Der digitale Fitness-Check
Mitarbeitende evaluieren selbständig ihre digitalen Kompetenzen

Wie digital fit bin ich? – Mithilfe des digitalen Fitness-Check wird evaluiert, welche Kompetenzen die Mitarbeitenden besitzen und welche nicht. Die fehlenden Kompetenzen werden daraufhin adaptiv als Weiterbildungen angeboten.

Fitness hat nicht nur etwas mit Turnschuhen und mehreren Runden Jogging im Park zu tun. Auch im Geschäftskontext ist es wichtig, in digitalen Belangen fit zu bleiben oder zu werden. Die CSS fördert die digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden mit einem digitalen Fitness-Check und einem freiwilligen Lernangebot.

Die CSS ist ein Unternehmen mit Sitz in Luzern mit insgesamt rund 2.700 Mitarbeitenden. Im Rahmen des Digitaltages von digitalswitzerland wurde öffentlich unterschrieben, sich für Lebenslanges Lernen im Unternehmen proaktiv einzusetzen. Als Verband und Stiftung setzt sich digitalswitzerland dafür ein, die Schweiz zum führenden Innovationsstandort zu entwickeln. Die CSS hat dafür einen digitalen Fitness-Check entwickelt, um die digitalen Grundkompetenzen der Mitarbeitenden zu evaluieren. Dabei setzt die CSS nicht auf von oben verordnete Umfragen, sondern auf die Freiwilligkeit der Mitarbeitenden. Digitale Grundkompetenzen werden innerhalb einer sich stärker transformierenden Arbeitswelt immer wichtiger. Allerdings konnte zu Beginn des Versprechens an digitalswitzerland innerhalb des Unternehmens noch keine Angaben zum IST-Zustand der bereits vorhandenen Kompetenzen getroffen werden. Dies gehört nun der Vergangenheit an.

Lernbedarfe

Damit bekannt wird, welche Lern- und Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt werden sollten, ist es wichtig zu erfahren, auf welchem Stand die zu qualifizierenden Personen sind. Dafür mussten verschiedene Fragen erarbeitet werden, welche die Erhebung des persönlichen digitalen Fitness Levels ermöglichen. Dafür wurde der digitale Fitness-Check in sieben Themen gegliedert: 1. Office Tools, 2. Collaboration Tools, 3. Datenkompetenz / Data Literacy, 4. Datensicherung & Suche, 5. Digitale Medien & Medienkompetenz, 6. Digitales Gesundheitswesen und 7. Digitale Infrastruktur. Bei den insgesamt 330 Fragen des Checks werden unter anderem Themen wie Künstliche Intelligenz, digitale Infrastruktur aber auch konkrete Produkten wie Microsoft-Office oder Social Media angesprochen. Hierbei müssen die Mitarbeitenden insgesamt 165, also 55%, der Fragen beantworten. Der Check ist so konstruiert, dass die Mitarbeitenden verschiedene Fragekonstellationen erhalten. Mithilfe der IST-Analyse soll schlussendlich in einem weiteren Schritt eine faktenbasierte Konzeption als auch Zuweisung von Entwicklungsmaßnahmen erstellt werden. Dafür wurden spezifische Bildungsangebote zusammengestellt, welche adaptiv auf die Ergebnisse aus dem Check ausgerichtet sind. Nach der Bearbeitung eines Themas ist es den Mitarbeitende zudem möglich, sich vertieft mit weiteren Lernangeboten auseinanderzusetzen. Durch die erhaltenen Check-Resultate werden zudem weitere Lernangebote geschaffen und auf der Unternehmens-Lernplattform bereitgestellt, um die Kompetenzlücken schließen zu können. In einer zweiten Umfragephase werden die Fragen schließlich angepasst und erneut zur Verfügung gestellt, um im Nachgang den weiteren Verlauf der Kompetenzentwicklung der Mitarbeitenden festzustellen. CSS hatte sich in der Planungsphase des digitalen Fitness-Checks dazu entschieden, auf die Freiwilligkeit der Testfragen zu setzen. Statt eines Zwangs sollte stattdessen auf eine umfassende Kommunikationsstrategie mit überzeugenden Argumenten aufgebaut werden. Damit sollten so viele Mitarbeitende wie möglich dazu gebracht werden, am Check teilzunehmen. Neben den bereits erwähnten Punkten ist es das Ziel der CSS, die Wertschätzung der Mitarbeitenden zu fördern. Das Design des Checks ist responsiv gehalten und der Check kann sowohl mobil als auch mit PCs durchgeführt werden.

Projektverlauf

Mit dem Unterschreiben des Pledges von digitalswitzerland wurde 2019 auf der Basis des Kompetenzmodells des Stifterverband der deutschen Wissenschaften und McKinsey ein Unternehmeneigenes Kompetenzenmodell erstellt. Auf dieser Referenzbasis wurden alle weiteren Entwicklungen für Kompetenzenmaßnahmen durchgeführt, so auch die Ableitung der Handlungsfelder zur Definition digitaler Fitness. Dies beinhaltete eine intensive Recherche externer Quellen, wie auch die Befragung von Abteilungen, um die relevantesten Digitalkompetenzen herauszufinden. Den hierbei entstandenen Abteilungsfeldern wurden Handlungsanker hinzudefiniert, welche Auskunft über die benötigten Kompetenzen geben. In diesem Rahmen wurden schließlich die Fragen der einzelnen Handlungsfelder erstellt, welche zusätzlich inhaltlich, fachlich und sprachlich validiert wurden. Dadurch, dass die Schweiz ein mehrsprachiges Land ist und die CSS dementsprechend drei Kommunikationssprachen hat, musste eine Übersetzung in die weiteren zwei Sprachen, Italienisch und Französisch, durchgeführt werden. Um ein MVP-Test (Minimal Viable Product) durchzuführen, wurden die Fragen schließlich im Backend Tool zur Testung erfasst. Mithilfe von etwa 200 Personen wurde daraufhin ein umfangreicher Beta-Test durchgeführt. Vor dem Launch des Checks wurden schließlich weitreichende und sorgfältig aufgestellte Kommunikationsmaßnahmen via CEO News, Intranet News und Podcast Folgen durchgeführt, um interne wie auch externe Zielgruppen einzufangen. Außerdem wurden zur Vorwegnahme möglicher Testergebnisse weitere Bildungsmaßnahmen definiert und zur Verfügung gestellt, um auf diese Weise bereits adaptiv auf Lücken reagieren zu können.

Projektergebnis

Der digitale Fitness-Check der CSS ist ein ausgefeilter Kompetenz-Test geworden, bei dem fünf Hauptmerkmale im Mittelpunkt stehen. Zum ersten ist dort die Möglichkeit der Selbstevaluation. Mitarbeitende können sich in Eigenregie testen und ihre eigenen digitalen Kompetenzen eruieren. Hierbei gilt der fakultative Charakter: Der Check ist nicht von den Führungskräften verordnet, viel mehr soll mit Freiwilligkeit zu einem umfassenden Test der Mitarbeitenden führen. Der Check dient ihnen hierbei nicht nur als Selbstevaluierungs-Tool. Der CSS ist es auf diese Weise möglich, die Basis einer „Nullmessung“ zu generieren, wodurch eine Aussagekraft über die digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden entsteht. Fragen über Schwächen und Stärken können so beantwortet und passende Lösungen adaptiv entwickelt werden. Ein dritter Punkt bei diesem Projekt ist, dass der Digitale Fitness Check mit zahlreichen Gamification-Features angereichert wurde. Mit Avataren werden die Fragen begleitet und diese stehen helfend zur Seite und haben auch einen aufmunternden Zweck, wenn mehrere Fragen nicht richtig beantwortet werden. Dadurch wird die Motivation hochgehalten und verfrühten Abbrüchen entgegengewirkt. Werden innerhalb eines Frageblocks alle Fragen zu einer spezifischen Kompetenz korrekt beantwortet, werden Badges an diejenigen Mitarbeitenden verteilt, um diese zu belohnen. Diese Badges haben in Zukunft außerdem den Zweck, dass Mitarbeitende durch das Talentmanagement als „Experten“ eingesetzt werden können. Die CSS ist hiermit die erste Krankenversicherung der Schweiz, welche einen digitalen Fitness-Check durchgeführt hat. In weiteren Schritten sollen zudem auch nicht-digitale Grundkompetenzen getestet werden und somit im Zusammenspiel ein Gesamtbild der Kompetenzen entstehen, bzw. der Aufbau von neuen Kompetenzen gefördert werden.

In diesem ersten Durchlauf des digitalen Fitness-Checks haben bereits 36% der Mitarbeitenden teilgenommen, was die Vorgaben von mindestens 25% deutlich übersteigt. Diese ersten Teilnehmenden haben verstanden, dass dies eine Investition in ihre eigene digitale Fitness und Weiterentwicklung bedeutet und damit die Marktfähigkeit erhöht wird. Das Feedback dieser Teilnehmenden gegenüber dem Check war durchwegs positiv, wobei trotzdem durch die Benotung von circa 28% der Teilnehmenden eine Verbesserung des Checks für den zweiten Durchlauf als nötig angesehen wird. Ebenso ist klar geworden, dass an den adaptiven Weiterbildungsmöglichkeiten nach dem Check gearbeitet werden muss, da diese nicht in dem Umfang genutzt wurden, wie von der Organisation gewünscht. Ebenso hat die CSS vor, dass für den zweiten Durchlauf 50% der Mitarbeitenden am Check teilnimmt, was auch diejenigen miteinschließt, welche sich reevaluieren lassen würden.

Fazit

Die CSS beabsichtigt, als Versicherungsanbieter die Mitarbeitenden topfit in allen benötigten Kompetenzfragen zu machen. Der digitale Aspekt ist hierbei der erste, welcher in Angriff genommen wurde. Um überhaupt gewahr zu werden, auf welchem Stand sich die Mitarbeitenden befinden, ist ein gründlicher Check der beste Weg um adaptiv auf die fehlenden Kompetenzen und Lücken eingehen zu können. Man kann hier also von einem Weg ausgehen, bei dem der individuelle Ausbau von Kompetenzen und Lernen gewährleistet ist. Mit dem digitalen Fitness-Check wird insofern nicht lediglich ein Fragebogen hingelegt, welcher ausgefüllt werden muss, die Mitarbeitenden haben stattdessen die Möglichkeit, sich selbst einzuschätzen und responsiv darauf zu agieren und die Lücken zu füllen, die noch vorhanden sind. Dadurch wird auf die Teilnehmenden persönlich eingegangen und ein Lösungsweg geboten, was der Weiterbildung der Mitarbeitenden gleichkommt. Dies bezieht sich zunächst aber vor allem auf digitale Kompetenzen, welche in einer sich weiterhin verstärkenden Transformation hin zum Digitalen immer relevanter werden. Der eLearning AWARD 2023 in der Kategorie „Digitale Kompetenz“ geht daher in diesem Jahr an die CSS mit ihrem Drang, die Lernbedürfnisse ihrer Mitarbeitenden genau nachvollziehen zu können. Es wird davon abgesehen, den digitalen Fitness-Check für die Mitarbeitenden obligatorisch zu machen. Dadurch sollen sich die Beschäftigten besser verstanden fühlen, in dem man ihnen eine selbständige Evaluation anbietet. Dadurch wird auch verhindert, dass Digitalisierung als etwas „Schlechtes“ interpretiert wird, stattdessen als eine Notwendigkeit, die über kurz oder lang alle Mitarbeitenden aktivieren sollten.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Das Ziel des Unternehmens ist es, dass Mitarbeitenden es selbst in der Hand haben, ihre eigene digitale Kompetenz zu evaluieren. Anschliessend wird ein adaptives Weiterbildungsangebot erstellt, welches ermöglicht, die fehlenden Kompetenzen zu trainieren. Dies geschieht im Rahmen einer Initiative von digitalswitzerland.

Besonderheiten:
Der digitale Fitness-Check ermöglicht den Mitarbeitenden, ihre digitalen Kompetenzen auf freiwilliger Basis zu evaluieren. Damit zeigt die CSS ihren Mitarbeitenden gegenüber Wertschätzung und gemeinsam wird die digitale Transformation gelebt.


Projektverantwortlicher

CSS

Fabian Fischer
Leiter Digital Learning

CSS
Tribschenstrasse 21 / Postfach 2568
CH-6002 Luzern

fabian.fischer@css.ch
www.css.ch