Wie hängen Arbeitszeit und Produktivität zusammen?

Tokio/Washington | Dass ausufernde Arbeitszeiten nicht mit grenzenloser Produktivität gleichgesetzt werden können, ist gerade Personalern mit internationalen Arbeitserfahrungen mehr als bewusst. Zum Beispiel sind in Japan lange Arbeitstage Alltag, was im Schnitt zu jährlich 340 Arbeitsstunden mehr im Vergleich zur 40-Stunden-Woche führt – und dennoch bleibt der zu bewältigende Arbeitsberg einer deutschen Großbank in einzelnen Abteilungen beispielsweise der gleiche wie im heimischen Markt. Zeit ist eben nicht die einzig relevante Komponente der Produktivität, sondern die Zeiteffizienz eben auch wichtig.

Microsoft führte vergangenen Sommer in Japan ein Experiment durch. Fünf aufeinanderfolgende dreitägige Wochenenden wurden der Belegschaft gewährt. Der Umsatz pro Mitarbeiter stieg dabei pro Mitarbeiter während des Experiments um 40 %. Außerdem konnten so auch signifikant Kosten für Strom und Papier eingespart werden. Für eine abschließende Bewertung ist es wohl dennoch noch zu früh, da vielleicht auch andere Faktoren für den Umsatzwachstum ausschlaggebend sein könnten. Doch es gilt eben solche Experimente verstärkt durchzuführen, um sich der Frage anzunähern, ob eine geringere Arbeitszeit etwaig auch in der Lage dazu ist die Zeiteffizienz entschieden zu verbessern. Ein neuseeländisches Unternehmen kam vergangenes Jahr bei einem ähnlichem Experimentsetting im Übrigen ebenfalls zu einem positivem Ergebnis, was die Produktivität angeht.

Klar ist: Lange Arbeitszeiten verursachen Ermüdung. Physisch wie psychisch. Wenn die Erholungszeiten zu kurz sind, passieren Fehler, das Tempo der Erledigung der Aufgaben sinkt. Außerdem kommt es bei sehr langen Arbeitsschichten mit höherer Wahrscheinlichkeit dazu, dass Leerlauf entsteht. So kann ein Lieferdienst beispielsweise nur so viel Essen ausliefern wie bestellt wird und auch nur dann liefern, wenn tatsächlich auch etwas bestellt wird.

Was also deutlich wurde ist, dass global etliche Pionierprojekte laufen. Ansatzpunkte zur Verringerung der Arbeitszeit bestehen dabei nicht nur in einer geringeren Wochenarbeitszeit, sondern auch in der Gewährung von mehr Urlaubstagen. Frankreich hat beispielsweise eine 35-Stunden-Woche und 36 Tage bezahlten Jahresurlaub gesetzlich verankert und dennoch ein für Industrieländer sehr hohes Produktivitätsniveau pro Stunde. Das dürfte Ländern wie Japan, aber auch den USA zu denken geben, wo lange Arbeitstage und wenig Urlaub an der Tagesordnung sind.

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