Pilotierung des virtuellen Orientierungs-Centers

Die Startseite des Orientierungs-Centers – Anhand der Beobachtungen und den jeweiligen Übungen können die Teilnehmenden sich immer weiter verbessern.

Im Orientierungs-Center der Salzgitter Flachstahl GmbH durchlaufen die Lernenden einen Entwicklungsprozess mit Hilfe von simulierten Gesprächssituationen und Präsentationsübungen. Das nun auch digital.

Bei der Salzgitter Flachstahl GmbH bekommen ausgewählte neue Mitarbeitende die Gelegenheit, an einem „Basisprogramm“ teilzunehmen, welches aus mehreren Modulen besteht und mit einem 2-tägigen Orientierungs-Center endet. Die Salzgitter AG bietet ihren Mitarbeitenden im Rahmen des Führungskräfteentwicklungs-Systems „FORWARD“ verschiedene Personalentwicklungsprogramme für unterschiedliche Karrierelevel an. Das Einstiegsprogramm in der FORWARD-Reihe ist das „Basisprogramm“, welches die Salzgitter Flachstahl GmbH in enger Abstimmung mit der Abteilung Führungskräfte der Holding der Salzgitter AG für ausgewählte Mitarbeitende von Konzerngesellschaften im Raum Salzgitter durchführt. Das Basisprogramm besteht aus mehreren Modulen und endet mit einem 2-tägigen Orientierungs-Center. Die psychologische Unternehmensberatung PE-Solution hat dieses Verfahren komplett in einen virtuellen Raum übertragen.

Lernbedarfe

Das bestehende Basisprogramm für die neuen Mitarbeitenden wurde bereits 2020 in ein virtuelles Lernen umgewandelt. 2021 sollte nun auch das Orientierungs-Center umgestellt werden. Dies wurde gemeinsam mit den Diagnostikexperten von PE-Solution umgesetzt. Das Orientierungs-Center ist für die Lernenden als Weg in den eigenverantwortlichen Entwicklungsprozess gedacht. Die Lernenden sollen ihre Potenziale erkennen und entfalten können und sich damit im Unternehmen verstärkt einbringen.

Für die Umsetzung der virtuellen Durchführung des Orientierungs-Centers hat PE-Solution eine selbst programmierte Paperless-Plattform (auf Googlebasis) verwendet. Diese wurde von der psychologischen Unternehmensberatung bereits vor der Pandemie schon für Verfahren zur Personalauswahl und Personalentwicklung erarbeitet und genutzt, weshalb hierbei schon auf Erfahrungswerte zurückgegriffen werden konnte.

In dem virtuellen Orientierungs-Center durchlaufen die Lernenden fünf Übungen. Die Herausforderung hierbei war, dass die Lernenden aus sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern kommen. Die Aufgaben mussten also so konzipiert sein, dass sie zu jedem Bereich passen und eine Schnittmenge bilden. Es sollte eine Schnittmenge der relevanten, erfolgskritischen Situationen abgebildet werden (Workplace Learning). Dabei ging es um zwei Rollenspiele, in jeweils einer Gesprächssituation, einer Postkorbaufgabe und einer Konzeptions- und Präsentationsaufgabe. Es wurden zudem ein an die Zielgruppe gerichtetes Kompetenzmodell herausgearbeitet, indem z. B. Anforderungen wie Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Überzeugungskraft und Ergebnisorientierung gefragt sind.

Nach den jeweiligen Übungen wurden zur Reflexion Fragen an die Teilnehmenden gestellt:
„Was ist Ihnen gut gelungen?“
„Was ist Ihnen weniger gut gelungen?“
„Was glauben Sie, wie Sie auf Ihre Zuhörer*innen / Gesprächspartner*innen gewirkt haben?“

Nach dieser Selbstreflexion erfolgt ein Feedbackgespräch mit dafür geschulten Beobachtungspersonen. Bei der Beobachtung liegt der Fokus auf den Stärken und Entwicklungsfeldern der Teilnehmenden. Durch dieses unmittelbare Feedback sollen die Teilnehmenden die Möglichkeit erhalten, das neu Gelernte und die Optimierungsvorschläge in den nächsten Übungen unmittelbar umsetzen zu können. Im Orientierungs-Center können die Teilnehmenden das Erlernte aus dem Basisprogramm anwenden und ausprobieren, sowie ein digitales Lerntagebuch führen, indem sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse festhalten.

Zusätzlich zu diesen Übungen gibt es diverse Angebote zum kollegialen Austausch und zur Vernetzung sowie kleinere Inputs in Form von Serious Games und entwicklungsorientierten Angeboten. Dieses virtuelle Orientierungs-Center wird für jeweils neun Teilnehmende und neun Beobachtende durch Psychologen von PE-Solution gesteuert.

Projektverlauf

Die Umsetzung des Projektes, ob das Orientierungs-Center digital durchgeführt werden kann, stieß am Anfang noch auf Skepsis. Doch nach intensivem Austausch zwischen den beiden Projektleiterinnen wurde mit der Virtualisierung des Orientierungs-Centers begonnen. Es wurde eine Demo-Version der Paperless-Plattform zu Illustrationszwecken durch PE-Solution erstellt und präventive Maßnahmen entwickelt, die zur Überzeugung der Stakeholder verhalf. Zudem haben die beiden Projektleiterinnen darauf geachtet, den Betriebsrat und den Datenschutzbeauftragten frühzeitig in das Projekt mit einzubeziehen. In enger Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten und den beiden Unternehmen wurde eine gesonderte Datenschutzvereinbarung für die Beteiligten erstellt. Mit Hilfe von Fachleuten aus der IT wurde zunächst geprüft, wie das Vorhaben technisch umgesetzt werden kann. Dafür wurde von PE-Solution eine Hard- und Software-Checkliste erstellt.

Bei der Durchführung des Projektes mussten zunächst bestimmte Meilensteine erreicht werden. Zu Beginn war die Zustimmung der Geschäftsführung, des Betriebsrates und auch des Datenschutzbeauftragten der Salzgitter Flachstahl GmbH einzuholen. Nachdem dies erfolgt war, ging es an die Terminierung zur virtuellen Durchführung und die Programmierung der individuellen Paperless-Plattform durch PE-Solution. Dann wurden die Beobachtenden geschult. Im Fokus standen die technische Umsetzung in der Paperless-Plattform und ein intensives Kennenlernen der Übungen und der eigenen Rolle im Verfahren. Dazu schauten sich die Beobachtenden ein Video an, welches PE-Solution für eines der Rollenspiele fiktiv gedreht hatte. Ziel war es, ein mögliches Szenario zu erleben, sich anschließend über die Wahrnehmungen und Beobachtungen auszutauschen und so eine gemeinsame Messlatte für die Beobachtungen zu bestimmen.

Im Anschluss bekamen die Teilnehmenden genügend Informationen und Tipps bzgl. der technischen Umsetzung. Dies sollte sie auch auf den Umgang mit möglichen technischen Störungen vorbereiten. Die Teilnehmenden konnten frei wählen, ob sie vom Arbeitsplatz aus oder aus dem Homeoffice heraus daran teilnehmen möchten.

Die anschließende virtuelle Durchführung war eine 2-tägige Pilotveranstaltung mit Feedback. Nach dem Ende der Durchführung wurden Entwicklungsgespräche geführt.

Ursprünglich wurden immer drei Orientierungs-Center pro Jahr in Präsenz durchgeführt. Bei der Pilotdurchführung war es unter anderem das Ziel, zu prüfen, ob das virtuelle Orientierungs-Center in Zukunft vermehrt genutzt werden kann. Dies wurde im Nachgang von allen Beteiligten für machbar erachtet.

Projektergebnis

Nach der anfänglichen Skepsis gegenüber dem virtuellen Orientierungs-Center wird es nun mit großer Akzeptanz der Lernenden und Beobachtenden aufgenommen. Besonders positiv wurden die realistischen Übungen, trotz der virtuellen Durchführung, empfunden. Auch das anschließende Feedback und die Möglichkeit, bei anderen Teilnehmenden zu hospitieren, wurde von den Lernenden gut aufgenommen. Die neun Personen, die an dem Pilotprojekt teilgenommen haben, gaben anschließend an, dass sie wertvolle Impulse für ihren Arbeitsalltag erhalten haben. Lediglich der informelle Austausch, wie man es sonst in den Kaffeepausen kennt, wurde etwas vermisst.

Um die Teilnehmenden möglichst gut zu unterstützen, wurde bei der Einführung in das virtuelle Orientierungs-Center ein Introcoaching durchgeführt. Hierbei wurden in Kleingruppen – in sogenannten Breakoutrooms – Übungen durchgeführt, in denen die Teilnehmenden den Beobachtenden ganz individuelle Beobachtungsaufträge geben konnten.

In einem persönlichen digitalen Lerntagebuch können die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse und Fortschritte festhalten. Drei Wochen nach dem virtuellen Orientierungs-Center erhalten die Teilnehmenden einen Bericht von PE-Solution mit den beobachteten Stärken und Entwicklungsfeldern sowie eine konkrete Handlungsempfehlung und Literaturhinweise, um sich on-the-job noch weiterentwickeln zu können.

Auf Basis dieses Berichts wird dann mit den Teilnehmenden, deren Vorgesetzten und Verantwortlichen aus dem Personalbereich, der*die das virtuelle Orientierungs-Center begleitet hat, ein Rückmeldegespräch geführt. Dies dient als nachhaltiger Entwicklungsprozess. Im zweiten Teil des Lerntagebuchs werden die Teilnehmenden auf dieses Gespräch vorbereitet. Es geht darum, Entwicklungsschritte gemeinsam zu erarbeiten und zu dokumentieren. Die Vorgesetzten haben die Aufgabe, die Teilnehmenden im Arbeitsalltag zu begleiten und zu coachen, um die selbst definierten Entwicklungsziele besser zu erreichen. Nach 18 Monaten wird nochmal ein Fortsetzungsgespräch geführt. Damit ist das Basisprogramm abgeschlossen, nicht aber die Entwicklungsmöglichkeiten für die Teilnehmenden. In anderen FORWARD-Programmen der Salzgitter AG wie dem Management- oder Expertenkolleg haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Kompetenzen auszubauen und sich auf weiterführende Aufgaben vorzubereiten.

Fazit

Die Projektverantwortlichen ziehen gemeinsam ein sehr positives Fazit. Trotz der anfänglichen Skepsis bei einigen Beteiligten wurde das virtuelle Orientierungs-Center sehr gut angenommen und qualitativ mit der Präsenzveranstaltung gleichgesetzt. Als zusätzlicher positiver Faktor ist die Flexibilität der Beteiligten zu sehen. Die Teilnehmenden können aus unterschiedlichen Standorten ohne Fahrtwege und ohne zusätzlichen Zeitaufwand teilnehmen. Besonders in Zeiten der Pandemie ist dieses Verfahren eine gute Alternative, um sich an Kontaktbeschränkungen zu halten. Lediglich der persönliche Austausch der Teilnehmenden, wie es sonst in den Pausen bei den Präsenzveranstaltungen möglich ist, kommt etwas kürzer.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Bei dem virtuellen Orientierungs-Center wurde sehr stark darauf geachtet, dass die Teilnehmenden immer wieder eine Selbstreflexion durchlaufen, um sich selbst die direkten Entwicklungsschritte zu verdeutlichen.

Besonderheiten:
Das Orientierungs-Center war im Ursprung sehr stark auf den persönlichen Kontakt mit den Teilnehmenden fokussiert. Die Herausforderung bestand darin, die Simulationen auch in einem virtuellen Orientierungs-Center so realistisch wie möglich zu gestalten.


Projektverantwortliche

PE-Solution

Irene Beierstedt
Senior-Beraterin

PE-Solution Dr. Selck, Weise und Weiß Diplompsychologen Partnerschaftsgesellschaft
Frankfurter Straße 3A
D-38122 Braunschweig

info@pe-solution.de
pe-solution.de

Salzgitter Flachstahl GmbH

Dr. Claudia Köhler
Leiterin Rekrutierung, Personal-
und Organisatiosentwicklung

Salzgitter Flachstahl GmbH
Eisenhüttenstraße 99
D-38239 Salzgitter

 

koehler.c@salzgitter-ag.de
www.salzgitter-flachstahl.de