Fördern Querdenken und Rebellieren Innovationen im Betrieb? – Buchbesprechung „Rebel Talent“

Cambridge (Massachusetts) | Innovation ist für Unternehmen unabdingbar. Verhaltensforscherin Francesca Gino, Professorin an der Harvard Business School legt in ihrem aktuellen Buch „Rebel Talent. Why it pays to break the rules at work and in life“ dar, dass große Erfindungen ihrer Analyse zufolge fast immer auf der Missachtung von Regeln fußen. Dabei hätten die Regelbrecher, welche eben nicht auf Anpassung in Schule, Beruf, Verhalten, Kleidung und Weltanschauung setzen, zu Unrecht einen schlechten Ruf. Entsprechende Rebellen würden sich eben nicht in gleichem Ausmaß sozialem Druck beugen, was ein großes von Unternehmen zu nutzendes Potential mit sich bringe.

Formelle und informelle Regeln sind zwar in jedem Betrieb erforderlich, so Francesca Gino. Extremer Konformismus brächte jedoch zahlreiche Gefahren mit sich. So käme es zum Entstehen von Widersprüchen bei den Mitarbeitern, welche nämlich wahre Vorlieben und Überzeugungen zurückstellen würden, womit ein Gefühl von fehlender Authentizität aufkomme. Auch bestehe das Problem, dass diejenigen Unternehmen, welche sich zu sehr im Status quo ausrichten, sich lediglich auf Traditionen berufen, was das Engagement der Belegschaft, aber auch die Innovations- und Leistungsfähigkeit hemme. Noch verheerender ist laut der Buchautorin Francesca Gino jedoch, dass die Konformität letztlich zu voreingenommenen Entscheidungen führe, welche eine kritische und neutrale Entscheidung im Geschäftsbetrieb und anderswo unmöglich machen. Nichtkonformität hingegen verbessere die Leistung und das Ansehen einer Person, da die Person sich aus der Masse abhebe und damit das Gefühl habe einzigartig zu sein, was die Kreativität zusätzlich ankurbele.

Unternehmen sind demnach für eine optimale Aufstellung für die Zukunft geradezu darauf angewiesen, dass sie auf Rebellen stoßen, so die aus der Analyse abgeleitete Folgerung von Francesca Gino. Denn Regelverstöße würden oftmals mehr helfen als schaden, indem es so beispielsweise zu höherem wirtschaftlichem Erfolg oder höherer Zufriedenheit der Mitarbeiter komme. Ebendiese Beobachtung, veranschaulicht sie dann auch anhand von Beobachtungen, beispielsweise aus einer Fast-Food-Kette, einem indischen Call Center und einem Computeranimationsstudio. Nicht zuletzt fehlt auch eine Gebrauchsanweisung zum Rebellentum nicht. Wie Rebellentum im Unternehmen in einer sinnvollen Dosis etabliert werden kann, beantwortet Francesca Gino hingegen nicht. Nicht unwahrscheinlich, dass adaptive Lernsysteme bei „Rebellen“ gut ankommen dürften und dieses Potential fördern könnten.

Image: © metamorworks – stock.adobe.com