AGG im Unternehmenskontext: Mitarbeitersensibilisierung via Serious Gaming
Schon ein halber Verstoß wäre einer zu viel

Wenn man Sie fragen würde: Welche Problematik wird nach wie vor häufig nur mit Samthandschuhen angefasst und erfährt in vielen Unternehmen nicht den Stellenwert, der ihr gebührt – Woran würden Sie spontan denken? Soviel vorab: Der leere Cola-Automat im Kantinen-Flur ist es nicht. Vielmehr würden die meisten Lesenden wohl an eine globale Problematik denken, die leider nach wie vor in unserem Alltag und damit auch in Firmen grassiert: Die Diskriminierung aufgrund Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, Behinderung oder sexueller Orientierung.

Doch wie erkennt man überhaupt Diskriminierung? Wie ist sie laut Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz (AGG) definiert? Und an wen wenden sich Betroffene? Um ihre (neuen) Mitarbeitenden für diese wichtige Thematik entsprechend zu sensibilisieren, hat die Dirk Rossmann GmbH nun von der eLearning-Agentur tecwriter eine AGG-Schulung speziell für die Anforderungen und die Policy des deutschen Drogerie-Riesen entwickeln lassen. In einem verspielten Point-and-Click-Adventure lernen Neulinge und Stamm-Mitarbeitende so von der Vermeidung über die Erkennung bis hin zur Meldung alles rund um das 2013 verabschiedete Bundesgesetz und dessen Umsetzung im Berufsalltag der Dirk Rossmann GmbH.

Lernbedarfe

Laut Paragraph 12 Abs. 1 Satz 1 des AGG sind Arbeitgebende verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz vor Benachteiligungen der genannten Gruppen zu treffen. Dies beinhaltet neben vorbeugenden Maßnahmen wie Fortbildungen, Schulungen und internem Gesetzesaushang ebenso die Sanktionierung von Verstößen. Und auch den Arbeitgebenden können bei Verletzungen empfindliche Strafen, von sogenannten „Shitstorms“ bis zu langwierigen Gerichtsverfahren und Schadensersatzklagen treffen. So kann es schon reichen, wenn die Aushänge zum AGG nicht von allen Arbeitnehmenden „ohne besonderen Aufwand“ rezipiert werden können. Damit es so weit gar nicht erst kommt, wird dem Thema Anti-Diskriminierung bei der Drogeriekette nun eine eigene eLearning-Anwendung gewidmet. Der laut Rossmann „maximale Lernspaß“ sorgt dafür, mit geringem Einstiegshemmnis möglichst hohe Nutzendenzahlen zu generieren und die neuen Mitarbeitenden spielerisch auf dieses ernsthafte Thema und dessen Stellenwert im Unternehmen vorzubereiten. Und um Mitarbeitende vor Diskriminierung und sich vor Sanktionen zu schützen, sollten Arbeitgebende kein Mittel unversucht lassen. Apropos „ernsthaft spielen“: Der Begriff „Serious Gaming“ erfüllt hier wahrlich seinen Wortsinn.

Projektverlauf

Die Firma tecwriter lieferte ein LMS-fertiges SCORM-Paket. Sie setzte auf agiles Projektmanagement (SCRUM) bei der Planung und Durchführung der AGG-Anwendung für Rossmann. Projektbeteiligte der Dirk Rossmann GmbH wurden so oft wie möglich einbezogen, sodass aufkommende Fragen stets zeitnah geklärt und spätere, größere Revisionsschleifen vermieden wurden. Dadurch entstand auf beiden Seiten das produktive Gefühl, das Projekt gemeinsam zu erarbeiten und stets auf dem neuesten Stand zu sein. Der Rollout fand über das unternehmenseigene LMS der Dirk Rossmann GmbH statt. Auf eine breiter angelegte Promotionskampagne wurde bewusst verzichtet. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen innerhalb des Unternehmens Rossmann Befragungen zur Usability des WBTs durchgeführt werden.

Projektergebnis

Die Basis für die an den Bedarf der Dirk Rossmann GmbH angepasste Anwendung ist eine fachanwaltlich geprüfte AGG-Schulung von tecwriter. Herzstück der Workplace Learning-Anwendung bildet ein multimediales Menü nach Art eines Suchbildes. Wie in einem Point-and-Click-Game stehen Lernende zu Beginn vor der Aufgabe, in einer virtuellen Büroszenerie verschiedene Auffälligkeiten im Bezug auf das Thema Antidiskriminierung zu finden. Ist ein Bereich erkannt, fungiert das Suchbild gleichzeitig als Menü, von dem die Lernenden direkt in das zugehörige Themenkapitel springen. Dort warten realitätsnahe Stories mit Identifikationsfiguren sowie abwechslungsreiche Quizinteraktionen. Eine Chronologie befolgt das Gameplay bewusst nicht. Vielmehr können die einzelnen Kapitel in beliebiger Reihenfolge bearbeitet werden. Für die Visualisierung des Menüs, der Stories und der Kernaussagen wählte tecwriter einen hauseigenen Illustrationsstil und eine Vollvertonung, mit der Inhalte anschaulich, präzise und stets inhaltsbezogen im Sinne des Storytellings dargestellt werden können. Das WBT wird innerhalb des Unternehmens zur Sensibilisierung neuer Mitarbeitende für das Thema Antidiskriminierung sowie zur regelmäßigen Auffrischung des Wissens aller Mitarbeitenden eingesetzt.

Fazit

Der Anspruch, Fakten in Geschichten zu verpacken und damit, gerade bei für viele Mitarbeitende eher trockenen (Paragraphen) bis gar heiklen Themen (AGG), eine nachhaltige Lernmotivation zu erzeugen, konnte im Rahmen des vorliegenden Projektes erfüllt werden. Entsprechend zieht Martin Uhrig, Geschäftsführer von tecwriter, ein positives Fazit: „Nur was man begeistert lernt, lernt man nachhaltig. Nur wenn wir ganz genau wissen, was und wen wir erreichen wollen, können wir dafür sorgen, dass Lernende ein eLearning gerne bearbeiten und nicht als lästige Dienstpflicht empfinden.“. Die Jury des eLearning Journals hat die Einreichung der Dirk Rossmann GmbH ebenfalls gerne bearbeitet und auch empfunden: Und zwar mit „ausgezeichnet“ in der Kategorie „Antidiskriminierung“ des eLearning AWARD 2021. Überzeugt hat sie konsequente inhaltliche Umsetzung des enorm aktuellen, hochrelevanten Themas, sein Stellenwert innerhalb der Anwendung und die entsprechende, äußerst adäquate didaktische Ausführung des AGG-WBT, das tecwriter künftig auch anderen Interessierten in einer Standard- und einer individualisierbaren Variante anbietet.

Redaktion: Jacob Sablotny


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Gerade bei juristisch relevanten Themen innerhalb einer eLearning-Anwendung ist es notwendig, die Inhalte zu 100% verifiziert oder besser noch: anwaltlich geprüft zu haben. Dies war auch Prämisse für vorliegendes Projekt, da fachliche Fehler oder inhaltliche Unschärfen nicht nur die Lernenden verwirren, sondern für Auftraggebende auch empfindliche Strafen nach sich ziehen können.

Besonderheiten:
Innerhalb üblicher Gamification-Anwendungen ist mit den integrierten Suchbild-Interaktionen eine Innovation eingeführt worden. So verschmelzen die Grenzen zwischen Point-and-Click-Interaktion und Kapitelauswahl auf eine optisch interessante Weise und führen Lernende so immer wieder zum Navigationsmenü zurück, wo sie nach eigenem Gusto Lernschwerpunkte legen können.


Projektverantwortliche

Dirk Rossmann GmbH

Sven Jänichen
Teamleiter eLearning

Dirk Rossmann GmbH
Isernhägener Str. 16
D-30938 Burgwedel

sven.jaenichen@rossmann.de
www.rossmann.de

tecwriter

Martin Uhrig
Geschäftsführer

tecwriter – E-Learning. Training. Consulting.
Pforzheimer Str. 176/5
D-76275 Ettlingen

martin.uhrig@tecwriter.de
www.tecwriter.de