Kategorie: Strategie

Lernen ist in vielen Organisationen und Unternehmen im Augenblick das zentrale Thema. Die Covid-19 Pandemie hat die wahrgenommene Dringlichkeit noch weiter verstärkt. Eine wesentliche Herausforderung ist nun, die gewohnten Präsenztrainingsformate durch virtuelle oder digitale Lernformate zu ergänzen oder gar zu ersetzen. Die hierfür notwendigen Strategien für digitales Lernen bzw. eLearning in Unternehmen sind dabei oft schwer nachzuvollziehen und unübersichtlich. Die ANDREAS STIHL AG & Co. KG hat sich zum Ziel gesetzt, eine Lernstrategie zu entwickeln, die das Erstellen von Lern-Content vereinfacht und die alle Mitarbeitenden erreicht.

Aber zurück zum Anfang. eLearning-Strategien haben meist eine Schwachstelle: Wird eigener Content in Fachabteilungen erstellt, entsteht die Gefahr von „Wildwuchs“ bzgl. der Formate sowie mangelnder didaktischer Qualität der Lerninhalte. Damit wird die Zugänglichkeit für diejenigen erschwert, welche diese Strategien am Ende erreichen sollen: Die Fachbereiche, die Inhalte vermitteln wollen und die Lernenden selbst. Beide sind in der Regel eLearning fachfremd, haben nicht die Zeit, sich intensiv mit den Begrifflichkeiten auseinanderzusetzen, das passende Format zu entwickeln und verfügen nicht über die didaktische Kompetenz. Den Überblick zu behalten in dem Dschungel neuer Formate kann zunächst verwirrend sein. Welches Format für welches Thema das richtige ist – hier braucht es klare Spielregeln. Ebenso ist die Transparenz, wo der Zugang zu den Lernangeboten ist und wo Dokumente zentral zugänglich sind, wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreich implementierte Strategie.

Mit dem Onepager von STIHL, einer Zusammenfassung der jeweiligen Lernstrategie auf einer einzigen Seite in einer Content Matrix, wird dies visualisiert und für jeden nachvollziehbar dargestellt.

Lernbedarfe

Die Idee der Content Matrix ist relativ einfach und kann in vier Punkte aufgeteilt werden:

1. Sie soll leicht verständlich und übersichtlich sein.
2. Sie soll standardisiert, einfach und schnell erstellt sein.
3. Sie soll den Lernerfolg sicherstellen und eine hohe Qualität des Contents aufweisen
4. Die Akzeptanz bei den Lernenden sowie deren Zufriedenheit soll am Ende hoch sein.

Als Zielgruppe wurden alle circa 20.000 Mitarbeitenden der STIHL Gruppe definiert, was eine äußerst heterogene Gruppenzusammensetzung bedeutet. Je heterogener eine Gruppe ist, desto wichtiger ist es, eine Sprache zu wählen, die für alle verständlich ist.

Grundsätzlich soll also eine Möglichkeit erarbeitet werden, in der komplexe Zusammenhänge durch das richtige Lernformat leicht verständlich dargestellt werden. Und der Weg zum richtigen Format passt auf eine einzige konzipierte Seite. Die Herausforderung ist, aus der Komplexität heraus eine vereinfachte Version zu schaffen, die die Aussagekraft behält, für alle begreifbar ist und eine Transparenz über Lernmöglichkeiten schafft.

Um den Lernerfolg zu garantieren, ist die Content Matrix in vier Zielrichtungen (was soll erreicht werden?) unterteilt, die dann zu dem passenden Lernformat führen:

1. Motivation: In erster Linie sollen Mitarbeitende erst einmal nur für ein Thema sensibilisiert und motiviert werden. Ohne Motivation ist es schwer, sich Dinge gut zu erschließen und zu verinnerlichen.
2. Information: Es geht darum, dass Mitarbeitende umfassend informiert werden und sich mit einer Thematik tiefer auseinandersetzen.
3. Training, das Thema soll nachhaltig geübt und verinnerlicht werden, um es schlussendlich auch in der Praxis anwenden zu können.
4. Dokumentation und somit die Speicherung aller Unterlagen (auch Videos, Dokumente etc.) an einem zentralen Ort, um diese schnell und simpel zu jeder Zeit aufrufbar zu machen und somit auch die Nachhaltigkeit des Lernens zu garantieren.

Gleichzeitig wird dadurch Datenmüll und Papierverbrauch verringert, was also eine Nachhaltigkeit im doppelten Sinn ermöglicht.

Projektverlauf

Ein Projektteam wurde beauftragt, eine digitale Trainingsstrategie zu entwickeln, welche einheitlich, standardisiert und leicht zu verstehen ist.

Für das Projekt „digitale Trainingsstrategie, Onepager und Content Matrix“ wurden zu Beginn alle betreffenden Stakeholder und Zielgruppen eruiert. Besonders bedeutend war hierbei eine agile Projektvorgehensweise, um Anpassungen und Verbesserungen kontinuierlich erfassen, berücksichtigen und umsetzen zu können; die Auswirkungen dieser Anpassungen auf die Stakeholder wurden regelmäßig überprüft. Von Vorteil war zudem die grundsätzliche Begeisterung für die Idee der Standardisierung und Vereinfachung des eLearnings auf allen Ebenen.

Die nunmehr fertiggestellte digitale Trainingsstrategie wurde bereits im ersten Durchgang bewilligt. In einer drei- monatigen Pilotphase wurde der Onepager Content Matrix schlussendlich getestet. Auch hier wurde nach demselben agilen Ansatz Feedback aufgenommen und direkt in die Strategie eingearbeitet und übertragen. Erste Pilotprojekte wurden, nachdem der Erfolg der Strategie festgestellt wurde, mithilfe der Content-Produzierenden gestartet, umgesetzt und an die Fachabteilungen und Lernenden verteilt.

Projektergebnis

Schon während der Pilotphase zeigte sich, dass das Projekt „digitale Trainingsstrategie, Onepager und Content Matrix“, aufgrund der positiven Zustimmung der Fachabteilung erfolgreich abgeschlossen werden würde. Auch bei den Lernenden wurde in den ersten Pilotprojekten eine hohe Begeisterung gegenüber des Onepagers vernommen.

Die gesamte digitale Trainingsstrategie besteht also aus dem Onepager, der Content Matrix, welche die fünf Kernkomponenten Zielsetzung, Content, Format, Plattform und Zugang einschließt. Der Onepager enthält insofern alle Informationen für die jeweiligen Thematiken – zielgruppengerecht und leicht verständlich aufbereitet. Der Onepager dient der Beratung der Fachabteilungen und sorgt dafür, dass diese und das Management bestens abgeholt werden können. Diese Strategie garantiert die Verständlichkeit über alle Ebenen hinweg und wird mit Hilfe der Kernkomponenten zur optimalen Umsetzung geführt. Nach der Beratung mit dem Onepager erhalten die Fachabteilungen ihre individuell angepasste Content Matrix.

Auf diese Weise wird Lernspaß garantiert und die Zufriedenheit bei den Abteilungen und Lernenden erhöht. Dies bedingt wiederum eine gesteigerte Akzeptanz gegenüber eLearning. Nicht zuletzt werden durch eine gezielte und vereinfachte Verständnisform Kosten gespart und Wildwuchs bei der Content Erstellung reduziert. Dadurch wiederum werden die Unternehmensziele von STIHL nachhaltig unterstützt.

Fazit

Eines der Probleme beim Lernen – egal, ob digital oder analog – ist nicht selten ein Überangebot. Plattformen, Methoden, Didaktik, Lernformate: Es gibt eine große Vielfalt. Es gilt, nicht nur den Überblick zu bewahren, sondern genau zu hinterfragen, was für nachhaltiges Lernen am besten geeignet ist. Diese Herausforderung steigert sich, wenn man eine besonders heterogene Zielgruppe trainieren bzw. schulen möchte. Was hier benötigt wird, ist eine Strategie und eine Sprache, die für alle Mitarbeitenden und somit Lernenden gut verständlich ist. STIHL hat sich der Herausforderung gestellt, die Lernenden auch bei fachfremden Themen abzuholen und mitzunehmen. Der Fehler im System ist häufig das Fehlen eines Systems. Hinzu kommt häufig eine Verklausulierung durch Fachtermini von Inhalten, die nicht von jedem verstanden werden. Dass dies auch anders geht, hat STIHL eindrucksvoll bewiesen und aufgezeigt, dass mit den richtigen Ideen und einer Vereinfachung, aber nicht Banalisierung, von Inhalten und Sprache alle Mitarbeitenden von dem Lernziel begeistert und mitgenommen werden können. Die Jury des eLearning AWARDS 2022 freut sich aus diesem Grund, STIHL mit dem Award in der Kategorie „Strategie“ auszuzeichnen. Herzlichen Glückwunsch!