Big Data, Cyber-Physische-Systeme, Ausbildung 4.0 – das alles sind Modeworte, welche die Konturen digitaler Transformation in der Wirtschaft aufzeigen. Für die Personalentwicklung spielen seither geänderte Kompetenzanforderungen wie eine stärkere Notwendigkeit zur Kollaboration und Innovation eine große Rolle. Doch welchen Stellenwert hat die digitale Transformation in der betrieblichen Bildung insgesamt? Darauf versucht dieser Beitrag eine Antwort zu finden.
Die Bedeutung der Digitalisierung steigt
Während Diskussionen rund um die Digitalisierung oftmals sehr technikgetrieben sind, darf man nicht vergessen, dass auch zukünftig die Mitarbeiter zu den wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens gehören. Schließlich bringt die neueste Technik nur wenig, wenn man keine ausgebildeten Facharbeiter hat, welche die Vorteile einer neuen Maschine, einem neuen Verfahren oder einer neuen Technologie vollständig nutzen können.
Vor diesem Hintergrund scheint es nur die logische Folge zu sein, dass die Digitalisierung mittlerweile zu den beherrschenden Themen in der Personalentwicklung zählt. In der aktuellen eLearning BENCHMARKING Studie 2018 bewertete mit 47.1 % fast jedes zweite Unternehmen den Einfluss der Digitalisierung auf die betriebliche Aus- und Weiterbildung als groß. Weitere 45,5 % der Studienteilnehmer schätzen den Einfluss zumindest als moderat ein, während der Einfluss bei 6,7 % der befragten Unternehmen zumindest gering ist. Im Umkehrschluss bedeuten diese Ergebnisse allerdings auch, dass lediglich 0,6 % der Studienteilnehmer angaben, dass die Digitalisierung keinen Einfluss auf die eigene Aus- und Weiterbildung hat. Es lässt sich also feststellen, dass die Digitalisierung nicht nur in der Wirtschaft allgemein sondern, insbesondere auch in der Personalentwicklung kein Zukunftsthema mehr ist, sondern vielmehr bereits flächendeckende Relevanz besitzt.
Betrachtet man diese Ergebnisse in Bezug zur Unternehmensgröße, dann scheint es die größten Unterschiede lediglich in der Frage zu geben, ob der Einfluss der Digitalisierung groß oder moderat ausfällt. Wenig überraschend lautet die Antwort der Studienteilnehmer aus Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitern mit 58,7 % überdurchschnittlich oft „groß“, während bei vergleichsweise kleineren Unternehmen mit weniger als 5.000 Mitarbeitern in knapp über 50 % der Fällen „moderat“ überwiegt. Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass sich die Frage, ob die Digitalisierung bereits einen Einfluss auf die Personalentwicklung deutschsprachiger Unternehmen hat, nicht mehr stellt, denn die Antwort ist ein klares und eindeutiges „Ja!“.
Relevanz digitaler Kompetenzen
Durch die Digitale Transformation verändern sich neben der technischen Infrastruktur insbesondere auch die Anforderungen an die Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter. Dank neuer Technologien und einer sich rapide verändernden Arbeitswelt benötigen Mitarbeiter neben Fach- und Sozialkompetenzen immer öfter auch Digitale Kompetenzen. Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile auch in den Unternehmen durchgesetzt, diese Vermutung legt die eLearning BENCHMARKING Studie 2018 nahe.
Gemäß der Auswertung stimmen mit 95,6 % nahezu alle Unternehmen zu, dass neben Fach- und Sozialkompetenzen vor allem digitale Kompetenzen einen entscheidenden Erfolgsfaktor für ihr Unternehmen darstellen. Das ist wenig verwunderlich, bringt die Digitalisierung doch zahlreiche Herausforderungen mit sich, die einer effizienten und lösungsorientierten Bewältigung bedürfen. Doch welche Kompetenzen sind den Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung eigentlich konkret wichtig? Laut der eLearning BENCHMARKING Studie 2018 gibt es ein ganzes Spektrum an Anforderungen. Stolze 92,5 % der befragten Unternehmen betonen die Notwendigkeit von Medienkompetenzen und fordern zu 82,7 % von ihren Mitarbeitern die Fähigkeit zur Kollaboration ein. Weitere kritische Kompetenzen sind den Firmen zufolge auch das Wissen um Datenschutz, Kommunikation sowie Innovationskompetenz.
Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt auch der Branchenverband Bitkom in seiner repräsentativen Untersuchung „Weiterbildung für die digitale Arbeitswelt“. Mit 18 % bewertete in dieser Untersuchung bereits fast jedes fünfte Unternehmen die digitalen Kompetenzen als die wichtigste Fähigkeit von Arbeitnehmern. Für 78 % der Befragten sind digitale Kompetenzen dagegen mittlerweile genauso wichtig wie fachliche oder soziale Kompetenzen.
Ist die Zukunft von eLearning selbstbestimmt?
Die Digitalisierung hat jedoch nicht nur einen Einfluss auf die Lernbedarfe, denn neue Technologien haben das Potential, auch den Lernprozess grundlegend zu verändern. Gut durchdachte und konzipierte Lerneinheiten und neue technologische Möglichkeiten wie Mobile Learning, adaptive Lernsysteme oder der Einsatz von KI in der Form von Chatbots oder virtuellen Lernbegleiten haben das Potential, die betriebliche Bildung zunehmend an die individuellen Bedürfnisse von Lernern anzupassen, was den Lernprozess optimieren und die Motivation steigern kann. Statt weiterhin nach dem Gießkannen-Prinzip die Mitarbeiter zu schulen, könnte die Digitale Transformation der betrieblichen Bildung also zu einem individuelleren und selbstbestimmten Lernen führen.
Doch selbst wenn die Erwartungen an individualisiertes Lernen hoch zu sein scheinen, sieht es bisher im praktischen Einsatz deutlich verhaltener aus. Bisher setzt nach eigenen Angaben mit 28,7 % erst knapp über ein Viertel der befragten Unternehmen auch tatsächlich individualisiertes Lernen ein. Verhältnismäßig hoch ist mit 38,2 % allerdings der Wert der Unternehmen, die einen solchen Einsatz gerade planen.
Dass individualisiertes Lernen Potential dennoch für die Zukunft zu haben scheint, zeigen die positiven Erfahrungen der Unternehmen, die einen solchen Ansatz bereits in der Praxis verfolgen. Denn in der eLearning BENCHMARKING Studie 2018 gaben stolze 80,7 % der Studienteilnehmer an, dass der Lernprozess durch den individualisierten Ansatz zielgerichteter geworden ist. Bei etwa zwei Drittel der befragten Unternehmen (65,6 %) hat der Einsatz von individualisiertem Lernen zu einem effektiveren Ressourceneinsatz geführt, z.B. durch produktivere Lernzeiten, weil Mitarbeiter sich nur auf die Lerninhalte konzentrieren können, die auch wirklich einen Mehrwert darstellen. Mit 55,7 % der Nennungen hat außerdem eine Mehrheit der Studienteilnehmer die Erfahrung gemacht, dass sich durch individualisiertes Lernen die Vertiefung und Anwendung von erworbenem Wissen verbessert hat.
Diese ersten positiven Erfahrungen sowie das vergleichsweise hohe Wachstumspotential sprechen für ein großes Zukunftspotential, was individualisiertes, selbstbestimmtes Lernen zu einem der Trends für die kommenden Jahre machen könnte.