Die Lernkultur umkrempeln mit digitalem Lernen

Mitten im Prozess, die Nutzer zu verstehen – Mit Hilfe von „Personas“ wurde die Ausrichtung des LMS analysiert und vorbereitet. Ein Persona hatte dabei verschiedene Attribute und Eigenschaften, um schlussendlich die Stakeholder und deren Verhaltensweisen besser zu verstehen. Dies wurde genutzt, um das LMS bestmöglich und nutzerfreundlich für die Anwender zu konfigurieren.

Die digitale Transformation kennt keinen Stillstand. Vielmehr sorgt sie dafür, dass Unternehmen sich anpassen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das bedeutet nicht zuletzt auch eine Umstellung der Lernkultur im Unternehmen. Insbesondere dann, wenn digitales Lernen sich bisher noch gar nicht durchgesetzt hat und von Grund auf neu aufgestellt werden muss.

Für viele Unternehmen ist der Schritt hin zu digitalen Lernformaten eine komplett neue Erfahrung. Dabei muss Covid nicht der Initiator dieser Transformation sein, kann aber als Motor der Entwicklung und des Bedarfs an sich wirken. So auch für die WAREMA Renkhoff SE. Bereits im Herbst 2019 wurde das Projekt „Digitales Lernen“ initiiert. Schließlich bestand das Trainingsprogramm des Unternehmens zu 95% aus Präsenz-Lernmaßnahmen. Der Rest der circa 5% ließ sich auf Webinare und Lernvideos aufteilen. Anlass für das Projekt war vor allem die steigende Nachfrage von Kunden im Ausland nach digitalen Lernformaten – insbesondere auch, da Präsenz-Trainings unter anderem lange Anfahrtszeiten und Ausfall von Arbeitskraft bedeuteten.

Lernbedarfe

Durch aktuelle Studien gestützt ist klar geworden, dass der Trend des Lernens verstärkt in Richtung kurzer Erklärvideos bzw. Video-Nuggets und Blended Learning-Formate geht. Durch die Anfrage von Kunden und Mitarbeitenden wurden insbesondere Videoangebote verstärkt nachgefragt. Allerdings hatte sich gezeigt, dass die Erstellung neuer digitaler Lernangebote bei WAREMA langwierige Erstellprozesse bedeuteten. Außerdem musste der Zugriff auf die Lernformate verbessert und vereinfacht werden. Zusätzlich waren die gut 90 Trainer*innen, die bei WAREMA tätig waren, bereits maximal ausgelastet. Ein weiterer Verbleib bei einem reinen Präsenztraining konnte nicht mehr ausreichen, um nicht zuletzt auch den sich stets verändernden Anforderungen des Markts gerecht zu werden.

Um die zentralen Stakeholder, Mitarbeitende und Kunden gleichermaßen gut bedienen zu können, wurde das Projekt unter eine Doppelleitung gestellt. Ziel des Projektes war es, eine moderne Infrastruktur zu entwickeln, die für Kunden und Mitarbeitenden gleichsam ein digitales Lernangebot bietet, welche sich zu dem bereits vorhandenen Lernangebot ergänzend darstellt. Der Zugang sollte für alle Nutzer jederzeit und mobil ermöglicht werden. Damit sollten nicht nur dezentrale Lernende erreicht werden, sondern auch ein selbstgesteuertes Lernen ermöglicht und gefördert werden. Die damit erreichte Flexibilisierung des Lernens begünstigt ein „Learning on Demand“ und reduziert gleichzeitig auch Anfahrtswege- und -zeiten, die einen Arbeitsausfall darstellen. Die Einführung eines LMS alleine sollte dafür jedoch nicht genügen. Viel mehr war eine umfassendere Umgestaltung vonnöten, welche insbesondere auch eine neue Aufgabenverteilung, Fortbildung in digitalen Kompetenzen sowie eine Veränderung der Lernkultur im Unternehmen an sich bedeutete. Aufgrund vieler Kunden aus dem Ausland wurde eine breitere, mehrsprachige Auslegung des Lernens benötigt.

Projektverlauf

Um sich den zwei Hauptzielgruppen, die Kunden und die Mitarbeitenden von WAREMA, anzunähern, wurden sogenannte „Personas“ erarbeitet. Hierbei handelt es sich um fiktive Nutzer der Zielgruppe, in welche versucht wurde, sich mit Hilfe verschiedener Kriterien hineinzuversetzen. So verfügten die einzelnen „Personas“ über Attribute wie Name, Alter, Hobbies, berufliche Aufgaben und Ziele, Charaktereigenschaften sowie Ängste und Bedenken bzw. Erwartungen gegenüber dem Thema Digitales Lernen. Hiermit sollte in Workshops mit Kleingruppen das Vorgehen bei der Entwicklung des LMS ermittelt werden. Dies fand in der ersten Phase des Projekts statt, welche der Vorbereitung und Analyse diente. In dieser Phase wurden unter anderem auch die Neuausrichtung der Lernkultur, neue Verantwortlichkeiten und Aufgabenverteilung sowie die Generierung digitaler Kompetenzen geplant. Dies umfasste den Zeitraum von August bis einschließlich November 2019.

In der zweiten Phase ab Dezember 2019 bis August 2020 ging es um die Konzeption des LMS. So wurden die Rahmenbedingungen zur Einführung des Systems abgesteckt. Hierbei stand und steht WAREMA bis dato die p-didakt GmbH partnerschaftlich beratend zur Seite. In Workshops wurde hier gemeinsam erarbeitet, welche Eigenschaften das benötigte LMS besitzen sollte. Auf diese Weise wurde schlussendlich die Learning Suite der IMC AG gewählt, welche insbesondere in Sachen der Anwenderfreundlichkeit hatte überzeugen können.

Zusammen mit den rund 90 Trainern der WAREMA Renkhoff SE wurde innerhalb dieser Phase zudem konzeptioniert, welche Inhalte der zukünftigen Lernkultur bei WAREMA digital stattfinden sollten bzw. welche am besten weiterhin in Präsenz durchgeführt werden müssten. Auf dieser Basis wurden Content-Filter entwickelt, um eine Empfehlung abzugeben, welche Inhalte digital, in Präsenz oder gar als Blended Learning angeboten werden sollten.

In der Implentierungs- und Testphase wurde das LMS als „WAREMA Academy“ und für Kunden „Sun Academy“ getauft; unter diesen Namen wird dieses LMS auch bei Kunden und Mitarbeitenden beworben. In dieser Phase begann auch die Zusammenarbeit mit den Projektleitern der IMC AG. Aufgrund der Corona-Pandemie fand das Einführungsprojekt ab September 2020 rein digital statt; dieser Umstand hält sich bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Hier wurde auch die Konfiguration der Learningsuite durchgeführt, was eine längere Zeit in Anspruch nahm, um den Anforderungen entsprechen zu können. Insbesondere das Thema Nutzerfreundlichkeit hatte hier eine hohe Gewichtung, weshalb die Testphasen mit Probanden aus den Zielgruppen stattfanden.

Aufgrund der hohen Nachfrage nach Videos wurde zudem ein weiteres Autorentool zur Videoerstellung eingeführt. Hierbei ging es vor allem darum, eine Möglichkeit der Videoerstellung zu schaffen, die möglichst leicht und schnell durchführbar ist. So liegt hier der Fokus auf „User Generated Content “, um eine möglichst schnelle Befüllung des LMS mit Inhalten zu ermöglichen. Somit soll es den Nutzern des LMS grundsätzlich ermöglicht sein, Inhalte selber zu erstellen und zu veröffentlichen.

Der finale Rollout des LMS fand für die Mitarbeitenden im August 2021 statt. Das Go-Live für die Kunden ist für das 1. Quartal 2022 angepeilt.

Zusammenhängend mit der Einführung des LMS wurden neue Rollen und Verantwortlichkeiten bei WAREMA definiert. So wurde ein Prozess erarbeitet, welcher klarstellt, wie digitaler Content bei WAREMA erstellt, erarbeitet sowie gepflegt und zuletzt in der WAREMA Academy / Sun Academy bereitgestellt wird. Dazu wurde die Einheit des „Digital Learning Managements“ erschaffen, welche diese Belange fortan steuert. Hierbei geht es auch um die langfristige Weiterentwicklung des LMS sowie um die Auswahl und Gestaltung didaktischer und digitaler Inhalte. Schlussendlich wurden zudem Workshops für die Führungsebenen durchgeführt, welche die gemeinsame Gestaltung der neuen Lernkultur zum Thema hatten.

Projektergebnis

Insbesondere durch die während des Projektverlaufs eingetretene Pandemie ist der Bedarf nach digitalen Lernformaten immens gestiegen. Dies schlägt sich in einer grundsätzlich hohen Akzeptanz nieder; sowohl die Mitarbeitenden als auch die Kunden zeigten sich in Gesprächen während der Testläufe gegenüber der Einführung des LMS offen und trugen zur Verbesserung der Plattform in Content-Fragen und somit zur Weiterentwicklung des Projekts bei. Bei den Testphasen wurden die Tester*innen nach einem Schlüssel der erstellten Personas ausgewählt; deren Feedback hatte Einfluss auf die weitere Optimierung des LMS. Es zeigt sich, dass insbesondere Erklärvideos für Software-Einführung gerne genutzt werden.

Sowohl innerhalb der Academy selber als auch via E-Mail ist es möglich, konstruktives Feedback abzugeben, was auch regelmäßig genutzt wird. Zur Förderung des selbstgesteuerten Lernens wurde das Arbeitspaket „Lernkultur, Change & Kommunikation“ eingeführt, um den Contentkonsum in der Academy ohne Freigabe-Barrieren gestalten zu können: Jedem ist es möglich, sich on Demand Inhalte anzueignen oder sich gar für Präsenztrainings anzumelden, ohne dafür zuvor von Führungskräften Genehmigungen einholen zu müssen.

Fazit

Von beinahe 0 auf 100 hat die WAREMA Renkhoff SE ein digitales Lernsystem aufgestellt. Während einzelne, zaghafte Digitalinhalte bereits existierten, war dies für das Unternehmen dennoch ein kompletter Neueinstieg in das Thema. Die Zeit war dafür reif, die globale Gesundheitskrise zeigte sich zudem nicht nur als Motor, sondern als Bestätigung des Nutzens des LMS. Um es den Mitarbeitenden und den Kunden einfacher zu gestalten, aber vor allem um den Ansprüchen des Markts gerecht zu werden und nachzukommen, wurde dieses Projekt in die Welt gerufen. Als Newcomer in diesem Bereich ist es nicht einfach, sich zurechtzufinden. Doch das Projekt trägt seine Früchte und das nicht zuletzt auch, da man nicht davor zurückgeschreckt ist, sich Hilfe von anderer Stelle zu holen, hier in Form der Beratung durch p-didakt. Aus diesen Gründen freut sich die Jury des eJournal AWARDS 2022 WAREMA in der Kategorie „eLearning Einstieg“ auszuzeichnen.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Einführung einer modernen Lerninfrastruktur, an einer Stelle, in der bisher zur überwiegenden Mehrheit in Präsenz geschult wurde, bei der dezentrale Lernende nicht nur erreicht werden sollen, sondern ein selbstgesteuertes Lernen gefördert wird.

Besonderheiten:
Dadurch, dass vorher so gut wie keine digitalen Lernformate existierten, musste von Grund auf neu aufgebaut werden. Es gab insofern vorher kein LMS bei WAREMA, wodurch eine Unterstützung durch Experten benötigt wurde. Insbesondere in Sachen „Erklär-Videos“ gab es durch Kunden und Mitarbeitende zuvor erhöhte Nachfrage.


Projektverantwortliche

WAREMA Renkhoff SE

Franziska Weick
Projektleiterin

WAREMA Renkhoff SE
Hans-Wilhelm-Renkhoff-Straße 2
D-97828 Marktheidenfeld

franziska.weick@warema.de
www.warema.de

WAREMA Renkhoff SE

Denise Mikaszek
Projektleiterin

WAREMA Renkhoff SE
Hans-Wilhelm-Renkhoff-Straße 2
D-97828 Marktheidenfeld

denise.mikaszek@warema.de
www.warema.de