Kategorie: Personal Learning Environment

Neben dem Vertrieb von Versicherungspolicen, ist die Schadensregulierung wohl die größte Aufgabe einer Versicherung. Für den Kunden entscheidet sich gerade im Ernstfall und somit bei der tatsächlichen Inanspruchnahme, ob die Versicherung seinen Ansprüchen gerecht wird und er somit längerfristig Kunde bleibt. Klar, dass in diesem Rahmen eine intensive Form der Qualifizierung geboten ist.

Mit dem Ziel der Servicemarktführerschaft will die Allianz Versicherungs AG als eines der weltweit führenden Versicherungsunternehmen sein Engagement bei der Qualifizierung der eigenen Belegschaft ausweiten. Um diesem ambitionierten Qualitäts- und Serviceanspruch gerecht zu werden, wurde eine umfangreiche Qualifizierungsoffensive per Lernapp im Ressort Schaden aufgelegt. In der neuen virtuellen Lernwelt sollen über 3.000 Mitarbeitenden möglichst spielerisch und vor allem freiwillig das erforderliche Fachwissen vertiefen.

Lernbedarfe

Ziel des Allianz-Projekts ist es, das selbstgesteuerte, lebenslange Lernen nachhaltig zu verankern. Zum Einsatz kommt dabei eine Lernapp und der BYOD-Ansatz, der Lernen an jedem Ort, zu jeder Zeit und mit jedem Gerät ermöglicht. Die Nutzerakzeptanz wird durch ein einfaches, klares und zugleich ansprechendes User Interface Design gewonnen.

Da die Content-Eingabe und -Pflege von über 600 Schulungsmodulen in die Lernapp möglichst effizient und wirtschaftlich umgesetzt werden sollte, wurde zugleich ein Content Management System entwickelt, mit dem sich die Inhalte schnell und unkompliziert aktualisieren lassen. Gleichzeitig spielt es auch eine wichtige Rolle, individuelle Nutzerstatistiken, kumulierte Stakeholder-Reports, gezielte Lernpfade und -pläne zu erheben. Zusätzlich wird die aktive Lernzeit in der virtuellen Lernwelt dem persönlichen Lernzeitkonto gutgeschrieben.

Neben dem selbstgesteuerten Lernen sollte die virtuelle Lernwelt durch die Nutzung sämtlicher Skaleneffekte bei der Schulung von gut 3.000 Mitarbeitenden auch den ökonomischen Rahmenbedingungen der Versicherungswirtschaft gerecht werden.

Projektverlauf

Das Projekt „Virtuelle Lernwelt“ wurde von der Schadensakademie initiiert. Um das Ziel der Servicemarktführerschaft zu erreichen und zugleich den Stellenwert von Qualifizierung der Mitarbeitenden hervorzuheben, wurde das Projekt vom Vorstandsressort Schaden von Beginn an unterstützt. Im Verständnis einer agilen Produktentwicklung wurde die virtuelle Lernwelt in einem iterativen Prozess gemeinsam mit einem Expertenteam der Allianz im Bereich Schaden sowie dem straightlabs-Team entwickelt. Alle Milestones wurden unter Berücksichtigung der didaktischen Aspekte sowie den inhaltlichen und technischen Notwendigkeiten abgestimmt. Insbesondere bei der Konzeption und Erstellung der Inhalte wurden Fachverantwortliche aus den einzelnen Branchen sowie Fachkräfte aus den jeweiligen Abteilungen mit eingebunden.

Der finale Rollout erfolgte im Februar 2018. Zur Vorbereitung des Rollouts wurde die virtuelle Lernwelt in einer Roadshow an allen Standorten durch das Expertenteam der Allianz vorgestellt. Im Anschluss wurden alle Mitarbeitenden in einem Schreiben vom Vorstand eingeladen, in die neue virtuelle Welt des Lernens einzutauchen. Gleichzeitig wurden die Key-Features der Lernwelt vorgestellt und ein Link zur Anmeldung beigefügt.

Die nun folgende Betriebsphase wurde durch eine wissenschaftliche Studie zur Evaluation des Nutzerhaltens begleitet. Anhand der Studienergebnisse wurden zielgruppengerecht zum einen neue Schulungsinhalte erstellt und zum anderen neue, unterstützende Lernfunktionen ergänzt.

Projektergebnis

Mit dem Projekt „Allianz Virtuelle Lernwelt“ wurde eine cloudbasierte mobile Lern- und Wissensapp zur Unterstützung des lebenslangen Lernens entwickelt, die zugleich DSGVO-kompatiblen Datenschutz gewährleistet. Im eLearning wartet ein Methodenmix aus qualitätsgesicherten Fachinformationen, Quizzen, Fragen, Lernkarten, Fallstudien, Podcasts und Videos auf den Lerner, der so sein neu erworbenes Wissen langfristig verankern soll. Ob alleine, im Team oder im Wettbewerb – die Allianz Virtuelle Lernwelt soll für unter- schiedlichste Lerntypen das passende digitale Lernformat bieten. Sei es das Recherchieren von Fachinformationen in der Wissensdatenbank, das Lösen spannender Quiz-Fragen – alleine oder gegeneinander im Wettbewerb – das gezielte Vertiefen mit Lernkarten, das Hören von kurzweiligen Podcasts zu den jeweiligen Schulungsinhalten oder kurze Videos zur Visualisierung der Themen. Neben spielerischen Game-Mechaniken wird die virtuelle Lernwelt durch ein Aufbauspiel, den Allianz Tower, ergänzt.

Ergänzend zum kognitiven Lernprozess können die Mitarbeitenden anhand von individuellen Statistiken den persönlichen Lernfortschritt verfolgen. Learning Analytics des Lernverhaltens passen nutzerbasiert adaptiv die Lerninhalte an den Lernfortschritt an. Durch ein ergänzendes digitales Logbuch kann zum einen ein gezielter Einarbeitungsplan erstellt werden und zum anderen können individuelle Lernpläne gezielt durch Aufgaben und Events an persönliche Lernziele erinnern.

Fazit

600 kuratierte Lerneinheiten in einer App stehen den Lernern im Ressort Schaden nun zur Verfügung. Das adaptive Lernsystem sorgt dafür, dass mittels nutzerbasierten Analysen des Lernverhaltens, die Lerninhalte angepasst werden. Demnach führt kein Lerner den Lernprozess in genau gleicher Weise durch. Aufgrund der technisch anspruchsvollen Implementierung und Ermöglichen einer persönlichen Lernumgebung verleiht die Jury des eLearning Journals der Allianz Versicherungs AG und straightlabs GmbH & Co. KG den eLearning AWARD 2020 in der Kategorie „Personal Learning Environment“.