vor allem, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Bis zu diesem Punkt ragten insbesondere die drei Komponenten Content, Technologie sowie Lernkultur bei den Expertenmeinungen heraus. Aber gibt es darüber hinaus noch weitere Bestandteile? Ja, sagen die Expert:innen, denn aus zahlreichen Antworten geht ebenfalls hervor, dass auch die Akteure eine nicht zu unterschätzende Rolle in einem Learning Ecosystem spielen. „Zu einem Corporate Learning Ecosystem gehören Personen, also die Lern-Akteure und Stakeholder, aber auch Lerntechnologien, Lerninhalte und -formate sowie Verhaltensweisen, Strukturen und Abläufe. Die Ziele und die Kultur eines Unternehmens setzen darüber hinaus den Rahmen“, verdeutlicht Claudia Musekamp von der Infoport GmbH. Weiterhin schreibt unter anderem Dr. Katja Bett der Lernstrategie eine relevante Bedeutung zu: „Die strategische Ausrichtung und organisatorische Struktur eines Unternehmens sind ebenfalls wichtige Bestandteile eines erfolgreichen Corporate Learning Ecosystems. Eine klare Vision und Strategie für die Lern- und Entwicklungsprogramme sowie eine agile und flexible Organisationsstruktur unterstützen die Umsetzung und kontinuierliche Verbesserung des Ecosystems.“

Corinna Günther von der blink.it GmbH & Co. KG betrachtet die Komponenten und deren Funktionen im Learning Ecosystems vielmehr als Pyramide, in der ebenfalls Rollenverständnisse verteilt werden: „Die Basis des Lern-Ökosystems bildet das Unternehmen – mit Komponenten wie Lernkultur und angemessenen Lernbedingungen. Als nächste ,Schicht‘ folgt die Personalentwicklung, die in der Regel die Steuerfunktion übernimmt. Dann sind selbstverständlich die Lernenden selbst wesentlicher Bestandteil eines jeden Learning Ecosystems. Die Spitze des Ökosystems sind schließlich Tools, die vom Beamer und Whiteboard hin zum Learning Management System (LMS) reichen.“ Birgit Albrich von der BANDAO Guidance GmbH sieht jedoch in einer anderen Komponente die größte Relevanz: „Neben den üblichen Elementen wie geeignete Tools und Formate, ein förderndes und motivierendes Umfeld oder der Möglichkeit zum Praxistransfer, ist die Individualität der wichtigste Aspekt. Sprich: Methoden, die zu unterschiedlichen Persönlichkeitstypen passen. Und es bietet die richtigen Touchpoints, um KI gesteuerte Tools sinnvoll einsetzen zu können. Analysen auf Meta-Ebene ermöglichen, den Kompetenzaufbau fair zu steuern und strategisch zu planen.“

3. Handelt es sich bei dem Thema Learning Ecosystem Ihrer Meinung nach um ein neues Thema oder ist es vielmehr ein altbekanntes Konzept, das nun mit neuem Namen wieder aufgegriffen wird?

Zusammengefasst ist sich der Großteil der Expert:innen einig, dass Learning Ecosystems keinen gänzlich neuen Ansatz darstellen, sondern dass es das Konzept vielmehr bereits seit den Anfängen von betrieblichem Lernen gäbe. Volker Zimmermann sieht in dem neuen Begriff dennoch eine Daseinsberechtigung: „Es ist kein grundsätzlich neues Thema. Es war immer schon die Aufgabe von Lernarchitekten, eine integrierte Lösungslandschaft in Unternehmen aufzubauen. Da aber die Vielfalt an Softwarelösungen in Unternehmen gestiegen ist, macht ein neuer Begriff Sinn. So kann man Anwendern besser erklären, dass man nicht mit einer einzigen Lösung alle Fragen abbilden kann.“ Insa Bäumker von der Bildungsinnovator GmbH unterstützt ebenfalls die Stärke und Aussagekraft der neuen Begrifflichkeit: „Was für mich durch den Begriff ,Ecosystem‘ viel bildlicher erscheint, ist zum einen die Assoziation damit, dass sich etwas gegenseitig bedingt und braucht, aber auch wunderbar aufeinander abgestimmt ist. Und zum anderen die Assoziation damit, dass etwas permanent in Bewegung ist und sich aufeinander einstellt.“ Auch Julian Wonner sieht den Ansatz eines Learning Ecosystems nicht als neu an: „Das Konzept eines ,Learning Ecosystem‘ ist an sich nicht neu, aber zum ersten Mal bieten sich die technischen Möglichkeiten, es ganzheitlich zu implementieren.“

Eine ähnliche Einschätzung verfolgt auch Sven R. Becker von der imc information multimedia communication AG: „Das Konzept des Learning Ecosystems ist keine neue Erfindung, sondern ein Konzept, das bereits seit längerer Zeit bekannt ist. Es ist jedoch in den letzten Jahren aufgrund der schnellen Veränderungen in der Arbeitswelt und der raschen Entwicklung von Technologie zu einem immer wichtigeren Thema geworden. In den letzten Jahren hat sich das Konzept des Learning Ecosystems zudem weiterentwickelt und ist zu einem wichtigen Konzept für das moderne Corporate Learning geworden. Heute geht es darum, ein umfassendes Setting zu schaffen, das auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgestimmt ist und verschiedene Technologien, Tools und Lernmethoden integriert. Gerade diese Personalisierung ist ein Hauptmerkmal zur Unterscheidung eines ,alten‘ Ecosystems und eines ,modernen‘ Ecosystems.“ Diese Meinung unterstützt ebenfalls Johannes Starke, der jedoch ebenfalls noch einen Blick auf die Aussagekraft des neuen Bezeichners „Corporate Learning Ecosystems“ wirft: „Allerdings wurde Corporate Learning früher oft weniger als ,Ökosystem‘ gesehen als heute. Die Etablierung des Begriffs ermöglicht einen sensibleren Umgang damit und schärft das Bewusstsein für die Fragilität von Lernaktivitäten im Unternehmenskontext. Für eine früher oft vorherrschende Sicht und Steuerung von ,Lernen‘ in Unternehmen (oft Push, fremdorganisiert, top-down, …) war der Begriff des ,Corporate Learning Ecosystems‘ deshalb vielleicht auch nicht notwendig.“

Auch Claudia Musekamp schließt sich dieser Perspektive an: „Ich sehe das Konzept nicht als alten Hut mit neuer Schleife, sondern als neuen Hut, der teilweise recyceltes Material enthält. Traditionelles Corporate Learning gerät an seine Grenzen, wenn es um digitale Transformation, der Globalisierung sowie zunehmender Komplexität und Dynamik geht. Das aus der Biologie altbekannte Ökosystem-Konzept bietet da eine hilfreiche Perspektive auf Lernen in Organisationen. Der systemische Ansatz liefert eine ganzheitliche Perspektive, Wechselwirkungen und Einflussfaktoren rücken in den Blick. So kann Corporate Learning in seiner Komplexität betrachtet und verbessert werden.“

Die Komplexität betrachtete ebenfalls Dr. Katharina Harsch von der CoachHub GmbH als einen neuen Aspekt des Ecosystem-Ansatzes: „Die Berücksichtigung des dynamischen Zusammenspiels unterschiedlicher Komponenten und Faktoren und ihr Einfluss auf das organisationale Lernen ist an sich kein neuer Ansatz. Was allerdings neu ist, sind die zunehmende Komplexität sowie die Vielzahl an Einflussfaktoren. Beispielsweise ist der Zugang zu Wissen heute viel einfacher, was auch mit einer Informationsüberflutung einhergehen kann und wir Gefahr laufen, uns zu verlieren. Zudem findet Lernen heute in einer viel individualisierteren und selbstgesteuerten Form statt. Daraus ergeben sich ganz neue Herausforderungen.“

Auch wenn ein Großteil der Expert:innen den Ansatz des Corporate Learning Ecosystems nicht als etwas gänzlich Neues betrachten, jedoch mit der technologischen Komponente eine neue Facette benennen, stechen jedoch auch andere Gedankenansätze heraus. So argumentiert Dr. Katja Bett: „Es ist neu, weil bislang immer in getrennten Bereichen gedacht wurde. Auf der einen Seite die Personalentwicklung, auf der anderen Seite die E-Learning-Abteilung: Oft wurde die E-Learning Abteilung nur als Support-Funktion verstanden. Auf der einen Seite die Unternehmensziele, auf der anderen Seite Entwicklungsziele: Niemand weiß so richtig, wie Aus- und Weiterbildung eigentlich gemessen werden kann. Auf der einen Seite die Führungskräfte, die sich aber dann nicht als ,Lerncoach‘ verstehen und auf der anderen Seite die Mitarbeitenden, die keine Freiheiten in der Gestaltung ihres Lernens haben. ,Lernen und Entwickeln‘ als eine wichtige Unternehmensstrategie zu begreifen und die passende Lernkultur dafür zu etablieren, ist für viele Unternehmen neu.“ Dem schließt sich ebenfalls Sönke Petersen von der p-didakt GmbH an: „Es ist ein neues Thema. Wo die unternehmensinternen Learning Management Systeme bisher als ,Single Point of Truth‘ das Lernen im Unternehmen top-down organisieren sollten, wird Lernen heute viel stärker in der Selbstverantwortung der Menschen gesehen. Systeme müssen dies unterstützen und dafür ganz neue Funktionen anbieten. Das ist der Grund für den Aufbau von Corporate Learning Ecosystems.“

4. Ihrer Einschätzung nach: Wieso sollte sich ein Unternehmen mit dem Thema „Corporate Learning Ecosystem“ auseinandersetzen?

Einer der Hauptgründe der Expert:innen, warum der Ansatz des Learning Ecosystems für Unternehmen interessant ist, lässt sich mit dem Stichwort „Arbeitgeber-Attraktivität“ zusammenfassen. So argumentiert ein Großteil der Expert:innen, dass mit der Entwicklung eines Learning Ecosystems vor allem die individuellen Lernprozesse der Mitarbeitenden optimiert und gefördert werden, was in der modernen Arbeitswelt einer der ausschlaggebenden Punkte bei der Wahl des Arbeitsgebers geworden ist. Jan-Hendrik Precht erklärt: „Wer sich im Unternehmen wohl, als Individuum wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt, bleibt in der Regel länger. Das reduziert Fluktuation, Onboardingkosten, bindet vorhandenes Wissen erfolgreicher im Unternehmen, steigert die Motivation der Mitarbeitenden und damit den Unternehmenserfolg. Ein mögliches Werkzeug hierfür sind Prozesse und eine Führungskultur, die jedes Teammitglied in seinen Möglichkeiten und Talenten erkennt und fördert.“

Durch die Förderung der individuellen Kompetenzentwicklung und der steigenden Qualität der Arbeitsprozesse trägt ein funktionierendes Learning Ecosystem nicht zuletzt auch dazu bei, die Leistung des Unternehmens zu steigern und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. So lautet auch die Auffassung von Friedl Wynants: „Das Thema ,Learning Ecosystems‘ ist für Unternehmen heute wichtiger denn je, da gut ausgebildete und stetig dazu lernende Mitarbeitende für die Wettbewerbsfähigkeit, die Innovationsfähigkeit und das Bestehen am Markt von entscheidender Bedeutung sind. Aber es gibt noch weitere Faktoren, die das Thema relevant machen. Ein wichtiger Faktor ist die schnelle Veränderung von Technologien und Arbeitsprozessen. Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung erfordern ein ständiges Lernen und eine permanente Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden, um mit den Anforderungen Schritt halten zu können. Eine kontinuierliche Weiterbildung und der Aufbau von neuen Fähigkeiten (Up- und Re-Skilling) sind daher notwendig, um die Unternehmen zukunftsfähig und wettbewerbsfähig zu machen.“ Auch Tobias Göcke schließt sich dieser Meinung an: „Ein Unternehmen sollte sich mit dem Thema ,Corporate Learning Ecosystem‘ auseinandersetzen, weil kontinuierliches Lernen und Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Unternehmens ist.“

Mit dem Blick in die Zukunft spricht Birgit Albrich einen weiteren Aspekt an, der für Unternehmen nicht zu vernachlässigen ist: „Stichwort Fachkräftemangel. Mit einem guten Learning Ecosystem können ,High Potentials‘ gefunden, ausgebildet und gehalten werden. Es schafft Motivation und Commitment, in dem es den Nerv der Zeit trifft. Mitarbeiter*innen wollen heutzutage nicht nur mehr Geld verdienen, sondern suchen nach Sinn und der Möglichkeit zur Weiterentwicklung am Arbeitsplatz.“

Hendrik Dietrich von der getAbstract AG sieht weitere Gründe, aus denen sich Unternehmen mit dem Thema auseinandersetzen sollten: „Die Auseinandersetzung mit dem Thema erlaubt es einem Unternehmen, seine Lernumgebung auf die strategische Ausrichtung seiner Geschäftsziele abzustimmen. Dabei stellt es sicher, dass alle Elemente optimal zusammenkommen und das Lernen im Unternehmen integraler Bestandteil des Unternehmenserfolgs ist. Für Organisationen und ihre Führungskräfte ist es wichtig, strategisch über Lernen und Weiterbildung nachzudenken. Der Aufbau eines Corporate Learning Ecosystems lohnt sich aus den folgenden Gründen: 1. Es erhöht das Engagement der Mitarbeitenden, 2. Es senkt Kosten für Umschulungen, 3. Es steigert Innovationen im Unternehmen.“ Auch die Einschätzung von Dr. Jan Peter aus dem Moore von der Cornelsen eCadamy & inside GmbH schließt sich den vorigen Expert:innenmeinungen an: „Der größte Mehrwert für die Unternehmen ist meiner Einschätzung nach, dass durch die größere Modularität und Skalierbarkeit eines Ecosystem- bzw. Netzwerk-Ansatzes, sich das System des betrieblichen Lernens schneller auf neue Anforderungen, Inhalte und Weiterentwicklung der Technologien anpassen kann. Geschwindigkeit und Flexibilität ist in der Unterstützung der digitalen Transformation für viele Unternehmen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.“

Aus einer anderen Perspektive betrachtet Michael Huss diesen Kontext und stellt zugleich die Relevanz von Learning Ecosystems in der betrieblichen Bildung heraus: „Diese Frage ließe sich auch umdrehen: Was passiert, wenn sich ein (größeres) Unternehmen nicht mit dem Thema auseinandersetzt? Die Antwort mag auf den ersten Blick überraschen: Auch dann entsteht ,von selbst‘ eine Art Learning Ecosystem – jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ein ineffektives und von Nutzern als frustrierend wahrgenommenes Learning Ecosystem.“

5. Was macht Ihrer Meinung nach ein effektives Learning Ecosystem aus? Worin unterscheidet sich dieses von einem ineffektiven Learning Ecosystem?

Dass es bei einem Learning Ecosystem in erster Linie auf die Wechselwirkung und das gegenseitige Ergänzen und Beeinflussen der einzelnen Komponenten ankommt, haben unsere Expert:innen bereits in der ersten Frage herausgestellt. Somit liegt es auf der Hand, dass nur das Zusammenspiel dieser Faktoren ein effektives Learning Ecosystem ermöglichen. Darüber hinaus sehen die Expert:innen weitere Aspekte, die zum Erfolg bzw. Misserfolg eines solchen betrieblichen Ecosystems beitragen. An vorderster Stelle wird hier von einer notwendigen Flexibilität gesprochen, die ein Learning Ecosystem besitzen muss, mithilfe derer ein Unternehmen auf die akuten (Lern-)Bedarfe der Mitarbeitenden eingehen kann. Hiermit geht ebenfalls der oft genannte Aspekt der Personalisierung einher. „Ein effektives Learning Ecosystem setzt auf eine hohe Flexibilität und Bedarfsorientierung anstelle von ausführlicher Dokumentation und Management der Lernenden“, bestätigt auch Julian Wonner. Carmen Hofmann von der lawpilots GmbH schließt sich ebenfalls diesem Gedankengang an: „Ein effektives System richtet sich nach den Bedürfnissen der Beteiligten. Also im Falle eines Corporate Learning Ecosystems nach dem Unternehmen und all seinen Stakeholdern. Wichtig ist hier vor allem, die Interessen und Bedarfe der Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Sie müssen sich wahrgenommen und gehört fühlen. Nur wenn alle Elemente des Systems zusammenspielen, kann es funktionieren.“
In Korrespondenz dazu sieht Sven R. Becker ein ineffektives Lernökosystem darin, wenn kaum bis gar keine Flexibilität sowie individualisierte Lernangebote berücksichtigt werden: „Im Gegensatz dazu zeichnet sich ein ineffektives Learning Ecosystem durch eine begrenzte Auswahl an Lernmethoden und -tools, mangelnde Personalisierung und fehlende Flexibilität aus. Außerdem fehlt oft die Möglichkeit zur Zusammenarbeit und Interaktion zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, was dazu führen kann, dass die Lerninhalte nicht ausreichend vermittelt werden oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht motiviert werden, sich weiterzubilden.“ Zum relevanten Aspekt der Individualisierung stellt Sönke Petersen heraus: „Effektiv ist ein Corporate Learning Ecosystem, wenn es jedem Nutzer auf Wunsch aus einer Vielzahl von guten Inhalten personalisierte Lernangebote zusammenstellen und mit Priorisierungen empfehlen kann, die sowohl zu den strategischen Zielen des Unternehmens als auch zu den Entwicklungszielen des Nutzers passen. Im Gegensatz dazu wird es weniger effektiv, je mehr es auf die Zuweisung von Lernangeboten an starre Zielgruppen setzt (Gießkannenprinzip) oder die Lernenden mit der Suche nach relevanten Lernangebote allein lässt (Prinzip der nicht unterstützten Selbstverantwortung).“

Darüber hinaus besteht eine wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes Learning Ecosystem in der technischen Infrastruktur eines Unternehmens. „Was für die Effizienz eines Lernökosystems essenziell ist, ist die entsprechende Anpassung an die bestehende Infrastruktur und Unternehmenskultur. Die Fähigkeit zur Integration allein garantiert noch kein gutes Ergebnis. Die Datenqualität, die Nutzungsweise, die Verarbeitung, interne Prozesse und vieles mehr müssen berücksichtigt und angepasst werden, um die Effizienz zu erhöhen. Ein optimales Ergebnis lässt sich nur durch einen partnerschaftlichen Ansatz zwischen Lösungsanbieter und Lösungsanwender erzielen“, so die Einschätzung von Kevin Groh. Die Infrastruktur sollte aber nicht nur vorhanden sein, sondern für ein effektives Learning Ecosystem zudem intuitiv bedienbar sein und die relevanten Akteure nicht vor zusätzliche Hürden stellen. In diesem Kontext stellt Christian Laber fest: „Ein effektives Learning Ecosystem ist leicht zugänglich für alle Angestellten. Angefangen beim Login über die Trainings bis hin zur Zertifizierung in bestimmten Themengebieten. Ineffektive Learning Ecosysteme sind kompliziert zu bedienen, bedienerunfreundlich und zumeist nur starr auf einem Gerät nutzbar.“

Ein Großteil der Expert:innen sieht darüber hinaus die Relevanz von Schnittstellen innerhalb des betrieblichen Learning Ecosystems. Dieses sei laut Volker Zimmermann am einfachsten mit einer digitalen Plattform zu lösen, was erneut den großen Stellenwert der technologischen Komponente unterstreicht: „Ein effektives Ökosystem hat eine Plattform, die verschiedene Lösungen um sich herum integriert und lose koppelt. Ein ineffektives Ökosystem ist eine Lernlandschaft, deren Systeme keine Schnittstellen miteinander haben, um Lerndaten auszutauschen und Lernprozesse anwendungsübergreifend zu verbinden.“ Auch für Jan-Hendrik Precht entscheidet die technische Komponente über die Effektivität eines Learning Ecosystems. Er gibt jedoch auch zu bedenken: „Die pure Ansammlung von Tools und Prozessen für ein Ecosystem bringt nicht viel, wenn es keine ehrliche Kultur der Wertschätzung und keine mitarbeiterzentrierte Führungskultur gibt. Systeme und Prozesse zusammenzukaufen und top-down ausrollen, erzeugt dauerhaft ein Ecosystem, aus dem Mitarbeitende auszubrechen versuchen werden.“
„Ein effektives Learning Ecosystem ist agil, anwenderfreundlich und an die Unternehmensziele, wie auch Bedürfnisse der Mitarbeitenden angelehnt.“ Wie Ernst Erni hier betont, geht es in einem funktionierenden Learning Ecosystem um die Anpassung auf die Bedarfe der Mitarbeitenden, aber eben zugleich um die Verzahnung mit der Unternehmensstrategie und den damit zusammenhängenden Zielen. Abgesehen davon machen gleich mehrere Expert:innen auf den Aspekt der Lernkultur aufmerksam, der ebenfalls über die Effektivität des Learning Ecosystems entscheidet: So ergänzt Nadine Westgate von der Know How! AG: „Und dann bedarf es des passenden Rahmens – der (Lern)Kultur. Diese können wir durch Maßnahmen beeinflussen und verändern, um die Menschen im Unternehmen zur gewünschten Lernkultur heranzuführen. Denn ein effektives Learning Ecosystem setzt auf die Fähigkeit, selbstgesteuert zu Lernen.“

Zusammenfassend bringt Natalia Jaszczuk alle genannten Aspekte hinsichtlich eines effektives Learning Ecosystems auf den Punkt: „Wir sprechen von einem ,Ökosystem‘. Dementsprechend haben die wechselseitigen Beziehungen zwischen den einzelnen Bestandteilen einen zentralen Stellenwert. Und daraus folgt, dass auch die beste Strategie nur an der Oberfläche kratzt, wenn die Kultur, die Stakeholder oder die Wirkungsmessung ausgeblendet bleiben.“ Damit diese Effektivität im Ecosystem eines Unternehmens letztendlich auch nachhaltig sichergestellt werden kann, ist die Messung bzw. Analyse dieser einzelnen Komponenten entscheidend, so die Einschätzung von Manuel Yasli: „Ein effektives Learning Ecosystem ermöglicht es Unternehmen, den Erfolg ihrer Schulungsprogramme und die Lernfortschritte der Mitarbeitenden zu messen und zu verfolgen. Hierdurch können Unternehmen ihre Schulungsprogramme optimieren und den ROI erhöhen. Ein ineffektives Learning Ecosystem hingegen zeichnet sich durch das Fehlen dieser Merkmale aus.“

6. Welches Potenzial sehen Sie zukünftig in dem Thema Learning Ecosystems? Welche Relevanz wird dieses in den kommenden Jahren erfahren?

Mit Blick auf die Relevanz von Learning Ecosystems in der Zukunft der betrieblichen Bildung sind sich die Expert:innen nahezu einig, dass das Thema Lernen in Unternehmen auch zukünftig immer mehr Raum einnehmen wird. In dem Kontext sehen sie auch in dem Thema Learning Ecosystem durchweg großes Potenzial, das sich noch zukünftig viel weiter ausbreiten wird. Hierzu lautet die Einschätzung von Dr. Katja Bett: „Es [das Thema Learning Ecosystems] ist höchst relevant und zwar jetzt schon. Viele machen sich auf den Weg, Lernen anders und neu zu denken und das wird in den nächsten Jahren noch massiv zunehmen.“ Die Relevanz und Fortschrittlichkeit von Learning Ecosystems wird sich aus Sicht der Expert:innen nicht zuletzt durch die technologischen Fortschritte noch erheblich steigern. „Die Bedeutung von Lernökosystemen wird mit dem technologischen Fortschritt nur noch zunehmen. Es werden neue Tools entwickelt, neue industrielle/geografische/politische Herausforderungen werden unterschiedliche Lösungen und Anbieter hervorbringen. Unsere Vorhersage ist, dass immer mehr Anbieter den Ansatz von ‚All-in-One‘-Lösungen verfolgen werden, indem sie ihr Produkt auf mehrere Tools in einem ausdehnen und eine Handvoll teurer Nischen-Tools anbieten, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisieren“, so Kevin Groh. Auch Manuel Yasli schließt sich dieser Betrachtungsweise an: „Die Bedeutung von Learning Ecosystems wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Unternehmen müssen agiler werden und sich schnell an Veränderungen anpassen können. Neue Kompetenzen und Technologien müssen sofort erlernt und adaptiert werden. Lernökosysteme werden hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie Unternehmen in die Lage versetzen, schnell auf Veränderungen zu reagieren und ihre Mitarbeitenden effektiv und effizient zu schulen.“

Dass die Relevanz von Learning Ecosystems zukünftig wohl kaum sinken wird, haben die Expert:innen fast einstimmig festgestellt. Mit welchen konkreten Trends und Entwicklungen wir in diesem Zusammenhang rechnen können, hat Friedl Wynants eingeschätzt: „In Zukunft werden Learning Ecosystems noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse und Lernstile der Mitarbeitenden ausgerichtet sein. Dabei spielen künftig vor allem personalisierte Lernangebote und -pfade eine wichtige Rolle, die auf Basis von Daten und KI-Algorithmen erstellt werden. Dadurch können Lerninhalte und -methoden noch besser an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst werden. […] Zudem werden Learning Ecosystems in Zukunft vermehrt auf die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Mitarbeitenden setzen. Informelles Lernen wird stärker in den Fokus rücken, Social Learning und gemeinsame Lernprojekte werden eine größere Rolle spielen und die Zusammenarbeit und Vernetzung innerhalb des Unternehmens fördern.“ Auch Hendrik Dietrich schließt sich den Meinungen der Expert:innen hinsichtlich der zukünftigen Relevanz des Ecosystem-Konzepts an, hält jedoch den Bezeichner „Learning Ecosystem“ für austauschbar und setzt hinter diesen ein unsichtbares Fragezeichen: „Da es so wichtig für den Unternehmenserfolg ist, wird das Thema [Learning Ecosystems] sicher gleichbleibend relevant sein. Es ist jedoch möglich, dass wir andere Begriffe finden, um es zu beschreiben.“