Offenes Ökosystem Stud.IP – Nach innen und außen offen

Der Begriff Ökosystem ist uns durch den Biologieunterricht geläufig. Er bezeichnet, knapp formuliert, eine Lebensgemeinschaft von unterschiedlichen Arten. Seit einigen Jahren liest sich digitales Ökosystem wie ein neuer Kampfbegriff, der von einigen der weltweit größten Tech-Player besetzt wurde. Ohne Herstellernamen zu nennen, gibt die Kombination von Stichwörtern wie App-Store, Online-Services und smarter Hardware wenig Anlass für positive Assoziationen. Wer schon einmal versucht hat, seine elektronische Bibliothek von einem eReader auf den eines anderen Herstellers umzuziehen oder seine Daten von einer Handymarke zu einer anderen zu übertragen, dem fallen eher Begriffe ein wie „Lock-in-Effekt und „Gewinnmaximierung“. Als Nutzer:in ist man schnell in einer Situation der Abhängigkeit, wenn nicht sogar in einem System gefangen. Ökosysteme sind ihrer biologischen Definition nach jedoch immer offen und wandelbar, und dass es auch anders geht und ein Ökosystem seine Nutzer:innen nicht einsperren muss, zeigt ein Blick auf das Lern- und Campusmanagementsystem Stud.IP.

DataquestIm Altgriechischen steht „oikós“ für „Haus“ und „sýstema“ für das „Zusammengestellte“ oder das „Verbundene“. Ein individuell zusammengestelltes, offenes Haus – dieses Bild beschreibt das Lernmanagementsystem Stud.IP sehr passend. Ähnlich wie bei einem Modulhaus werden mit der Basisinstallation Standardkomponenten geliefert, die dann ganz nach den individuellen Bedarfen angepasst und erweitert werden können. Jedes Haus sieht dann – je nach Bildungseinrichtung, deren Struktur es wie auf einem individuellen Grundriss abbildet, etwas anders aus.

Stud.IP steht für „Studienbegleitender Internetsupport von Präsenzlehre“, und wie der Name schon sagt, ist das System vor allem im Bereich der Aus- und Weiterbildung zuhause.

Es dient der Unterstützung von Personen, die Lehre und Verwaltung an ihrer Einrichtung umsetzen. In allererster Linie wird die Kommunikation zwischen Lehrenden und Teilnehmenden kursbezogen unterstützt. Diese digitale Unterstützung von Lehrveranstaltungen war vor gut 20 Jahren der Grundgedanke der Open-Source-Initiative, die Stud.IP bis heute weiterentwickelt.

Reichten damals noch simple Online-Ordner, ein Forum und ein Chat zur Unterstützung der Lehre, sind die Anforderungen und Erwartungen mitterweile gänzlich andere. Stud.IP ist entlang dieser Anforderungen gewachsen. Kontinuierliche Weiterentwicklung, Schnittstellen nach innen und außen, Einbindung von externen Services, speziell für Stud.IP entwickelte Erweiterungen oder die Verwendbarkeit von standardisierten Komponenten anderer Systeme – Stud.IP hat sich neuen (äußeren) Bedingungen angepasst und ist gewachsen, von der kleinen Plattform zu einem ganzen und großen Ökosystem für die Bildung.

Vorteile des Innenausbaus

Jedes Stud.IP enthält den Zugriff auf den Plugin-Marktplatz, das offene Äquivalent zu den App-Stores. Über 170 Erweiterungen für das Stud.IP-Kernsystem stehen dort bereit, allesamt lizenzkostenfrei und quelloffen. Jede Bildungseinrichtung kann sich hier nach eigenen Bedarfen an den Open-Source-Komponenten bedienen. So wird die Grundinstanz individuell angepasst und ausgebaut. Jedes Stud.IP bildet gewissermaßen ein in sich stabiles Ökosystem ab. In der Lehre sind – nicht erst seit der Corona-Krise – neue Trends und Vermittlungsweisen von Lehrstoff hinzugekommen. Beispiele dafür sind die Videolehre über Livestreams oder Aufzeichnungen, ePrüfungen oder die Möglichkeit, unterschiedlichste Medien, Tests und Aufgaben miteinander zu kombinieren.

Innerhalb einer großen Bildungseinrichtung können verschiedene Bedarfe entstehen – Fächer wie Mathematik müssen anders vermittelt und geprüft werden als zum Beispiel Sprachen. In Stud.IP lassen sich diese Bedarfe zielgerichtet abbilden. Bestimmte Plugins lassen sich nur für verschiedene Veranstaltungsarten oder Einrichtungsbereiche freischalten – auf diese Weise tauchen nicht plötzlich in einer Informatikveranstaltung Sprachtandems auf.

Nicht nur Lehre, sondern auch die Verwaltung des Bildungsbetriebs wird von Stud.IP unterstützt. Dazu gehören die Kursplanung, Raumverwaltung, Stundenplanerstellung bis hin zur Evaluation von Kursen und Lehrenden.

Jede Bildungseinrichtung funktioniert etwas anders und hat andere Schwerpunkte. Stud.IP kann durch sein Ökosystem eine große Bandbreite an Bildungsbetrieben unterstützen. Hochschulen, Schulen, Berufsakademien oder auch Verbände finden ihre Anforderungen bei Stud.IP abgedeckt. Das liegt daran, dass nicht nur die Funktionalität, sondern auch die innere Struktur und das Erscheinungsbild von Stud.IP anpassbar ist. Jedes Stud.IP-System kann anders aussehen und das jeweilige Firmen- oder Verbandsdesign mit entsprechenden Logos und Farben annehmen. Da der Code von Stud.IP quelloffen ist, können diese Anpassungen individuell durchgeführt oder bei der data-quest GmbH in Auftrag gegeben werden. Das Unternehmen ist spezialisierter Full-Service-Dienstleister im Entwicklungs-Ökosystem von Stud.IP und stellt neue Installationen maßgeschneidert und schlüsselfertig zur Verfügung.

Sinnvolle Anbauten

Auch wenn das Stud.IP-Kernsystem oder auch der Grundbausatz zahlreiche und wertvolle Funktionen enthält, kann ein bereits auf Kundenbedarfe angepasstes Stud.IP dennoch trotz „individueller Innenausstattung“ nicht alles unter einem Dach vereinen – und das will es auch gar nicht. Gewisse etablierte Anwendungen in Lehre und Verwaltung, von der Prüfungs- bis zur Finanzbuchhaltungssoftware, sind für Nutzende an den Betreibereinrichtungen unverzichtbar. Durch verschiedene Schnittstellen ist es mittlerweile möglich, diese anzubinden und Arbeitsabläufe miteinander zu verknüpfen. Das bedeutet: Es können sinvolle Anbauten an das Haus entstehen. Dabei steht Stud.IP meist als Verbindungsstück im Zentrum verschiedener Systeme. Die zahlreichen Schnittstellen ermöglichen es, dass aus isolierten Einzelsystemen ein großes und ganzes wird, das systemübergreifend Arbeits-, Lehr- und Lernprozesse abbildet.

Aus einzelnen Bausteinen macht Stud.IP ein Haus. Aber bevor ein solches Vorhaben in die Tat umgesetzt wird, sollte, – um bei diesem Bild zu bleiben–, zunächst ein/e Architekt:in zurate gezogen sowie die zukünftigen Bewohner:innen nach ihren Wünschen befragt werden. Damit will ich sagen, dass eine Softwareeinführung und die Kombination verschiedener Komponenten immer auch eine Überprüfung von Arbeitsweisen und -prozessen bedeutet. Dies gilt insbesondere für die Digitalisierung existierender Prozesse, die dadurch häufig verschlankt werden können.

Hierzu ist ein Analyse- und Planungsprozess empfehlenswert, der zunächst den Ist- und Sollzustand abgleicht und Ziele formuliert, bevor es an die Umsetzung geht. Gewinnbringend und entlastend kann an dieser Stelle sein, eine externe Beratung hinzuzuziehen. Dies ist eine Kernkompetenz von data-quest, die seit 20 Jahren die Prozesse an Hochschulen und anderen Einrichtungen begleitet.

Eine starke (Haus-)gemeinschaft

Mit data-quest als Architekturbüro und den Erweiterungen, Schnittstellen und Zusatzservices, stehen Bildungseinrichtungen – von der großen Universität bis hin zur Berufsakademie – die besten und geeignetsten Komponenten für den Auf- und Ausbau der eigenen Bildungsinfrastruktur auf Basis von Stud.IP zur Verfügung. Bereits existierende Systeme werden damit nicht unbedingt obsolet – was sich bewährt hat, wird an das eigene Ökosystem angegliedert. Bildungseinrichtungen, die sich für Stud.IP entscheiden, setzen es konkurrenzlos günstig ein, denn so unterschiedlich die Bestandteile von Stud.IP und seinen Plugins auch sind: Allen gemein ist, dass sie echte Open-Source-Software und damit lizenzkostenfrei sind. Darüber hinaus profitieren sie von einem lebendigen und sich fortwährend weiterentwickelnden Ökosystem, das in Koevolution zwischen Bildungseinrichtungen, Entwicklung und Partnern immer weiterwächst. Und das ohne lästige „Lock-in-Effekte“, denn mit dem Einsatz von Stud.IP begibt man sich nicht in die Abhängigkeit eines einzelnen Herstellers. Komponenten sind austauschbar und interoperabel. Inhalte lassen sich exportieren und in anderen Kontexten nachnutzen – falls gewünscht, sogar als freie Open Educational Ressources (OER), die über den eingebauten OER-Marktplatz – die neueste Erweiterung des Stud.IP-Ökosystems – bequem recherchiert oder geteilt werden können. Damit füllt sich dann das Haus mit Leben.


Firmenportrait

data-quest ist auf Consulting, Support und die Weiterentwicklung von Open-Source-Software im Bildungsbereich spezialisiert. In 20 Jahren hat das Unternehmen zudem eine ausgezeichnete Expertise für Prozesse und Abläufe an Hochschulen und Unternehmen erworben und bietet in diesem Bereich Consulting an.


Die Autorin

Dr. Inke Beckmann

ist seit 2018 in den Bereichen Consulting sowie Projektmanagement- und koordination bei der data-quest GmbH in Göttingen tätig. In der Open-Source-Community der Lernplattform Stud.IP aktiv in den Arbeitskreisen Lernmanagementsysteme und Barrierefreiheit.

Magisterstudium der Kunstgeschichte sowie Mittleren und Neueren Geschichte. Promotion als Dr. phil. im Fach Kunstgeschichte, Projektmanagementfachfrau (IPMA Level D).

 


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