Der Weg zum effizienteren Onboarding
Lernpfade bei der Bundesagentur für Arbeit
Gute Onboardings sind der Schlüssel zu einem guten Einstieg in eine Organisation, das gilt auch für Behörden wie der Bundesagentur für Arbeit. Um das Onboardingverfahren sowie die Weiterbildung und Spezialisierung der Mitarbeiter:innen zu verbessern, hat sich die Bundesagentur entschlossen mit Lernpfaden das bisherige dokumentenlastige Lernen hinter sich zu lassen und beschreitet damit neue Möglichkeiten und Wege.
Als Bundesbehörde ist die Bundesagentur für Arbeit (BA) sowohl zentral als auch dezentral organisiert. Dies schlägt sich zum einen durch den Hauptsitz in Nürnberg nieder, wie auch durch die zehn Regionaldirektionen, in denen die örtlichen Agenturen für Arbeit eingegliedert sind. Um in dieser überaus breit gegliederten Organisation die Qualifizierung im Rahmen des Onboardings sowie der Spezialisierung von Mitarbeitenden noch besser zu gestalten, hat sich die BA dazu entschieden, dies mit Hilfe von Lernpfaden umzusetzen. Bei der BA existieren verschiedene dienstpostenspezifische Einarbeitungsprogramme. Diese definieren sich je nach Rolle der Mitarbeitenden bzw. nach deren Tätigkeitsprofil unterschiedlich. Dadurch ist eine individuelle Anpassungsmöglichkeit von Lernbedarfen und somit der Lernpfade für die BA der Weg zu einem noch besseren Onboardingprozess.
Lernbedarfe
Die Ausgangslage des Onboardingprozesses bzw. des Prozesses zur weiteren Spezialisierung bei der BA war, dass statische Dokumente mit Qualifizierungsangeboten zur Verfügung gestellt wurden. Diese Dokumente wurden an unterschiedlichsten Stellen im Intranet, also dezentral, veröffentlicht. Mit der Einführung der dynamischen Lernpfade sollte ein vereinheitlichter Zugang für das Onboarding sowie die weitere Entwicklung von Mitarbeiter:innen etabliert werden. Mit diesem Lernangebot ist eine Möglichkeit geschaffen, in welcher die Beschäftigten sich nach dem Prinzip des selbstgesteuerten Lernens bewegen. In dynamisch angelegten Lernpfaden werden von Beginn an klare Strukturen vorgegeben, wodurch ein guter Gesamtüberblick über das Einarbeitungsprogramm und den bestehenden Bearbeitungsstand der jeweiligen Qualifizierungsangebote gegeben wird.
Die Lernrouten sind für die Mitarbeiter:innen klar definiert, ermöglichen aber auch Verkürzungen oder auch den Seitenschritt zur Vertiefung („Lernpfad Customizing“). Es ist also insofern eine individuelle Anpassung des zu lernenden Inhalts möglich, die sich dem Kenntnisstand der Lernenden anpasst. Dadurch ergibt sich die Anwendbarkeit in sämtlichen Aufgabenbereichen der BA. Die Lernpfade richten sich von daher nicht nur an Neueinsteiger:innen in der BA, sondern auch an bestehende, langjährige Mitarbeiter:innen zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung. Für diese zweite Zielgruppe können über die Funktion des Lernpfadassistenten sämtliche Lerninhalte personenbezogen und aufgabenspezifisch kuratiert werden. Ein wesentlicher Bestandteil der Lernpfade ist die barrierefreie Darstellung und Bedienung sowie eine responsive Oberflächengestaltung, um somit die Darstellung auf gängigen Endgeräten zu ermöglichen.
Projektverlauf
Das gesamte Projekt wurde nach dem iterativen, sprich agilen, Prinzip gestaltet. Auf diese Weise war es möglich den Entwicklungsverlauf dynamisch zu gestalten. Das Prinzip des agilen Ansatzes findet in der BA bereits seit längerer Zeit Einsatz und bietet mehrere Vorteile. Zum einen handelt es sich um ein Prinzip, mit dem Projekte besonders flexibel angegangen werden können. Es bietet dadurch die Möglichkeit der bereits genannten Früherkennung von Fehlentwicklungen wodurch eine Gegensteuerung ermöglicht wird. Dadurch können effektive und schnelle Ergebnisse mit hoher Qualität erzielt werden. Außerdem ist es auf diese Weise möglich, dass die Stakeholder (Personalentwicklung, Qualifizierung, Internes Service Personal sowie IT aus dem Bereich Web-Dienste) die jeweiligen Projektfortschritte live miterleben konnten und somit zu jedem Zeitpunkt Einfluss auf die weitere Entwicklung und ihre Phasen nehmen konnten. Aus diesem Grund war es z.B. machbar, die Implementierung des Lernpfad-Assistenten früh durchzuführen, obwohl es anfänglich noch Fehler während der Entwicklung des Assistenten gab. Gerade hierbei hat sich das Feedback der Stakeholder aus den Reviews als besonders wertvoll erwiesen. Die Implementierung des Lernpfad-Assistenten stellte hierbei zugleich den ersten Meilenstein dar. Weitere Meilensteine waren die Einführung eines Mentoren-Modus zur weiteren Modifizierung der Lernpfade. Der dritte Meilenstein äußerte sich in der Implementierung eines modernen User-Interface. Der vierte und letzte Meilenstein war die Implementierung aller zentralen Einarbeitungsprogramme als Lernpfade.
Die Bewerbung der Lernpfade sowie der Lernpfad-Assistenz fanden zunächst in dienstlichen Veranstaltungen statt, während weitere laufende Überarbeitungen des Projekts nach dem agilen Prinzip fortgeführt wurden. Der Rollout selbst fand durch die Bespielung sämtlicher internen Kanäle des Marketings statt, um die Bekanntheit und Verbreitung voranzutreiben.
Projektergebnis
Der Lernpfade zum Onboarding und zur Weiterentwicklung von Mitarbeiter:innen ist ein Angebot, das stetig verbessert und ausgebaut bzw. modifiziert wird. Das Projekt zeichnet sich durch eine hohe Beliebtheit aus. Dies zeigt sich daran, dass die Zugriffe auf die Lernpfade von 2021 zu 2022 bereits verzehnfacht werden konnten.
Durch die Möglichkeit im Lernpfad-Assistenten zu kuratieren und mit den Kolleg:innen teilen zu können, wird eine Form des eigenverantwortlichen Lernens ermöglicht, das über das Soll hinaus geht und die Vertiefung in individuell relevante Themen möglich macht. Mit dem Mentoren-Modus wiederum wird ein Rahmen geschaffen, mit dem Lernpfade flexibel an unterschiedlichste Lern-Konstellationen angepasst werden können. So können etwa regionale Besonderheiten bedacht bzw. auf persönliche Bedarfe individuell und flexibel eingegangen werden. Da die Lernpfade zentral im Lernportal, der BA-Lernwelt, angesiedelt sind, entfällt das zeitaufwändige Suchen, auf das man zuvor angewiesen war. Durch die kuratierte Darstellung der Lernpfade ist zudem der Lernfortschritt einfach zu überblicken; diese Transparenz unterstützt die Lernenden, sowie die Führungskräfte in der Transparenz.
Fazit
Lernpfade sind Lernwege, die zeigen, in welche Richtung man sich weiterentwickelt, weiterentwickeln kann oder weiterentwickeln sollte. Dabei sind die Umstände, wie sich ein Lernpfad für eine Person gestalten sollte, höchst individuell und richten sich nach dem bereits vorhandenen Wissens- und Erfahrungsfundus. Bereits erarbeitete Lernziele bedürfen keiner Wiederholung. Gleichsam sollten erweiterte Interessen mit bedacht werden: Lernwillige sollten in ihrem Bestreben zum Lernen gefördert werden. All dies wird mit den Lernpfaden der Bundesagentur für Arbeit abgedeckt. Mehr noch wurde ein Lernangebot geschaffen, das nicht nur adaptiv ist, sondern die Möglichkeit einer dezentralen sowie mobilen Nutzung bietet. Die Jury des eLearning AWARD 2023 ist der Meinung, dass ein solches Lernangebot nicht nur zielführend für ein besseres Lern- und Arbeitsumfeld ist, sondern nicht zuletzt auch die Frustrationsgrenze beim Lernen senkt – gerade in Anbetracht der vorher vorhanden Lernsituation. Der Award in der Kategorie „Lernpfad“ geht daher in diesem Jahr an die Bundesagentur für Arbeit. Bei dem vorliegenden Projekt handelt es sich um ein lebendiges Angebot, das stets weiter ausgebaut wird und sich den Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen und der Organisation anpasst. Auch diese werden sich mit der Zeit verändern. Doch die Behörde hat gezeigt, dass sie den Weg gehen möchte, diese Bedürfnisse abzudecken, um ein nachhaltiges und angepasstes Lernen weiterhin gezielt fördern zu können.
Vorgaben & Besonderheiten
Vorgaben:
Das Onboardingverfahren der Bundesagentur für Arbeit war zuvor durch verschieden abgelegte Dokumente im Intranet gelöst. Um das Onboarding zu verbessern, effizienter und individueller zu gestalten, sollten fürs Onboarding nun Lernpfade erstellt werden.
Besonderheiten:
Die Lernpfade sollten keine starren Gebilde ergeben. Bei bereits vorhandenem Wissen sollte ein Überspringen von Inhalten ermöglicht werden. Außerdem sollte für langjährige Mitarbeiter:innen die Möglichkeit der Weiterbildung und Spezialisierung geschaffen werden.
Projektverantwortliche
Learning Experience der Bundesagentur für Arbeit
Johannes Kirschner
Spezialist Learning Experience
Führungsakademie der Bundesagentur für Arbeit
Learning Experience
Nordostpark 12 – 14
D-90411 Nürnberg