Learning-Management-System vs. Learning-Experience-Plattform

Individualisierung und Digitalisierung stellen Unternehmen vor die Herausforderung, Angebote für Mitarbeiter zeitgemäß auszugestalten. Damit Mitarbeiter ihre Talente ausschöpfen können, sollte die Person dabei im Mittelpunkt stehen. Viele Unternehmen haben sich auf Technologie fokussiert, die von Mitarbeitern nicht genutzt wird. Wir müssen anders denken. Was hilft meinen Mitarbeitern, erfolgreicher zu werden? Wie kann ich sie unterstützen? Technologie macht uns nur effizienter, wenn sie richtig eingesetzt wird.

eLearning Journal: Immer mehr Firmen ziehen Learning-Experience-Plattformen (LXP) klassischen Learning-Management-Systemen (LMS) vor. Worin genau besteht überhaupt der Unterschied zwischen einem LXP und einem LMS?

Christian Förg: Heutzutage ist es schwer, LXPs von herkömmlichen LMS zu unterscheiden. Das liegt daran, dass zwischen den LMS-Anbietern ein hoher Wettbewerb herrscht, der sie zwingt, schnell auf Trends und die neuen Anforderungen von Lernenden zu reagieren. Das schafft man durch Erweiterungen, beispielsweise indem man es ermöglicht, externe Inhalte in ein LMS zu integrieren.

Ein LMS wird von Administratoren gepflegt und externe Lerninhalte ließen sich in der Vergangenheit oft nur schwer integrieren. Deshalb wurden diese Systeme häufig als zu statisch empfunden. Allerdings war es von vielen Kunden auch gewünscht, dass das LMS dem Employer Branding entsprechend ausgestaltet ist und man unternehmensweit einheitliche Informationen teilen kann, die team-, orts- und länderübergreifend für alle Mitarbeiter gelten.

Mit den steigenden Anforderungen von Lernenden haben die meisten LMS-Anbieter den Funktionsumfang ihrer Plattformen erweitert. So bieten moderne LMS durchaus die Flexibilität, externe Lerninhalte schnell zu integrieren. Lernende haben unterschiedliche Möglichkeiten, Kurse zu absolvieren oder Inhalte zu teilen und ihre Kompetenzen zu entwickeln. Bei Saba bieten wir Lernenden beispielsweise die Möglichkeit, auf die Kurse aus dem verfügbaren Lernkatalog zurückgreifen, oder über die Saba Cloud zusätzlich Lerninhalte aus dem Internet zu nutzen. Die Cloud bietet die Funktion, externe Kurse zu absolvieren, sie intern mit anderen Kollegen zu teilen und den erzielten Lernerfolg zu protokollieren. Mittlerweile haben sich die meisten LMS also zu Learning-Experience-Plattformen entwickelt.

eLearning Journal: Gibt es dann überhaupt Vorteile eines LXP gegenüber einem LMS? Welche Lösung ist für Unternehmen Ihrer Meinung nach sinnvoller?

Christian Förg: Bei LXP handelt es sich nicht um Lernmanagementsysteme. Meist verfügen sie nicht über die komplexen Geschäftsregeln und validierten Systeme, die ein LMS bietet. Lernmanagementsysteme bieten außerdem e-Commerce-Funktionalitäten, Lernpfade für Geschäftspartner und interne Mitarbeiter oder andere geschäftsorientierte Lernverwaltungsfunktionen, die für große Unternehmen meist zwingend erforderlich sind. Ein LXP kann diese Anforderungen häufig nicht oder nur unzureichend erfüllen.

Letztlich kann ich keinen pauschalen Rat geben, welcher Weg für ein Unternehmen der richtige ist. Es kann sinnvoll sein, zunächst andere Unternehmen im Markt zu beobachten, die entweder nur auf ein LMS oder nur auf ein LXP setzen. Aus den jeweiligen Erfolgen oder Misserfolgen kann man dann Rückschlüsse ziehen, welcher Weg für das eigene Unternehmen sinnvoller ist.

eLearning Journal: Sie beschreiben den Funktionsumfang eines LXP als weniger umfassend im Vergleich zu dem von LMS, gleichzeitig ermöglicht ein LXP innovativeres Lernen. Kann dann nicht eine Kombination von LXP und LMS sinnvoll sein? Viele Großkonzerne denken bereits darüber nach, ihr LMS grundsätzlich zu behalten, aber ein LXP darüber zu implementieren. Ist diese Lösung sinnvoll?

Christian Förg: Das lässt sich nicht pauschal sagen und hängt stark vom jeweiligen Anbieter und den Gegebenheiten des Markts ab. Die meisten klassischen LMS enthalten ja – wie bereits erwähnt – innovative Lernmethoden und decken gleichzeitig geschäftlich relevante Prozesse ab – das ist definitiv ihre Stärke. Letztlich muss sich ein Unternehmen im Klaren darüber sein, welche Lerninhalte man welchen Mitarbeitergruppen vermitteln möchte und auf welche Weise. Auch die langfristige Lernstrategie und die Anzahl der betroffenen Mitarbeiter muss bei Überlegungen, welche Plattform man implementiert, eine Rolle spielen.

Bei der Wahl zwischen einem LXP und einem LMS oder einer Kombination von beidem sollte man immer den Lernenden im Blick behalten. Für ihn ist es wichtig, dass er mit einer nutzerfreundlichen Plattform arbeitet, die seinen Anforderungen gerecht wird. Gerade heute bedeutet das, dass die Lernplattform auch mobil zur Verfügung stehen muss. Welche Lösung man implementiert, sollte also individuell auf den Nutzer abgestimmt sein und er muss persönliche Empfehlungen sofort im Blick haben.

eLearning Journal: Besteht ein grundlegender Unterschied, wie LXP und LMS den Lernerfolg der Mitarbeiter gewährleisten?

Christian Förg: In einem LXP lernen Nutzer sehr flexibel und die Plattform ist stark auf ihre Ansprüche zugeschnitten. LMS bieten klassische Varianten des Lernens und zusätzlich innovativere Formen, wie soziales, mobiles und kollaboratives Lernen. Außerdem unterstützen sie Lernende individuell durch die Integration von künstlicher Intelligenz.

eLearning Journal: Sie haben bereits ausgeführt, dass ein pauschaler Rat, ob LMS oder LXP für Unternehmen der bessere Weg sind, nicht möglich ist. Auf welche Kriterien sollten Unternehmen aber achten, wenn sie ein passendes LXP auswählen möchten?

Christian Förg: Wie gesagt, der Lernende muss immer im Fokus stehen. Von daher ist es zum einen wichtig, ob das LXP individuelle Empfehlungen für die einzelnen Nutzer ausspricht und nicht auf pauschale Empfehlungen setzt. Außerdem sollten Unternehmen darauf achten, dass die Plattform auch die Integration und Veröffentlichung eigener Lerninhalte sowie Social und Mobile Learning unterstützt. Hier zeigt sich aber wieder, dass der Einsatz eines LXP nicht pauschal sinnvoll ist. All diese Funktionen bietet zum Beispiel auch die Saba Cloud, eine Talentmanagement-Lösung, in der modernes Lernen eine Kernkomponente ist.

eLearning Journal: Im Vergleich zu klassischen LMS-Anbietern sind die meisten LXP-Anbieter eher klein und noch neu im Markt. Können sie etablierte LMS-Anbieter überhaupt herausfordern?

Christian Förg: Etablierte LMS-Anbieter haben zumindest einen klaren Vorteil. Dieser liegt allerdings nicht in der Unternehmensgröße, sondern in der Erfahrung. Bei der Implementierung eines LMS ist die kompetente Beratung des Kunden, die auf langjähriger Erfahrung beruht, entscheidend. Schließlich implementiert ein Unternehmen mit einem LMS nicht nur eine Technologie. Es geht um Erlebnisse und Erfahrungen, die Mitarbeiter machen, wenn sie ein internes System nutzen.

Genauso, wie das Image eines Unternehmens nach außen sehr wichtig ist, um Kunden von sich zu überzeugen, ist die Wahrnehmung der Mitarbeiter entscheidend, um Talente zu gewinnen und zu halten. Mit seinem LMS positioniert man sich intern als Marke. Deshalb muss dieses auch passgenau auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sein. Das bedeutet, dass das LMS interne Prozesse berücksichtigen und auf die Nutzer fokussiert sein muss. Da geht es um sehr viele „weiche“ Faktoren, die bei der Implementierung zu berücksichtigen sind, und da profitieren Kunden definitiv von der jahrelangen Erfahrung von LMS-Anbietern.


Profil

Christian Förg

ist General Manager für die EMEA-Region bei Saba. Seit seinem Eintritt bei Saba als Regional VP EMEA im Jahr 2011 hat Christian Förg zahlreiche erfolgreiche Programme zur Förderung des Kundenerfolgs geleitet. Als erfahrene HR-Führungskraft hat Förg Teams für HR-Systeme in Unternehmen wie HP, Compaq und Media-Saturn geführt. Er verfügt über ein profundes Verständnis der Marktdynamik und der geschäftlichen Anforderungen von Kunden.

 

 


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