Webparade 09: 5 Antworten von Anja Röck

15.11.2020 | Lesezeit ca. 6 Minuten
Autor: Anja Röck

Trainer*innen… Covid-19… E-Trainer

Tierney – stock.adobe.com

Wäre der digitale Wandel tatsächlich so „einfach“ vollziehbar? Ich glaube dazu gehört mehr, vor allem mehr Wandel in den Köpfen vieler Personen.
Jacqueline Wolf und Jürgen Sammet haben eine Webparade zum Thema „Trainer & COVID-19“ #AgileLernbegleitung gestartet und verschiedene Fragen gestellt, auf die ich aus meiner Perspektive gerne hier eingehen möchte. Zunächst möchte ich deutlich machen, dass ich die Pandemie und COVID-19 sehr ernst nehme und keinesfalls als Bagatelle formulieren will. Die Aussage oben, dass es „nur“ COVID-19 benötigt, damit ein digitaler Wandel stattfinden kann, ist daher provokativ in Richtung Wandel-in-den-Köpfen gemeint, von welchem ich noch nicht sicher bin, dass dieser schon stattgefunden hat.

Doch nun zu den Fragen…

Was verändert sich für TrainerInnen durch COVID-19?

Was sich verändert hat, oder sollte ich besser sagen hatte, war, das von heut‘ auf morgen alles auf online umgestellt wurde. War eine Trainerin darauf nicht vorbereitet, dann brachen mit einem Schlag alle Aufträge weg, Einnahmen blieben aus und die eigene Existenz war in Gefahr.
Ich fand es erschreckend zu sehen, dass viele Trainer*innen auf diese Anforderung, dass E-Learning auf einmal einen anderen Stellenwert haben könnte, in keinster Weise vorbereitet waren. Vielleicht weil für mich außer Frage steht, dass die Zukunft in einer Mischung – Stichwort: Blended Learning – liegen wird.

Was sind die größten Herausforderungen für Trainer*innen im Umgang mit diesen Veränderungen?

Damit ergab sich als erste Herausforderung an die Trainer*innen: „Wenn du Aufträge haben willst – dann nur Online!“ Das allein wäre ja schon genug gewesen, doch es gab noch mehr, z.B.:

  • verschiedenste virtuelle Räume waren auf einmal kostenfrei verfügbar… auch solche von welchem Personen der E-Branche bisher nur randlich oder gar nicht gehört hatten.
  • der Datenschutz war auf einmal in Deutschland nicht mehr so wichtig. Haben wir uns in den vergangen zwei Jahren bis zum Abwinken mit der DSGVO beschäftigt, dann hieß es jetzt: „Frau Röck, darauf können wir gerade keine Rücksicht nehmen, wir müssen was tun…“ Bleibt nur die Nachfrage: „Und was ist nach Corona?“…
  • die Trainingsinhalte der Trainer*innen waren nicht auf Online, Stichwort: E-Didaktik vorbereitet. So fand zu Beginn in gewisser Weise „Präsenz über den Computer“ statt, mehr aber auch nicht.
  • hatte sich eine Trainerin und auch ihre Inhalte endlich auf Online eingestellt, dann machte die Internetverbindung nicht mit. Sie oder ihre Teilnehmer flogen aus den Online-Sessions. Das dies dann oft weder an der Software des virtuellen Raumes, noch an der Kompetenz der Trainerin lag, sondern an der schlechten digitalen Infrastruktur, die auf eine solche Auslastung wie während des Lock-downs nicht vorbereitet war, kam beim Endkunden, nicht unbedingt an. Es war wie eine selbsterfüllende Prophezeihung: „Technisches Lernen über den Computer „taugt“ nichts – und ist keinesfalls so gut wie Präsenz!“

Und mit all diesen Widrigkeiten sollte sich dann eine Trainerin dafür entscheiden, sich ggf. sowohl technisch, als auch didaktisch als E-Trainerin ausbilden zu lassen. Wo das Ganze doch sowieso eher ein „Notnagel“ war, eine hoffentlich bald vorübergehende Phase … und dann würde es wie früher sein…

Was ist hilfreich im Umgang mit diesen Herausforderungen?

Und doch gab es einige Trainer*innen, die den Sprung gemacht haben. Sie haben sich nicht nur provisorisch umgestellt, sondern sich richtig fit gemacht.
Haben sich mit Kunden unterhalten, versucht herauszufinden, ob es auch denkbar wäre Trainingskonzepte, die bisher ausschließlich in Präsenz stattgefunden haben, online durchzuführen.
Sie haben sich weitergebildet im 2D virtuellen Raum und sogar in 3D, um ihre Kunden in deren täglichen Notwendigkeiten weiterhin zu unterstützen.
Da wurde z.B. das Konzept für Krankenrückkehrgespräche von Angela Berger komplett umgestellt. Ralph Manger konzipierte Weiterbildungen für Kommunikation & Führung für 2D/3D Szenarien und Dr. Kai Hoffmann hat mit Führungskräften im Webinarraum reflektiert und meditiert.
Doch auch wenn es diese E-Trainer*innen nunmehr geschafft haben sich der Herausforderung zu stellen, diese anzunehmen, sich anzupassen, sich einzulassen und nach vorne zu denken, dann heißt das leider noch nicht, dass nun alles „in trockenen Tüchern“ ist.
Denn da sind ja auch noch die Kunden – und deren „eingelaufene Gedankenpfade“.

Welcher Nutzen ergibt sich aus den Veränderungen für Organisationen und Trainer*innen?

Es wäre toll, wenn sich für Trainer*innen automatisch, wenn sie sich auf die Veränderung einlassen, ergeben würde – dass es dann zukünftig einfacher wird.
Der Kunde fragt nach einem Konzept und die erste Gegenfrage der Trainerin lautet: „Möchten Sie das in Präsenz, Blended – oder ausschließlich Online?“ Und dann könnte man sich weiter unterhalten.
Diese Art der Unterhaltung wird sicher öfter als vor COVID-19 stattfinden, da sich ja gezeigt hat, dass vieles eben doch auch Online geht, vielleicht sogar besser geht.
Doch ob es zu einem tatsächlichen Wandel kommen wird, dass Online-Weiterbildung mit gleichem Stellenwert wahrgenommen werden wird, das bleibt aus meiner Sicht noch abzuwarten – da stimme ich mit dem mmb Institut überein,…
Das mmb Institut schrieb in ihrem August Newsletter: „Ob die COVID-19-Pandemie in der Digitalen Bildungswirtschaft wirklich einen „großen Sprung nach vorn“ gebracht hat, werden wir erst im Herbst 2020 deutlicher sehen…“

Was sollten Trainer*innen können, um weiterhin erfolgreich zu sein?

Tja, was sollten Trainer*innen nun wirklich tun – eine gute Frage?!

  • Ich denke, wie oben geschrieben, COVID-19 in Verbindung mit dem Log-down hat gezeigt, was online möglich ist und möglich sein könnte….
  • Ich vermute, dass dies bei einigen Kunden auch angekommen ist…
  • Ich unterstelle jedoch, dass wenn der Bedarf bzw. die „Not“ des Kunden nicht genau zu dem passt, dass Weiterbildungsformate eben auch genauso effektiv und effizient online durchgeführt werden können, dann wird er es lieber so „machen, wie es schon immer war.“

Trotzdem sollten aus meiner Sicht alle Trainer*innen nun genau hinschauen und hinhören – sich bestenfalls bereits jetzt fit machen fürs Online-Lernen.
Nach der Krisenzeit werden die aufgeschlossenen Kunden weniger Verständnis haben für fehlende E-Didaktik und E-Methodik – da heißt es jetzt loszugehen und dann „auf Stand“ zu sein, wenn der Kunde anruft!
Andernfalls fürchte ich, wird so mancher Auftrag dann nicht mehr durchführbar sein, da der Kunde entsprechende Erwartungen an die Kompetenz, Kenntnisse und Erfahrung der Trainer*innen haben wird.

Hier geht es zum Original-Beitrag

Webparade 08: Zum Beitrag von Miriam Lerch