Homeoffice in Corona-Zeiten: Wie Lehrer digitales Lehren lernen
Der virtuelle Klassenraum will gelernt sein
Im Zuge der Corona-Krise befinden sich nicht nur Privatunternehmen aufgrund eingeschränkter Präsenz ihrer Mitarbeiter im Zugzwang zu digitalen Lern- und Weiterbildungsplattformen. Auch Schulen sind von den Einschränkungen betroffen und steigen somit vermehrt auf eLearning-Angebote spezialisierter Anbieter um. Der Fokus liegt dabei nicht selten erst einmal darauf, die Lehrer auf die potenzielle Zukunft des Schulunterrichtes vorzubereiten.
Lehrkräften helfen, den Unterricht mit erfolgsbewährten und praxisnahen Konzepten zu verbessern und in den Bereichen digitale Medien, Lehrergesundheit und Classroom Management lernwirksamer zu gestalten – das ist das Kerngeschäft des Calleo Instituts mit Sitz in Lüneburg. Es hat bisher über 17.000 Lehrkräfte im deutschsprachigen Raum weitergebildet, über 500 Fortbildungen veranstaltet und unterhält 35 staatliche Kooperationen. Aus aktuellem Anlass entschloss sich Stefan Burggraf von Frieling, Geschäftsführer von Calleo, nun Ansätze für Distanzunterricht, Alternativen zum Präsenzunterricht und Handlungsempfehlungen für die Umstellung auf den Distanzunterricht zu entwickeln, nachdem er über mehrere Schulleitungen und Lehrkräfte von dem Bedarf erfuhr.
Lernbedarfe
Kompakte und dennoch vollumfängliche Lösungen zur digitalen Unterstützung des Schulunterrichts sind, nicht nur in Zeiten des Corona-Virus, ein essentieller Baustein des modernen Schulalltags. Und sie werden zunehmend wichtiger. In Deutschland existieren bis dato keine einheitlichen Standards bezüglich des zu nutzenden Systems, zumal die Bundesländer, teils gar einzelne Kommunen oder Schulen, unterschiedliche Regelungen bezüglich Schulschließungen und dem damit verbundenen, verpflichtendem Distanzunterricht haben. Außerdem weist die Zielgruppe der Lehrkräfte und Schulleitungen ein vergleichsweise hohes Kompetenz- und Altersgefälle auf, was die Anforderungen an praktikable Online-Lernsysteme noch erhöht. Auch ist die allgemeine Bereitschaft zur Abkehr vom Frontalunterricht seitens des Kollegiums im Schulalltag geringer als es beispielsweise in bereits „durchdigitalisierten“ Privatunternehmen der Fall ist. Somit ist ein einfach zu bedienendes, schnell erlernbares digitales Unterrichtssystem Voraussetzung, um einen flächendeckenden und effizienten Ersatz oder Ergänzung zum Präsenzunterricht zu etablieren. Nicht zuletzt durch die Hemmnisse seitens der Lehrkräfte sowohl bei allgemeinen wie auch fachspezifischen Nachfragen zu Themen der Digitalisierung hilft eine digitale Plattform, in der eigenständig ohne Scham und im eigenen Tempo die Lerninhalte erneut durchgegangen werden können.
Projektverlauf
Bereits im April 2020, also unmittelbar nach der Verschärfung der Maßnahmen im März, wurde das Schulungssystem von mehreren Kultusministerien, Universitäten und Standorten der Lehrerfortbildung geprüft und aktiv an die Schulleitungen im jeweiligen Bundesland weiterempfohlen. Seitens der Universität Vechta, der Universität Oldenburg und des Instituts für Qualitätsentwicklung Mecklenburg-Vorpommern flossen stetig didaktische Hilfestellungen und Vorschläge zur Umsetzung in den Prozess mit ein. Über einen Fragebogen wurde die Akzeptanz der Lernplattform gemessen und laut Calleo Institut sind die Rückmeldungen von Schulleitungen, Lehrkräften und nicht zuletzt Universitäten und Lehrerverbänden durchweg positiv. Hierdurch konnten wichtige Erkenntnisse gesammelt werden, aus denen in Zukunft die aktuellen Fortbildungsangebote des Instituts durch digitale Schulungssysteme erweitert und das System an bundesland- oder gar schulspezifische Besonderheiten angepasst werden kann. Aktuell sind seit März 2020 bereits über 600 Schulleitungen bundesweit registriert. Darüber hinaus stellt das Institut für Qualitätsentwicklung Mecklenburg-Vorpommern (IQMV) seit Oktober 2020 als erstes Bundesland das inhaltlich erweiterte Calleo Schulungssystem „Effektiver Distanzunterricht“ seinen über 13.000 Lehrkräften kostenlos zur Verfügung, um den Herausforderungen des digitalen Fernunterrichts an jeder Schule gerecht werden zu können.
Projektergebnis
Das Calleo Schulungssystem bietet Lehrkräften die Möglichkeit, sich in ihrem eigenen Lerntempo orts- und zeitunabhängig eigene didaktische Anwendungsmöglichkeiten von digitalen Medien für ihren Unterricht zu erarbeiten und die Qualität ihrer Wissensvermittlung zu verbessern. Das Tool steht den teilnehmenden Schulen kostenlos zur Verfügung, sodass sich das Kollegium budgetunabhängig im Bereich digitalen Distanzunterrichts fortbilden kann und eine möglichst hohe Anzahl an Schulen von dem Service profitieren kann. Auf Kooperationen mit Soft- und Hardwareherstellern wird seitens Calleo bewusst verzichtet, um Schulen unabhängig und objektiv in ihrer Medienauswahl zu beraten. Die übersichtliche, in verschiedene Themenbereiche gegliederte Lernplattform ermöglicht den Lehrkräften die individuelle Nachbereitung des Lernstoffs, bis die Anwendung im eigenen Unterricht routiniert ist. Bei Fragen steht das Calleo Institut stets beratend zur Verfügung.
Fazit
Für die Jury des eLearning Journal war die Spezialisierung auf das stetig an Bedeutung gewinnende Distanzunterricht und ebenso die langjährige und quantitative Expertise des Calleo Institut e.K. ausschlaggebend für die Verleihung des eLearning AWARD 2021 in der Kategorie „Distanzunterricht“. Beispielhaft wurde anhand des eingereichten Projektes ein aktuelle und situationsgerechte Problemlösung für einen künftig an Bedeutung gewinnenden didaktischen Ansatz gefunden. Für die Zukunft plant der Anbieter sowohl eine Nutzung des LMS zur Live-Online-Fortbildung an Landesinstituten als auch die Nutzung zur Lerninhaltsvermittlung an Hochschulen, in deren Rahmen die Studierenden die Seminare orts- und zeitunabhängig mithilfe von Videos, Übungen und asynchroner Betreuung durchführen können.
Redaktion: Jacob Sablotny
Vorgaben & Besonderheiten
Vorgaben:
Aufgrund teils geringer Budgets der potenziellen Partnerschulen entschied man sich im Vornherein bereits für eine kostenlose Bereitstellung des Online-Lernsystems, um möglichst flächendeckend eine hohe Anzahl an Schulen mit dem Programm zu unterstützen. Auch wird bewusst keine Fremd-Soft oder -Hardware eingesetzt, um in der Beratung eine Objektivität zu wahren.
Besonderheiten:
Die Kollegien in Schulen setzen sich aus diversen Altersgruppen mit unterschiedlichem Vorwissen und Erfahrungsstand bezüglich digitaler Technologien zusammen. Innerhalb dieser heterogenen Nutzergruppe musste das LMS sowohl für jüngere Berufseinstieger als auch für erfahrene Lehrkräfte praktikabel sein. Letztere sind in der Regel weniger digital-affin, erstere hingegen können auf weniger Berufspraxis zurückblicken. Das Schulungssystem wird beiden Gruppen gerecht, indem technische Programmbeschreibungen Schritt für Schritt anhand fachspezifischer Unterrichtsbeispiele vorgestellt und erarbeitet werden können.
Projektverantwortliche
Calleo Institut
Stefan Burggraf von Frieling
Geschäftsführer
Calleo Institut
Elsterallee 32
D-21337 Lüneburg
kontakt@calleo-institut.de
www.calleo-institut.de
Calleo Institut
Rebekka Skjørestad Halter
Assistenz der Geschäftsführung
Institut für Qualitätsentwicklung Mecklenburg-Vorpommern
Christina Badouin
Fortbildungsbeauftragte Regionalbereich Greifswald