Digitales Lernen ist ein Prozess, in dem wir alle Lernende sind
Digitale Unkonferenz als Kristallisationskern für Peer-Weiterbildung „von unten“

Knotenpunkt im Wissensnetz – Das Projektteam von „ZEIT für die Schule“ stellte die Verbindung zur Zielgruppe her und entwickelte aktuelle Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblätter. Die ZEIT Akademie produzierte dazu insgesamt sechs videobasierte E-Learning-Sequenzen mit eingebauten Arbeitsaufgaben.

Erstmals überhaupt mussten 2020 die Schulen schließen. Die Digitalisierung des Unterrichts war für Lehrkräfte eine enorme Herausforderung, nicht nur wegen der völlig veränderten Arbeitsbedingungen: Sie durften den persönlichen Draht zu den Schützlingen nicht verlieren. Sie mussten auch die mit Lernmöglichkeiten versorgen, die nur über ein Smartphone verfügen. Sie experimentierten mit neuen Tools, um einfallsreiche digitale Lernkonzepte zu entwickeln. Da gab es ein großes Bedürfnis, die Erfahrungen zu bündeln und zu teilen.

Die zahlreiche Leserschaft der Wochenzeitung DIE ZEIT weist ein besonders hohes Bildungsinteresse auf. Der Zeitverlag engagiert sich darum auch darüber hinaus stark für das Schlüsselthema Bildung: Das Schulprojekt „ZEIT für die Schule“ unterstützt Lehrkräfte seit über 20 Jahren bei der aktuellen und praxisnahen Unterrichtsgestaltung. Und die 100%ige Tochter ZEIT Akademie hat sich zum Spezialisten für hochwertige digitale Weiterbildungsangebote entwickelt. In Zusammenarbeit mit einem Sponsor, der Google News Initiative, organisierte man im September 2020 eine digitale „Unkonferenz“, die Lehrkräften ganz neue Möglichkeiten des Austauschs und der selbstgesteuerten Weiterbildung eröffnet hat.

Lernbedarfe

Eine „Unkonferenz“ ist ein Veranstaltungsformat, das die klassische Rollenteilung umdreht. Statt der üblichen Frontalvorträge stehen dann die Erfahrungen und Fragen im Mittelpunkt, die die Teilnehmenden selbst mitbringen. Anwesende Expertinnen und Experten schlüpfen in die Rolle von „Gastgebern“ in Austausch-Runden. Alle begegnen sich gleichberechtigt und auf Augenhöhe, als Impulsgeber und Lernende zugleich.

Das Projekt „ZEIT für Lehrer“ wollte mit diesem Format eine doppelte Lücke schließen: Besonders motivierte Lehrende sollten Zeit und Gelegenheit haben, mit Gleichgesinnten ihre digitale Corona-Praxis zu reflektieren. Und zugleich wollte die ZEIT Akademie rund um diese „Unkonferenz“ einen digitalen Bildungsraum schaffen, der unterschiedliche synchrone und asynchrone Bildungsformate nutzt und miteinander verknüpft.

Zielgruppe waren alle, die sich aktiv mit dem Thema „Digitalisierung in der Schule“ beschäftigen und Multiplikatoren im Bildungsbereich sind. Die Unkonferenz sollte ihnen Mut machen, sich untereinander zu vernetzen und gemeinsam Projekte in den eigenen Schulen zu starten. Zugleich war das Projekt als Appell an die Politik gedacht, auch einen institutionellen Rahmen zu schaffen, in dem Digitalisierung nicht nur vom Engagement der Einzelnen abhängt.

Vor diesem Hintergrund wurden alle Lehrkräfte angeschrieben, die den „ZEIT für die Schule“ Newsletter abonniert haben. Die Show-Rate aller angeschriebenen Personen lag dann tatsächlich bei 70%! Ziel war es, die Lehrkräfte dazu zu ermächtigen, sich mit Digitalisierung auseinanderzusetzen. Im ersten Schritt sollten sie sich orientieren können, um dann im zweiten Schritt selbst etwas auszuprobieren, im „Versuch und Irrtum“-Geist der Netzkultur.

Dazu wurden Workshops zu fünf Themensträngen geplant, die alle direkt oder indirekt mit dem Übergang zu einer neuen Lernkultur im digitalen Zeitalter zu tun haben: Hybrider Unterricht, Desinformation & Fake News, Achtsamkeit & Mindfulness, Cybermobbing sowie Schulentwicklung.

Projektverlauf

Mit der digitalen Unkonferenz wurde aus der Not eine Tugend gemacht: Schon 2020 fand eine analoge Veranstaltung unter dem Motto „Digitales Lernen ist ein Prozess, in dem wir alle Lernende sind“ statt. Ursprünglich war auch 2020 eine Präsenzveranstaltung geplant, die wegen der Pandemie abgesagt werden musste. Zugleich wurde gerade dadurch das Thema noch viel drängender. Daraus entstand im März der Entschluss, zusammen mit der ZEIT Akademie viel Mühe und Zeit in die Entwicklung eines anspruchsvollen digitalen Formats zu investieren.

Die ZEIT Akademie übernahm die Programmgestaltung und die Organisation. Sie konzipierte die digitalen Workshops und war für die Konferenztechnik verantwortlich. Das Projektteam von „ZEIT für die Schule“ stellte die Verbindung zur Zielgruppe her und entwickelte aktuelle Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblätter. Die ZEIT Akademie produzierte dazu 2020 fünf videobasierte eLearnings zu den Themen der Unkonferenz sowie in 2021 ein neues eLearning, diesmal zum Thema Demokratie. 2022 soll ein weiteres kommen, zum Thema Informationskompetenz.

Alles wurde kostenlos auf der Web-Plattform von „ZEIT für die Schule“ zur Verfügung gestellt, die von einer weiteren Zeitverlag-Tochter betreut wird: Tempus Corporate ist Spezialist für Corporate Publishing. In Abstimmung mit dem Sponsor-Unternehmen (hier: Google) werden Artikel oder Interviews zu medienpädagogischen Inhalten produziert, die als „Sponsored Post“ gekennzeichnet und auch auf der „ZEIT für Lehrer“ Landingpage eingebunden sind. Tempus Corporate entwickelte zusammen mit der ZEIT Akademie auch die Social-Media Kampagne, die sich schon bei den Anmeldungszahlen klar ausgewirkt hat. Anstatt mit bezahlten Influencern wurde hier Fokus auf die Authentizität der Expertinnen und Experten gelegt.

Nach mehrmonatiger Vorbereitung fand die zweite Unkonferez dann am 19. und 20. Mai 2021 auf der digitalen Event-Plattform Hopin statt. Das jeweils zweistündige Programm startete um 14 Uhr mit einem einführenden Gespräch zu zweit, das Tonfall und Kommunikationsstil vorgab. Im Anschluss konnten alle Teilnehmenden in den Sessionbereich wechseln und via Hopin an zwei Wunsch-Workshops teilnehmen. Danach konnten die Lehrkräfte den Networking-Bereich nutzen, um Kontakte zu knüpfen und sich so auszutauschen, wie sie es vielleicht in einer analogen Veranstaltung am Catering-Tisch getan hätten. Per Zufallsprinzip hatte man die Möglichkeit, in 3- minütigem Takt auf Andere zu treffen und sich per Video „mit echtem Bild und Ton“ auszutauschen. Außerdem standen Experten und Expertinnen im Chat für Fragen und einen Austausch zur Verfügung.

Nach der Veranstaltung gaben vielfältige digitale Bildungsangebote die Gelegenheit, Themen zu individuell zu vertiefen. Auf der Plattform findet man die Aufzeichnungen der Workshops, weiterführende Links, vertiefende Artikel und Interviews sowie begleitende Unterrichtsmaterialien und E-Learning-Sequenzen. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, sich über regelmäßige Webinare weiter fortzubilden — zum Beispiel „Lerndemokratische Prinzipien in der Schule“ mit Marina Weisband. Wer das dann gleich in die Praxis umsetzen wollte, konnte dazu zusätzlich noch eine 1:1 Coaching-Session buchen.

Projektergebnis

Die Resonanz hat die Erwartungen übertroffen: Bis Mai 2021 wurden 1.603 Voranmeldungen verzeichnet, von denen sich 949 registriert haben. Tatsächlich haben dann 835 Personen live teilgenommen. Die maximale Teilnehmerzahl, die gleichzeitig „im Raum“ war, lag bei 566 Personen. Durchschnittlich war eine Person knapp 3 Stunden anwesend.

Wegen des großen Erfolgs wurde gleich danach mit den Planungen für die nächste digitale Veranstaltung begonnen, die nur zwei Monate später im November 2021 stattfand: Unter dem Titel „Digitale Impulstage“ legte man da den Fokus auf die 4K-Skills sowie Informations- und Nachrichtenkompetenz. Das große Ziel ist es, dass die Plattform weiterhin inspiriert, Austauschmöglichkeiten bietet und Raum für neue Ansätze öffnet. „Digitalisierung“ sollte dann nicht nur inhaltlich, sondern auch über die Form vermittelt werden: Die Lehrkräfte wurden in den Sessions eingeladen, Tools wie Miro, Padlet, Menti, etc. auszuprobieren.

Fazit

ZEIT für die Schule und ZEIT Akademie haben in vorbildlicher Weise und mit sehr kurzer Reaktionszeit ihre einmalige Ausgangsposition genutzt, um eine große Lücke zu schließen: Mitten in der Corona-Krise ist der Bedarf nach glaubwürdigen und seriösen Weiterbildungsformaten besonders groß, die sich auf der Höhe der digitalen Zeit bewegen und die dabei konsequent aus der Perspektive der Lehrerinnen und Lehrer heraus gestaltet sind. Aus dem schwerfälligen föderalen Bildungssystem heraus ist eine exemplarische Pionierleistung dieser Art kaum möglich.

Diese bahnbrechende Leistung prämiert die Jury des eLearning AWARD 2022 in der Kategorie „Unconference“, verbunden mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass damit nicht nur die experimentelle Veranstaltung selbst gemeint ist. Mindestens ebenso beeindruckend ist die Art und Weise, in der das attraktive Format zum Kern eines ganzen Multimedia-Kosmos gemacht wurde: von ausdruckbaren Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblättern bis hin zu eBooks und Social Media-Texten; von verschiedenen Video-Formaten und web-basiertem E-Learning bis hin zu Webinaren mit persönlichem Coaching … Hier gibt es alles, was digitales Lernen zu bieten hat. Es ist zu wünschen, dass das entscheidend dazu beiträgt, den großen Tanker „Schule“ auf den richtigen Kurs zu bringen.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
„Teilgebende“ statt Teilnehmende, neue Lernkultur als Thema und gemeinsame Erfahrung, in den virtuellen Raum verlegt aufgrund der Corona-Pandemie.

Besonderheiten:
Namhafte Expert:innen als Workshop-Hosts, Videobasierte Einführungen ins Thema sowie virtuelles Netzwerken als eigener Programmpunkt.


Projektverantwortliche

ZEIT Akademie GmbH

Ximena Rodríguez
Senior E-Learning Managerin, E-Learning Expertin und Moderatorin

ZEIT Akademie GmbH
Buceriusstraße / Eingang Speersort 1
D-20095 Hamburg

Ximena.Rodriguez@zeitakademie.de
www.zeitakademie.de