Vom Training in die Praxis
Blended Learning für Lehrende

Was ist Blended Learning? – Wie bei einer Flasche Whisky: Anschaulich und verständlich wird Trainern nähergebracht, was Blended Learning ist, wofür es genutzt werden kann, wie es eingesetzt wird und was die Vorteile davon sind.

Für Trainierende, Vortragende und Lehrende, welche sich vor der Pandemie noch nicht, oder nicht hinreichend, mit e-Learning beschäftigt hatten, war mit den einschränkenden Maßnahmen, welche auch in Österreich durchgeführt wurden, ein Problem entstanden. Dadurch, dass das Gros der Fortbildungsmaßnahmen zuvor in Präsenz durchgeführt wurde, war vorher kein Bedarf für e-Learnings oder Blended Learning gegeben. Dies änderte sich jedoch quasi schlagartig. Um die Lehrenden darauf einzustellen, hat das BMI Österreich einen Lehrgang ins Leben gerufen, um die fehlenden Kompetenzen aufzufangen.

In einer Pandemie, bei der Kontakte eingeschränkt und Präsenzunterricht sogar komplett zurückgefahren wird, leidet nicht nur der Einzelhandel oder die Fort- und Weiterbildung im Privatsektor. Auch bei in öffentlicher Hand befindlichen Organisationen und Institutionen, sind dadurch deutliche Einschränkungen zu spüren. Als Bildungs- und Forschungseinrichtung ist die Sicherheitsakademie (SIAK) für die Aus- und Fortbildung der rund 39.000 Bediensteten des Bundesministeriums für Inneres (BMI) in Österreich verantwortlich, dies schließt unter anderem die Polizei ein. Durch die Pandemie war diese gezwungen, im Jahr 2020 den Unterricht und die Trainings in den virtuellen Raum zu verlegen. Um dies zu bewerkstelligen, war es jedoch vonnöten, gerade auch die Trainer in den Belangen und Themenfeldern des e-Learnings zu schulen.

Lernbedarfe

Noch bis zum der Ausbruch der COVID-Pandemie fanden mehr als 99% der Schulungen und Trainings an der SIAK in reinen Präsenzveranstaltungen statt. Mit dem Greifen der Maßnahmen zur Einschränkung des sozialen Kontaktes sowie den Einschränkungen im öffentlichen Leben folgte eine Verlagerung ins e-Learning. Allerdings zeigte sich durch zahlreiche Anfragen von Trainer*innen und Vortragenden an das E-Learning-Center, dass hinsichtlich der Thematik teilweise große Informationsdefizite, im Bezug zur Gestaltung von e-Learnings, bestanden. Ein direkter Umstieg zu reinen Online-Angeboten bzw. Blended Learning war in diesem Zusammenhang nicht möglich, da bewusst geworden war, dass die Trainer zum großen Teil dieser Aufgabe nicht gewachsen sein würden. Aus diesem Grund wurde der Online-Lehrgang „Blended Learning und Mediendidaktik für Vortragende“ aufgestellt. Ziel dieses Lehrgangs war es, Trainer und Vortragende, welche im Umfeld des Bundesinnenministeriums tätig waren, in Belangen des e-Learnings – insbesondere zum Thema Blended Learning – methodisch und didaktisch zu schulen. Damit sollten die Grundkenntnisse und Kompetenzen in der Mediendidaktik vermittelt werden, die grundsätzliche Bereitschaft der Lehrenden, sich mit dem Thema e-Learning zu befassen, gesteigert und die Qualität der bereits existierenden Formate und Inhalte verbessert werden. Außerdem sollte es, nach Beendigung des Kompetenztrainings, ermöglich sein, eigene Blended Learning-Inhalte, samt Unterrichtskonzept, erstellen zu können.

Diese Maßnahmen sollten schlussendlich für alle Vortragenden und Trainer*innen des Bundesministeriums für Inneres bereitgestellt werden. Der Einstieg in den Kurs sollte zu jedem Zeitpunkt sowie zeit- bzw. ortsunabhängig für die Trainer und Lehrenden ermöglicht werden.

Projektverlauf

Im Herbst 2020 startete das Projekt mit einer Projektengruppensitzung, an welcher Bedienstete des E-Learning-Centers sowie Prof. Peter Groißböck von der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich als externer Fachexperte beteiligt waren. Hierbei wurden sowohl die Rahmenbedingungen, die Ziele als auch die Zielgruppe definiert. Letztes definierte sich aus den bereits geschilderten Anfragen sowie Anforderungen der Lehrenden an das E-Learning-Center. Der konkrete Ablaufplan des Projekts, samt geplanter Lerninhalte, konnte im Dezember 2020 fertiggestellt werden, sodass am Ende des Folgemonats die Lehrinhalte produziert waren, die Lehrganggestaltung beendet war und zur Beta-Testphase übergegangen werden konnte. Diese Testphase konnte schlussendlich im März 2021 gestartet werden. Der Rollout des Lehrgangs fand im Juli 2021 statt.

Die Zusammenstellung der Lerninhalte sowie der Ablauf des Lehrgangs wurde in Gesprächen der Trainer und Lehrenden abgestimmt und angepasst, um somit den Bedürfnissen der Zielgruppe so gut wie möglich nachkommen zu können. Auch diese Besprechungen und Planungen, die Inhalte und Konzeptionierung sowie die Realisierung des Projektes fanden aufgrund der Einschränkungsmaßnahmen durch die COVID-Pandemie online und im Homeoffice statt.

Im angesprochenen Betatest wurde, im Rahmen einer Probandengruppe von 8 Teilnehmer*innen, der Lehrgang überprüft, wobei 6 der 8 Teilnehmer*innen den Kurs erfolgreich abschließen konnten. Zur weiteren Evaluation wurde parallel ein weiterer Testlauf mit einer Kohorte von 12 Teilnehmern, durchgeführt.

Projektergebnis

Entstanden ist ein Online-Lehrgang, welcher sich in zwei Lernbestandteile aufteilen lässt. Der erste Teil umfasst die Vermittlung theoretischen als auch praktischen Basiswissens zum Thema e-Learning sowie Blended Learning. Hierbei werden Grundlagen in der Mediendidaktik, als auch Methoden vermittelt; Themen, welche allerdings auch außerhalb des e-Learnings, also in Präsenztrainings, relevant sind und Anwendung finden können.

Das Fundament der Lernmodule dieses ersten Teils besteht insofern aus:

  • Einführung in die Mediendidaktik
  • Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden
  • Kreation von Blended Learning-Konzepten.

Im zweiten Lernabschritt geht es um die praxisorientierte Anwendung von Methoden und Didaktik im e-Learning und zielt auf die Gestaltung bzw. Neugestaltung von Unterrichtszenarien – obgleich digital oder „analog“ – ab. Lernmodule dieses Abschnitts bestehen unter anderem aus:

  • Möglichkeiten der Mediengestaltung
  • Eigenverantwortliches Arbeiten
  • Gesetzliche Grundlagen und Awareness.

Die Lerninhalte werden in vielfältiger Form vermittelt. Neben klassischer WBTs, werden kurze Lernvideos, Learning Nuggets, Reflexionsaufgaben, Selbsttests, Arbeitsaufträge sowie weiterführende Links zu einer Vertiefung in die Thematik angewandt, bzw. ergänzen die WBTs.

Beide Kurse des Lehrgangs werden mit einem Webinar abgeschlossen, wobei am Ende des ersten Teilkurses von den Teilnehmenden ein Konzept für ein eigenes Blended Learning-Szenario vorgestellt werden muss. Erst der erfolgreiche Abschluss dieses ersten Teils ermöglicht die Teilnahme am zweiten Teil des Lehrgangs.

Im Abschluss des zweiten Kurses wird die Vorstellung eines fertigen Blended Learning-Produkts vorausgesetzt. Hierbei liegt der Hauptvermerk auf einen logischen Aufbau des eigenen Blended Learning-Angebots, auf der Durchführbarkeit und dem Lernziel des Blended Learnings. Der positive Abschluss in diesem zweiten Teil befähigt die Teilnehmenden, eigene Blended Learning-Konzepte zu erstellen und somit auch im Unterricht einsetzen zu können. Die Teilnehmenden erhalten dafür auch Zertifikate.

Nach dem Ende der Testlehrgänge in der Betaphase wurde der Verlauf des Lehrgangs mithilfe von Fragebögen evaluiert. Hierbei konnten äußerst positive Ergebnisse vernommen werden. Um den Lehrgang weiterhin zu optimieren, wurden die Kritikpunkte dieser Evaluation aufgenommen und zur Verbesserung der Kurse genutzt. Unter anderem entstand aus dieser Kritik heraus ein „Tutorial-Video“, welches die Navigation durch den Lehrgang ergänzt.

Besonders positiv ist die Hilfestellung der Lernenden durch das E-Learning-Center aufgenommen worden, sofern es zu Schwierigkeiten kam. Die Praxisnähe, durch die Erstellung eines eigenen Blended Learning-Produkts, wurde ebenso durch die Teilnehmer*innen hervorgehoben. Diese Möglichkeit des praxisorientierten Lernens, mit Präsentation und eines später nutzbaren, selbst erstellten Blended Learnings, ist zudem ein besonders wichtiger Bestandteil zur Sicherung von Lernerfolg und Lernnachhaltigkeit.

Fazit

Bevor Trainer trainieren können, müssen diese i.d.R. selber qualifiziert werden. Die Covid-Pandemie hat viele Unternehmen, Institutionen und Organisationen vor dem Problem stehen lassen, dass Präsenzunterricht nicht mehr möglich ist. Allerdings ist häufig nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für Trainer und Lehrende e-Learning bzw. Blended Learning ein noch nicht bekanntes Thema. Ganz besonders dann, wenn das eigene Lern- und Lehrumfeld mehrheitlich aus Präsenzunterricht besteht. Das BMI Österreich hat, nicht zuletzt durch die Nachfrage der Trainer, verstanden, dass der Defizitabbau digitaler Lehrkompetenzen nur durch die Qualifizierung der Trainer passieren kann. Dadurch ist ein interessanter und praxisnaher Lehrgang entstanden, der nicht lediglich didaktische Grundsätze und Methoden vermittelt, sondern durch die Erstellung eigener Konzepte und Produkte der Lernenden besticht. Auf diese Weise kann Lehrkompetenz angeeignet werden, welche besonders nachhaltig ist. Dadurch, dass Lernbedürfnisse im Lehrgang individuell auf die Teilnehmer*innen abgestimmt werden können, ist es allen ermöglicht, von ihrem Wissensstandpunkt her mitgenommen zu werden. Das ist flexibel und ermöglicht einen möglichst breiten Lernerfolg. Auf Grundlage dieser Ergebnisse freut sich die Jury des eJournal AWARDs 2022 für das Bundesministerium für Inneres Österreich als Gewinner in der Kategorie „Train the Trainer.“


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Lehrgänge und Trainings an der Sicherheitsakademie (SIAK) fanden vor der Pandemie nahezu ausschließlich in Präsenz statt. Mit COVID-19 musste jedoch ein Umdenken und eine Verlagerung in den virtuellen Raum stattfinden. Doch viele Trainer und Lehrende hatten zuvor keinen Bezug zu e-Learnings oder Blended Learning. Dieses Defizit sollte umgekehrt werden.

Besonderheiten:
Mithilfe von praxisnaher Anwendung wird es den Teilnehmenden des Lehrgangs ermöglicht, besonders nachhaltig zu lernen: Das selbst erstellte Blended Learning-Produkt kann im Abschluss genutzt werden, um in eigenen Kursen und Trainings Anwendung zu finden.


Projektverantwortlicher

Bundesministerium für Inneres

Thomas Madl-Klaus
Verantwortlicher für Mediendidaktik
im E-Learning-Center des BMI

Bundesministerium für Inneres
Abt. I/9 – Sicherheitsakademie
E-Learning-Center
Herrengasse 7
A-1010 Wien

thomas.madl-klaus@bmi.gv.at
www.siak.gv.at