Niels-Stensen-Kliniken gehen das Thema Demenz an
Mit kurzweiligen Inhalten zum Lernerfolg

Die wichtigsten Lerninhalte auf einen Blick parat – Wie sich mit Demenz am besten konstruktiv umgehen lässt, erfahren die Lerner und Lernerinnen von den Niels-Stensen-Kliniken in kompakter und übersichtlicher Weise. Wichtige Merkkarten lassen sich zudem als Pdf ausdrucken, sodass sie gut im Arbeitsalltag genutzt werden können.

Die Niels-Stensen-Kliniken gehen als kirchlicher Unternehmensverbund im Raum Osnabrück das gesellschaftliche Mammutthema Demenz an und wollen ihr Personal grundlegend sensibilisieren. Dahinter steht neben der wahrgenommenen gesellschaftlichen Brisanz und Relevanz des Themas auch die Verwirklichung von den im Unternehmensleitbild als wichtig festgehaltenen Werten wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Respekt.

Demenz ist eine Krankheit, die jeden treffen kann, sich quer durch die Gesellschaft zieht und doch in den meisten Köpfen verdrängt wird. Menschen mit Demenz gelten als vulnerable Gruppe und haben besondere Ansprüche und Anforderungen, die es zu erfüllen gilt, um ihnen eine adäquate Versorgung zukommen zu lassen. Im Jahr 2060 werden einer aktuellen Prognose der Deutschen Alzheimer Gesellschaft nach 3 von 10 Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt sein. Vor diesem Hintergrund werden die Krankenhäuser in Deutschland mit einer entsprechend hohen Rate an dementiell erkrankten Patientinnen und Patienten konfrontiert sein. Derzeit mangelt es vor allem an stationären Versorgungsstrukturen. So wird das multimodale Krankheitsbild der Demenz im derzeitigen stationären Krankenhaussektor noch nicht ausreichend abgebildet. Doch welche Strukturen müssen geschaffen werden, um dieser Patientengruppe zukünftig gerecht zu werden? Da es bisher in der Fachliteratur keine einschlägige Empfehlung für dementiell erkrankte Menschen im Akutkrankenhaus gibt, die Praxis jedoch einen dringenden Handlungsbedarf zeigt, hat das Marienhospital Osnabrück das Projekt „demenz-delirsensibles Krankenhaus“ ins Leben gerufen.

Lernbedarfe

Ziel des gesamten Projektes ist es, auf allen Ebenen und über alle Berufsgruppen und Abteilungen hinweg, vor allem aber unter dem Pflegepersonal, zum einen ein demenz- und delirsensibel Mindset zu etablieren und zum anderen den an der Versorgung beteiligten Personen ein Handlungswissen zu vermitteln, das sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientiert. Um diese übergeordneten Ziele zu erreichen, ist das Vorhandensein von Fachwissen von enormer Bedeutung. Denn nur auf Grundlage einer Wissensbasis können weitere Bausteine und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Die Komplexität des Themas Demenz erfordert eine am Arbeitssetting (Akutkrankenhaus) orientierte Lehr-Lern-Didaktik mit entsprechenden Transfermöglichkeiten. Ein weiteres Ziel war es, eine Haltungsänderung gegenüber Menschen mit Demenz zu bewirken. Eine dahingehende Haltungsänderung stellt die Grundlage jedes demenz-delirsensiblen Handelns dar und impliziert eine Veränderung in der Kommunikation, der Wahrnehmung von Bedürfnissen und der Umsetzung von Maßnahmen. So zielt das Projekt darauf ab, den Mitarbeitenden, zur Vertiefung der beruflichen Handlungskompetenz, Verhaltensweisen an die Hand zu geben, mithilfe derer sie den Menschen mit Demenz im Klinikalltag gerecht werden können. In diesem Zusammenhang wird angestrebt, dass die Pflegenden aktiv an der Beziehungsgestaltung arbeiten und entsprechende Maßnahmen auswählen und umsetzen.

Projektverlauf

Nachdem im Rahmen eines Audits zum Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ ein Schulungsbedarf bei den Mitarbeitenden im Umgang mit dementiell erkrankten Patienten und Patientinnen erkannt wurde, rief die Stabsstelle Pflegewissenschaft und der Direktor der Klinik für Neurologie das Projekt zum demenz-delirsensiblen Krankenhaus im Jahr 2019 ins Leben. Neben den Ergebnissen des Audits lieferten auch Fokusgruppen mit Stationsleitungen sowie Mitgliedern der Krankenhausleitung und Mitarbeitenden tiefergehende Erkenntnisse zu den Herausforderungen und Problemstellungen in der Versorgung von dementiell erkrankten Menschen im Klinikalltag. Auf Grundlage dieser Ergebnisse aus der Praxis und einer systematischen Literaturrecherche in einschlägiger Fachliteratur wurde die genaue Projektplanung vorgenommen. Um die Komplexität und Vielfalt einer demenz-delirsensiblen Versorgung zu strukturieren, wurden die vier Bausteine „Schulung“, „Behandlungspfad“, „Angehörige und Bezugspersonen“ und „Organisation und Rahmenbedingungen“ benannt. Dem Baustein der „Schulung“ wurde eine übergeordnete Rolle zugeschrieben. Pflegenden wird dabei eine besondere Rolle zugesprochen, da sie als nächste Berufsgruppe zum Patienten maßgeblich die Bindung und Beziehungsgestaltung steuern und umsetzen.

Nachdem die Schulungsthemen festgelegt und das Curriculum erstellt wurden, konnte das Lehr-Lernkonzept strukturiert und finalisiert werden. In diesem Zusammenhang wurde der Fokus schnell auf das eLearning-Format gerichtet, da mit diesem Format die Zielgruppe der Pflegenden die Möglichkeit erhielt, die Fortbildungen zeit- und ortsunabhängig neben dem Klinikalltag durchzuführen. Daher wurde mit der Stabsstelle für Digitales Bildungs- und Kompetenzmanagement Kontakt aufgenommen und die methodische Umsetzung geplant. Orientiert wurde sich hierbei an den Erfahrungen, die im Hinblick auf die Akzeptanz der Mitarbeitenden zu den einzelnen schon bestehenden digitalen Fortbildungsformaten gemacht wurden. Außerdem wurden vor der finalen Erstellung der eLearnings alle Module auf einer Pilotstation in Präsenz geschult, um die Lerninhalte bestmöglich für die Mitarbeitenden aufzubereiten und darzustellen. Durch dieses Vorgehen war es möglich, ein direktes und unverfälschtes Feedback zu bekommen und die neugewonnenen Erkenntnisse in die eLearnings einfließen zu lassen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurden die Schulungsinhalte inhaltlich angepasst und mediendidaktisch in Form von Learning Nuggets aufbereitet.

Projektergebnis

Die Learning Nuggets wurden nach der erfolgten Überarbeitung auf der im Unternehmen genutzten Lernplattform NielsAkademie in Form von einzelnen eLearning-Modulen bereitgestellt, die übersichtlich in eine interaktive Grafik mit allen Themen der Fortbildungsreihe eingebunden sind. Die digitale Schulung wurde von den Niels-Stensen-Kliniken als ein großes Web Based Training konzipiert, in welchem zu jedem der insgesamt 14 thematischen Schwerpunkte ein Learning Nugget eingebettet ist und für die Lerner jederzeit zum Abruf bereit steht. Neben den Learning-Nuggets stehen auf der Kursumgebung ein Forum für Diskussionen rund um das Thema „Demenz“, eine Literatursammlung und Kurzfortbildungen für Pflegende, sogenannte „One-Minute-Wonder“, zur Verfügung.

Den Lernerfolg und die Nachhaltigkeit der Fortbildungsreihe zum Thema „Demenz und Delir“ zu messen, gestaltet sich als schwierig, da sich beides erst durch die individuelle Anwendung passender Schulungsinhalte in der Versorgung eines dementiell erkrankten Menschen zeigt. Letztendlich steht laut den Niels-Stensen-Kliniken damit vor allem der Mensch mit Demenz und seine Angehörigen im Fokus, den Lernerfolg der Schulung zu bewerten. Daneben aber auch das qualifizierte Personal.

Die Überprüfung des Lernerfolgs und der Nachhaltigkeit wird zwei Jahre nach der Bereitstellung der eLearnings zusätzlich durch ein Audit erfolgen. Dabei sollen standardisierte Befragungen von Mitarbeitenden, Patienten und Angehörigen vorgenommen werden. Um die Akzeptanz der Fortbildung zu erhöhen und den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, die vermittelten Schulungsinhalte in der Praxis anwenden zu können und erste Erfahrungen mit diesen zu machen, wurde sich zu Beginn gegen die Integrierung eines Abschlusstests in das E-Learning entschieden. Nach zwei Jahren ist dieses aber zur Überprüfung des Lernerfolgs geplant.

Fazit

Die Niels-Stensen-Kliniken gingen mit dem Projekt „Demenz- und delirsensibles Krankenhaus“ ein großes und gesellschaftlich bedeutsames Thema per Vermittlung durch kleine und überschaubare Learning Nuggets an. Das Wissen kann von den Pflegenden somit entweder auf einfachem Wege vorab konsumiert werden oder aber auch „on demand“ in der Praxis. Die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, welche ihre Arbeit in der Regel im Dreischichtbetrieb versehen, profitieren dabei ganz besonders von diesem flexiblen und auf die Zielgruppe abgestimmten Lernangebot. Diesen Eindruck gewann die Jury des eLearning Journals und verleiht aufgrund der hervorragenden Umsetzung den eLearning AWARD 2022 in der Kategorie „Learning Nuggets“ an die Niels-Stensen Kliniken GmbH.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Die Niels-Stensen-Kliniken möchten Learning Nuggets zum Thema Demenz und Delir aufsetzen. Das inhaltliche Niveau soll dabei der aktuellen Fachliteratur entsprechen, das Pflegepersonal zugleich aber auch nicht überfordert werden.

Besonderheiten:
Die Vermittlung soll vor allem über kurzweilige Learning Nuggets erfolgen und so besonders nutzergerecht und modernen Ansprüchen gemäß gegenüber dem Pflegepersonal zum Einsatz kommen.


Projektverantwortliche

Niels-Stensen-Kliniken GmbH

Johanna Seiters
Referentin für Personalentwicklung

Niels-Stensen-Kliniken GmbH
Detmarstraße 6-8
D-49074 Osnabrück

johanna.seiters@niels-stensen-kliniken.de
www.niels-stensen-kliniken.de

Niels-Stensen-Kliniken GmbH

Clara Heuer
Pflegewissenschaftlerin

Niels-Stensen-Kliniken GmbH
Detmarstraße 6-8
D-49074 Osnabrück

clara.heuer@niels-stensen-kliniken.de
www.niels-stensen-kliniken.de