Prävention und Förderung der Arzneimitteltherapiesicherheit
Virtueller, interaktiver Medikationsplan

v.l. Werner Povoden (AKI RP/Eifel), Frank Siepmann (eLearning Journal), Arno Becker und Marcus Pant (visionera GmbH)

„Habe Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen (sapere aude)“. Mit diesem Zitat von Kant soll in die Thematik des virtuellen interaktiven Medikationsplanes eingeführt werden. Im Kontext der Gesundheitskompetenz setzt die Kant‘sche Formulierung das Vorhandensein von Informationen voraus.

Informationen also, die verstanden und interpretiert werden können, um daraus Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen. Dies wird aber zunehmend schwieriger für den an Gesundheitsinformationen Interessierten. Die Gesundheitskompetenz von über 60% der Bundesbürger ist mehr oder weniger stark verbesserungswürdig (lt. Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei den Krankenkassen 2018). Das gilt vor allem für Versicherte und Patienten.

Der derzeitige Wandel im Gesundheitswesen ist vielfältig und bedeutet ganz allgemein die Verbindung von traditioneller Medizin mit dem dynamischen Voranschreiten digitaler Technologien. Dieser Wandel hat enorme Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und verspricht dabei viele Chancen. So wird zukünftig vermehrt künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen, die uns dabei behilflich sein wird, medizinische Informationen so aufzubereiten, dass wir richtige Entscheidungen zu Prozeduren und Behandlungen treffen können. Mit sogenannten Wearables können Körperdaten von Patienten aufgezeichnet werden, unabhängig davon, wo sich die Person befindet. Drahtlose Patientenüberwachung, elektronische Medikamentenverwaltung mit QR-Code sowie die elektronische Dokumentation und interaktive Patientensysteme werden bald ebenso normal sein wie die heutige Nutzung von eMails und Social Media.

Das Wissen der Versicherten in Deutschland wird derzeit von Informationsdefiziten, Fehlinformationen und einem Überfluss an Gesundheitsinformationen bestimmt. Vor dem Hintergrund dieser Aussage drängt sich die Frage auf, wie die Gesundheitskompetenz beim Versicherten bzw. Patienten gefördert werden kann. Der Bildungsforscher Gerd Gigerenzer formuliert für die Beantwortung dieser Frage zwei Anforderungen. Diese lauten: Ärzte und Gesundheitspersonal, die Evidenz verstehen sowie Patienten, die gewillt sind, ihr Verständnis zu der eigenen Gesundheit auszubilden.

Projektergebnis

Das aktuelle eHealth-Projekt in diesem Kontext ist die Erstellung eines interaktiven virtuellen Medikationsplanes entsprechend den Vorgaben von § 31a Sozialgesetzbuch V. Auf Basis der genannten gesetzlichen Grundlage haben Patienten seit Oktober 2016 Anspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan, wenn sie mindestens drei verordnete systemisch wirkende Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Zudem muss die Anwendung dauerhaft vorgesehen sein. Der in die App integrierte Medikationsplan soll Patienten bei der richtigen Einnahmeanwendung ihrer Medikamente unterstützen. Dazu werden im Medikationsplan möglichst alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel aufgelistet und, wenn medizinisch sinnvoll, auch die Präparate der Selbstmedikation. Die App steuert nicht nur den kommunikativen Austausch zwischen Patient und Arzt, sondern sie ist auch ein Managementins-trument für den Patienten. Sie stellt weiter eine tragende Rolle im Kontext der Gesundheitsbildung dar. All die genannten Sichtweisen basieren auf den Säulen ,,Praxisbezug”, ,,Handlungsrelevanz” und ,,Verhaltensänderung”. Die genannten Säulen sind auch die Garanten der primären Prävention. Daraus resultiert, dass die App keine statische Anwendung ist, sondern ein interaktives Vorsorge-, Präventions- und Kommunikationsinstrument.

Anwendungen in diesem Segment sind vor allem informationslogistische Anwendungen, die Konnektoren zu mobilen Endgeräten zur Verfügung stellen bzw. autonom auf mobilen Endgeräten betrieben werden. Solche Systeme stellen Verbindungen zu Server- bzw. Cloud-Systemen her und ermöglichen so die Kommunikation zwischen diesen. eHealth ist folglich eine Informationstechnologie, die zusammen mit informationslogistischen Systemen behilflich ist, Gesundheitsdienstleistungen und Patienten zu vernetzen. So eine Gesundheitsdienstleistung ist die pharmazeutische Betreuung, wie sie mit dem bundeseinheitlichen Medikationsplan in § 31a SGBV festgeschrieben ist. Diese ist weder auf einzelne Aufgabengebiete beschränkt, noch fokussiert sie spezielle Patientengruppen. Sie ist für alle, die eine Arzneimitteltherapie in Anspruch nehmen müssen, ein essentieller Dienst, der ihnen mit CSPMEDI-Plan zur Verfügung gestellt wird.

Die Anzeige des bundeseinheitlichen Medikationsplanes ist das zentrale Element und gleichzeitig die gemeinsame Oberfläche der App. Auf dieser Oberfläche werden zusätzliche Dienste und Funktionen zusammengeführt, die direkt mit der Medikation des Patienten zusammenhängen. Neben der Bioverträglichkeitsprüfung auf Basis der Priscus- und Fortaliste gehören ein Medikations-, Blutdruck-, Schmerz- und Blutzuckertagebuch zu diesen Diensten. Die Tagebücher verfügen über einen Schnell-eingabemodus, der von der Oberfläche des Medikationsplanes aus zugänglich ist. Über die Patientennavigation sind die Detailansichten von diesen verfügbar. Die App kann noch mehr! Mit den in die App integrierten Time-Cop-Funktionen, wird nicht nur der Patient selbst in Bezug auf seine Medikation unterstützt, sondern sie aktiviert auch das soziale Supportsystem des Patienten.

Die App ist ein Instrument, das mit einer verständlichen und interpretierbaren Informationslogistik dem Patienten hilft, mit den vielfältigen Gesundheitsinformationen im Netz und in den sozialen Medien umzugehen. Diese Unterstützung (Informationslogistik) leistet der Digitale Begleiter.

Fazit

Beim Digitalen Begleiter in CSPMEDI-Plan handelt es sich um ein personalisiertes und auf die jeweilige Situation reagierendes System. Der Patient erhält durch ihn ein hohes Maß an Freiheit und Unabhängigkeit in Bezug auf seine Medikation und den dazugehörigen Informationen. Die Verfügbarkeit des Medikationsplans auf dem Tablet bzw. Smartphone ermöglicht eine hautnahe Informations- und Diensteversorgung und deckt somit das erkrankungsspezifische und kommunikative Bedarfsspektrum des Patienten ab. Der in der App integrierte Digitale Begleiter leistet somit einen risikoadäquaten Beitrag zur kommunikativen Basis der am Medikationsprozess Beteiligten. Er unterstützt den Patienten beim Management seines eigenen Medikationsprozesses und schließt die bisherigen Lücken in der pharmazeutischen Betreuung.


Vorgaben & Besonderheiten

Vorgaben:
Durch dieses Projekt soll die Sicherheit der Arzneimitteltherapie bei den Patienten, die lt. § 31a SGB V einen Anspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan haben, gefördert und und auf mobilen Endgeräten zur Verfügung gestellt werden. Neben der gesundheitlich und körperlich orientierten Anwendung findet der dahinter stehende Grundgedanke seine Umsetzung in der Betrachtung von Routinen und ihrer Auseinandersetzung in der alltäglichen Praxis.

Besonderheiten:
Eine hervorzuhebende Besonderheit sind die in der App integrierten Tagebücher.


Projektpartner

AKI RP/Eifel

Werner Povoden
Vorsitzender AKI RP/Eifel,
Wirtschafts- & Fachinformator,
MBA eLearning & Wissensmanagement
AKI RP/Eifel
Adolf-Meier-Str. 68
D-32758 Detmold
info@cspcampus.de
www.aki.cspcampus.de

visionera GmbH

Arno Becker
Geschäftsführer

visionera GmbH
Thomas-Mann-Str. 49a
D-53111 Bonn

www.visionera.de
Dr. med. Sabine Povoden

Dr. med. Sabine Povoden
Chefärztin Klinik für Orthopädie  und Unfallchirurgie, HELIOS Klinikum Gifhorn
Dr. med. Sabine Povoden
Adolf-Meier-Str. 68
D-32758 Detmold
info@cspcampus.de
www.helios-kliniken.de/klinik/gifhorn


visionera GmbH

Marcus Pant
Geschäftsführer

visionera GmbH
Thomas-Mann-Str. 49a
D-53111 Bonn

www.visionera.de