Kategorie: Rollout

Wichtige Entscheidungen schnell zu treffen, bedeutet nicht immer, vorschnell zu agieren. Häufig ist eben genau der unverhoffte, unvorhersehbare neue Umstand die erforderliche Initialzündung für eine neue Partnerschaft, eine neue Zusammenarbeit oder ein neues Produkt. Und plötzlich entstehen Synergien, die man gestern noch nicht kommen sah, aber heute nicht mehr missen möchte.

Dies geschah bei der Schaeffler Gruppe, einem global tätigen Automobil- und Industriezulieferer mit rund 83.700 Mitarbeitern an 170 Standorten in 50 Ländern. Bedingt durch Corona musste Schaeffler unter enormem Zeitdruck einen Weg finden, den 1.400 Auszubildenden ihre Ausbildung weiterhin zu ermöglichen. Infolgedessen entschied man sich nach einer ersten Marktanalyse für eine Zusammenarbeit mit der Cornelsen eCademy GmbH. Und dass dies nicht lediglich eine Notlösung für die minimal-notwendige Aufrechterhaltung des Ausbildungsbetriebs war, sondern eine sinnvolle zusätzliche Unterstützung der Azubis, war natürlich ein willkommener Nebeneffekt – auch für Post-Corona-Zeiten.

Lernbedarfe

Ausschlaggebend für die Entscheidung, den Auszubildenden des Zulieferers künftig mit einer digitalen Lernplattform unter die Arme zu greifen, waren maßgeblich die Berufsschulschließungen und die nur eingeschränkt mögliche Präsenzausbildung bedingt durch die Corona-Restriktionen. Bei Schaeffler hat man das Kapitel der Not übersprungen und ist gleich zu den Tugenden übergegangen. Eine wesentliche Herausforderung bestand darin, dass Auszubildende unterschiedlicher Ausbildungsberufe von zu Hause aus auf Lerninhalte zugreifen sollten. Und da nicht jedem Auszubildenden ein PC-Arbeitsplatz zur Verfügung steht, war der orts- und geräteunabhängige Mobile First-Ansatz eine der obersten Prämissen. Der Microlearning-Ansatz der Cornelsen eCademy deckte dieses Lastenheft ab. Zuvor gab es bei der Schaeffler Gruppe digitale Lernangebote für die Auszubildenden nur in einem geringen Umfang an den Standorten und ein externer Zugang auf das Firmennetz aus dem Homeoffice war mit privaten Endgeräten nicht möglich.

Projektverlauf

Da jeder Tag, an dem die Ausbildung stockte, sowohl für die Azubis als auch für den Betrieb ein verlorener Tag war, wurde bei Schaeffler in einem enormen Tempo gehandelt. Der unternehmensweite Rollout wurde nach dem Erstkontakt zur Cornelsen eCademy schnell durchgeführt und von dieser flexibel unterstützt. Die Ausbilder wurden per Webinar auf den Launch vorbereitet, indem die Funktionen ausführlich vermittelt und praxisnahe Tipps zum Einsatz gegeben wurden. Das Onboarding der Azubis erfolgte auf Augenhöhe in der Sprache der Generation Z – nämlich per Chatbots. Hier konnten Fragen und Probleme eingegeben sowie Feedback und Hilfestellungen herausgezogen werden. Die erfolgreiche Implementierung wird bei Cornelsen eCademy durch das Customer Success Team sichergestellt. Die Digital Coaches unterstützten Schaeffler bei den ersten Schritten in der Lernlösung und schließen daran Workshops, welche die Kompetenzvertiefung und -erweiterung der Ausbilder im Hinblick auf Blended Learning fokussieren, an.

Projektergebnis

Die eCademy Lernlösung besteht aus drei Phasen, welche die Nachhaltigkeit des Lernprozesses sicherstellen sollen. Auf die audio-visuelle Wissensvermittlung erfolgt die Wissensanwendung in Form von Aufgaben auf realitätsnahem IHK-Niveau. Ein den jeweiligen Lerneinheiten angeschlossener Test fragt das Erlernte ab und ermöglicht so eine unmittelbare Lernkontrolle. Bei Schwierigkeiten suchen die Azubis das persönliche Gespräch zum Ausbilder, der den Test zurücksetzen kann und so eine erneute Teilnahme ermöglicht. Ausbilder haben außerdem die Möglichkeit, mithilfe von Lernlisten einzelne Lerneineiten ganz bestimmten Auszubildenden zuzuweisen und so den Lernstoff, der benötigt wird, bereitzustellen. Um die Auszubildenden weder zu unter- noch zu überfordern, stellen die Lernlisten zudem ein Werkzeug zur Binnendifferenzierung dar. Je nach Lernstand erhalten die Lernenden ausgewählte Lerninhalte.

Ferner ist über die Lernlisten berufsübergreifendes Lernen möglich, da der Ausbilder den Auszubildenden Inhalte anderer Berufe zur Verfügung stellen kann. Darüber hinaus können die Lernenden Zusatzqualifikationen, wie 3D-Druck oder Digitalisierung der Arbeit, welche gemäß der Teilnovellierung entwickelt wurden, erwerben. Auch im Rahmen des Dualen Studiums wird eCademy eingesetzt, um die Inhalte der Berufsschule zu vertiefen und das Lernen durch Wiederholung zu ermöglichen.

Fazit

„Der Sprung auf eine digitale Lernplattform ist für uns sehr spontan gekommen. Die besonderen Rahmenbedingungen und die Handlungsnotwendigkeit haben eine schnelle und unbürokratische Abstimmung möglich gemacht“, sagt Paul Seren, Ausbildungsleiter Deutschland bei Schaeffler. Laut Schaeffler stieß das Projekt bei beiden Anwendergruppen, den Ausbildern und den Auszubildenden, auf große Akzeptanz. So wurde in einer Selbstevalu­ation der Ausbilder die „Sicherheit im Umgang“ mit digitalen Lernmedien mit durchschnittlich 7 von 10 Punkten bewertet. Die Nutzerzahlen lassen die Akzeptanz auf der Azubiseite erkennen. Verstärkt wird der Eindruck durch das regelmäßig eingeholte Feedback der Auszubildenden: „Das Lernen macht mehr Spaß und ich kann mir die Zeit selbst einteilen“ und „Die Aufgaben werden gut erklärt, sind logisch aufgebaut und ich muss auf das Ergebnis nicht lange warten“ sind nur zwei von vielen, durchweg positiven Nutzerstimmen. Aufgrund des bemerkenswert kleinen Zeitfensters zwischen Erstgespräch mit dem Anbieter und dem Rollout gebührt dem Projekt „Effizienter ausbilden mit eCademy“ zurecht der Sieg in der Kategorie „Rollout“ des eLearning AWARD 2021.

Redaktion: Jacob Sablotny