EX Essentials
Mit Online-Schulungen für mehr Sicherheit in den Bereichen Exportkontrolle und Zoll
Rechtlich-regulatorische Themen gehen alle etwas an, vor allem, wenn die eigene Arbeit eng mit gerichtlichen Entscheidungen verbunden ist. Dies gilt insbesondere für international aufgestellte Konzerne, die in Exportfragen mit gesonderten Anforderungen konfrontiert sind. Gleichsam ist „Recht“ noch immer ein Gebiet, das abschrecken kann und Lernhemmnisse mit sich bringt. Um diese Hindernisse abzubauen und ein Format zu entwickeln, bei dem auch die Kompetenzentwicklung in diesen schwergängigeren Feldern motivierend und verknüpft mit Spaß möglich ist, hat sich die Siemens AG mit der lawpilots GmbH zusammengetan.
Als internationaler Konzern mit mehr als 293.000 Mitarbeitenden in 190 Ländern und mit einem Fokus auf Forschung, Entwicklung und Produktion innovativer, technischer Geräte und Maschinenteile ist die Siemens AG darauf angewiesen, dass ihre Mitarbeitenden nachhaltig in den Bereichen Exportkontrolle und Zoll geschult sind. Rechtliche Verstöße in diesen Gebieten können nicht nur zu empfindlichen Geldbußen und Imageschäden führen, sondern auch zu Freiheitsstrafen. Doch bei einer derart abstrakten und komplexen Thematik kann es schwierig sein, eine Methodik zu entwickeln, die es ermöglicht, den Lernenden die relevanten Inhalte in einer zugänglichen Form näherzubringen. In Kooperation mit der lawpilots GmbH war es das Anliegen der Siemens AG, die Lernhürden für diese äußerst wichtigen, aber (subjektiv betrachtet) relativ „trockenen“ Themen zu senken, wenn nicht sogar zu überwinden.
Lernbedarfe
Das Ziel war es, eine Online-Schulung zu entwickeln, in der alle Mitarbeitenden der Siemens AG weltweit nachhaltig für die Themen Exportkontrolle und Zoll sensibilisiert und qualifiziert werden. Aufgrund der drohenden hohen gerichtlichen Strafen bei einem Vergehen, ist es unerlässlich, die Belegschaft grundlegend zu sensibilisieren, um den Konzern bestmöglich zu schützen und Risiken zu minimieren. Um eine Lerneinheit zu erstellen, die wirklich alle Mitarbeitenden anspricht, müssen die erforderlichen Rahmenbedingungen aufgebaut werden. So war es den Entscheidungstragenden des Konzerns wichtig, dass die Online-Schulung innerhalb einer Zeitspanne von maximal 15 Minuten durchgeführt werden kann und zudem, bedingt durch die internationale Aufstellung der Siemens AG, in mehreren Sprachen verfügbar ist. Dies betrifft neben Deutsch und Englisch sieben weitere Sprachen: Arabisch, brasilianisches Portugiesisch, Französisch, kanadisches Französisch, Italienisch, Niederländisch sowie Spanisch. Die Lokalisation umfasst nicht nur die Übersetzung in die verschiedenen Sprachen, sondern auch die Anpassung an länderspezifische Rechtslagen. Hierbei mussten auch die Audioaufnahmen für die Tonspuren der jeweiligen interaktiven Elemente bedacht werden. Zusätzlich zur Durchführbarkeit innerhalb von höchstens 15 Minuten sollte die Möglichkeit gewährleistet werden, die Online-Schulung portabel und pausierbar zu machen, sodass die Lernenden selbst entscheiden können, wann und wo sie die Lern-einheiten durchführen.
Die Inhalte sollten in einer leicht verständlichen Form wiedergegeben und dargestellt werden, sodass diese auch für Mitarbeitende ohne jegliche Expertise in den Themenfeldern verständlich und später in der Praxis anwendbar sind; es soll ein Gefühl der Sicherheit bei den Mitarbeitenden entstehen, die Umgang mit Gütern, Dienstleistungen und Datentransfers haben. Grundsätzlich soll eine Sensibilisierung stattfinden, sodass in Extremsituationen die richtigen Schritte eingeleitet werden; Künftigem Fehlverhalten soll so erfolgreich vorgebeugt werden. Aufgrund der breiten, internationalen und multilingualen Zielgruppe und der unterschiedlichen Niveaus an Vorkenntnissen musste ein Konzept entwickelt werden, welches verschiedenste Methoden in sich vereint und die gesamte Belegschaft anspricht. Damit die Motivation der Mitarbeitenden hoch bleibt, und der nachhaltige Effekt der Lerneinheiten gewährleistet ist, sollte das Wissen spielerisch und interaktiv vermittelt werden, aber zugleich den spezifischen Richtlinien der Siemens AG entsprechen. Dazu sollte die Online-Schulung aus einer Kombination aus Praxisbeispielen, Erklärvideos, Gamification, Experteninterviews, Storytelling und Infografiken bestehen. Hierbei sollte es den Lernenden selbst überlassen sein, ob diese sich dazu entschieden, auf spielerische Art zu lernen, oder ob sie ein textbasiertes Herangehen an die Themen bevorzugen; dies sollte im Rahmen der Online-Schulung frei wählbar sein. Zudem sollte lernpsychologisch mit Storytelling und dem gezielten Wecken von Emotionen gearbeitet werden, da bekannt ist, dass sich der Lerneffekt durch diese Form der Verbundenheit zum Lernsubjekt verstärkt.
Projektverlauf
Nach einer internationalen Ausschreibung zur Erstellung der Online-Schulung hat sich die Siemens AG entschieden, die lawpilots GmbH mit dem Projekt zu betrauen. Das Angebot von lawpilots erfüllte alle Anforderungen des Konzerns, insbesondere in Sachen Knowhow und Internationalisierung sowie durch ein bereits existierendes Grundgerüst rund um die Themen Exportkontrolle und Umgang mit Embargos. Das webbasierte Training wurde zusammen mit Lernpsycholog:innen und Rechtsexpert:innen entwickelt, um den Mitarbeitenden Orientierung in allen relevanten nationalen und internationalen Bestimmungen im Bereich Export zu ermöglichen. Im Juli 2021 fand das Kick-off-Meeting zwischen der lawpilots GmbH und der Siemens AG statt. Bei dieser Gelegenheit wurden die Projektziele und die einzelnen Kriterien abgesteckt. Anschließend wurde seitens der lawpilots GmbH eigens eine Projektleiterin ernannt, anstelle des sonst üblichen Einsatzes des Customer Success Teams. Bei dem Kick-off-Meeting ging es vor allem um die konkreten Anpassungswünsche der Online-Schulung „Exportkontrolle“ und die Besprechung der Timeline.
Die vorgesehenen Anpassungen wurden grundsätzlich zunächst in deutscher Sprache umgesetzt, die englische Version parallel zu der deutschen erarbeitet. Erst mit der Fertigstellung und vollständigen Abnahme der deutschen bzw. englischen Version wurde die Lokalisation in die anderen Sprachregionen durchgeführt. Für die Übersetzung ins Arabische musste, neben der inhaltlichen Adaption (Sprache, Ton, Grafiken etc.), auch das Design angepasst werden, um die Leserichtung der arabischen Schrift umsetzen zu können. Das fertige Produkt ist im Anschluss in das konzerninterne LMS integriert worden und wird über dieses System weltweit den Mitarbeitenden der Siemens AG zugänglich gemacht. Die Veröffentlichung ist für den Februar 2022 vorgesehen und wird über verschiedene interne Kanäle unter dem Namen „EX Essentials“ beworben werden.
Projektergebnis
Die allgemeine Veröffentlichung der Online-Schulung hat noch nicht stattgefunden, daher ist noch keine breite Datenbasis vorhanden. Die Probandengruppe der Online-Schulung, bestehend aus Teilnehmenden aus Deutschland, Kanada und China, hat jedoch durchgehend positive Resonanz abgegeben. Besonders werden bei den Teilnehmenden die Methodik sowie die interaktiven Angebote des E-Learnings an sich hervorgehoben. Die Möglichkeit der Abwechslung durch das multimedial geführte Konzept sorgt dafür, dass die Probanden Spaß daran haben, sich mit den komplexen Inhalten auseinanderzusetzen, wodurch das Lernen erleichtert wird. Um im Nachhinein das Lernergebnis weiterhin zu verbessern, ist es den Lernenden möglich, nach dem erfolgreichen Abschluss der Lern -einheit Feedback zu geben. Dieses soll gesammelt und analysiert dazu beitragen, dass zukünftig eine weitere Verbesserung des Lernergebnisses sowie der Lernerfahrung gewährleistet ist.
Fazit
Sogenannte „trockene Themen“ in eine Form zu bringen, die für jede Person leicht verständlich ist, ist eine Herausforderung. Insbesondere für rechtlich-regulatorische Themen, bei denen sowohl die Sprache als auch der Inhalt in der Regel komplex und abstrakt sind, ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass auch Personen die Inhalte verstehen, die damit zuvor noch nie Kontakt hatten. Hierzu ist es nicht nur der richtige, sondern der einzig sinnvolle Ansatz, dafür zu sorgen, dass die Lernenden den Kerninhalten mit Freude am Lernen begegnen – mit Spaß. Dafür muss auf Methoden gesetzt werden, die dabei dienlich sind, auch eher spröde Themen auf angenehme Weise zu vermitteln. Die Siemens AG hat zusammen mit der lawpilots GmbH bewiesen, dass auch das Erlernen ernsthafter Inhalte auf spielerische Weise durchgeführt werden kann. Hierbei bedienen sie sich gleich mehrerer Mittel – psychologisch, didaktisch, technologisch und methodisch. Aufgrund der Ausgewogenheit, der Möglichkeit, sich für oder gegen das spielerische Lernen während der Nutzung des E-Learnings zu entscheiden, und der Vielzahl an abwechslungsreichen Wegen, das Lernen einfach zu gestalten und dadurch die Motivation beim Lernen zu steigern, hat sich die Jury des eJournal AWARD 2022 dazu entschlossen, dem Projekt „EX Essentials“ die Auszeichnung in der Kategorie „Methodik“ zu verleihen.
Vorgaben & Besonderheiten
Vorgaben:
Es sollte eine Online-Schulung entwickelt werden, bei der das Lernen durch sieben essenzielle Säulen gestützt wird. Das E-Learning sollte maximal 15 Minuten dauern und für die mobile Nutzung optimiert sein. Zudem sollte es Abwechslung bieten, die Emotionen der Lernenden wecken, durch Praxisbeispiele eine einfache Anwendung gewährleisten, mit Storytelling dafür sorgen, dass die Lernenden am Ball bleiben und schlussendlich mithilfe von Wiederholung eine nachhaltige Verankerung im Gedächtnis ermöglichen.
Besonderheiten:
Als international agierender Konzern war die Siemens AG darauf angewiesen, dass eine Lokalisierung in verschiedenste Sprachen erfolgt. Dadurch, dass alle Mitarbeitenden in den beschriebenen Rechtsfragen geschult werden sollen, umfasst die Zielgruppe sämtliche Bereiche.
Projektverantwortliche
Siemens Mobility GmbH
Dorothee Patzer
Head of Production
Siemens Mobility GmbH
LC CO SMO CF
Otto-Hahn-Ring 6
D-81739 München
dorothee.patzer@siemens.com
www.siemens.com
lawpilots GmbH
Mimoza Krasniqi
Head of Production
lawpilots GmbH
Am Hamburger Bahnhof 3
D-10557 Berlin