Bestatterhandbuch wird in Learning Ecosystem umgemünzt
Würde und Respekt gegenüber Verstorbenen als A und O allen Handelns

Bestatter ist kein Beruf wie jeder andere. Für Angehörige ist der erste Kontakt der schwierigste, denn Vielen fällt es nicht leicht, im Zustand der Trauer ihr konkretes Anliegen auszudrücken. Stattdessen fließen zunächst oftmals Tränen, vielleicht droht gar die Stimme zu versagen. Der Bestatter muss also empathievoll sein und gemeinsam mit den Verwandten des Verstorbenen als eine Art Koordinator die Beisetzung planen. In heutiger Zeit bedarf es aufgrund der gewandelten Bestattungskultur eines hohen Wissensfundus, um eine kompetente Beratung sicherzustellen.

Wer sich in letzter Zeit mit dem Thema Bestattung beschäftigt hat, dem ist der fundamentale Wandel mehr als bewusst. Insbesondere die Feuerbestattung trat in den letzten Jahren – massenmedial begleitet – ihren Siegeszug an. Heute ist von der Beisetzung im Wald, auf See oder auch in Urnenkirchen vieles möglich. Und auch wenn die konkrete Beisetzungsform für die Angehörigen bereits klar ist, so muss doch auch hier wieder ein Anbieter gewählt werden. Soll es lieber ein kommerzieller oder kommunaler Friedhofsträger sein? Und wie soll die Trauerfeier aussehen? Soll sie von einem geistlichen oder von einem weltlichen Redner begleitet werden? Welche Rituale sollen für den Abschied gewählt werden? Bei all diesen Fragen berät der Bestatter und kümmert sich um eine würdige Umsetzung.

Die deutsche Bestattungsbranche ist vor allem geprägt durch Familienbetriebe und kleine mittelständische Unternehmen. In diesem Kontext sticht die Ahorn Gruppe hervor. Sie ist der größte Anbieter von Bestattungsdienstleistungen in Deutschland. Sie vereint dabei derzeit bundesweit über 50 Bestattermarken und über 250 Filialen unter ihrem Dach. Mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden engagiert sich die Ahorn Gruppe eigenen Angaben zufolge für eine transparente Bestattungsbranche, für verlässliche und hochwertige Dienstleistungen, für die Enttabuisierung des Themas Tod in Öffentlichkeit und Gesellschaft. Und nicht zuletzt für Würde und Respekt gegenüber Verstorbenen und Menschen in Trauer.

Lernbedarfe

Dieses Grundanliegen soll auch im vorliegenden Projekt der Ahorn Gruppe zum Ausdruck kommen. Ein Learning Ecosystem soll hierbei eingeführt werden, um die fachlichen und persönlichen Qualifikationen der Belegschaft zu festigen und zu erweitern. Ziel ist, damit langfristig die Qualität der Dienstleistungen zu erhöhen und einen gemeinsamen Standard in der Unter­nehmensgruppe zu schaffen. Lernende sollen also von dieser Bildungsmaßnahme profitieren, indem ihnen fortan ein digitales Nachschlagwerk zur Verfügung steht.

Außerdem sollen auch bislang ungenutzte Potenziale und Fähigkeiten der Mitarbeitenden erkannt und aktiviert werden. Kurz und knapp: Der „Ahorn Campus“ soll eine Umgebung werden, in der von- und miteinander gelernt werden kann.

Projektverlauf

Der Vorstandsvorsitzende der Ahorn Gruppe, Olaf Dilge, ist Ini-tiator, Auftraggeber sowie wichtigster Stakeholder und Befürworter des Projekts. Die anderen Führungsebenen wurden über regelmäßige Statusberichte durch die Projektleitung schriftlich informiert, Meilensteine wurden im Rahmen von Führungskräftetagungen vor Ort präsentiert. Interessierte Mitarbeitende wurden durch Workshops für eine Projektmitarbeit gewonnen. Betriebsrat und Rechtsabteilung waren von Projektbeginn an, insbesondere zum Thema Datenschutz, involviert.

Die technische Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Know How! AG.

Auf einer dreitägigen Betriebsveranstaltung mit über 250 Mitarbeitenden feierte der Ahorn Campus seinen Einstand in die Organisation und löste schließlich das klassisch gebundene Bestatterhandbuch ab. Der Rollout für die restliche Organisation erfolgte sukzessive in den folgenden Monaten.

Projektergebnis

Für gegenwärtige und künftige Mitarbeitende der Ahorn Gruppe wurde mit dem Ahorn Campus eine zeit-, orts- und geräteunabhängige digitale Lern-, Wissens- und Austauschplattform ins Leben gerufen – ein Novum in der Bestattungsbranche. Dem Gedanken des Performance Supports folgend sollen relevante Informationen/Wissen sowie Lerninhalte kurz, prägnant, mit wenigen Mausklicks erreichbar und mit der jeweils didaktisch besten Methodik bereitgestellt werden. Die Lerninhalte werden den Mitarbeitenden in unterschiedlichen Formaten zur Verfügung gestellt: Texte, Bilder und Videos, klickbare Grafiken, Simpleshows und interaktive WBTs, Verlinkungen ins Internet und ein umfangreiches Webinarprogramm kommen zum Einsatz. Der Großteil der Lerninhalte wurde und wird selbst produziert, allgemeine Themen werden eingekauft, z. B. hochwertiger Standard-Content zur Anwendung von Office Produkten. Für den fachlichen Austausch stehen die Kommentarfunktion, ein Forum und ein virtuelles Klassenzimmer zur Verfügung. Mittelfristig soll zudem ein digitales Traineeprogramm für neue Mitarbeitende etabliert werden, das durch Onlinetests den Lernerfolg sicherstellen soll.

Fazit

„Der Digitalisierungstrend macht auch vor der Bestattungsbranche nicht halt“, so bringt Jörg Stoye, Projektleiter Ahorn Campus, den hintergründigen Anlass der Plattform auf den Punkt. Das Projekt selbst bedeute zwar einen hohen finanziellen und personellen Aufwand, doch gehe die Ahorn Gruppe davon aus, dass sich die Plattform mittelfristig mehr als bezahlt machen wird, indem beispielsweise Reisekosten reduziert und Dienstleistungen rund um die Bestattung mittels zeiteffizientem digitalem Lernen verbessert würden.

Tod und Digitales, passt das zusammen? – Die Jury des eLearning Journals ist überzeugt: heute mehr denn je. Denn in Zeiten von Facebook, Tinder und Amazon wird der Bestatter gar vermehrt zum digitalen Nachlassverwalter. Ganz zu schweigen von QR-Codes, die auch schon so manches Grab schmücken und zu von Bestattern erstellten Erinnerungs-Homepages führen. Aus diesem Grund verleiht sie für die überzeugende digitale Qualifizierung den eLearning AWARD 2020 in der Kategorie „eQualification“ an die Ahorn Gruppe.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Ein digitales „Nachschlagwerkzeug“ für Bestatter soll geschaffen werden, indem ein Learning Ecosystem implementiert wird. Dieses soll den mannigfaltigen Anforderungen des Berufs in heutiger Zeit gerecht werden.

Besonderheiten:
Das implementierte Learning Ecosystem ermöglicht die Einbindung von User-Generated-Content der Mitarbeitenden und kann somit auch schnell auf Entwicklungen und Trends des Marktes eingehen. Daneben kann über das Tool natürlich auch der deutschland- und grup­penweite Dialog gesucht werden.


Projektverantwortliche

Ahorn Gruppe

Barbara Rolf
Direktorin

Ahorn Gruppe
Fürstenbrunner Weg 10/12
D-14059 Berlin

barbara.rolf@ahorn-gruppe.de
www.ahorn-gruppe.de

 

 

 

 

 

 

 

Ahorn Gruppe

Jörg Stoye
Projektleiter

Ahorn Gruppe
Fürstenbrunner Weg 10/12
D-14059 Berlin

joerg.stoye@ahorn-gruppe.de
www.ahorn-gruppe.de