Kategorie: Lernwelt

Das Goethe-Institut und die ZEIT Akademie: Da haben sich zwei angesehene Institutionen zusammengefunden, deren Anspruch es ist, das gebildete Deutschland zu repräsentieren. Wie lässt sich dieser hohe Anspruch in die Online-Welt transportieren? Wie kann ein E-Learning-Angebot das einlösen? Das war die Herausforderung für das Projekt, aus dem das Weiterbildungsprogramm „Lernen mit den Besten” hervorgegangen ist.

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland und beschäftigt rund 4.060 Mitarbeitende in knapp 100 Ländern. Seit siebzig Jahren nimmt das Goethe-Institut im Ausland zentrale Aufgaben der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik wahr. Ziel des Projekts war eine starke Etablierung von digitalen Lernformaten für die Fach- und Führungskräfte der 159 Institute, um bestehende Präsenztrainings und moderierte Formate zu ergänzen. Mit der ZEIT-Akademie als Partner entwickelte man gemeinsam ein digitales Kursprogramm, das den hohen Erwartungen der Zielgruppe standhält.

Lernbedarfe

Mit diesem Vorhaben stand das Goethe-Institut vor einer schwierigen Aufgabe. Die Zielgruppe ist anspruchsvoll. Auf E-Learning lässt sie sich nur dann ein, wenn sie starke Signale von Qualität und Wertschätzung erhält. Bei asynchronen Online-Angeboten ist das nicht leicht: Letztlich schaut man immer auf einen Bildschirm und klickt sich durch vorgefertigte Materialien. Hier fehlt der Rückkanal, der das Gefühl vermittelt, besonders ernst genommen zu werden.

Leute, die von der US-Leistungskultur geprägt sind, schlüpfen dann in die Rolle von Selbstoptimierern, die hohe Anforderungen an sich selbst stellen. Das passt nicht gut zur Unternehmenskultur der Goethe-Institute, die geprägt ist von den Kultur- und Bildungsaufgaben der Organisation. In diesem Fall sollte die Learning Experience eher die Anmutung eines Postgraduierten-Studiums haben, in dem man als souveräner Fachmensch angesprochen wird.

Genau das ist das besondere Wertversprechen der ZEIT Akademie. DIE ZEIT ist seit vielen Jahrzehnten die führende seriöse Wochenzeitung Deutschlands, mit einer Leserschaft, die einen besonders hohen Bildungsgrad aufweist. 2014 wurde als Spinoff die ZEIT Akademie gegründet, die das erstklassige Expertennetzwerk der ZEIT nutzt, um sich mit hochwertigen Bildungsangeboten an Fachkräfte bis hin zum Top-Management zu wenden.

Dem Projekt ging eine öffentliche Ausschreibung voraus, der das Goethe-Institut einen ganzen Katalog anspruchsvoller Anforderungen beifügte. Verlangt wurde v.a. der Nachweis eines hohen fachlichen und didaktischen Niveaus. Inhaltlich wurde gefragt nach Kursen, die Schwerpunkte aus den Bereichen Führungskräfteentwicklung, Persönlichkeit und Kommunikation und Methoden der Wissensarbeit behandeln – z.B. Organisationsentwicklung, Entwicklung von Führungskompetenzen, Führen auf Distanz, Delegieren, Team Building und aktive Gestaltung von Team-Zusammenarbeit. Dazu kamen Themen aus dem Bereich der Digitalen Transformation: Digitale Kompetenzen, Digitale Prozesse und Abstimmungsvorgänge, KI, Agilität, New Work.

Das reichhaltige Portfolio der ZEIT Akademie deckte dieses Spektrum voll ab und überzeugte zudem durch die Reputation der dozierenden Experten, die hochwertige Gestaltung, die sorgfältige Aufbereitung der Materialien (visuell wie textlich), den genau überlegten Aufbau und die aktivierende Didaktik.

Projektverlauf

Das Projekt startete im Herbst 2020. Mit der Beauftragung der ZEIT Akademie erhielt das Goethe-Institut Nutzungslizenzen für die Video-Kurse, deren Anzahl und Laufzeiten vertraglich festgelegt wurde. Innerhalb weniger Tage wurde dann eine besondere „Lernwelt” eingerichtet: Das ist ein Bereich mit dem Logo des Goethe-Instituts und individuellen Begrüßungstexten, in dem die Teilnehmenden eine Lerngruppe mit eigener Mediathek bilden. Dafür erhielt die GI-Personalentwicklung erweiterte Rechte. Damit hatte sie laufenden Einblick in die Daten zur Nutzung und Lernfortschritten und übernahm selbstständig das Teilnahmemanagement.

Den erfolgreichen Rollout unterstützte die ZEIT Akademie mit einer Reihe von Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen: Bilder, Grafiken, Trailer, Vorlagen für Banner und Teaser-Texte im Newsletter und in Intranet-Beiträgen. Textvorschläge für das konkrete Onboarding rundeten das Paket ab. Als Kick-off wurden Live-Sessions angeboten, um User durch die Plattform zu führen, Kurse zu erklären und Hilfestellung zu geben.

Das umfangreiche Kursportfolio der ZEIT Akademie bestand zu Beginn aus mehr als 40 Kursen und ist seither stetig gewachsen. Inzwischen steht das gesamte Portfolio an ZEIT Akademie Business-Kursen als „Business Flatrate“ ca. 250 Fach- und Führungskräften des Goethe-Instituts weltweit zur Verfügung. Es wird laufend um Neuerscheinungen ergänzt – noch 2020 waren das 12 zusätzliche Kurse. In regelmäßigen Abständen tauscht sich die Personalentwicklung des Goethe-Instituts mit der ZEIT Akademie aus — über neue digitale Formate, Schulungskonzepte, Best Practices, aber z. B. auch die Etablierung von Lernkulturen.

Video-Seminare der ZEIT Akademie sind so konzipiert, dass Lernende von den Dozierenden immer wieder aufgefordert werden, das vermittelte Wissen im persönlichen Kontext anzuwenden und auch über sich selbst zu reflektieren. Dabei werden sie direkt angesprochen und im Video direkt angeschaut. Weil auch die Dozierenden viele eigene, persönliche Beispiele einbringen, entsteht fast so etwas wie eine persönliche Verbindung. Sie können zwar nicht direkt reagieren, versuchen aber immer wieder, mögliche Gedankengänge bei den Lernenden vorwegzunehmen.

Lernerautonomie ist das durchgängige didaktische Grundprinzip: Ein besonderes Notizen-Feature der Plattform gibt die Möglichkeit, an jeder Stelle eigene Gedanken festzuhalten, zu sammeln und später wieder durchzugehen. Man kann auch bestimmte Punkte einer Videosequenz kommentieren oder auf die Kommentare anderer User im System reagieren. Die „Lektionen”, aus denen die Seminare bestehen, können auch einzeln genutzt werden. Die Lernenden bestimmen also immer selbst, wann sie sich mit welchen Inhalten beschäftigen wollen. Dazu gehören eigens produzierte eBooks, aber auch ZEIT-Artikel und sorgfältig kuratierte externe Links.

Lernerfolg

Die Wachstumsentwicklung ist sehr positiv. Die Anzahl der Registrierten hat sich der Eröffnung ständig erhöht. Inzwischen haben jetzt 229 User Zugriff auf das gesamte Lern-Portfolio, von denen 165 die Kurse bereits aktiv nutzen. Nach wenigen Monaten wurden 147 Kurse sogar schon komplett abgeschlossen. Eine Evaluation des Goethe-Instituts ergab: 74% der Lernenden sind „voll und ganz“ zufrieden. Themen und Bandbreite der Inhalte werden von 88% als gut/sehr gut bewertet. 97% würden das Angebot den Kolleginnen und Kollegen weiterempfehlen.

Fazit

Das besondere Alleinstellungsmerkmal der ZEIT Akademie, sagen die Verantwortlichen, sei die Qualität. Das ist leicht gesagt, aber es steckt viel dahinter:

• Der überaus sorgfältig gearbeitete Aufbau der Lernprogression innerhalb der Seminare und der einzelnen „Lektionen”, die einer Lerndramaturgie folgend jeweils abwechselnd unterschiedliche Lernmomente anbieten.
• Die Auswahl von der Dozierenden aus dem Experten-Netzwerk der ZEIT Akademie, die mit ihrer all ihrer Reputation den Inhalten fachliche Tiefe und mit ihrem persönlichen Engagement den Inhalten ein lebendiges Gesicht geben.
• Dazu gehört wesentlich auch die Gestaltung. Hochwertiges grafisches Design versteht sich von selbst, aber das setzt sich hier bis in die inhaltlichen Details fort. Einen großen Unterschied macht vor allem die Qualität der schriftlichen Texte in Videos, Grafiken und PDF-Begleitmaterialien.

Die Jury des eLearning Journals AWARD 2022 zeigte sich sehr beeindruckt und zeichnet das Weiterbildungsangebot von ZEIT Akademie und Goethe-Institut mit dem Preis in der Kategorie „Lernwelt” aus. Dieser Begriff bedeutet hier nicht nur einen gebrandeten Bereich in der übergreifenden Lernplattform der Akademie. Für die Lernenden entsteht eine ganzheitliche Lernerfahrung, die weit mehr ist als nur Wissensvermittlung durch gut gemachtes E-Learning.