Learning Experience und der Blick von draußen

Der “Fosway 9-Grid” gibt Unternehmen einen Überblick über die Leistungsfähigkeit und die Kosten von Learning Systemen und erläutert den wachsenden Markt für Learning-Systeme. Letztes Jahr wurde auch die time4you GmbH in den Report  und die Marktanalyse “9-Grid Learning Systems aufgenommen.

Wie sind die Ergebnisse der aktuellen Ergebnisse für den DACH Markt einzuordnen? Wir haben nachgefragt. Im Dialog mit Beate Bruns, Geschäftsführerin der time4you GmbH

Im Bericht wird darauf verwiesen, dass die Pandemiephase den Learning/Weiterbildungsmarkt in seiner Entwicklung nachhaltig verändert habe, sehen Sie das als E-Learning Pionier mit vielen Jahren Erfahrung im DACH-Markt auch so?

Bruns: Kurzfristig hat sich die Nachfrageseite sehr stark geändert und die Anbieter haben entsprechend darauf reagiert: Präsenztrainings fielen i.W. aus, mit einfach kurzfristig erstellbaren Webinaren und Standardcontent wurde die Lücke geschlossen. Inwieweit sich diese Verschiebung langfristig und nachhaltig etabliert, ist aus meiner Sicht noch eine offene Frage. Die größte Herausforderung haben die klassischen Bildungsanbieter zu bewältigen, deren Bildungsprodukte zu 100 Prozent Präsenzveranstaltungen sind. Aus meiner Sicht ist ein Verhältnis 70 Prozent  digitale Lernformate zu 30 Prozent Präsenzformate nicht nur möglich, effektiv und effizient, sondern auch erstrebenswert mit Blick auf die Klimaneutralität, denn Mobilität und Raumwärme sind die größten Treiber.

Learning Systeme werden von vielen Unternehmen gerade neu entdeckt. Dabei verschwimmen laut Analyse die Grenzen zum Performance- und Talent Management. Wie kann man das verstehen?

Bruns: Wir beobachten bei den Anfragen, die wir erhalten, ebenfalls eine deutliche Zunahme des Bedarfs im Bereich Talentmanagement. In der IBT SERVER-Software bieten wir deshalb eine integrierte Lösung an, die Talent- und Learning Management umfasst, und außerdem eine stand-alone Lernplattform, die später mit einem Zusatzmodul zum Talentmanagement erweitert werden kann.

Bezugnehmend auf die vielen Varianten einer Definition bei den Anbietern – Wie definieren Sie Learning Experience Plattformen?

Bruns: Eine Learning Experience-Plattform legt wie der Name schon sagt den Fokus auf die individuelle Lernerfahrung, die durch entsprechende Funktionen bereichert wird. Dazu gehören z.B. adaptive Inhalte, KI-gestützte Recommendations, Social Learning. Im Unterschied dazu liegt bei einem typischen LMS der Schwerpunkt eher auf den administrativen und lernzielorientierten Aspekten. Ich würde deshalb gerne von Funktionsbereichen oder Schwerpunkten sprechen: also LMS-Funktionen im Unterschied zu LXP-Funktionen.

Es gibt sicher Lernplattformen, die nur LMS-Aspekte haben, sowie andere, die LMS- und LXP-Aspekte besitzen. Ein reines LXP-System ist im Betrieb vermutlich ziemlich unbrauchbar, weil die LMS-Aspekte einfach fehlen würden. Ein dediziertes, einfaches LMS liefert immerhin die Minimalanforderungen eines Bildungsbetriebs oder Corporate Learning-Abteilung. Trotz der Unterschiede sind die Trennlinien zwischen Learning Management-Systemen und Learning Experience-Plattformen oft eher unscharf. Mit anderen Worten: Viele Lernplattformen lassen sich nicht in Schubladen wie LMS oder LXP stecken. Das macht die begriffliche Unterscheidung zwischen LMS- und LXP-Plattformen nicht irrelevant – ganz im Gegenteil -, denn es ist ein spannender Trend, der die Grenzen unseres Denkens über die Kategorisierung von digitalem Lernen verschiebt.

Es wird auf ergänzende Lösungen, hochwertigen Support und zunehmend auf Nachhaltigkeitsaspekte verwiesen und dass das nicht gerade trivial sei. Wie kann man das meistern ohne sich zu übernehmen?

Bruns: Ja, es ist durchaus anspruchsvoll aber zu meistern, wie unser  Ranking bei der letzten PUR-HR Studie 22 klar gezeigt hat.