Mehr als nur Compliance-Trainings – Lernbibliotheken in der Coronakrise

Schnell implementierbare eLearning-Lösungen wie Standard-Lerninhalte oder große Lernbibliotheken waren und sind vor dem Hintergrund der Coronakrise in diesem Jahr besonders gefragt. Als Beispiel einer umfangreichen Lernbibliothek stand uns Dr. Jonas Vrany von LinkedIn Learning für ein Interview zur Verfügung, um seine Erfahrungen der letzten Monate zu den Vorteilen und der Relevanz von Standard-Lerninhalten zu teilen.

eLearning Journal: Guten Tag, Herr Dr. Vrany. Können Sie zunächst sich sowie Ihr Unternehmen LinkedIn Learning vorstellen?

Dr. Jonas Vrany: LinkedIn Learning ist die führende E-Learning-Plattform, die gezielt zur Weiterbildung motiviert und dabei hilft, sich neue Kompetenzen anzueignen oder Kompetenzlücken zu schließen. Wir verfolgen dabei den Ansatz des Micro-Learnings: Unsere Lernbibliothek umfasst über 16.000 Kurse, die sich jeweils aus mehreren kurzen Videos zusammensetzen und von Branchenexperten vermittelt werden. Darunter befinden sich auch mehr als 2.600 Kurse auf Deutsch, die wir alle selbst produzieren, unter anderem in unseren Studios in Graz. Was uns als Lernanbieter einzigartig macht ist unsere Plattform LinkedIn.com: Anhand der Daten von weltweit über 690 Millionen Mitgliedern und Milliarden von Interaktionen auf LinkedIn können wir Themen für neue Kurse frühzeitig identifizieren und den Lernenden, entsprechend der jeweiligen Interessen, des Jobprofils oder auch fehlender Kompetenzen, gezielt Kurse vorschlagen. So erhalten die Lernenden Zugang zu relevanten und anwendbaren Lerninhalten, die sie einfach und von jedem Gerät aus – auch offline – abrufen können.

Mit meinem Team hier in München können wir Unternehmen auch strategisch unterstützen, indem wir sie hinsichtlich der Kompetenzen, die in der Belegschaft über- oder unterrepräsentiert sind, beraten. Wir helfen ihnen auch dabei, die unternehmensweiten Lernziele mit unserem Kursangebot abzugleichen. Dadurch legen wir die Grundlage für die strategische Personalplanung innerhalb von Unternehmen. So können Mitarbeiter bestmöglich auf die sich ändernden Anforderungen der Märkte vorbereitet werden.

eLearning Journal: Was zeichnet die Lerninhalte von LinkedIn Learning aus? Können mit LinkedIn Learning auch nachhaltig Kompetenzen erworben werden?

Dr. Jonas Vrany: Wir decken mit unseren Lerninhalten nicht nur eine große Bandbreite ab, wie beispielsweise Kursen zu Soft Skills, Hard Skills oder Leadership Skills, sondern haben auch einen sehr hohen Anspruch an die Kuratierung und die Qualität der LinkedIn Learning Kurse: Die Lerninhalte werden beispielsweise nur von Branchenexperten vermittelt, die zuvor einen strengen Auswahlprozess durchlaufen müssen. Dabei ist uns besonders wichtig, dass sie über langjährige Erfahrung im jeweiligen Bereich verfügen und zudem didaktisch versiert sind.

Wenn es um den Erwerb nachhaltiger Kompetenzen mittels E-Learning geht, spielen aus meiner Sicht mehrere Faktoren eine Rolle: der oder die Lernende selbst, das ergänzende Lernkonzept, etwa Hybrides Lernen, und natürlich die zu erlernenden Kompetenzen. Es gibt Lerninhalte, die eignet man sich durch einmaliges Ansehen an, für andere wiederum bedarf es wiederholtes Ausprobieren oder mehrmaliges Auffrischen der Inhalte. Ich vergesse zum Beispiel regelmäßig bestimmte Excel-Funktionen. Dann rufe ich das entsprechende Video bei LinkedIn Learning wieder auf und kann so meine Wissenslücke schließen. Auch Kurse zu Soft Skills schaue ich mir gerne ein zweites Mal an. Und genau darin liegt für mich der große Vorteil an einer E-Learning-Plattform wie unserer: Ich kann jederzeit auf alle Inhalte zugreifen oder auch Kurse oder Videos mit meinem Netzwerk oder meinem Team teilen.

Ein weiterer Pluspunkt von LinkedIn Learning sind Funktionen wie kurze Kapiteltests oder die Möglichkeit, Fragen an andere Lernende oder die Lehrer*innen über die Plattform zu stellen. Auf dem Weg zu einer sogenannten LXP, eine Learner Experience Plattform, über die man Zugriff auf externe Lerninhalte bekommt, werden wir entsprechende Features weiter ausbauen. Schon heute bieten wir Firmen die Möglichkeit an, den Mitarbeiter*innen über unsere Plattform eigene Kurse hochzuladen.

eLearning Journal: „Off-the-shelf“-Lerninhalte haben nicht immer den besten Ruf. Welche Mehrwerte können Standard-Inhalte Ihrer Erfahrung nach sowohl Unternehmen als auch deren Mitarbeitern bieten?

Dr. Jonas Vrany: Ich bin davon überzeugt: Wenn die Auswahl fertiger Lerninhalte groß genug ist, findet jeder, je nach Präferenz, spezifischem Interesse oder Kenntnisstand, die für sich relevanten Kurse. Durch entsprechendes Kuratieren und je nach Lernziel können den Lernenden dann entsprechende Lernsammlungen zu bestimmten Themen angeboten werden. Wir beraten unsere Kunden auch dabei, über sogenanntes Skill Mapping aufzuzeigen, welche Kurse zu welchen Lernzielen passen. Das hilft Unternehmen, ein individuelles Lernangebot für bestimmte Abteilungen oder Jobfamilien anbieten zu können, um Kompetenzlücken gezielt und flexibel zu schließen.

eLearning Journal: Wie setzen Unternehmen LinkedIn Learning in der betrieblichen Bildung ein? Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Dr. Jonas Vrany: Von kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu großen Enterprises – Unternehmen jeder Größe nutzen LinkedIn Learning. Audius etwa, eines der führenden IT- und Softwareunternehmen in Deutschland, nutzt LinkedIn Learning, um seine rund 500 Mitarbeiter strategisch weiterzubilden. Denn nur wenn das Fachwissen der eigenen Belegschaft immer auf dem neuesten Stand ist, kann Audius seinen Premium-Anspruch auch umsetzen. Die Herausforderung bestand nun darin, den Mitarbeitern, deren anspruchsvoller und reiseintensiver Arbeitsalltag ohnehin wenig Zeit lässt, eine Plattform zu bieten, über die sie sich ortsunabhängig und ohne Terminbindung selbstständig weiterbilden können. Das bereits etablierte Präsenzschulungsprogramm von Audius wurde kurzerhand um ein E-Learning-Angebot mit LinkedIn Learning Lizenzen für die gesamte Belegschaft erweitert. Das Besondere bei Audius ist, dass Führungskräfte in die Entwicklung von Lernpfaden und die Festlegung individueller Lernziele eingebunden werden. Dahinter steht die Überlegung, dass sie ihre Mitarbeiter kennen und deren Weiterbildungsbedarf verstehen. Gleichzeitig werden bei Audius mit Hilfe von LinkedIn Learning aber auch eigenverantwortliche Lernformen gefördert, bei denen viel vom Engagement und Interesse des Einzelnen abhängt. Die Zahlen sprechen in diesem Fall für sich: Im ersten Jahr nach Einführung der Lösung haben die Mitarbeitenden von Audius mehr als 2.400 Lernstunden absolviert und über 32.500 Videos angesehen.

Ein weiteres Beispiel ist Allianz Technology. Das Unternehmen hat mit seiner Initiative “Learning for a Good Cause” einen zusätzlichen Anreiz für eigenverantwortliches Lernen geschaffen: Die global operierende Shared-Services-Gesellschaft der Allianz, die die Digitalisierung des Mutterkonzerns vorantreibt, spendete drei Monate lang für jede Stunde, die Mitarbeiter auf LinkedIn Learning verbrachten, einen Euro an Naturschutzorganisationen. In der ersten Runde wurden 13.970 Lernstunden auf der Plattform absolviert, was zu einer Spende von 13.970 Euro führte. Das Projekt war so erfolgreich und fand in der Belegschaft dermaßen viel Zuspruch, dass es ein zweites Mal aufgesetzt wurde und weitere 12.000 Euro zusammenbrachte. Mit Hilfe von LinkedIn Learning ist es Allianz Technology auf inkludierende Weise gelungen, zwei zentrale Anliegen, die in der Unternehmenskultur verankert sind, zu verbinden: nämlich die Weiterentwicklung der eigenen Mitarbeiter und sich für wohltätige Zwecke, insbesondere für den Umweltschutz, zu engagieren.

eLearning Journal: Durch die Coronakrise hat eLearning auch in Deutschland eine Aufwertung erfahren. Quasi notgedrungen mussten sich Unternehmen erstmals mit dem Thema eLearning beschäftigen oder bereits bestehende Angebote erweitern. Welche Rolle haben Standard-Lerninhalte aber auch Trainingsbibliotheken wie LinkedIn Learning Ihrer Erfahrung nach in den letzten Wochen und Monaten gespielt?

Dr. Jonas Vrany: Zweifelsohne ist das generelle Interesse an E-Learning aufgrund der aktuellen Entwicklung gestiegen. Ein Einblick in unsere Zahlen: In den Monaten März, April und Mai sahen die Lernenden 2,4x mehr Stunden LinkedIn Lerninhalte als in den vorangegangenen drei Monaten. Aber noch immer tun sich viele Unternehmen in Deutschland schwer damit, E-Learning als eine zentrale Säule der eigenen Learning & Development-Strategie zu verstehen. Entscheidungen über sogenannte Learning Management Systeme werden häufig höher gewichtet als die eigentlichen Lerninhalte – auf die es aber aus Sicht der Lernenden eher ankommen sollte, als die entsprechende IT Infrastruktur, die oft schnell wieder veraltet ist, beim derzeitigen Entwicklungstempo in dieser Branche.

Ich bin aufgrund des Feedbacks unserer Kunden  sehr optimistisch, dass in den kommenden Monaten E-Learning bei vielen Unternehmen nicht nur ein fester Bestandteil der Learning- sondern auch der HR-Strategie wird –  auch, um bei einem weiteren möglichen Shut-Down oder der Verlängerung des dauerhaften Homeoffices wie etwa bei Google bis Juli 2021, vorbereitet zu sein.

Unabhängig von Corona wird das Thema Upskilling und Reskilling auch aufgrund der stattfindenden digitalen Transformation immer wichtiger, was viele Studien schon heute belegen. Und auch die Themen Mitarbeitermotivation und Mitarbeiterzufriedenheit sind eng mit Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten verknüpft.

Auf ein spannendes Thema möchte ich zum Schluss noch verweisen: Gemeinsam mit Microsoft hat LinkedIn ein Qualifizierungsprogramm gestartet, das 25 Millionen Jobsuchende weltweit mit kostenlosen Weiterbildungsmaßnahmen unterstützt. Digitale Tools und Lerninhalte sollen Menschen darin befähigen, den Einstieg in die Arbeitswelt von morgen zu finden. Das kostenlose Lernangebot ist ab sofort auch auf Deutsch auf unserer Plattform verfügbar:https://opportunity.linkedin.com/de-de/skills-for-in-demand-jobs