Lernen immer und überall. Dieses Potential macht Mobile Learning schon seit mehreren Jahren zu einem der großen Themen der deutschsprachigen eLearning-Branche. Denn der Einsatz mobiler Endgeräte in der betrieblichen Bildung verspricht nicht nur eine größere zeitliche und örtliche Flexibilität, sondern ermöglicht zusätzlich die Möglichkeit, Lernzielgruppen zu adressieren, die bisher mit eLearning kaum oder gar nicht geschult werden konnten. Mitarbeiter im Außendienst oder in der Produktion können plötzlich an ihrem Arbeitsplatz oder auf dem Weg zum Kunden mit eLearning unterstützt werden.
Doch trotz dieser vermeintlich offensichtlichen Vorteile, hat sich Mobile Learning in den letzten vier bis fünf Jahren im deutschsprachigen Raum schwergetan, diesen Schluss haben zumindest die Ergebnisse der eLearning BENCHMARKING Studien der vergangenen Jahre nahegelegt. Die Studie 2015 kam beispielsweise zu dem Ergebnis, dass in 61 % der befragten Unternehmen nie und weitere 20,2 % selten Mobile Learning im Rahmen ihrer betrieblichen Bildung genutzt haben. Mit 5,7 % waren Unternehmen, in denen mobile Endgeräte bereits oft oder sehr oft zum Einsatz kamen, eine absolute Ausnahme. Jedoch hat sich in diesem Zeitraum auch gezeigt, dass Mobile Learning von Jahr zu Jahr an Relevanz zu gewinnen scheint. Dies war für die Redaktion des eLearning Journals Grund genug, um im Rahmen der aktuellen eLearning BENCHMARKING Studie das Thema „Mobile Learning“ mittels einer eigenen Teilstudie ausführlich zu thematisieren. Mit dieser Teilstudie sollten im Kern zwei zentrale Fragen beantwortet werden: Wie verbreitet ist Mobile Learning in der DACH-Region aktuell? Und welche Faktoren beeinflussen die Verbreitung von Mobile Learning?
Wachstumspotential
Bei der Verbreitung bestätigen die Ergebnisse der eLearning BENCHMARKING Studie 2018 die bisherigen Erkenntnisse aus den Vorjahren. Denn nach eigenen Angaben setzt mit 29,3 % der befragen Unternehmen auch weiterhin nicht einmal jedes Dritte Unternehmen bisher Mobile Learning in der eigenen Aus- und Weiterbildung ein. Deutlich höher ist dagegen mit 40,4 % der Anteil der Studienteilnehmer, die aktuell mobile Endgeräte in der betrieblichen Bildung weder einsetzen noch planen, dies zu tun. Damit ist die Anzahl der Unternehmen, für die Mobile Learning keine Rolle spielt, zwar weiterhin sehr hoch, aber die Tendenz ist eindeutig rückläufig. Denn in der eLearning BENCHMARKING Studie 2015 lag der Vergleichswert mit 61 % noch deutlich höher. Überraschend hoch ist mit 30,1 % jedoch der Anteil der Unternehmen, in denen die Einführung von Mobile Learning geplant ist. Dieser Wert weist auf ein weiterhin großes Wachstums-potential für den deutschsprachigen Raum in den kommenden Jahren hin.
Mit einem Blick auf die Verbreitung nach der Unternehmensgröße zeigt sich, dass insbesondere Großunternehmen bereits auf Mobile Learning setzen. Denn mit 46,9 % nutzen Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitern überdurchschnittlich oft auch mobile Endgeräte in ihrer Aus- und Weiterbildung. Wie groß die Differenz ist, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass der Durchschnittswert aller anderen Unternehmensgrößen gerade einmal bei 26 % liegt. Auch beim geplanten Einsatz von Mobile Learning scheint die Unternehmensgröße eine wichtige Rolle zu spielen. Das geringste Wachstumspotential gibt es demnach mit 25,8 % bei Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern, während es bei Unternehmen zwischen 10.000 und 25.000 Mitarbeitern mit 38,6 % am höchsten ist.
Stolpersteine für Mobile Learning
Die Ergebnisse der eLearning BENCHMARKING Studie 2018 geben außerdem einen Hinweis darauf, welche Faktoren aktuell die Einführung von Mobile Learning erschweren. Das größte Hindernis stellt aus Sicht der befragten Unternehmen mit 49,5 % der Nennungen die fehlende Infrastruktur dar, denn ohne verfügbare Tablets und Smartphone gibt es schließlich auch kein Mobile Learning. Auch die fehlende Verfügbarkeit von Lerninhalten, die mit mobilen Endgeräten kompatibel sind, erschwert der Einschätzung der Studienteilnehmer nach mit 33,6 % Nennungen die Einführung von Mobile Learning. Da sowohl für die Bereitstellung von Mobilen Endgeräten als auch die Anpassung von Lerninhalten für mobile Endgeräte finanzielle und personelle Ressourcen gebraucht werden, ist es keine Überraschung, dass mit 36,2 % Nennungen auch die Kosten eine wichtige Rolle spielen.
Die Relevanz dieser Faktoren wird durch weitere Ergebnisse der Studie unterstrichen. Denn von den Unternehmen, die bereits konkret auf Mobile Learning setzen, stellt mit 50,5 % rund die Hälfte ihren Lernern ein Tablet, ein Smartphone oder beides zur Verfügung. Interessanterweise setzt die andere Hälfte (49,5 %) dagegen auf den „Bring-Your-own-device“-Ansatz und muss deshalb auch nicht umfangreich in eigene Endgeräte investieren. Basierend auf der eigenen Strategie können die Anschaffungskosten also mehr oder weniger stark ins Gewicht fallen.
Anders sieht das Bild dagegen bei der Anpassung der Lerninhalte für mobile Endgeräte aus. Lediglich 7,8 % der Unternehmen mit Mobile Learning-Einsatz gaben an, dass Lerninhalte in ihrem Haus nicht speziell an die Bedürfnisse von Tablets und Smartphones angepasst werden. Dem gegenüber sind die Lerninhalte mit 65,4 % bei der großen Mehrheit der Studienteilnehmer sowohl mobil als auch auf dem PC gleichermaßen nutzbar (Stichwort „Responsive Design“). Ebenfalls verbreitet sind Anpassungen nur für ein bestimmtes mobiles Endgerät.
Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass auf der Anschaffungsseite von Tablets und Smartphones durch BYOD durchaus Kosten gespart werden können, wenn dies mit der firmeneigenen Strategie sowie Regularien kompatibel ist. Um die Bereitstellung mobile-freundlicher Lerninhalte sowie dem daraus resultierenden finanziellen sowie personellem Ressourceneinsatz scheint dagegen kein Weg vorbeizuführen.
Prognose
Auch wenn von einer breitflächigen Verbreitung scheinbar auch weiterhin keine Rede sein kann, so bleibt Mobile Learning dennoch ein fundamental vielversprechender Ansatz, der u.a. dank zeitlicher und örtlicher Flexibilität sowie dem Erreichen neuer (Lern-)Zielgruppen überzeugende Argumente für die betriebliche Bildung liefert. Bisherige Implementierungshürden, wie die Anschaffungskosten mobiler Endgeräte sowie die Bereitstellung mobile-freundlicher Lerninhalte, sollte zukünftig weiter an Relevanz verlieren. Unterstützt wird diese Vermutung insbesondere durch den mit 30,1 % hohen Anteil an befragten Unternehmen, die gerade die Einführung von Mobile Learning planen. In den nächsten ein bis zwei Jahren sollte die Verbreitung des Themas also weiterhin kontinuierlich zunehmen.